Hier jetzt eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage meines Beitrag vom 03. September 2005.
Die Schmalspurloks der DB-Baureihe V52/252
Das folgende kleine Baureihenportrait befasst sich mit einer Diesellokbaureihe, die ich selber nicht mehr aktiv erlebt habe und somit auch nicht mit eigenen Aufnahmen dienen kann. Anfang der achtziger Jahre konnte ich mal ein Dia erwerben, welches aber schon die abgestellten Maschinen in ihrem Heimat-Bw zeigt. Ulrich Budde und Klaus Rothenhöfer waren daher so nett, aus ihrem großartigen Fundus einige Aufnahmen beizusteuern, wofür ich mich bei ihnen an dieser Stelle bedanken möchte! Nun, denn:
Obwohl die DB das Thema Schmalspurdiesellok Mitte der fünfziger Jahre eigentlich schon als beendet angesehen hatte, folgte in der Verkehrspolitik des Landes Baden-Württemberg zu Beginn der sechziger Jahre ein Umdenken. Während die DB ob ihrer Kassenlage weitere Investitionen in die Schmalspurbahnen ablehnte, machte sich das Land für den Erhalt derselben stark und forderte eine Modernisierung dieser Bahnen. Dazu stellte man der DB zweckgebundene Mittel für die Beschaffung neuer Fahrzeuge bereit. Neben fünf Lokomotiven waren auch Neubau-Reisezugwagen darunter. Für die drei 750mm-Bahnen, die noch ausnahmslos mit Dampf betrieben wurden, beschaffte man drei Lokomotiven der Reihe V 51 (251), für die 1000mm-Strecke von Mosbach nach Mudau zwei Loks der Baureihe V 52 (252). Bis auf die Spurweite waren die Maschinen weitestgehenst identisch, die kleine Differenz bei der LüK (V 51: 9810 mm, V 52: 9780 mm) ergibt sich aus den unterschiedlichen Kupplungbauarten der Bahnen. Da die Loks die Fahrzeugumgrenzung nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung Schmalspurbahnen (BOS), Anlage E, im Bereich des Führerhauses geringfügig überschritten, war für die Loks, ebenso wie für die V 51, eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.
1959 hatte die Firma MaK ein Exemplar der von ihr entwickelten Type "400 BB" an ein Industrieunternehmen geliefert. Dieser Typ schien für die genannten Strecken ebenfalls geeignet zu sein. Da jedoch die baden-württembergischen Landesmittel an eine Beschaffung im eigenen "Ländle" gebunden waren, fertige Gmeinder in Mosbach die Loks als Linzenzbau.
Die Loks besaßen jeweils zwei 8-Zylinder-Reihenmotoren der Motorenwerke Mannheim vom yp MWM TRHS 518 A mit je 270 PS (zusammen also 540 PS), welche nebeneinander im langen Vorbau der Loks eingebaut waren. Das Sammel- und Wendegetriebe befand sich unter dem Führerhaus zwischen den Drehgestellen, im kurzem Vorbau waren das Hilfsaggregat, die Luftbehälter, die Batterien, sowie der 1710 Liter fassende Kraftstoffbehälter untergebracht. Der Hilfsdiesel mit angeflanschtem Generator für die Versorgung der Warmluftheizgeräte in den Reisezugwagen vom Typ MWM AKD 412 Z leistete 22 PS. Die Höchstgeschwindigkeit der Loks betrug 40 km/h.
Die beiden Lokomotiven wurden im Jahre 1964 als V 52 901 (Gmeinder 1964/5325) und V 52 902 (Gmeinder 1964/5326) an die DB übergeben und kamen fortan auf der steigungsreichen 1000 mm-Strecke zwischen Mosbach und Mudau zum Einsatz, wo sie vier Dampflokomotiven ersetzten. Aber nach nur neun Jahren war auch ihre Zeit bei der DB abgelaufen. Nach der dann letztendlich doch erfolgten Betriebseinstellung auf Mosbach-Mudau am 03. Juni 1973 gingen 252 901 und 902, wie die Loks seit 1968 EDV-gerecht hießen, an den Hersteller zurück, welcher sie auf Normalspur umbaute und an die Albtalbahn (252 901/V 62 AVG) und an die Kaiserstuhlbahn der SWEG (252 902/V 46.01 SWEG) verkaufte. Nach 1984 und 1985 gelangten sie über die NEWAG an verschiedene italienische Gleisbaufirmen. 252 901 wurde im Jahre 2003 in Italien vermutlich zerlegt. 252 902 wurde 1986 nach Spanien weiterverkauft und war dort mit verschiedenen Drehgestellen auf unterschiedlichen Spurweiten einsetzbar.
Bild 01: Hier zunächst eine Kurzbeschreibung der Baureihen 251/252 vom BZA München (Smlg. Ulrich Budde):
Bild 02: Zwei Wochen vor Stillegung der Schmalspurstrecke Mosbach - Mudau, am 19. Mai 1973, fotografierte Klaus Rothenhöfer die 252 901 zunächst im Bf Mudau,...
Bild 03:
Bild 04: ...und auch auf dem Bahnhofsvorplatz von Mosbach:
Bild 05: Am 06. Juli 1968 fotografierte Ulrich Budde die 252 902 im Bf Mosbach:
Bild 06:
Bild 07: Ebenfalls von Ulrich Budde stammt diese Aufnahme der 252 902 am 28. August 1972 im Bf Mudau. Hier besitzt die
Lok bereits einen weiteren "echten" Scheinwerfer, da desöfteren Bäume und Äste ins Lichtraumprofil der Strecke ragten:
Bild 08: Das folgende Foto stammt aus meiner Sammlung und zeigt die beiden Loks, ziemlich genau ein Vierteljahr nach Betriebseinstellung auf der Strecke Mosbach -
Mudau, am 08. September 1973, abgestellt im Bw Heidelberg. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, gab es hier speziell für diese beiden Loks ein Dreischienengleis:
Mit einer Einsatzzeit von gerade mal neun Jahren bei der DB, war ihre Existenz sicherlich nur eine Episode. Ihre Schwesterbaureihe V 51 (251) erlangte ja durch ihren Einsatz auf der letzten DB-Schmalspurbahn auf dem Festland, Warthausen-Ochsenhausen, bis Mitte der achtziger Jahre noch einige Berühmtheit. Und so habe ich dieses kleine Portrait verfasst, damit auch die beiden V 52 (252) nicht in Vergessenheit geraten.
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:11:10:18:09:54.