Nun ist es passiert: Seit gestern gibt auch Dortmund-Hörde einen „Damals-Heute“-Vergleich her, denn nach mehr als einjähriger, intensivster Bautätigkeit ist der Bahnsteig 2 mit den Gleisen 3 und 4 für den Verkehr freigegeben worden. Lange Jahre sah es so aus, als ginge jede Modernisierung von Bahnhofsanlagen einen weiten Umweg um Hörde herum, aber nun ist bereits der erste Bauabschnitt fertiggestellt. Wer die jahrzehntelange Vorgeschichte verfolgt hat, weiß diese Sensation durchaus zu einzuordnen.
Bisher kannte jeder Ortskundige die Bahnhofsanlagen nur so: im MAi 1978 die 290 297 mit der klassischen Übergabe von Dortmund Rbf zum Phoenix-Werk noch mit Formsignalen. Wegen Bauarbeiten fuhr sie ausnahmsweise durch Gleis 2 und schwenkte über die damals noch vorhandene mittlere Weichenverbindung nahe des heutigen Stellwerks in den Güterbahnhof ein.
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Auf dem zweiten Blick sieht man am linken Bildrand das westliche Hörder Stellwerk, den „Von-Haus-zu-Haus“-Laster an der Gepäckabfertigung sowie rechts neben dem „DAK“-Gebäude tief im Hintergrund die Baustelle des Hochhauses der Oberpostdirektion Dortmund am Westfalenpark.
Auf Gleis 4 ist 212 300 im Juni 1982 mit dem E 3491 nach Warburg unterwegs, vermutlich wird sie in Schwerte den Zug an eine 218 übergeben.
Weil kürzlich von der Hörder Brücke die Rede war, sehen wir hier im September 1978 die Bismarcker 216 048 mit einem leeren Erzzug auf dem Weg nach Ruhrort. Zu diesem Zeitpunkt fährt dort oben noch die Straßenbahn, außerdem ist sie noch bedingt für den Straßenverkehr freigegeben. Direkt neben der Brücke, erkennbar an der großen verputzten Fläche in der Stützmauer, lag die alte Brücke, als damals größte Hängebrücke Deutschlands auch als „Wunder Westfalens“ bezeichnet.
430 103 ist als 3455 nach Paderborn unterwegs, im Mai 1982 bereits mit Lichtsignalen. Diese Baureihe war seit der Elektrifizierung 1970 bis zum letzten Tag im Juni 1984 immer auf dieser Strecke unterwegs.
Seit gestern ist, zumindest was die Einstiegsverhältnisse angeht, für die Reisenden im Wortsinn ein Sprung nach vorn, soll heißen: nach oben, umgesetzt worden. Statt 12 cm über Schienenoberkante sind es nun komfortable 76 cm an einem völlig neu aufgebauten Bahnsteig.
So sah es noch im September 2010 aus, vom Bahnsteig 2 ist nichts mehr zu sehen:
Und so sieht es seit gestern dort aus: Auch die RB 59 mit den Eurobahn-FLIRT, den späten Nachfolgern der ET30, muss den neuen Bahnsteig nutzen, interessanterweise auch in Richtung Dortmund auf Gleis 4, das eigentlich der Gegenrichtung dient.
Und hier auf dem richtigen Gleis der Regionalexpress nach Winterberg:
Diese beiden Baureihen wickeln bis auf den Fußballverkehr hier mittlerweile den Gesamtverkehr ab.
Da die Bauarbeiten weitergehen werden, werden diese Anblicke in Kürze vorbei sein: Zuerst ein Kleinod auf Bahnsteig 1, auf das sich nun kein Reisender mehr setzen wird …,
… dann das Empfangsgebäude, ein heute erbärmlicher Anblick, vom Baudenkmal als Beispiel für die Architektur der 50er Jahre zum Abbruchobjekt verkommen …
… und nicht zuletzt die Bahnhofsgaststätte, zuletzt als Spielhölle verpachtet und auch schon lange leerstehend, noch einmal von der Gleisseite gesehen.
Der Güterschuppen, auf dem 290er-Foto noch zu sehen, ist schon zu Zeiten des Stadtbahnbaus, die hier in der Trasse der alten, 1963/64 abgebauten Brücke unterirdisch die Gleise kreuzt, abgetragen worden. Auf dem zweiten Foto fehlt er bereits. Die anderen Hochbauten sollen den Medien nach im kommenden Monat folgen.
Weiterer Kommentare zur Baumaßnahme enthalte ich mich hier, da ich sie schon an anderer Stelle geäußert hatte.
In diesem Sinne, es grüßt
Frank
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:02:20:16:55:25.