Bei der Vorbereitung eines noch kommenden Themas ist es wieder passiert: Man scannt wegen etwas ganz anderem und sagt sich: „Hoppla, was haben wir denn da?“ So ergab sich die folgende Fotoserie.
Eine schon lange geplante Fotofahrt nach Ostwestfalen sollte verschiedenen Nebenbahnen, die zwar nicht sehr weit entfernt, aber völlig außerhalb unseres Fokus lagen, einen Besuch abstatten.
So begann unsere Fototour im Mai 1994 an der Sennebahn bei Hövelhof, wo uns der modernisierte 634 656 samt Anhang auf dem Weg von Bielefeld nach Paderborn begegnete.
Die nächste Aufnahme zeigt einen der sehr seltenen Einsätze der BR 110 ohne Fahrleitung, unterwegs mit dem IR 2554 von Erfurt nach Aachen, bei Sennelager.
Was war hier passiert? Für Schwungfahrten war der Weg nach Brackwede doch recht weit. Am anderen Ende befand sich eine Hagener 218, die wegen Ausbaus der Mitte-Deutschland-Verbindung, zu der auch der Abschnitt Hamm-Paderborn zählte, den IR über die Sennebahn zur Köln-Mindener-Eisenbahn bringen musste. In Brackwede spannte die Diesellok wieder ab, und die Fahrt nach Aachen konnte von der 110 437 fortgesetzt werden.
Die heutige Bahn möchte an dieses Projekt nicht mehr so gern erinnert werden, weil die Strecke aufwändig saniert wurde, mit einer bei 160 km/h Höchstgeschwindigkeit letztlich überflüssigen LZB ausgestattet, denn bis heute wurde kaum ein Bahnübergang ersetzt, und weil man sich vom Fernverkehr hier lieber früher als später trennen möchte.
Bis zum nächsten Interregio war jetzt etwas Zeit, die erfreulicherweise von der Teutoburger-Wald-Eisenbahn mit einem Knüppelzug nach Paderborn Nord gefüllt wurde. V132 und V131 bollerten mit ihren Schiffsdieseln kurz hinter Hövelhof an uns vorbei.
Danach wechselten wir nach Schloß Holte, um dort den nächsten Interregio abzuwarten. Der Bahnhof bot Nebenbahnromatik pur, obwohl wir inzwischen schon bei der Bahn AG sind. Bei aller Sympathie für diese Romantik zeigt er auch, dass die Strecke so keine Zukunft haben konnte. Trotzdem wird bis beute hier mit max. 60 km/h gefahren, was sich allerdings in den kommenden Jahren endlich ändern wird. Dabei wurde bereits Anfang der 90er eine Umwidmung zur Hauptbahn mit 120 km/h Streckenhöchstgeschwindigkeit diskutiert, was wie fast immer an der schlechten finanziellen Ausstattung von Bahn und öffentlicher Hand gescheitert war.
Am 13.5.94 jedenfalls kam mit einigen Minuten Verspätung 218 148, Vertreterin der City-Bahn-Fraktion und zehn Jahre zuvor beteiligt an der Rettung einer anderen zum Untergang geweihten Strecke, mit IR 2459 von Aachen nach Bebra (so mein Aufschrieb, müsste das nicht Erfurt sein?), mit den erlaubten 60 km/h leise vorbei gedieselt.
Die Ursache der Verspätung hing am Zugschluss: Statt einer 110 musste die Mannheimer 140 219 heute den Zug unter Fahrdraht befördern. Das brachte bis hier bereits – oder nur? - 7 Minuten ein.
Dann ging es weiter zur zweiten in Brackwede einmündenden Strecke, dem Haller Willem. Nach Unterbrechung der Durchbindung bis Osnabrück rechnete man eigentlich immer mit der Stilllegung, doch entschied das „Schicksal“ anders, wie wir heute wissen. Erste Anzeichen waren bereits die Umstellung der Bedienung auf nagelneue 628.4 des Bw Braunschweig, Sanierung des Oberbaus, Bau neuer technisch gesicherter Bahnübergänge und einiges mehr wie Balisen- und Funk-gestützte Zugsicherung und -meldung (Funk-Fahr-Betrieb [FFB]) sowie letztlich die Wiederherstellung des Restes bis Osnabrück haben eine erfreuliche Wende gebracht.
Am Bahnhof Steinhagen, der ebenfalls noch den Puppenstuben-Vorstellungen des Eisenbahn-Fotografen entsprach, wurde als erstes Fahrzeug auf der Strecke der 628 510, eigentlich in Gießen daheim, mit dem 7825 von Dissen-Bad Rothenfelde nach Bielefeld aufgenommen.
Bei Halle/Westfalen entstand diese Aufnahme mit 928 533/628 533 und dem weiten Blick auf die Höhen des Teutoburger Waldes. Dieser Zug ist als 7827 ebenfalls nach Bielefeld unterwegs.
Ein weiteres Foto entstand bei Borgholzhausen, wo der Garten eines direkt an einem BÜ stehenden Hauses als Vordergrund eingebaut werden konnte. Wieder ist 628 510, diesmal als 7829, auf dem Weg nach Bielefeld.
Der Heimweg führte uns dann noch an der Strecke Münster-Rheda Wiedenbrück vorbei, die wir jetzt nicht direkt auf dem Plan hatten. Aber wo man schon einmal dort war, wurde bei Beelen an einem Anschluss zu einem Sägewerk der nächste Zug nach Bielefeld abgepasst. 624 620 kam als E 3579 daher und konnte von einem Feldherrenhügel, den die Straßenbauer dort hinterlassen hatten, aufs Zelluloid gebrannt werden. Der Zug wird gerade problemlos von Astrid, dem kleinen Opel-Mädchen, überholt.
Auch diese Strecke, Ihr ahnt oder wisst es schon, hat in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Sanierung und teilweise Beschleunigung erlebt. Allerdings wurde dies erst realisiert, als die Übergabe an die Nordwestbahn anstand und der vom Besteller gewünschte Fahrplan mit der vorhandenen Infrastruktur nicht fahrbar war. Vergleichbar läuft es ja, wie oben schon erwähnt, demnächst mit der Sennebahn.
In diesem Sinne, nach einem Ausflug zur bunten Bahn, mit, wie ich meine, augen- und fotofreundlichen Farben
grüßt
Frank
Edit: Wenn auch spät in der Nacht, musste doch noch ein wenig an der Rechtschreibung gearbeitet werden.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:01:28:20:29:54.