Nachdem ein genauerer Blick ins Fotoarchiv für Aufnahmen nördlich von Husum, die auch ein gewisses Alter haben, nur sehr fragmentarische Ergebnisse gebracht hat – zumindest von den einigermaßen vorzeigbaren Aufnahmen -, was mich erst bewogen hatte, diesen letzten Teil nicht mehr aufzulegen, will ich es angesichts der aktuellen Ereignisse mit dem Güterzug-Umleiterverkehr doch zu Ende bringen, da ich aus der Zeit der Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Verkehrs ein paar Vergleichsfotos zeigen kann. Aber der Reihe nach.
Anders als angenommen, gibt es doch noch ein Foto unterm alten Husumer Bahnsteigdach im Bestand. Als wir uns im Sommer 1997 wegen der DB-Dampffahrten per SW-Ticket auf den Weg von Tönning über Husum und Kiel nach Plön machten, wo 50 3688 angekündigt war, begegnete uns in Husum gerade die „Sylter Welle“, die mit zwei 218er nach Westerland unterwegs war.
Wenige Meter weiter wird die Husumer Au von der Bahn per Klappbrücke überquert, Grund genug, die vorübergehende 210 456 mit dem IC 878 dort aufzunehmen.
Einige Jahre später gelang es, eine Umgehungsstraße teilweise über das alte Werftgelände zu führen und den malerischen Bereich am Husumer Innenhafen auch von dem südwärts verlaufenden Verkehr zu befreien. Seitdem gibt es hier zwei Klappbrücken nebeneinander, wo 218 362 mit dem IC 2072 nach Niebüll zum nächsten Halt weitereilt (28.04.10).
Nun kommt lange Zeit erst einmal nichts. Auf der schon einmal erwähnten 1980er Fahrradtour, die von Glückstadt aus entlang der Westküste bis nach Niebüll und dann auf der östlichen Seite wieder zurück bis Ratzeburg, sind nicht ganz so viele Aufnahmen entstanden, da auf der Etappe von Friedrichstadt nach Niebüll das Wetter auch ziemlich fies wurde. So gibt es nur ein Beleg-Foto von 218 191 und D 670 an einem Bahnübergang bei Lindholm. Wenn ich mir den Zug richtig ansehe, scheint man einem nach Westerland als D-Zug verlängerten Intercity noch drei Kurswagen vornedran gesetzt zu haben, da u.a. ein BDms dabei ist:
Danach erlebten wir noch ein Beispiel echter nordfriesischer Hilfsbereitschaft, als uns im dicken Regen ungefragt ein Herr mit einer Mercedes-T-Limousine aufsammelte, zu Hause eine Tasse warme Milch verabreichte und uns dann noch zur Jugendherberge Deezbüll brachte. So etwas vergisst man nicht.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter dann wieder etwas beruhigt, es regnete jedenfalls nicht mehr. Jetzt sollte es über Land Richtung Leck und Schleswig gehen. Als wir am Bahnhof Niebüll die Schranke passieren wollten, rangierte gerade die NVAG mit beiden Triebwagen, da offenbar gerade großer Kurswagentausch angesagt war. Zuerst T2 am 8.7.1980:
Und direkt danach setzte T3 von einem Schnellzug ab, dem er hinten seine Wagen von Dagebüll beigestellt hatte:
Auf Fotos von DB-Loks in Niebüll zu jener Zeit war so richtig kein Segen drauf, darum lasse ich es lieber.
Zur NVAG gehört natürlich die Molenszene in Dagebüll. Dort könnte man tagelang fotografieren, ohne dass es langweilig wird.
1983 haben wir dort eine Woche gezeltet, um auch die Inseln besuchen zu können. Was ich bis heute nicht vergessen habe, war eine Marienkäferplage „biblischen“ Ausmaßes. Das ist ein großes Wort, aber wären es stattdessen Heuschrecken gewesen, hätte man es damals ohne Übertreibung verwenden dürfen ;-). Sie kamen durch jede Lücke ins Zelt, und beim Radfahren: Na ja, Schotten dicht sag ich nur. Umstellung auf Nasenatmung.
Aber eigentlich geht es ja um Eisenbahnen. Ein ungewohnter Anblick ist ein schon einmal gezeigtes Foto vom Fährschiff „Uthlande“ auf die Mole, mit dem wir nachher eine Stunde im Watt festsaßen. Nipptide, ablandiger Wind, ich erwähnte es im damaligen Beitrag schon.
Danach kam lange Jahre nichts. Die zweite 80er-Hälfte war eisenbahnmäßig und urlaubsmäßig aus verschiedenen Gründen Dürrezeit. 1994 fand dann der erste komplette Familienurlaub an der Küste mit „tutti bambini“ statt. Es war ein brüllendheißer Sommer, der dort oben so gerade noch erträglich war. Seitdem weiß ich übrigens, dass ein Reetdachhaus sich selbst zehnmal besser klimatisiert als jede technische Anlage.
Ach ja, Dagebüll, beim Thema bleiben: am 14.7.94 bot sich u.a. dieses Bild, auf dem das Fährschiff nach Föhr gerade ausläuft und auf der Schiene der T3 seine Wagen einsammelt. Er hatte erst um seine Bm-Wagen herum umgesetzt, wobei immer höchste Aufmerksamkeit am Deichgatt geboten war, da hier auch alle Autos und Fußgänger direkt nebenan mit hindurch mussten, und die die Gs- oder Gbs-Wagen aufgenommen, in denen das auf der Insel aufgegebene Gepäck mitgenommen wurde. Kurz darauf ging es dann weiter nach Niebüll.
Ein Jahr später durften wir dann die VL2 kennenlernen, die die NVAG für sich hat maßschneidern lassen. Ihr Vorteil war die elektrische Beheizung der Wagen, was mit den alten Triebwagen damals natürlich nicht möglich war. Gleichzeitig hatte die Bahn für den Binnenverkehr drei LS-Wagen zu einem Wendezug umbauen lassen, damit die Ablösung der beiden schon älteren Triebwagen erfolgen konnte.
Hier sehen wir eine enge Situation auf dem Bahnhofsvorplatz in Niebüll, wo die Dagebüller Wagen gerade per Sägefahrt auf den NVAG-Teil übergehen. Der kleine dänische Polo wartet schön vorsichtig. Dies war im April 1995.
Jetzt folgen nur noch vier Fotos, da mir die späten 90er, wo ich erst in größerem Umfang dort fotografiert habe, grundsätzlich doch ein wenig zu jung sind.
Drei dieser Fotos gelten der Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs nach Tondern, der ja lange still gelegen hatte. Und das war im Jahr 2001, dem mutmaßlich ersten (oder zweiten?) Jahr des Saisonbetriebs zwischen Niebüll und Tondern, als die DSB ihre Baureihe MRD, die aus der BR 628.0 abgeleitet war, zum Einsatz brachte. Wir postierten uns in Bosbüll und ließen MRD 4099/4299 zweimal an uns vorüber ziehen.
Danach fuhren wir weiter nach Tondern, wo wir erst einmal den Bahnhof suchten. Er liegt etwas am Stadtrand, bot aber eine kostenlose Parkmöglichkeit für das Auto. Dänisches Geld für Kronengräber hatten wir nicht, so passte es ganz gut. Als wir dann die Bahnhofstraße, will sagen den/die Jernbanegade, ein Stück hinauf gingen, tat sich erst der Anblick eines Bws auf. Und als wir direkt dort waren, sahen wir plötzlich ein Rudel Rundnasen:
Offensichtlich restaurierte und betriebsfähige MY-Lokomotiven, die dort abgestellt waren. Nebenan stand noch weiteres Rollmaterial der DSB, auch weitere MY-Loks. Das war es schon Wert gewesen, dem familiären Gruppendruck von sofortigem Stadtgang Stand gehalten und diesen Abstecher gemacht zu haben.
So, und ganz zum Schluss, zeitlich allerdings deutlich diesseits der Zehn-Jahres-Grenze, folgt noch ein Foto des WEG/NOB-VT 411, der einige Zeit regulär und ganzjährig auf dieser Strecke pendelte, bis der Betrieb dann an Arriva ging, die mit den sehr vertrauten LINT nun das Geschäft verrichtet.
Hier sind wir den VT 411 nahe der Landesgrenze bei Ubjerg nahe dem BÜ Ubjergvej, wo vom früheren zweiten Gleis aus diese Aufnahme im September 2007 entstand. Ein wenig weiter steht bereits das Einfahrsignal von Tondern.
Hier hätte ich in den letzten zwei Wochen gern mal vorbeigeschaut und dem Reigen verschiedenster Baureihen, die ich hier schon gesehen habe, noch eine weitere hinzugefügt.
Ich war schon beim Unfall südlich Elmshorn vor ein paar Jahren etwas erschrocken, wie fragil die Bahnverbindung nach Skandinavien ist, seit über Gedser und Rödby kein Güterverkehr mehr abgewickelt werden kann. Gut, dass hier wenigstens eine bedingte Alternativroute besteht, auch wenn es trotzdem noch eine Menge betrieblicher Zwangspunkte gibt.
In diesem Sinne, mehr Fotos aus der Region gibt es erst in 10 + x Jahren.
Viele Grüße
Frank
Vorangegangen war diese drei Teile:
24.11.12: In Dithmarschen – Szenen mit Eisenbahnen (7 Fotos) [
www.drehscheibe-foren.de]
26.11.12: St. Peter-Ording – ein Deich mit vier Eisenbahnen (und 5 Fotos) [
www.drehscheibe-foren.de]
30.11.12: Zwischen Friedrichstadt und Husum – die Bahn in der Marsch (13 Fotos) [
www.drehscheibe-foren.de]
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:12:19:19:28:28.