Hallo Stefan,
wie versprochen, möchte ich noch Einiges zu Deinen Bildern ergänzen. Da mir leider ein passendes Kursbuch nicht (mehr) vorliegt, sind genaue Zeitangaben nicht möglich. Aber gerade auf der Riesaer Strecke gab es aufgrund des Berufsverkehrs über Jahre hinweg keine gravierenden Änderungen, so dass sich da ziemlich genaue „Pflöcke“ einschlagen lassen. Da ich aufgrund der Chronologie schon einmal zwischen diesem und dem Beitrag zu den Schnellzuglokomotiven „hin und her“ springen muss, ergänze ich die Bildnummern aus diesem Beitrag mit „52“ und die des anderen [
www.drehscheibe-online.de] mit „01“.
Bild 1_52: Das war schon der erste harte Brocken. Auf dem ersten Blick scheint die Bahnsteiguhr 6:45 oder 18:45 Uhr zu zeigen, was schon allein aufgrund des Schattenwurfs nicht stimmen kann. Auch der Kurzzug auf Gleis 1 lässt sich zu diesen Zeiten nicht unterbringen. Beim Vergrößern des Bildes lässt sich der kleine Uhrzeiger allerdings genau senkrecht hinter dem Lampenmast – also kurz vor der Zwölf – entdecken. Das passt schon besser. Demnach hat 52 8015 auf Gleis 3 den P 9937 Elsterwerda ab ca. 12:45 Uhr – Riesa an ca. 13:20 Uhr bereitgestellt.
Nördlich stehen - mit Sicherheit - auch noch die sechs Drei-/Zweiachser (damalige Regelzugbildung) für den P 6486 Elsterwerda ab ca. 12:50 Uhr – Elsterwerda-Biehla an ca. 12:55 Uhr, die gleich bei der Rangierfahrt mitgenommen wurden. Wenigstens die Hälfte der Garnitur für den sogenannten „Verbinder nach Biehla“ ist über das Bahnsteigende bis zum Überweg, den man im Bild 1_01 sehen kann, hinaus geschoben wurden, so dass nur noch die hinteren Türen zum Einstieg zur Verfügung stehen. Das sieht man auf dem Bild zwar nicht – war aber immer so und passt auch von der Stellung der 52 8015. Warum hat man das so gemacht, der Bahnsteig war doch lang genug, um zwölf Wagen unterzubringen. Dazu muss man wissen, dass die reichsbahneigene Betriebsküche auf der Seite des Bahnbetriebswerkes also auf der westlichen Seite des Bahnhofs lag, wo sich auch die Abstellgleise für die Reisezüge befanden. Die Verpflegung für die auswärtigen Betriebsstellen (Mittagessen und Kaltverpflegung in den bekannten „Kübeln“) wurde also in die abgestellten Personenwagen verladen, die ohnehin auf die andere Bahnhofsseite rangiert werden mussten. Umzuladende Portionen konnten dann am Überweg auf eine Gepäckkarre gepackt, zum Bahnsteig 1 gebracht und in den dort stehenden Zweiwagenzug P 5704 Elsterwerda ab ca. 11:30 Uhr – Baruth (Mark) an ca. 12:45 Uhr umgeladen werden. Die Vorleistung P 5703 Luckau ab ca. 10:00 Uhr – Elsterwerda an ca. 11:00 Uhr scheint allerdings verspätet eingetroffen zu sein, so dass beim Umsetzen der 110er Eile geboten ist. In Baruth (Mark) soll natürlich der Anschluss an Ps(iw) 11722 nach Flughafen Bln-Schönefeld erreicht werden – dort möchte man gleich gar nicht „tot über dem Zaun hängen“. Zur Übergabe der Verpflegung wird unterwegs auch an Schrankenposten und Blockstellen gehalten. Heute alles unvorstellbar …
Ich würde das Bild Deinem Aufenthalt am Freitag, dem 15.04.1977 zuordnen wollen. Vermutlich hast Du nochmals D 881 – wie am Montag zur Fahrt nach Senftenberg - zur Anfahrt genutzt und müsstest planmäßig 10:56 Uhr angekommen sein. Warum Du dann D 673 verpasst hast, der etwa 11:15 Uhr Richtung Dresden gefahren sein müsste, weiß ich nicht. Die Bilder 1_01 & 2_01 zeigen diesen Zug – meiner Meinung nach – jedenfalls nicht. Ich komme darauf an entsprechender Stelle noch zurück.
Bild 2_52: 52 8015 kehrt hier mit P 3946 Riesa ab ca. 14:20 Uhr – Elsterwerda ca. 15:20/ca. 15:45 Uhr - Elsterwerda-Biehla an ca. 15:50 Uhr zurück. Auf Bild 2_01 ist der Zug nochmals zu sehen (zum Vergleich: geöffnete Fensteroberlichter im zweiten Wagen, Güterzug auf Gleis 4), während 01 1506 mit D 371 „Pannonia-Express“ auf Gleis 2 durchfährt.
Bild 4_52: Der Kohleganzzug zum Heizkraftwerk an der Nossener Brücke in Dresden passt gut in die Zeit während der 52 8015 in Riesa war. Allerdings scheint der Zug, im Gegensatz zu der Konstellation, von der ich im Senftenberg-Beitrag ausgegangen bin und die wohl erst später zur Anwendung kam, hier noch vor D 371 gefahren zu sein. D 371 fuhr ab Sommer 1978 eine gute Stunde früher.
Bild 5_52: 58 3036 bespannt P 9940 Riesa ab ca. 16:25 Uhr – Elsterwerda an ca. 17:00 Uhr. Mo-Fr(S) kommt hier ein Doppelzug zum Ausgleich des nur an diesen Tagen in der Gegenrichtung verkehrenden P 3947. Der Aufnahmetag ist identisch mit dem der 01 2137 vor D 925 (Bilder 6_01 bis 9_01). Als Vergleich können die Gepäckstück dienen, die am Wasserbecken stehen. Auch ist auf Bild 6_01 der eingefahrene P 9940 auf Gleis 3 zu sehen.
Bild 7_52: Hier fährt P 3937 Senftenberg ab ca. 16:30 Uhr – Elsterwerda ca. 17:30/ca. 17:30 Uhr – Riesa an ca. 18:05 Uhr aus, aufgenommen – wie P 9940 und D 925 - auch an dem Tag, an dem Du über Doberlug-Kirchhain angereist bist.
Nicht ganz klar ist mir, wie Du an diesem Tag dann nach Leipzig zurückgefahren bist. Ob auf demselben Weg oder über Riesa - alles doch mit einer Ankunft nach 23:00 Uhr verbunden. Von Elsterwerda-Biehla wäre es noch direkt über Falkenberg (Elster) etwas schneller gegangen. Ich weiß nicht, ob dafür schon der passende „Verbinder“ P 6488 Elsterwerda ab ca. 18:00 Uhr – Elsterwerda-Biehla an ca. 18:05 Uhr fuhr. Sonst hättest Du spätestens jetzt loslaufen müssen …
Bilder 10_52 & 11_52: Der Bahnhof in Doberlug-Kirchhain war eisenbahnbetrieblich eher langweilig. Das wurde einem stets bewusst, wenn man dort wieder einmal „umsteigetechnisch gestrandet“ war. Böse Zungen behaupteten, dass die Aufsicht bewusst nicht auf Umsteiger Rücksicht nahm, um der Bahnhofsgaststätte (ob zur Mitropa gehörig, weiß ich jetzt gar nicht) Umsatz zu bescheren. Auch ein Weg nach außerhalb brachte nichts, ob nun nach links Richtung Doberlug oder nach rechts Richtung Kirchhain - alles eher uninteressant. Dagegen war in Elsterwerda noch richtig was los. Die Einheimischen bestehen übrigens darauf, dass nur Kirchhain einen „Bahnhof“ hat, da der Personenbahnhof auf Kirchhainer Flur liegt. Doberlug hätte höchstens einen (den unteren) Güterbahnhof ...
Der D 924 hat einen Vorzug – ich würde ihn einmal D 10924 nennen. Solche Züge fuhren nur im engen Umfeld von Feiertagen, hier also Ostern. Da es in der DDR weder den Ostermontag als gesetzlichen Feiertag, noch Osterferien gab, Du am Montag nach Ostern in Senftenberg fotografiert hast und ich ausschließe, dass Du am Ostersonntag unterwegs warst, kann Deine erste Fototour eigentlich nur am Gründonnerstag, dem 07.04.1977 stattgefunden haben.
Viele Grüße vom
exElsterwerdaer
Matthias
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:08:12:45:37.