Ab und zu gibt es sie:
Diese besonderen Anlässe, die einen lange gehegten (und irgendwie unrealistisch erscheinenden) Traum wahr werden lassen.
Im März 1998 ergab es sich, daß ein sich dem Ruhestand nähernder Entscheidungsträger des früheren Bw Grunewald meinem Verein anbot, aus dem dortigen Fundus nicht mehr benötigte Werk- und Halbzeuge zu bergen. Und so ging es mit Miet-LKW und Anhänger in die Cordesstraße, um diesen mythischen Ort "Grunewald" aufzusuchen...
(01) Kurzer Fotohalt am erst wenige Wochen zuvor wiedereröffneten
S-Bahnhof Eichkamp.
(02) Der Reko-Stadtbahner fährt nach "Potsdam Stadt", die Umbenennung in "Potsdam Hauptbahnhof" wird zum 1. September 1999 erfolgen.
(03) Belatztes Wellblech im hochwertigen Fernverkehr.
Zur besseren Lokalisierung:
Gleisplan (1967), der farblich markierte Lokschuppen wirkt im Vergleich zur 1975 abgebrannten Wagenhalle des Raw eher unscheinbar.
Aktuelles Luftbild.
Der Rechteckschuppen des Bw Grunewald wurde 1927-29 an der Stelle der früheren Rundschuppen II und III errichtet. Mit innenliegender Schiebebühne versehen, verfügte er über 25 Lokstände. Die Zufahrt zur Schiebebühne erfolgte seitlich (am Vorsprung der Seitenwand gut erkennbar). Aus dem Luftbild wird auch die Lage der erhalten gebliebenen verlängeten Stände des früheren Rundschuppens I (links daneben) deutlich, dazwischen befand sich das Verwaltungsgebäude.
Im Jahre 1986 wurde das Bw Grunewald als Dienststelle aufgelöst und zusammen mit dem Raw Tempelhof zur "Unterhaltungsstelle für Maschinentechnik (UfM)", die dort unterhaltenen Maschinen buchmäßig zum Bw Ostbahnhof (ab 1987 "Hauptbahnhof") abgegeben.
Grunewald wurde 1993 als Einsatzstelle dem Bw Wustermark zugeordnet, bereits im Jahr davor erfolgten erste Umbauten für neue Aufgaben:
Als im Frühjahr 1994 die Berliner Stadtbahn für umfassende Sanierungsarbeiten gesperrt werden mußte, waren die am Bahnhof Zoo endenden Fernzüge nebst Lokomotiven in Grunewald unterzubringen und zu warten. Für die behelfsmäßige Wartung des ICE mußte die Schiebebühnengrube verkürzt, die Zufahrt umgestaltet und ein langes Schuppengleis aufgeständert werden.
Als am 24. Mai 1998 die Stadtbahn wiedereröffnet und das neue ICE-Werk Rummelsburg seinen Betrieb aufnahm, endete dieses Zwischenhoch wieder.
(04) Blick auf die Schiebebühne, an der hinteren Schuppenwand (Fensterreihe) liegt das ICE-Gleis, das Rolltor in Bildmitte kennzeichnet die ursprüngliche Bühnenzufahrt.
(05) Etwas Betrieb ist noch. Wir sehen 346 540-8 (Bh Seddin bis 30.11.1999, + 30.03.2000, zerlegt 01.2002 IMM Rockensußra).
(06) Schwenk nach rechts: 202 520-3 (ursprünglich 112 520-2) war bis 20.03.1998 in Pankow beheimatet und kam anschließend nach Cottbus, wo sie am 18.12.2000 z-gestellt und am 15.01.2001 ausgemustert wurde. Sie lebt weiter bei Uwe Adam als ADAM 9 "Sebastian".
(07) Blick über die Schiebebühne.
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(10) Wir stehen jetzt mit dem Rücken zum durchgehenden ICE-Gleis. Der quer durch die Bühnengrube laufende Betonsockel verdeutlicht das 1994 verkürzte Bühnenfeld.
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(13) 216 170-1 war vom 01.06.1980 bis 27.05.2000 beim Bw/Bh Braunschweig stationiert, 2003 wird sie im Magdeburger Hafen ihr Leben aushauchen.
(12) Auf dem ICE-Wartungsgleis rührt sich etwas.
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(14) Knapp drei Monate später, am 3. Juni 1998 sollten in Eschede Ereignisse stattfinden, die die ganze Republik über Radreifen diskutieren lassen würde...
(15) Achssenke
(16) Im Vergleich zum ursprünglichen Boden des Schiebebühnenfelds mußte der Boden des ICE-Gleises noch tiefer gelegt werden.
(17) Der ICE verläßt den Wartungsstand in Richtung Charlottenburg. Wir folgen ihm.
(18) Blick auf das wieder leere ICE-Wartungsgleis.
(19) Vor der nördlichen Hallenwand.
(20) Schwenk zurück auf den Lokschuppen: Der linksseitige Vorsprung für die ursprüngliche Schuppenzufahrt (Bühnengleis) wird deutlich, das Verwaltungsgebäude rechts diente als Bildhintergrund vieler klassischer Lokportraits der "alten" Reichsbahn, z.B. mit der prachtvollen 17 1092 (Bauform 1911: die schönste!) von 1931. Gerade aus jener Aufnahme ist gut zu erkennen, daß die jetzige Zufahrt (ICE-Gleis, mit Vorbau) erst später geöffnet wurde.
(21) In der Abstellgruppe nebenan ist Betrieb: Die Pankowerin 344 987-3 (später in Seddin beheimatet, + 16.08.2001) schubst Wagen umher, deren Konzept einfach zu gut und zu erfolgreich für die Verantwortlichen bei der DB war...
(22) Kontraste einer Übergangsphase vor dem früheren Kulturhaus des Bw Grunewald. Ernst Thälmann wird Ende 2011 entsorgt werden: [
www.drehscheibe-foren.de]
(22) Die riecht sogar noch neu: 101 071-9 wurde am 03.03.1998 in Hamburg abgenommen.
(23)
Und jetzt mit Patina:
101 071-9 mit IC 1936 nach Köln bei der Einfahrt in Recklinghausen 10.4.2012; Aufnahme: Christian Schürmann, Bildlink gemopst bei bahnbilder.de
Zusätzliche Angaben und Daten wurden revisionsdatenbank.de sowie
Reimer/Winkler: "Berliner Bahnbetriebswerke" entnommen.
Danke fürs Mitkommen!
Gruß,
Markus.