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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Das hervorragende Wetter an jenem Tag gestattet es mir, auch einmal aus dem eigenen Fundus einen Jahrestag zu gestalten. So nutzte ich vor genau 15 Jahren den ersten und arbeitsfreien Samstag des neuen Jahres - den 2. Januar 1993 -, um bei schönsten winterlichen Wetter der in den letzten Zügen liegenden Deutschen Bundesbahn einen fotografischen Besuch abzustatten.

Motiviert hatte die ebenfalls zu Ende gehende ETA-Epoche, die noch einige besondere, aber auch jahrzehntelang bekannte Leistungen zu bieten hatte.

Beginnen wir in Essen-Frillendorf, eigentlich nie als ETA-Hochburg in Erscheinung getreten, doch gab es da eine Leerfahrt, die zwei 515er nach dem letzten frühmorgendlichen Einsatz „auf Borken“ von Essen zur Wanne Eicke l an die Steckdose zurückbrachte. Dafür musste ich an dieser Fotostelle den tiefen Schatten in Kauf nehmen:

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/wwlqucpo.jpg


Ganz anders jedoch Feldhausen, wo man immer einer Vielzahl von Triebwagen der BR 515 begegnete, begründet in der Bündelung verschiedener Strecken.
Feldhausen? Ja, inzwischen Ortsteil von Bottrop, gelegen an der Bahn nach Dorsten, viele Bauern, viele zugezogene Eigenheimer aus dem Pott, ein Schloss, zwei Freizeitparks, direkt am landschaftlichen Übergang vom Ruhrgebiet zum Münsterland gelegen, noch südlich der Lippe, die auch optisch die Grenze markiert, dazu Haltepunkt und Blockstelle, knapper kann man es nicht zusammenfassen. Oder anders: So'ne Art Buchloe in Westfalen, was die Akku-Dichte angeht.
Beginnen wir hier denn auch mit einem ETA, dem 515 528 als 8310 auf dem Weg von Wanne Eickel nach Dorsten, sich gerade aus dem Schatten der umstehenden Bäume herausbegebend, weit im Hintergrund das heute noch bestehende Blocksignal von Feldhausen.

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/ms7srknw.jpg


Hier sehen wir den 515 528 als 8315 wieder auf dem Weg nach Wanne-Eickel, diesmal nördlich des Haltepunktes. Man hat ihn schon lange gehört, die lange Gerade herunter von Dorsten darf mit 100 km/h befahren werden, und mancher Akku-Pilot, auch dieser, hat das Tempo dann kurz vor Feldhausen erreicht.
Rechts im Hintergrund ist noch nichts von dem riesigen Filmpark zu sehen, der den etwas altertümlichen Traumlandpark abgelöst hat, allerdings sieht man auf dem Acker Markierungen für Vermessungsarbeiten: hier entstand später einer der Parkplätze für den Park.

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/3vzhbvvj.jpg]


In den 80er wurde die Bedienung von Borken neu gestaltet. Statt der teilweise mit großen Lücken verkehrenden ETA von Wanne Eickel richtete man einen Stundentakt ein, der abwechselnd direkt nach Oberhausen oder Essen geleitet wurde und den eigentlichen Verkehrsströmen besser entsprach. In die jeweilige andere Richtung musste man dann in Bottrop umsteigen. Anfangs mit einzelnen ETA und zweiteiligen 212-Wendezügen befahren, wurden die Züge länger, weil sie ihr Publikum fanden, viele Neu-Eigenheimer aus dem Pott wohnten auch hier jetzt nahe der Strecke, von Stilllegung war keine Rede mehr. Dreiteilig mit 216 war dann das Stichwort, die ETA-Umläufe wurden zugunsten der Wendezüge zurückgenommen, bis dann der vorhin gezeigte Frühzug übrig blieb. Diese lange Vorrede soll eigentlich nur das folgende Foto mit einem 216-Wendezug einleiten, der mit 216 104 gerade aus Borken kommend den Hp. Feldhausen erreicht und für ein langjähriges Triebwagenreservat eigentlich untypisch erscheint. Wenig später wurden sie in der Tat von rekonstruierten 624ern wieder abgelöst, denen dann noch die Hagener 218 folgten.

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/5md4ok2u.jpg


Da der Tag noch jung war und da der Weg nach Hause dort fast vorbeiführte, machte ich noch einen kleinen Abstecher in die Nähe des kleinen Örtchens Buldern, zwischen Haltern und Münster gelegen. Hier ist es zwar landschaftlich auch sehr schön, auf den Gleisen geht es allerdings weniger beschaulich zu.
Die erste Begegnung war IC 615 mit 120 124 als Vertreter des schnellen Fernverkehrs, der nach langen Jahren auch auf dieser Strecke wieder existent war, inzwischen aber weitgehend auch schon wieder Geschichte ist, wenn man mal die Pseudo-IC nach Emden außen vor lässt (damals gab es einen D/IR-Stundentakt nach Münster u n d den IC alle zwei Stunden).

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/pml4h4qm.jpg


Schließen möchte ich mit 114 502, wie die 120 und die drei Silberlinge als einzige der gezeigten Fahrzeuge im Farbschema ihrer Indienststellung unterwegs, die gerade einen langen Leerzug von Hamburg in Richtung Köln befördert. Um diese Baureihe stand es zur Jahreswende 1992/93 sehr schlecht, verschlissene Drehgestelle und Zahnräder an den Antrieben zwangen dazu, die Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h zu begrenzen und führten letztlich zu einem bemerkenswerten Umbau mit Drehgestelltausch, der ihnen auf Kosten einiger 140er ein Weiterleben als BR 110 sicherte. 114 502 war eine der drei letzten in Hamburg verbliebenen Loks, viele ihrer Schwestern wurden zu jener Zeit von Stuttgart aus in langsamen Plänen z.B. auf der Gäubahn eingesetzt. Zum Fotozeitpunkt war auch eine baldige Ausmusterung nicht auszuschließen.

http://fs5.directupload.net/images/user/151103/7k4r6mhm.jpg


Ein bisschen was Nachdenkliches zum Schluss, inspiriert durch die hervorragende, dem HiFo im besten Sinne würdige Diskussion, die mir in vielen Beiträgen aus dem Herzen gesprochen hat, in dem Beitrag „Der Bauer erkennt seine Schweine am Gang ...“ [drehscheibe-online.ist-im-web.de] :

Wie man hier an der roten 120 sieht oder meinetwegen auch schon an der beige/blauen 216, geht das Bahnleben eigentlich immer weiter, man muss halt gelegentlich seine Schwerpunkte etwas nachfokussieren, das galt damals auch schon, mit manchem kann man sich durchaus arrangieren. Eine TRAXX ist sicher keine Schönheit, war es aber eine Kasten-110 oder 140 (provokant, ich weiß!)? Das muss sicher jeder für sich entscheiden...
Dann kann man eigentlich auch heute noch trotz fortgeschrittener Uniformität Spaß an der Eisenbahn haben und Fotos schießen, die man in zehn + X Jahren an dieser Stelle präsentieren kann oder eisenbahngeschichtliches Material sammeln, dass irgendwann Jüngere interessiert. Wäre ja schade, wenn es dann keine Stromabnehmer-Beiträge o.ä. mehr geben könnte.
Trotzdem dreht sich das Flügelrad weiter, leider kann die alte Bahn nicht als Puppenstube konserviert werden, schließlich war gerade sie auch immer ein Symbol für Fortschritt.
Fortschrittlich empfinde ich aber nicht eine entseelte Bahn, von irgendwelchen ESTW in Taka-Tuka-Land ferngesteuert, irgendwann vielleicht auch noch ohne Lokführer, ohne Personal auf den Bahnsteigen der größeren Bahnhöfe wie z.B. bei mir um die Ecke in Unna oder Schwerte, der reisende Mensch alleingelassen ohne jegliche Hilfe, was sich dann in den Zub-losen Zügen fortsetzt. Das tut schon sehr weh, und hier habe ich mein eigentliches Problem mit der Eisenbahn.

So, dass in aller Kürze, es wäre noch vieles zu sagen, ich freue mich auf ein spannendes und motiviertes 2008 im HiFo,

Grüße
Frank,
der morgen wieder antreten muss und daher den Beitrag etwas vor der Zeit plaziert

Edith hat die Gemeindegrenzen wieder geradegerückt, Asche auf mein Haupt



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:11:03:20:09:22.
Vielen Dank für diesen Bilderbogen aus meiner alten
Heimat.

Kleine Berichtigung:

Feldhausen ist Ortsteil von Kirchhellen, welches
ursprünglich zum Kreis Recklinghausen gehörte.
1975 wurde Kirchellen - und somit auch Feldhausen -
zu Bottrop eingemeindet.

Frohes Neues Jahr.

Gruß aus Lübeck
Andreas

http://s14.directupload.net/images/120117/x26rem3u.png
Hallo,
es gab auch die (wenn auch kurze Geschichte) von "Glabotki", dem zwangsweisen Versuch, aus Gladbeck, Kirchhellen und Bottrop eine Stadt zu bilden. Gladbeck klagte gegen das Land NRW und gewann - fand sich dann jedoch - irgenwie auch unpassend - im Kreis Recklinghausen wieder.
Andere Zusammenschlüsse im Pott, die damals heftig umstritten waren z.B. Westerholt zu Herten, Buer zu Gelsenkirchen und Wattenscheid zu Bochum. Hat damals viel Zank gegeben. Heute kann man noch Wattenscheider mit der Frage nach "Bochum 6" auf die Palme treiben...

Ich weiß noch, wie in meiner Heimat um die Eigenständigkeit gekämpft wurde. Das "Samtgemeindeprinzip" wie in Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz wäre manchmal wohl besser gewesen.