Liebe HiFo-Freunde,
wie bei meiner Vorstellung [
www.drehscheibe-foren.de] angekündigt, handelt mein erster themenbezogener Beitrag vom Sommerurlaub 1963 in Fulpmes im Stubaital. Ich habe diesen Beitrag der geplanten Oldenburg-Serie zeitlich vorgezogen, weil nur in diesem Jahr der 50-Jahres-Abstand passt.
Familie Groß fuhr vorzugsweise mit Touropa-Reisen in den Urlaub, so auch nach Fulpmes. Der erste Scan zeigt den Fahrplan des Touropa-Express-Zuges von Hamburg/Dortmund nach Tirol bzw. zurück für den Sommer 1963.
Obwohl die Sonderzug-Fahrkarten ab Bremen ausgestellt waren, hatte der Touropa-Zug weder bei der Hin- noch bei der Rückfahrt einen Bremer Flügel. Dies wird sowohl vom Fahrplan belegt, als auch vom Zangenabdruck mit der Zugnummer des Zubringerzuges E 588 auf der Sonderzugfahrkarte. Diesen Zug benutzten wir von Bad Zwischenahn bis Hannover. Zwischen Leer und Bremen zog eine Oldenburger 23er den Zug; an der Weser wurde auf eine Bremer 03 umgespannt; irgendwie hat sich bei mir die Nummer 03 294 eingeprägt – aber nach 50 Jahren kann die Erinnerung trügen.
Noch eine Bemerkung zu den Anschlussfahrkarten: der Preis für die Rückfahrt Bremen – Bad Zwischenahn war mit 2,10 DM für drei Personen schon 1963 konkurrenzlos günstig, auch, wenn man 50 % Anschlussermäßigung berücksichtigt – immerhin waren bei der Hinfahrt DM 7,80 fällig! Der Grund: am Fahrkartenschalter in Hannover war ein Zahlendreher bei der Streckenlänge produziert worden: 16 statt 61 km!
Der Touropa-Express aus Hamburg kam mit einer Altbaukessel-01 in Hannover an und wurde da umgespannt auf – E 41! Wie den Fahrmotoren der E 41 schwere Reisebüro-Sonderzüge auf der steigungsreichen Nord-Süd-Strecke bekommen sind, wird man vielleicht aus alten Betriebsbüchern feststellen können. Über die Bespannung am nächsten Morgen habe ich keine Erinnerung mehr.
Während einer Wanderung im Urlaub kamen mein Vater und ich beim Bahnhof Unterberg an der Brennerbahn vorbei. Ich hatte darauf bestanden, da solange zu warten, bis der nächste Zug auftauchen würde, und dass mein Vater von dem ein Foto macht (zu dem Zeitpunkt überließ er mir seine Voigtländer Bessa I noch nicht). Das Ergebnis seht Ihr als Bild 1: ÖBB 1020 38 (noch mit 3 Frontfenstern) vor einem Reisezug. Bemerkenswert finde ich auch den Signalstandort links und den Brezel-Käfer rechts. Fragt mich bitte nicht, wer der Bubi links im Bild ist!
Bild 1
Ich musste ziemlich lange quengeln, bis mein Vater ein Foto von der Stubaitalbahn geschossen hat, aber: das eine Bild (Nr. 2) aus immerhin drei Wochen kann sich nach meinem Empfinden durchaus sehen lassen. Es zeigt einen Zug bei Telfes auf der Fahrt nach Innsbruck vor mächtiger Gebirgskulisse.
Bild 2
Die Stubaitalbahn ist oder besser war insofern eine Besonderheit, als dass sie 1904 direkt als
elektrische Bahn in Betrieb gegangen war, und zwar als Wechselstrombahn mit hoher Frequenz (42,5 bzw. später 50 Hz), s. [
www.stubaitalbahn.at]. Dauerhafte Probleme mit den Fahrmotoren haben letzteres als Fehlentscheidung entlarvt. Bei den folgenden Elektrifizierungen wurden tiefere Frequenzen verwendet; bekanntlich hat sich in Mittel- und Nordeuropa letztlich die Frequenz 16 2/3 Hz durchgesetzt, mit der sich Kommutatormotoren hoher Leistung ohne permanente Funkenbildung betreiben ließen. Die Fehlentscheidung wurde bei der Stubaitalbahn erst 1983 korrigiert – mit der Umstellung auf Gleichstrom. Bis dahin fuhren offenbar die Triebwagen aus dem Eröffnungsjahr! Gerne hätte ich ein Foto präsentiert, wie in Fulpmes der Bügelstromabnehmer zum Fahrtrichtungswechsel per Seilzug umgelegt wird, aber: s.o..
Irgendwann während des Fulpmes-Urlaubs war ein Familientreffen am Achensee angesagt und mein Vater – selbst kein Bahn-Fan – musste wieder Bahnfotos liefern. Das erste (Bild 3) stammt vom Innsbrucker Hauptbahnhof und zeigt erneut, dass die 1020 in jenen Jahren stark in die Reisezugförderung eingebunden waren, hier mit einem Touropa-Zug.
Bild 3
Die nächsten beiden Bilder zeigen die bekannte Zahnradbahn zum Achensee (die jüngst durch Elektrifizierungspläne und Absetzung des Geschäftsführers für Gesprächsstoff gesorgt hat); Bild 4 Lok die Nr. 2 in Jenbach und Bild 5 Lok 1 im Endbahnhof Seespitz vor dem Ebner Joch. Sie stammen, wie die ganze Bahn, aus dem Jahr 1889. Anders als heute hatten die Loks 1963 vorne und hinten noch Scheinwerfer.
Bild 4
Bild 5
Bei der Rückfahrt nach Fulpmes bot sich vom Bahnhof Jenbach ein Blick in den Zillertalbahnhof, Bild 6. Die Ex-Heeresfeldbahnlok 4 steht mit einem Personenzug zur Fahrt nach Mayrhofen bereit.
Bild 6
Zum Abschluss noch ein Bild (Nr. 7) vom Umsteigeaufenthalt in Hannover bei der Heimfahrt. Ich hatte meinen Vater bekniet, eine Aunahme von einer DB-Dampflok zu machen. Von dem Ergebnis war ich zunächst enttäuscht, einem Nachschuss auf eine 01, die sich nachträglich bei intensiven Nummernstudium als (wahrscheinlich) 01 188 des Bw Bremen offenbart. Sie fährt hier vermutlich mit dem E 587 in Hannover ein, den wir bis Bad Zwischenahn benutzen würden.
Bild 7
Inzwischen finde ich das Bild gar nicht ´mal so schlecht: das „Mit-dem-Zug-Gehen“ der wartenden Fahrgäste und der absprungbereite „dritte Mann“ auf der Lok sind irgendwie typische Bahnsteig-Begebenheiten. Außerdem: ist die Diesellok im Hintergrund nicht eine „Lollo“? Dies war übrigens die letzte Urlaubsreise, bei der wir zwischen Bremen und Hannover mit Dampf gefahren sind; im Sommer 1964 hing der Fahrdraht und (Seelzer?) E 41 hatten vor den Eilzügen das Regiment übernommen.
Bis zum nächsten Mal
Klaus
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