EDIT: Nachdem es gestern doch schon recht spät war, hat mich, nicht zuletzt auch von den Antworten ausgelöst, doch noch der Ehrgeiz gepackt, zu den Fahrzeugen etwas mehr herauszufinden. Die Kommentare habe ich in den Text eingearbeitet, ebenso die Informationen aus den Beiträgen von Stefan Motz, Hubert G. Königer und User "jazzkosch". Hierfür an dieser Stelle vielen Dank.
1992 war ich mit anderen jungen Leuten für zwei Wochen in Sankt Petersburg und Moskau. Die Anreise als Gruppe erfolgte hauptsächlich aus Kostengründen mit dem Schlafwagenzug D299 St.Petersburg-Express. Der Zug befuhr damals noch die Warschau-Petersburger Eisenbahn in ganzer Länge, heute verkehren die Fernverzüge von Warschau nach Petersburg über Minsk [
de.wikipedia.org] . Die Strecke durch das Baltikum war schon 1992 mehr oder weniger ein Rasengleis mit entsprechenden Geschwindigkeiten. Die Reise war hauptsächlich ein Kulturtrip, Raum für das Hobby bestand nicht. Es empfahl sich auch nicht, die Gruppe zu verlassen und auf eigene Faust loszuziehen, das konnte übel enden.
St. Petersburg ist äußerst sehenswert, es ist kein Problem, in 2 Wochen -zig Filme zu belichten. Sehenswert auch die Metro, allerdings mit 50-ASA-Filmen fotografisch ohne Stativ nicht umzusetzen. Am 30. Juli 1992 ging es dann abends per Bahn zurück zu meinem damaligen Wohnort in Süddeutschland, Ankunft frühen Nachmittag des 1. August (da hatte dann sogar ich die Nase vom Bahnfahren voll). Das restliche Filmmaterial wurde auf der Rückfahrt belichtet, zumeist aus dem fahrenden Zug. Im Grenzbereich hatten nämlich einige abgestellte „Schwarze“, die mir bekannt vorkamen, mein Interesse erregt, da musste doch etwas zu machen sein...
Die ersten drei Bilder sind eigentlich Off-Topic. Sie entstanden bei einem Busausflug, den wir von Moskau aus (Anreise von Petersburg dorthin natürlich per Nachtzug) nach Sagorsk [
de.wikipedia.org] zum Dreifaltigkeitskloster [
de.wikipedia.org] unternahmen. Auf der Hinfahrt wurden wir an einem BÜ „gestellt“, dort entstand
Bild 1: Diese endlose Schlange blockierte gefühlt den halben Vormittag lang einen BÜ auf einer Hauptverkehrsstraße.
Bild 2: Immerhin konnte 3P2 1132 umgesetzt werden (haben wir für DSO eigentlich einen kyrillischen Zeichensatz)?
Offensichtlich nicht... Es handelt sich um einen ER2 im Erscheinungsbild nach dem "Facelifting" (ab Ordnungsnummer 1028, Baujahr 1974).
Bild 3: Bei 3P2 1017 reichte aus aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nur zum Notschuss.
Jedenfalls handelt es sich um die (äußerliche) Originalversion des ER2, so wie er ab 1962 für das 3kV-Gleichstromnetz gebaut wurde. Weiteres ist hier nachzulesen: [en.wikipedia.org].
Jetzt kommen wir zur im Titel angekündigten Reise. D298 (der Gegenzug zu D299) verkehrte damals täglich zwischen St. Petersburg und Berlin Lichtenberg und nahm in Vilnius (Wilna) Kurswagen von Riga auf. Die Fahrzeiten waren wie folgt:
Petersburg Warsch. Bhf 23.30
Pskow-Pass 04:07
Vilnius 10:35 – 11:00 (Kurswagen aus Riga aufgenommen)
Der Kurswagen wurde natürlich nicht in Pskow-Pass aufgenommen, wie ursprunglich geschrieben - Danke an Ulf, der diesen Fehler bemerkt hat.
Grodno 13:54 - 14:34 (Zoll- und Passkontrolle)
Kuznica Bialostocka 14:29 – 17:04 (Zoll- und Passkontrolle, Umspurung)
Bialstok 18:00
Warzawa Wschodnia 20:32 – 21:40
Warzawa Centralna 21:25
Kunovice (Kunersdorf) 04:48
Frankfurt / Oder 05:00 – 05:24 (Zoll- und Passkontrolle)
Berlin Lichtenberg 06:32
Wie man sieht, ist der Zug zumeist nachts unterwegs gewesen, da geht natürlich mit Fotografieren gar nichts. Aus dem fahrenden Zug war nur in den Städten der „Tagestour“ (Vilnius, Grodno, Kuznica Bialostocka und Bialstok auf „Beute“ zu hoffen. Die folgenden Bilder sind alle aus dem Zug entstanden. Aus dem zeitlichen Abstand von mehr als 17 Jahren bin ich mir nicht mehr über alle Aufnahmeorte sicher, Korrekturhinweise werden aber gerne angenommen. Vielleicht weiß der eine oder andere auch etwas zu den Fahrzeugen?
Bild 4: Dieses Portrait von 3P 9M – 378 sollte in Vilnius entstanden sein.
Hier sehen wir einen ER9M, wie er ab 1976 gebaut wurde. Stromsystem ist 25 kV Wechselstrom. Zum Weiterlesen: [en.wikipedia.org].
Bild 5: Dieses Produkt aus Lugansk [
de.wikipedia.org] ist auch auf dem Rohscan nicht zu identifizieren. Das Bild sollte (wie auch die folgenden) in Grodno entstanden sein.
Natürlich handelt es sich um eine "Taigatrommel" 2M62, aber welche Version? Die Betriebsnummer ist leider auch auf dem Original nicht zu erkennen. Eine erste Übersicht zu dieser Type findet der Leser hier: [de.wikipedia.org] (diesmal auf Deutsch). Aber im Web wird es dafür sicher bessere Quellen geben.
Bild 6: Von links schob sich 15585342 ins Bild...
Bild 7: Hier nochmal eine unerkannte Doppellok:
(auch eine 2M62, aber welche?)
Bild 8: 276-3 ist vermutlich im Bezirksverkehr unterwegs.
Es handelt sich um einen Dieseltriebwagen der Baureihe DR1A, ab 1973 in 180 Exemplaren gebaut. Leider habe ich zu dieser Baureihe keine weiteren Informationen aus den Tiefen des WWW zutage fördern können. Immerhin sind aktuellere Bilder hier zu finden: [www.railfaneurope.net].
Bild 9: Nach Abfahrt des Zuges war dieses Fahrzeug zu sehen. 4M33 – 5211 (?) verschiebt einige Reisezugwagen. Sehr schön sieht man die SA-3-Kupplung ([
de.wikipedia.org]), die wegen des enormen Spiels nachts für ziemlich unruhigen Schlaf gesorgt hat.
Die richtige Bezeichnung ist CME3 (wer bei Google nach Bildern sucht, nehme den Suchbegriff "ChME3"). Auch hierzu sind die Informationen spärlich: Die Bauart ist Co'Co'-de, gebaut ab 1964, als Ursprungsland wird die Tschechoslowakei genannt (Skoda?). Eine gewisse äußere Ähnlichkeit zur DR-Baureihe V75 (spätere 107) ist meines Erachtens nicht von der Hand zu weisen. Diese lief bei der CSD als T435.0 und in der UdSSR ab 1958 als CME2.
Bild 10: 4M33-4168 ist mit einigen Schachteln im Gemüse unterwegs.
Natürlich auch eine CME3...
Bild 11: Und dieses Fahrzeug (davon standen unmittelbar an der Grenze mehrere in einem Nabengleis) hatte bereits auf der Hinfahrt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: 10424901. Sofern die Ordnungsnummern nicht geändert wurden (m.W. war das der Fall), handelte es sich um die ehemalige 52 4901.
Mein Wissen war falsch: Es handelt sich um die TE-6782 ex 52 6782 (Floridsdorf 16235/1943).
Weitere ehemalige 52er standen in einer langen Reihe abgestellt, die Bilder hiervon werde ich im nächsten Teil zeigen. Zu den Bildern ist zu sagen, dass sich die russischen Grenzer bereits im Zug befanden und die Loks tatsächlich in unmittelbarer Grenznähe befanden. Insofern hatte die Situation schon seinen eigenen Reiz. Ob den Herren im Zweifelsfall das ausschließlich hobbymäßige Interesse so ohne weiteres Interesse klargemacht hätte werden können, dürfte zweifelhaft sein. Zum Glück ist alles gut gegangen.
Soviel für heute, ich wünsche euch noch eine schöne Woche
Horst
P.S.: In diesem Beitrag von User "tokkyuu" sind Bilder aus dem letzten Jahr zu finden, die von vielen Fahrzeugen das aktuelle "Outfit" zeigen: [www.drehscheibe-foren.de].
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:05:17:16:18.