Da es gerade etwas milder ist, drängt es sich geradezu auf, wieder über einen strengen Winter zu berichten. Ermöglicht wird dies allerdings durch aktuelle Scan-Arbeiten im Dia-Bestand, die einige besondere Einsatzfotos verschiedener Baureihen zum Vorschein gebracht haben sowie dem noch vorhandenen Notizbuch aus jener Zeit, indem ich alle Fotos und sonstiges Bemerkenswertes zur Schiene notierte. Doch seht selbst …
Die ersten Aufnahmen sind am 02.01.1979 entstanden, just nachdem eine Kälte- und Schneewelle schlagartig den gesamten Ostseeraum für Wochen lahmlegte, aber auch unsere westfälischen Breiten mit dem kältesten und schneereichsten Winter seit langem versorgte.
Und oh Wunder, auch die hiesige Eisenbahn hatte darunter zu leiden. Fangen wir vorn an. Ich war an jenem Tag nach Hagen Hbf gefahren, mit meiner kleinen Konica Autoreflex T3 und dem 1,7/50er Hexanon im Gepäck. Das Filmmaterial war der Agfa 50RS mit 21-DIN-Tuning, um wenigstens etwas Licht einfangen zu können.
Die erste Aufnahme zeigt den Dm 38734 aus Belgien nach Soest, bespannt mit der Koblenzer 140 331. Planzeiten kannte ich nicht, aber pünktlich war er an dem Tag sicher nicht.
Die nächste Aufnahme zeigt 110 205 vor dem IC 122, Laufweg München-Dortmund-Hannover, heute 58 Minuten zu spät. Die BR 103 ließ sich vertreten.
Ganz im Hintergrund steht übrigens eine 212 mit dem 8049 von Hagen nach Fröndenberg mit Halten auch in Westhofen, Schwerte Ost, Geisecke und Langschede. Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, hingen zwei Byg-Wagen an der Lok.
Dazu weitere Fahrzeiten aus meinem kleinen Notizbüchlein:
215 113, Köln-Nippes, E 3278 über Dieringhausen nach Köln mit +23
110 448, Dortmund Bbf, D 912 Frankfurt-Emden mit +40
110 468, Dortmund Bbf, D 347 Köln-Berlin mit +85
110 379, Hamburg-Eidelstedt, D 12539 Bremen-Düsseldorf (Köln?) für D 539, pünktlich?
Ohne verzeichnete Lok war der D12247 von Köln nach Berlin mit +25 gefahren, während der Stammzug von Paris nach Warschau unbestimmt verspätet sein sollte.
Vier Tage später stand ich an meinem Km 161,2 auf Dortmunder Gebiet zwischen Holzwickede und Schwerte. Auch an diesem Tag waren Zugfolge und Bespannungen außergewöhnlich.
Zuerst erschien 110 316 mit dem D 12246, heute vermutlich erst ab Helmstedt oder Hannover bis Köln, ...
.. ehe mehr als eine Stunde später 140 437 des Bw Seelze mit dem Rest aus Warschau erschien. Der erste Wagen scheint ein kurzer Görlitzer Reichsbahn-Am zu sein.
Ebenfalls stark verspätet zeigte sich dann noch 103 214 mit dem D 536 von Hamburg Altona nach Köln.
Dann klang der Winter langsam aus, ehe er im Februar mit ähnlicher Heftigkeit noch einmal zuschlug.
Am 17.02.79 war ich am frühen Nachmittag auf meinem Heimatbahnhof Dortmund, um ein wenig von der Winteratmosphäre einzufangen. Die Sonne ließ sich nicht blicken, alles war Grau in Grau, also versuchte ich das beste.
Zuerst erschien ein Teil des D 346 von Berlin nach Köln, allerdings als 12346 von Hannover und mit der planmäßigen 103, aber nur drei Bm und ein Ayse604 am Schluss. Trotz verringerter Höchstgeschwindigkeit wegen der Altbau-Karre hintendran war der Zug pünktlich.
Der Hauptzug folgte später mit 140 446 des Bw Bebra, eine Lok aus „persönlicher Pflege“, wie es schien. Aber für bestens gepflegte Loks war das Bw ja berühmt. Hinter dem Postwagen läuft noch ein Franzose mit, der für diesen Zug untypisch war. Vermutlich wollte die Reichsbahn ihn loswerden, vielleicht gehörte er sogar zu dem noch überfälligen Ost-West-Express von sechs Uhr morgens.
Nebenbei verkehrte der TEE 33 Parsifal von Paris nach Hamburg Altona mit +40 und 430 416
(geändert aus: 430 116) gemeinsam mit 830 004 und 430 112 als 5152 von Dortmund über Wanne-Eickel nach Duisburg mit +20, weil ein Besentrupp die vor seinem Bahnsteig liegende Weiche noch fegen musste. Dazu ein Foto von der Ausfahrt aus Gleis 16:
Als besonderer Gast verbrachte 724 003, das Prüffahrzeug für Indusi-Streckeneinrichtungen der Signalwerkstätte Wuppertal, das verschneite Wochenende in der Abstellgruppe vor der Post.
Soweit wieder einmal, Ihr seht, dass auch damals bereits die Bahn vom Wetter reden musste. Was Ihr aber auch sehen könnt ist, dass sie zu fast jedem wichtigen Schnellzug wenigstens auf Abschnitten einen Ersatzzug fahren konnte. Sowohl Fahrzeug- als auch Personalreserven waren in erstaunlichem Umfang verfügbar.
In diesem Sinne, den nächsten Wintereinbruch erwartend und dann mit angemessener Bescheidenheit erduldend
grüßt
Frank
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:17:18:46:51.