RB85 schrieb:
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> Dann heißt es mal wieder, das der Heizer den
> Bläser einschaltet, und dann entweder im
> Zusammenhang mit Rohre ausblasen oder das Feuer
> anzufachen.
Der Bläser dient zur Feueranfachung: Weil im Stillstand der Dampf aus den Zylindern fehlt, der die Luft durch den Rost zieht und somit das Feuer anfacht, hat man eine Zusatzeinrichtung am Dampfausströmrohr in der Rauchkammer, mit der Frischdampf in den Kamin geblasen wird und einen gewissen Zug erzeugt.
Auf diesem Bild siehst du in eine Rauchkammer eines (kubanischen) Kessels, dessen Rohre ausgebaut sind:
Unten in der Mitte siehst du das Blasrohr durch das der Abdampf in den Kamin strömt und die Rauchgase mitreisst. Der Hilfsbläser ist, entweder im Blasrohrkopf integriert, indem eine ringförmige Kammer gebildet wird, mit kleinen Löchern in Richtung Schornstein, oder es kann auch ein ringförmig gebogenes Rohr sein, wie hier (Es fehlt aber). Der Leitungsstummel rechts würde zum Hilfsblässer führen.
Dient einerseits zum Feueranfachen, vor allem vor der Abfahrt, damit das Feuer schon auf Vollglut ist und die Dampferzeugung mit der Abfahrt auch sofort einsetzt, andererseits aber auch zum verhüten, dass Rauchgase aus dem Feuerloch schlagen.
Auf diesem Bild habe ich es einmal provoziert:
Ich habe aber auch Kugelwolken erlebt, die sich schlagartig entzündeten und in einen Feuerball von 1 m Durchmesser aufgingen.
Es kann nämlich vorkommen, dass Rauchgase in den Führerstand schlagen und sie sich ausserhalb der Feuerbüchse schlagartig entzünden! Mit dem Bläser verhimderst du sowas zuverlässig. Auch kann der Bläser, im Stillstand massvoll benützt, zur Rauchverminderung gebraucht werden, indem er bei teilweise offerner Feuertür zusätzlich Luft ins Feuer bringt und die Verbrennung fördert.
> Wann wie und warum wird der Wasserstand
> ausgeblasen? Um den Wassertank im Anhänger
> leerzubekommen?
Der Wasserstand, die beiden Glasohre im Führerstand, die dir den Wasserstand unmittelbar anzeigen, sind nur mit kleinen Bohrungen und einem dazwischen geschalteten Rückschlagventil mit dem Kessel verbunden. Das Ganze ist relativ anfällig auf Vertopfung durch Kalk.
Darum kann das Glasrohr selber und jeder Kanal zum Kessel unter und über dem Glasrohr separat abgesperrtt und durchgespühlt werden. Dazu ist am untern Ende ein Hahn, von dem ein Rohr unter dem Führerstandsboden ins Freie führt.
Auf dem Bild siehst du den goldenen Wasserstand im Vordergrund links, die 2 Absperrhähne mit den roten Griffen oben und unten, Leider nicht mehr ganz im Bild und unten würde der Ablass- oder Durchspühlhahn sein. Beim hinteren Wasserstand siehst du den roten Hahngriff etwa auf der Höhe der Hosentaschen des Führers.
Aif dem oberen Bild siehst du auch den unteren Tel eies andern Wasserstandes. Der rote Hahn ist der Absperrhahn und der schwarze mit dem runden Griff unmittelbar über der Flamme ist der Durchspühlhahn.
> Und noch zwei eher organisatorische Fragen zum
> Thema Dampflok:
> Um den Heizer beim schippen zu unterstützen und um
> die Hitze im Ofen zu belassen, haben die
> Triebfahrzeugführer die Feuerlochklappe auf und
> wieder zu gemacht. Das im richtigen Rhytmus zum
> Heizer. So sieht man es in Filmen, z.B.
> Der TF muss sich also auf den Schippenrhytmus des
> Heizers konzentrieren, sonst knallt die Schaufel
> Kohle vor die Tür. Somit ist der TF von der
> Strecke teilweise abgelenkt.
> War das offiziell erlaubt? Oder eine geduldete
> interne Sache des TFz- Personals?
Das war, mindestens in der Schweiz, auch offiziell erlaubt.
Aber es hiess im Reglemnt auch klar, dass der Heizer seine Arbeit so einrichten muss, dass ihm die Signal- und Streckenbeobachtung möglich bleibt. Dies daher, weil er auch fahrdienstlich mitverantwortlkich war, wenn ein Signal überfahren wurde. Somit ist die Schipperei schon mal ziemlich eingeschränkt worden.
Zudem ist der Feuertürgriff so erreichbar, dass der Füher nicht die ganze Streckensicht verliert. Bei der Marcotty Feuertür sowieso.
Dann gab es noch einen andern Grund, warum die Feuertür zu war zwischen dem Schippen:
Mindestens bei den kleinen Loks und den starken Steigungen, bei denen ich heizte, wurden die Dinger regelrecht ausgewunden. Die Feuertemperaturen erreichten durchgehende Weissglut, bis über 1500 Grad. Wenn du nun bei den kleinen Tendermaschinen den @#$%& vor der offenen Feuertür hast, dann versengt es dich, alleine durch die Strahlung. Das machst du nur einmal!
Diese Gefahr wird gerne unterschätzt! Es kann bei unsachgemässer Kleidung zu grossflächigen Verbrennungen kommen.
Darum hat ein Heizer auch bei 30Grad im Schatten immer eine lange Hose und einen langärmligen Kittel an.
>
> Wie wurde das Pesonal für den Heizerstand
> ausgewählt?
> Wurden eher Muskelbären oder zum Beispiel gelernte
> Schlosser eingestellt? Die Heizer mussten sich ja
> auch mit vielen mechanischen Teilen auskennen.
>
In der Schweiz waren es mechanische oder elektrische Berufe und es wurde geschaut, dass sie auch als LF weiter ausgebildet werden konnten.
> Erwin
Gruss Guru
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:07:22:10:51:20.