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Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Holdorf-Grube Damme/Damme
Zunächst wie gewohnt der Hinweis auf den vorhergegangenen Beitrag:
BR Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Prolog (m16B)
BR Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Delmenhorst-Lutten (m21B)
BR Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Lutten-Vechta-Lohne (m19B)
BR Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Vechta-Dinklage-Lohne(-Rieste) (m20B)
BR Dieselhochburg Oldenburger Münsterland – Lohne (Oldbg.)-Holdorf (m25B)
Mein Dank gebührt Herrn Hans Röhrs und der Ibbenbürener Vereinsdruckerei, die mir die Verwendung der gezeig-
ten Bilder aus dem Buch "Erz und Kohle - Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser" gestattet haben.
Ich will jetzt mal versuchen auf wenigen Seiten einen kurzen Abriss über die Eisenerzvorkommen zwischen Ems und Weser zu geben. Dürfte fast unmöglich sein, aber vielleicht schaffe ich es halbwegs!
Bereits seit dem Mittelalter wurde im Osnabrücker und Oldenburger Land Raseneisenerz als Baustein verwendet. So findet man Anteile von Raseneisenerz unter anderem in den Kirchen von Herzlake und Holte (b. Damme), als auch in Quakenbrück, Lastrup und Wildeshausen. Auch für den Wegebau wurde es seit dieser Zeit genutzt. Raseneisenerze haben sich am Boden flacher, morastiger und sumpfiger und mit Torf angefüllten Senken gebildet, da dort eisenhaltiges Grundwasser mit sauerstoffhaltiger Luft in Berührung gekommen ist. Zunächst bildet sich an der Oberfläche eine Lage von Eisenocker, die sich sodann aufbaut und entwässert und somit verfestigt wird. Dabei spielen Bakterien und Algen eine wichtige Rolle. In diesen Erzen ist Vivianit (Eisenphosphat) und häufig auch Mangan enthalten. Dabei lagert das Eisenerz oft im Wechsel mit Quarzsand und Tonlinsen. Somit beträgt die Mächtigkeit der Erzlager oftmals weniger als 1 Meter und liegt direkt unter der Oberfläche oder unter Flachmoortorf. Raseneisenerzvorkommen fanden sich vor allem im Emsland westlich, aber auch östlich der Ems, sowie im westlichen Münsterland zwischen Bentheim und Stadtlohn.
Bereits 1606 war es gelungen, aus Raseneisenerz Roheisen zu gewinnen. Über eine um 1608 bei Stuhr angelegte Eisenhütte ist bislang wenig bekannt geworden. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts kam es im Osnabrücker und Oldenburger Land zu zahlreichen Feldesverleihungen. Die so gewonnenen Erzmengen waren jedoch regional sehr verschieden. Während im Osnabrücker Raum nicht einmal der Georgsmarienhüttenverein (GMV) über solche Felder verfügte, wurde in der Meppener Eisenhütte zu 90 % Raseneisenerz verhüttet. Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch ging die Gewinnung und Verhüttung dieser Raseneisenerze aus wirtschaftlichen Gründen fast auf den Nullpunkt zurück. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Raseneisenerzgewinnung wieder zu und in den dreißiger Jahren (aus den bekannten Gründen) wurden wieder größere Mengen abgebaut. Auch in der ersten Nachkriegszeit war der Abbau dieser Raseneisenerze noch wirtschaftlich attraktiv. So wurde im Hasetal bei Neuenkirchen im südlichen Oldenburger Land ein abbauwürdiges Feld erschlossen, dass bis 1952 10.000 to Erz mit 38 Gewichtsprozenten Eisengehalt erbrachte und zur Verhüttung überwiegend nach Wetzlar zur Verhüttung gebracht wurde. An der Oberfläche lagerndes mulmiges Eisenerz verschickte man zur Entschwefelung von Stadtgas an die im Umkreis gelegenen Gasanstalten. 1953 kam der Raseneisenerzabbau zum Erliegen. Diese Raseneisenerze wurden logischerweise im Tagebau abgebaut. Hierzu die folgenden Bilder, die in den frühen fünfziger Jahren entstanden sind.
Bild 01: Mit Spezialpflügen wurde das Raseneisenerz an die Oberfläche geholt und sodann zur Eisenerzproduktion versandt:
Bild 02: Anschließend wurde es – wie z.B. hier mit Hilfe einer Pferdeschleppbahn bei Adorf (Gemeinde Twist) - zur Verladung abgefahren:
Aber nicht nur Raseneisenerze waren im Osnabrücker und im Südoldenburgischen Land vorhanden, sondern auch solche die unter der Erde lagen. Im Zeitalter der Unterkreide hatten sich faust- bis kopfgroße Toneisensteingeoden gebildet, die dann später, als die Bauern im Südoldenburgischen noch auf Dinosauriern ritten, im Brandungsbereich des Oberkreidemeeres (die gesamte deutsche Tiefebene lag damals im Meer) zu stecknadel- bis walnussgroßen Gerölle zerkleinert und sich in tonsandiger Grundmasse abgelagert hatten. Zu dieser Zeit setzte auch die Bildung der Dammer Oberkreidemulde ein und das Erz wurde von weiteren Schichten überlagert.
Die Streichrichtung (Richtung eines Gebirgs- oder Störungsverlauf) des Haupterzlagers verläuft in Ost-Westrichtung etwa von Lembruch (an der Rollbahn Bremen-Osnabrück) über eine Strecke von 25 km bis Grandorf - gelegen an der Strecke (Osnabrück-)Hesepe-Delmenhorst, zwischen den Stationen Neuenkirchen und Holdorf – und quert dabei den Dümmer See und die Dammer Berge. Es hat eine Breite von etwa 1,5 Kilometern. Die Mächtigkeit betrug an der Nordseite ca. 8 Meter, insgesamt lag die abbauwürdige Mächtigkeit durchweg bei 1,5 bis 3 Metern. Anfang der sechziger Jahre schwankten die Schachtteufen zwischen 280 Metern im Westen und 150 Metern im Osten.
Bild 03: Zur Orientierung hier ein von Hans Röhrs angefertigter Lageplan der erzhöffigen Gebiete:
Zurück zur Eisenerzgrube. Bereits um 1910 hatte man Probebohrungen im Rahmen eines Projektes zur Rohstoffgewinnung durchgeführt. In 180 Meter Teufe traf man auf die Erzlagerstätten. 1918 bis 1925 wurden weitere Bohrungen durchgeführt. Im Rahmen der Autarkiebestrebungen Adolf H.s setzte man die Bohrungen zwischen 1937 und 1939 fort und kam zu dem Ergebnis, dass die Vorkommen abbauwürdig seien. Am 01. Februar 1939 wurde die bergrechtliche Gewerkschaft Damme gegründet, deren Leitung von der Friedrich Krupp AG wahrgenommen wurde. Noch 1939 wurde drei Kilometer nordwestlich von Damme mit dem Bau eines 282 Meter tiefen Versuchsschachtes und 1942 mit dem Aufschluss der Lagerstätte begonnen. Unzulängliche Bewetterungsverhältnisse und kriegsbedingte Schwierigkeiten führten dazu, dass erst 1944 geringe Erzmengen gefördert werden konnten. Bei Kriegsende waren nur mehr 25 Mann beschäftigt und da mit der daniederliegenden Stahlindustrie auch die Abnehmer fehlten, waren diese lediglich mit Unterhaltungsarbeiten beschäftigt.
Ab April 1946 wurde die Produktion durch die Alliierten wieder freigegeben und der Ausbau der Grube fortgesetzt. 1948 wurde täglich eine Schicht gefahren und mit 175 Mann knapp 19.000 to Roherz gefördert. Bis 1952 führte man Versuche mit mehreren Abbauverfahren durch, um das günstigste davon zu ermitteln. Man förderte 1952 mit nunmehr 248 Mann 167.000 to Roherz. In den Folgejahren teufte man den Schacht II mit einer Teufe von 269 Metern ab. Ziel war eine Tagesproduktion von 3.000 to Roherz. Im Februar 1955 war der Schacht fertiggestellt. Über dem Schacht errichtete man einen 19,60 Meter hohen Betonförderturm. Im Jahr 1956 förderte man mit 749 Beschäftigten knapp 560.000 to Roherz. 1958 entstanden die Schachtgebäude in Klinkerbauweise, die 1992 noch vorhanden waren. Damit war die Schachtanlage Damme seinerzeit die modernste Bergbauanlage des Eisenerzbergbaues in der Bundesrepublik Deutschland.
Bild 04: Hier eine zeitgenössische Zeichnung der Anlagen um 1958. Im Vordergrund die Gleisanlagen...
Bild 05: ...sowie eine Blick in Schacht 1 des Bergwerkes:
Im Jahre 1960 erreichte die Erzförderung in Damme ihren Höhepunkt. Mit 906 Beschäftigten wurden 914.000 to Roherz abgebaut. Was folgte, war die Krise des deutschen Eisenerzbergbaues, hervorgerufen durch die zunehmende Konkurrenz günstiger geförderter ausländischer Eisenerze. Man versuchte zu retten, was zu retten war und modernisierte noch einmal die Nachaufbereitungsanlage, wodurch der Eisenanteil im Konzentrat auf 47 Gewichts-% erhöht werden konnte. Die Gewinnung pro Mann pro Schicht konnte auf 5 to gesteigert werden (1952 = 2,2 to). Doch es half alles nicht: Am 31. März 1967 wurde die Schachtanlage Damme stillgelegt.
Bild 06: Soviel zunächst zur Eisenerzgewinnung im Osnabrücker und Südoldenburgischen Land. Wer sich mit dem Thema näher be-
schäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch „Erz und Kohle – Bergbau und Eisenhütten zwischen Weser und Ems“ von Hans Röhrs:
Auch über die Georgsmarienhütte, den Schafberg bei Ibbenbüren, die kleinen Kohle und Erzbergwerke entlang des Haller Willems zwischen Osnabrück und Dissen-Bad Rothenfelde, sowie die Gruben im Wiehengebirge, über Nammen bei Minden bis Osterwald kurz vor Elze finden sich in diesem Werk wieder. Dazu noch viele kleinere Gruben im Oldenburgischen und, und, und... . Eine wahre Fundgrube.
Nachdem wir nun den kurzen Abriss über den Eisenerzabbau im Osnabrücker und südoldenburger Land hinter uns haben, hin zur Anschlussbahn. Wie wir erfahren haben, wurde mit dem Bau des Versuchsschachtes 1939 begonnen und 1944 erstmals Erz gefördert. Also kann man den Bau des Anschlussgleises auf die erste Hälfte der vierziger Jahre datieren. Anfang März 1967 wurde die Grube stillgelegt, also dürfte in diesem Jahr auch der letzte Zug dort hingefahren sein. Der eigentliche Erzabbau begann 1948 und endete bereits 1967, dauerte also keine 20 Jahre. Der Fahrzeugeinsatz ist nur soweit bekannt, als folgender Umlauf einer Sonderlok der Baureihe 44 (Jumbo-Freunde aufgepasst!) des Bw Osnabrück Rbf vom Winterfahrplan 1966/67 bestand:
Diesen habe ich aus „Bahn-Aktuell“, der Eisenbahninformation aus Osnabrück, Heft 1/1984. Hartmut Riedemann (Autor des Artikels) schreibt, dass die 44er bis Holdorf Tender voraus fuhr und dann ans andere Zugende wechselte, um den Zug Rauchkammer voraus in die Steigung zur Grube zu ziehen. Gegenrichtung dann genau anders herum. Die Fahrten nach Damme müssen dann als Sperrfahrt stattgefunden haben, da die Lok aus der Grube bis zum Abzweig gefahren sein muss, um dann, nach Umlegen der Weiche, in den Bf Damme fahren zu können. So viel zu dem, was zum Procedere bekannt ist.
Bild 07: Am 09. August 1995 durcheilt 360 502 mit wirbelnden und klappernden Stangen
vor dem Nahgüterzug Vechta – Bramsche (-Osnabrück) den sommerlichen Bf Holdorf:
Bild 08: Hinter dem Stellwerk zweigte die Strecke nach Damme ab. Auf dem ehemaligen Strek-
kengleis konnte ich am 08. Februar 1989 den dort abgestellten Klv 53.0267/03.0297 ablichten:
Am 06. März 1984 konnte ich mit einigen Kollegen auf den Spuren der Anschlußbahn wandeln:
Bild 09: Kurz vor Damme nähert sich die Strecke aus Holdorf kommend dem Abzweig zur ehemaligen Grube:
Bild 10: Hier hat das ehemalige Grubenanschlussgleis (links) schon ein wenig Abstand zur Strecke nach Damme gewonnen:
Bild 11: Einige Meter weiter kreuzte die ehemalige Trasse einen Feldweg. In dessen Planum lagen 1981 noch die Schienen:
Bild 12: Links ist ein Neigungsanzeiger zu erkennen, den wir hier noch einmal genauer sehen:
Bild 13:
Bild 14: Nach weiteren etwa 150 Metern, standen wir vor dem Tor, dass das Grubengelände für den Unbefugten un-
begehbar machte. Direkt dahinter der Grubenbahnhof. Sogar die Lampen standen noch, wenn auch bei der ersten be-
reits die Halterung des Leuchtkörpers durchgerostet war, was diese dazu veranlasste den „Kopf“ hängen zu lassen:
Bild 15: Ein Blick durch das Tor vermittelte einen Eindruck, wie es hier zu besten Zeiten einmal ausgesehen haben könnte:
Ergänzend zu dem Thema verweise ich auf die Beiträge von Hartmut Riedemann:
Eisenbahnen in Damme (Oldbg) – 1/3 (m 14 Scans u 9 Bildern) – Holdorf – Damme - Bohmte
Eisenbahnen in Damme (Oldbg) – 2/3 (m 2 Scans u 9 Bildern) – Eisenerzgrube Damme
Eisenbahnen in Damme (Oldbg) – 3/3 (m 7 Bildern) – Feldbahn Ziegelei Stölting
Auch gibt es bei „youtube“ zwei Filme dazu zu sehen:
Film 1 - P 8 Lz nach Damme Grube
Film 2 - Erzbergbau Porta-Damme AG (mit BR 44)
Bild 16: Am Ende dieser Tour in die Dammer Berge (auch als Dammer Schweiz bekannt) fotografierte ich
noch den komplett roten 624 624/924 423/624 628 als N 8328, Vechta – Osnabrück, im Bf Holdorf (Oldbg.):
Bild 17: Und bei der Ausfahrt:
Im Mai 1984 konnte ich dann im Bf Damme noch einige Verschlagwagen für den Kleinviehtransport ablichten. Ich war an dem Tag mit einem Bekannten nördlich von Osnabrück unterwegs. Die Verschlagwagen wurden kurz darauf bis auf einige Exemplare, die für den Transport von Rindern von Garmisch-Partenkirchen nach Italien umgebaut wurden (geschlossene Stirnseiten zum Schutz der Tiere), ausgemustert.
Bild 18: Hes 358, 21 80 210 4 012-4, 21 80 210 4 023-1 und 21 80 210 4 026-4 im Bf Damme, Mai 1984:
Bild 19:
Bild 20: Alle drei "Heimatwagen Bf Bramsche".
In der nächsten Folge beobachten wir dann den Zugverkehr zwischen dem Bf Holdorf und der Einmündung in die damalige KBS 275, Oldenburg - Osnabrück, in Hesepe. Ich hoffe, ihr beehrt mich dann wieder.
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
Quellen:
Röhrs, Hans "Erz und Kohle" Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1992
Hülsmann, Lothar H. „125 Jahre Eisenbahn in Osnabrück“ EK Verlag, Freiburg 1982
Hülsmann, Lothar H. „Die Zeit der Deutschen Bundesbahn in und um Osnabrück 1949-1994“ Verlag A. Staperfeld, Osnabrück 2003
[
www.laenderbahn.info]
Diverse Monatshefte
u.a.
Liebe Leser und Bilderangucker, ich denke, dass ich jetzt nahezu 100 % der vor dem 30. Juni 2024 sichtbaren Bilder zu picr holen konnte. Sollte aber dennoch ein Beitrag (ab 2017) ohne Bilder sein, bitte ich um eine PN. Das dürfte dann eigentlich kein Problem sein, dass nicht kurzfristig erledigt werden könnte.
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
10-mal bearbeitet. Zuletzt am 2024:06:05:12:56:00.