Zum 24. September 1983 wurde die S-Bahnlinie 1 Düsseldorf-Bochum bis Dortmund Hbf verlängert, gleichzeitig verlor die Fernbahnstrecke einen Teil ihres Personenverkehrs, die alten Bahnhöfe Langendreer und Dorstfeld wurden für den Personenverkehr geschlossen. Lütgendortmund wurde bereits von der N4 als Vorläuferin der ein Jahr später eröffneten S4 bedient. Dafür erhielten auf Dortmunder Stadtgebiet neue Vororte und die Universität einen Anschluss an den Schienenverkehr, Langendreer erhielt gleich zwei neue Haltepunkte auf der Südseite der Gleisanlagen, endlich wieder direkt im Ort gelegen.
Solch ein Ereignis löst bei einem Eisenbahnfan vorab eine gewisse Hektik aus, denn plötzlich fallen einem die Fotomotive ein, die man – trotz Heimvorteil – noch nie fotografiert hat. Bei mir hieß das: Wie war das mit Langendreer? Hoppla, noch nie da gewesen, immer nur durchgefahren. Also nix wie hin, glücklicherweise spielte das Wetter in jenen Tagen mit.
Am Donnerstag, den 22.09.83, war es dann soweit. Zeit, wenigstens ein paar Aufnahmen noch anzufertigen. Stellvertretend davon 112 498, die mit dem Fehmarn-Express D 1841 auf dem Weg von Köln über Hannover nach Lüneburg ist, wo der Zug an die BR 218 für den weiteren Weg nach Puttgarden übergeben wird:
Als nächstes 141 394, die den E 3618 nach Duisburg schiebt, vor dem gerade vor wenigen Tagen stillgelegten Stellwerk „Lpf“: Seit 1964 regelte es hier den Zugverkehr.
Nun wechseln wir nach Dortmund, ein Blick auf den alten Bahnhof Dorstfeld, wenige Monate vor der Umstellung. 601 014 macht sich als Dt 13305 auf den Weg nach Seebrugg, 07.07.83:
Und hier ein Blick von der Wittener Straße aus dem Sommer 1981, 111 142 fährt gerade mit dem E 3713 von Duisburg nach Hameln wieder an, er durfte zwischen Bochum und Dortmund alle Halte bedienen. Etwas auf Vorrat gebaut - die Lokindustrie verlangte nach Aufträgen - mussten sich die S-Bahn-111er längere Zeit auch mit anderen Zügen beschäftigen. Allerdings machten die von ihnen verdrängten 141 derweil die 430er im Westen und Altbauelloks im Süden arbeitslos.
Dann kam der Eröffnungstag: Am 24.09.83 stand die S-Bahn zur freien Benutzung zur Verfügung, natürlich war ich dabei. Dabei entstand dieses Foto von einer der zwischen Dortmund und Bochum pendelnden Sonder-S-Bahnen bei der Einfahrt in Bochum Hbf. Es steht zwar eine Menge Metall im Bild, trotzdem zeigt es die typische Bochumer Kulisse:
Noch einmal Dorstfeld, diesmal der neue S-Bahn-Knotenpunkt. Hochbaumäßig fertiggestellt, fehlen noch verschiedene Gleisanlagen, weil vorerst nur die S1 als erste Linie hier zu Hause sein wird, hier 111 135 mit einem der Eröffnungszüge. Welch ein Aufwand getrieben wurde, um dieses Gesamtwerk zu schaffen, in das später noch zwei weitere S-Bahnlinien integriert werden sollten, hat Stefan Meyer im März 08 u.a. hier sehr detailliert zusammengetragen:
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drehscheibe-online.ist-im-web.de]
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Im Hintergrund zeigt sich die Dortmunder „Skyline“ bis hin zur Innenstadt, wie sie heute nicht mehr zu sehen ist. Ganz links die Hauptverwaltung von HOESCH, das Gebäude noch existent, das Unternehmen untergegangen, verschwunden sind auch der Turm und das Verwaltungsgebäude der Dortmunder Aktien-Brauerei, eine von drei großen Brauereien, die über Jahrzehnte an der Rheinischen Straße ansässig waren. Etwas daneben zeigt das „U“ auf dem Dach des Hochhauses den damaligen Standort der Dortmunder Union-Brauerei an, als einzig erhalten gebliebenes Gebäude der gesamten Brau-Industrie an diesem Standort.
Im Vorgriff auf die für 1984 geplante S4-Eröffnung berühren die Dieselwendezüge der „Stadthauslinie“ N4 bereits den neuen Bahnhof, mit Hilfe einer provisorischen Rampe gelangen sie herab zum alten Bahnhof, der an diesem Tag letztmalig Reisezughalt ist. „Hier oben“ halten sie ab dem kommenden Tag, am äußersten Ende des Bahnsteigs, so dass auf kleinem Niveau bereits ein Umsteigebetrieb zur S1 möglich ist. Bis zur vollen Inbetriebnahme mit Eröffnung der S2 werden noch sechs Jahre vergehen.
Wir sehen 212 301, wie sie mit dem 7449 vom alten Bahnhof, der direkt hinter der Straßenbrücke liegt, die Rampe heraufkommt und ohne Halt Richtung Unna durchfährt.
Das letzte Foto soll den ersten regulären Betriebstag zeigen, an dem 111 157 gerade den Dortmunder Hbf erreicht. Auch hier sind noch längst nicht alle Baumaßnahmen, z.B. die Neuordnung der Fernbahngleise, abgeschlossen, vorläufig hält die S-Bahn am Hausbahnsteig Gleis 6.
Soweit wieder einmal, vielleicht gibt es im nächsten Jahr etwas zur S4, die dann ihr Silbernes feiern kann (ein freundlicher Zaunpfahl winkt nach Hamburg). Wahrscheinlich wird sie ähnlich der S1 allein feiern dürfen ...
Grüße
Frank
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:01:14:20:10:11.