Hallo HiFo-Gemeinde,
heute also mein 100. Bild-Beitrag im HiFo:
Nun, vielleicht war es ja Gedankenübertragung oder doch nur reiner Zufall; zu Ludgers phänomenalem ’Leipzig-Berlin’ Beitrag gesellt sich heute mein (bereits sei einigen Tagen fertiger) Beitrag zum Thema Leipzig Hbf! Nicht ganz so voluminös, einen etwas anderen Zeitpunkt abdeckend und, wie häufig, auch noch mit einem Schuß ’Donni-Schmäh’ garniert… Erweitern wir also den Blick auf das Thema Leipzig!
Schon recht früh fügten sich einige Informationen bei mir zur festen Erkenntnis, daß man unbedingt und schleunigst in den Osten müßte, um auch dort Eisenbahn zu sehen, zu erleben und auch logischerweise zu fotografieren. Die Eckpunkte der mir damals zugänglichen Einschätzungen bewegten sich irgendwo zwischen 'unmöglich', 'vergiß es' und 'sehr schwierig'. Mit der letzten Einschätzung konnte ich dabei ganz gut leben, so etwas reizte schließlich: Im Sommer 1970, wenige Wochen vor dem 16.Geburtstag, hatte ich meinen Eltern schließlich ein O.K. abringen können.
Die 'geringfügigen' Handicaps damals, noch vor den sogenannten Grundlagenverträgen von 1972, waren u.a.:
1.) Besuchsgenehmigung wurde nur für einen Kreis ausgesprochen
2.) die später existierende, gleichwohl trotzdem auch nicht immer weiterhelfende allgemeine 'Fotoerlaubnis auf den der Öffentlichkeit ...' gab es noch nicht und
3.) ... Filme durften nicht in die DDR eingeführt werden (das wurde dann erst ab 1973 erlaubt)
Also, 1.) war für mich kein Problem, denn Leipzig sollte wohl interessant genug sein. Bei 2.) wollte ich mal sehen, was denn so ging und 3.) oh Gott, das bedeutete ORWO-Diafilme...
Die Verwandschaft in Leipzig wurde aktiviert, den Besuch zu ermöglichen und sich auch um die Sonderwünsche des Neffen aus dem Westen zu kümmern. Mein Onkel pflegte damals in der Gaststätte 'zum Gohliser Schlößchen' einen wunderbaren Stammtisch, an dem alles, aber auch alles vertreten war: von der Opernsängerin über jede Form von Handwerkern bis, na klar, Ihr habt es wohl bereits erraten, bis zu einem Lokführer des Bw Leipzig Süd...
Tja, insgesamt hatten sich wohl Onkel und Tante meinen Besuch anders vorgestellt, denn bis auf die festgesetzten Zeiten von Frühstück, Mittag- und Abendessen, zu denen ich von zu Hause als verwandtschaftliches Minimum verpflichtet wurde, war ich dann an drei Besuchstagen ständig in Sachen Eisenbahn unterwegs.
Nur ein paar Worte zur Hinfahrt: erst Siegen-Frankfurt ohne besondere Vorkommnisse, dann Frankfurt-Bebra-Leipzig im D217. Richtung Bebra wandelte sich das Reisepublikum einseitig: fast ausschließlich Rentner im praktisch vollbesetzten D-Zug, mittendrin nur ein junger Mensch... Alle anderen wurden mit Annäherung an die Grenze schweigsamer, es wurde frostig, eine merkwürdige Atmosphäre und Stimmung im 'Interzonenzug'; während sich bei mir in Erwartung von Bebra-Hönebach offen gesagt Hochstimmung einstellte, alles ziemlich kontrastreich ... Also, ab Bebra dann 01 0526 vom Bw Erfurt-P, ab Gerstungen, nach Abwicklung des Grenzübertritts, dann zusätzlich Vorspann durch Kohle-44 vom Bw Eisenach zur Bewältigung der steigungsreichen Neubautrasse über Förtha bis Eisenach. Bei Einfahrt in Bhf Eisenach in Gegenrichtung ein ebensolches D-Zug Gespann ...
In Leipzig brachte mich mein Onkel mit dem Stammtischbruder zusammen, und nach kurzer Beratschlagung war die Vorgehensweise festgelegt: einfach geradeaus Vorwärtsstrategie! Der Lokführer nahm sich einen Nachmittag Zeit, wir marschierten zusammen auf allen Bahnsteigen zu den Aufsichts-Pavillons. Dort wurde ich allen Aufsichtern vorgestellt mit der Bemerkung, daß man dem Besuch aus dem Westen hier was bieten wolle und bitte keine Schwierigkeiten entstehen sollen. Bei den Bahnsteig-Gängen gleich noch einige Schwätzchen mit diversen Lok- und Zugpersonalen, und so war eigentlich alles geritzt: ich war dort für einige Tage unter 'Aufsicht' und habe traumwandlerisch dort meinen 'Job' erledigt. Als Pause gönnte ich mir damals nur die berühmte Waldmeister-Limo aus den Bahnsteig-Automaten. Der Geschmack ist mir bis heute präsent geblieben ... Jetzt also zum Jubiläums-Bildteil:
Bild 1: Eindrucksvoller Bahnhofsbau: Leipzig Hbf mit Nahverkehr heute, Pfingsten 2008
Bild 2: Leipzig Hbf mit Nahverkehr im Juli 1970, vorne 35 1072 (Bw Leipzig-Süd) und daneben 110 126 (ebenfalls Le-S), die hintere 35.10 ist leider unbekannt
Bild 3: Als Blickfang in der riesigen Halle steht heute u.a. in der Ausstellung die E44 046 (Pfingsten 2008) ...
Bild 4: ... während im Juli 1970 eins meiner ersten Bilder des Besuches ebenfalls von einem Blickfang entsteht, nämlich von der 244 046 vor einem DoSto-Zug; die 244 046 dient hier als Vorspann vor ...
Bild 5: ... 35 1001! So konnte und sollte es weitergehen ...
Bild 6: Doppelte 204-Bespannung, vorne die 204 011
Bild 7: Auf 'meiner' Ruhr-Siegstrecke waren die 119er gerade wieder nach Nürnberg abgewandert, und dann in Leipzig das: im Abendlicht sonnt sich die edle 218 031 der VES-M aus Halle, die mit einem Magdeburger D-Zug kam ...
Bild 8: ... und dann zerreißt es mich fast, als sich auch noch eine 204 in die Szene schiebt
Und was ist mit dem Dampf in Leipzig?
Bild 9: Heute hält diese 'kalte' 52 die Erinnerung wach (Pfingsten 2008) ...
Bild 10: ... während im Juli 1970 die 52er hier noch räuchern durften! Die 5140 (meine Erinnerung sagt mir Engelsdorf, im EK-Lokverzeichnis vom 01.Juli 1970 steht aber Wittenberg) vor Personenzug. Sie gibt ein schönes Beispiel der nummernmäßigen DR-Übergangszeit: hier wurde bei vielen 4-stelligen Ordnungsnummern die Kontrollziffer einfach dazugepinselt.
Bild 11: Das Bw Saalfeld kam damals u.a. mit 41 266, noch mit alter Nummer, nach Leipzig
Bild 12 & 13: Auch dieses Motiv in der gigantischen, lichtdurchfluteten Halle hat mich damals ein Stück dem Wahnsinn nähergebracht...
Bild 14: 65 1005 mit Quetschesse
Bild 15: Die noch junge Leipziger S-Bahn mit 242 022 (und vorne die 242 032); sie bediente von Beginn an die beiden herzförmig verlaufenden Strecken nach Gaschwitz. Für mich Wessi am exotischsten: die 'Ticket-Automaten'...
Bild 16: Bei der Gelegenheit gleich die chrom-metallic sonderlackierte 211 032: wie lange gab es die (zusammen mit 035 und 036) recht edel aussehenden Sonderlinge?
Mit etwas Mut habe ich die beiden folgenden Aufnahmen außerhalb des geschützten Bereichs gemacht
Bild 17: Gleisvorfeld beim Bw Leipzig Süd
Bild 18: Blick in's verbotene Bw Leipzig West (ET-Mittelwagen und abgestellte vmtl. 03, 65.10 und 38.10)
Bild 19: Ein Bild vor dem Hbf...
Bild 20: Und wieder im Hbf, gaben sich 244 101 neben 03 2126 die Ehre
Bild 21 & 22: Juchu, Luftsprung und freu! Die Reko-P10 noch in Betrieb! Und dann noch in der Kulisse dieser Kathedrale des Verkehrs. Saalfeld schickte an meinem letzten Besuchstag die in den letzten Zügen liegenden 22, die jetzt sogar wieder 39.10 hießen, hier in Gestalt der 1061 vor einem Personenzug nach Leipzig (etwas später kam sogar auch noch die 1056 mit Eilzug ...)
Viel Spaß beim Jubiläumsmenü.
Soviel für heute, noch einen schönen Sonntag und eine erholsame Urlaubszeit
Gruß
Donni
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:08:15:21:21:41.