Liebe Freunde des Güterverkehrs!
Das Thema "Bierwagen" ist ja zuletzt hier auf reges Interesse gestoßen:
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www.drehscheibe-foren.de]
Dies nehme ich zum Anlaß, hier einmal einige Bilder aus der Geschichte unseres Bierwagens
MKB 25 zu präsentieren.
Im Laufe des Jahres 1989 (die MKB hatte im August den Status einer Anschlußbahn erworben) entstand für uns akuter Bedarf nach "mobilem Lagerraum", und wir begaben uns auf die Suche nach geeigneten Fahrzeugen. Wir erhielten die Information, daß in Selb einige Bierwagen zum Verkauf stünden...
(01) An einem prächtigen Dezembertag des Jahres 1989 machten wir uns also auf den Weg von Berlin ins Fichtelgebirge. Einen Monat zuvor waren Ereignisse eingetreten, die zu erhöhter Verkehsrdichte auf der Autobahn führen sollten.
(02) Die Mehrzahl der Reisenden an der GÜSt Hirschberg interessiert sich offenbar nicht für die "Letzte Abfahrt in der DDR". Der erfahrende Transitreisende sucht dagegen vergeblich nach der passenden Abfertigungsreihe "Transit BRD für PKW".
(03) Im Bahnhof Selb-Plößberg hatte der Modell- und Eisenbahnclub Selb-Rehau e.V. seine Bierwagen abgestellt.
"Zwischen 1987 und 1989 konnte der MuEC fünf Kühlwagen der Brauerei Mönchshof in seinen Bestand übernehmen, die ausgemustert waren und verschrottet werden sollten."
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www.muecselb.de]
(04) Der vordere Wagen stand nun zum Verkauf. Sehen wir ihn uns etwas näher an.
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(08) Anders als "normale" gedeckte Güterwagen mit Schiebetür sind Bierwagen i.d.R. mit zweiflügligen Schwenktüren ausgestattet, die besser isoliert werden können. Der schräge Hebel unten rechts dient zur Verriegelung, durch eine schwenkbare Lasche kann das kostbare Ladegut mittels Vorhängeschloß gesichert werden. Der senkrechte Hebel (im unteren Bogen des "s" von "Mönchshof") erlaubt das Öffnen durch Abdrücken der rechten Türhälfte.
(09) Die Tür ist - wie der gesamte Wagenkasten - zweischalig mit dazwischenliegender Dämmschicht aufgebaut. Ein Filzstreifen isoliert den Türspalt.
(10) Das Untergestell ist vollständig geschweißt.
(11) Offenbar ist der Wagen erst im September 1989 nach Selb gekommen.
(12) Nur als Fragment ist das Fabrikschild vorhanden. Als Baujahr wurde 1948 ermittelt.
(13) Obwohl nicht zum Verkauf stehend, haben wir uns diesen interessanten Wagen auch einmal angeguckt.
(14) Die Luken in den Endfeldern (zur Beschickung mit Wassereis) verraten es: Hierbei handelt es sich um den Universalkühlwagen der Gattung Gkhs Berlin/Tn(meh)s 31/Ibcos 363. Von dieser Bauart wurden von 1936 bis 1944 (in mehreren Stufen der kriegsbedingten "Entfeinerung") insgesamt 1900 Fahrzeuge gebaut, von denen 900 Stück von der DB übernommen wurden. Die allseits bekannten "Seefische"-Kühlwagen (Tnf 32) hatten wegen der Trockeineiskühlung dagegen keine Eisladeluken (Quelle: "Carstens", Bd. 2).
(15) Ursprünglich waren die Stirnseiten mittels kreuzweiser Diagonalzugbänder versteift. Bei diesem Wagen fielen sie offenbar (in einer weiteren "Entfeinerungsstufe"?) weg.
(16) Die für den Biertransport nicht mehr nötigen Eisladeluken sind verblecht.
(17) Der rechtsseitige Verschlußriegel verrät die späte Bauserie: In der Ursprungsausführung befand sich der Türriegel links.
(18) Vor dem Lokschuppen in Selb-Stadt fiel uns dann noch dieser zauberhafte Kesselwagen auf.
(19) Man beachte den mächtigen Ausgleichshebel zwischen den Federbolzen der ersten und zweiten Radsatzaufhängung.
(20) Mehr zu diesem Fahrzeug: [
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(21) Im Selber Lokschuppen: Bereits 1980 kam dieser Wagen in den Bestand des MuEC Selb, und 1985 durfte er an den Nürnberger Jubiläumsparaden teilnehmen:
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Der vor dem Wagen stehende Klv 12 [
www.muecselb.de] blieb leider undokumentiert.
Die MKB und der MuEC Selb wurden sich schnell handelseinig, und so konnte der Wagen noch im Januar 1990 auf eigener Achse (dank Rollenlagern weiterhin mit 80 km/h lauffähig) nach Berlin verbracht werden.
(22) Angekommen in Berlin-Lichterfelde West.
(23) Die Schiebewandwagen im Hintergrund dienen dem gerade erst neu gewonnenen Anschließer der Goerzbahn, nämlich dem FORD-Werk. Die feierliche Betriebsaufnahme am 1. Dezember 1989 hatte ich hier bereits dokumentiert: [
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(24) 106 252-0 erledigt die Anschlußbedienung und bringt den Wagen in unsere vertraglich vereinbarte Wagenübergabestelle.
(25) Jahre später: Die marode Holzverschalung wird ersetzt. Eine Wagenhälfte muß während der Sanierung weiter als Lagerraum dienen.
Ein Sponsor für eine schmucke Werbebeschriftung wird übrigens weiterhin gesucht...
Prosit!
Gruß,
Markus.