Oktober 1990 war es, mein Arbeitgeber schickte mich für einige Tage nach Hamburg, natürlich nicht wegen der Eisenbahn, aber eine gute Gelegenheit für mich, dort mal nach dem Rechten zu sehen.
Viel war eisenbahnbetrieblich nach der Wende passiert, was 12 Monate vorher noch unvorstellbar war, es war eine unglaublich spannende Zeit. Es liefen die großen BR 132 mit Schnell- und Eilzügen nach Hamburg-Altona durch wie zuletzt Anfang der 70er die Dampfer, andernorts gab es ähnliche Leistungen jeweils weit in die Netze der benachbarten deutschen Bahnverwaltungen hinein.
Daneben gab es in Hamburg noch zwei eher unauffällige Leistungen von Schwerin nach Hamburg, die wegen Trassenmangel allerdings in Bergedorf enden mussten. So war es am 10. Oktober 1990 - seit einer Woche gab es die DDR nicht mehr, wohl aber noch ihre Eisenbahn -, als ich abends auf dem Bahnhof Position bezog, der noch besten Bundesbahn-Flair besaß.
Kurz darauf tauchte 112 697 mit ihren sechs Bghw-Wagen als E 7074 aus dem Dunkel auf und kam direkt vor meinem Stativ zum Stehen. Schnell waren die Aufnahmen gemacht, da die Ausfahrt schon stand und der Zug sofort weiter Richtung Hamburg zum Wenden fuhr. Anschluss für die Fahrgäste bestand dann über die S21 in die Innenstadt.
Einige Zeit später erschien die 112 erneut, um die Hamburg-Besucher nach MV zurück zu bringen. Extra für diesen Zug wurde die Bahnsteigbeleuchtung an dem Gleis eingeschaltet, da es außer S-Bahn-Halten "in der Mitte" hier sonst wohl keine haltenden Reisezüge mehr gab. Nach der Anschlussaufnahme von der S-Bahn ging es mit den Mecklenburger Tagestouristen wieder in die Nacht hinaus mit dem Ziel Schwerin. Wenige Sekunden später löschte der sparsame Fdl das Licht wieder, so dass man die Szene fast für einen Spuk hätte halten können. Das sie tatsächlich real war, zeigt die folgende Aufnahme des E 7077 nach Schwerin:
Kenner der Lokalität mögen übrigens die Szene mal mit heute vergleichen: außer den Namen hat der Bahnhof von damals rein gar nichts behalten, das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit hat hier ganze Arbeit geleistet. Dazu noch ein Kontrastfoto des heutigen DBAG-Bahnhofs, zwar am hellen Nachmittag entstanden, dafür aber auch mit einer 112, zumindest einer ehemaligen:
In diesem Sinne,
es grüßt - besonders auch nach Hamburg -
Frank
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