Wertes Publicum;
heute mal wieder eine schön/ schaurige Geschichte aus dem Herzen des Potts - professionelle Hiforianer, die mich gut kennen (aber auch der Rest der Gemeinde) mögen mein verschmitzes Augenzwinkern im Vorfeld des Lesens richtig zu deuten wissen .....
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Bochum Dahlhausen, ein Ort gutbürgerlichen Treibens; ordentlich, sittsam und weitab jeglicher suspekter Turbulenz. So wie es auf dem nun folgenden Bild sehr schön nachzuvollziehen ist.
Artig ergreift ein etwa 12-jähriges Mädchen die Hand ihrer Mutter, wobei der zweite Sprössling folgsam wie im Gleichschritt nebenhertrottet. Die stramme Bergmannsfrau wirft derweil ein gütigen Blick auf einen propperen Säugling, den sie im allerneuesten Kinderwagenmodell (HiFo-tauglich !?) vor sich herschiebt.
Die Häuser sind allesamt zwar älteren Baujahrs, aber gewissenhaft geputzt und gepflegt. In der Regel von der konservativen Bewohnerschaft, die man hier zu einem kleinen Teil mit allerlei Tütenbepackung geschäftig hin und herwieseln sieht.
Der
Vestische Tw 377 steht am 26. Oktober 1978 am Bf Dahlhausen zur Abfahrt seiner langen Reise nach Recklinghausen bereit und nichts deutet auf das sich in wenigen Augenblicken hier abzeichnende Event der extraordinären Sonderklasse hin, welches auch noch wochenlang für Gesprächsstoff innerhalb dieser ach so biederen Einwohnerschaft sorgen wird.
Aber alles der Reihe nach.
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Um das genaue Geschehen halbwegs nachvollziehbar rekonstruieren zu können, bedarf es zunächst einiger Bildinformationen rund um die Endhaltestelle der Linie 18, die von der Bogetra und der Vestischen im Gemeinschaftverkehr betrieben wird.
Noch immer herrscht regelrecht Friedhofsruhe an der Endhaltestelle.
Der Typ da rechts auf der Bank studiert gerade den kulturellen Teil der WAZ, denn vor wenigen Tagen erst hat man doch tatsächlich einen polnischen Kardinbal zu Papst berufen. Johannes Paul II. ist der Name des noch sehr jung und tatkräftig wirkenden Geistlichen im höchsten Amte der katholischen Kirche.
Der Strassenbahnfahrer zieht sich derweil in seiner Ruhepause ´nen leckeren Löwenköttel mit Rollmops rein (typisches Ruhrgebietsgericht der 50er – 70er Jahre = Frikadelle mit Fischrolle in Maionnaissensauce) .....
Auch aus dieser Perspektive kommt das beschauliche Dahlhauser Leben gut zur Geltung – nur diese verrufene Spielhölle passt so gar nicht in das Bild der beschaulichen Szenerie.
Jawohl, alle sind von geschäftigem Treiben beseelt; keine Gammler, Spackos oder sonst so´n Gezocks, wie es heute leider in fast jeder grösseren Stadt zu beobachten ist .....
Doch gleich beginnt das Drama.
Um hier und heute alles detailliert beschreiben zu können, muss ich Ihnen und Euch – werte HiFo-User – zunächst die zuvor stattgefundene Ankunft des Vestischen Tw 377 präsentieren (Agfapan 100 gepushed auf 22,5 DIN, entwickelt in Ultrafin SF Mischungsverhältnis 1:3, Kleinbild). Denn an genau dieser Stelle begann das Übel.
Die Quelle des Übels hat auch einen Namen: Stens !
Eine als Drogerie getarnte Hardcorekneipe, in der es neben Fiege und Veltins Pils auch scharfen Martini zu trinken gibt. Aber nicht nur das !
Professionelle Spritties werden hier sogar noch mit hochprozentigem Kölnisch Wasser (47.11 %) abgefüllt. Die ganz Hartgesottenen schwören allerdings auf Klosterfrau Melissengeist, dessen Alkoholgehalt von 76 % nicht nur (ent)spannende Dröhnung, sondern auch ewige Ruhe verspricht .....
Hier seht ihr besagte Lasterhöhle links im Bild.
Anständige Bürger, so wie die Dame in Anthrazit-Neo-Black-Mantel rechts im Bild, machen natürlich einen weiten Bogen um das verrufene Etablissement und wechseln prophylaktisch die Strassenseite .....
Nun wirft die Alte doch einen Blick nach links, denn der vorbeirauschende Tw 377 verdeckt den Blick auf den Ort übelster Sünde.
„Aaaah .....“, entweicht es der 74-jährigen Agnes Bollmeier, „ist das aber ein schönes Bähnchen .....“
Und mit leicht hüstelnder Stimme fügt das Mütterchen noch entzückt hinzu:
„Und sogar von der Vestischen ..... !“
Um den Faden nicht zu verlieren – hier nochmals das zuerst gezeigte Motiv; diesmal allerdings im Hochformat.
Und der Kenner mit wissendem Blick hat natürlich sofort den Standort des Fotografen (natürlich ich; hehe) identifiziert:
Die Eisenbahnbrücke der Güterzugstrecke Bochum Dahlhausen – Bochum Weitmar – Bochum Nord/ Boch Laer Opel Werk 1 – Bochum Langendreer !
“Güter gehören auf die Bahn“ – also diese Strecke wird es bestimmt noch in 100 Jahren geben ..... oder etwa doch nicht ..... !?
Das Bild wirkt bereits unruhiger.
Vorlautete Teenies, eine heranbretternde Rennradmausi, sowie das unschön geparkte Mofa eines langhaarigen Möchtegern-Rockers haben die Stimmung des zuvor gezeigten, gleichen Motivs entscheidend verändert.
Nicht im Bild ein Mann in typischer Busfahreruniform, der sich verschämt und mit unsicherem Gang in Richtung Bushaltestelle schleicht. Seine 76 %-haltige Standarte würde jede Fliege (nicht Fiege) im Umkreis von 50 Metern tot zu Boden fallen lassen !
Es ist der dicke Nepomuk Suhrbier, Fahrer der Buslinie 57 !
Man spürt bereits die unheilgeschwängerte Aura, die seit Minuten bleiernd in der kohlenstaubverhangenen Luft liegt .....
Und dann geschieht das Unfassbare - die Buslinie 57 fährt Amok !
Nepomuk, von seinen Freunden auch “Nepo“ genannt, hat die Kontrolle über den schweren MAN mit der Wagennummer 403 verloren. Die halbe Flasche Klosterfrau Melissengeist zum Pausensnack war doch wohl zuviel für ihn .....
Eben noch wollte er den mit soliden Trilex-Felgen ausgestatteten Bus links herum lenken, bis ihn eine nebulöse Vision das Lenkrad spontan nach rechts reissen liess.
Nun steht er quer zur Strasse; weiss nicht mehr ein und aus.
Glücklicherweise konnte er den dunkelgrün gestrichenen Linienbus noch wenige Meter vor dem Bürgersteig zum stehen bringen. Ein kleiner, hässlicher Köter rennt laut kläffend wie von Taranteln gestochen davon .....
Das alkoholhaltige Gift aus der Lasterhöhle Stens hatte seine unglückbringende Wirkung im Hirn des volltrunkenen Bogestra-Drivers voll entfaltet !
Die weissbehutete Dame im hinteren Teil des Busses sitzt noch immer wie erstarrt auf dem dicken Kunstledersitz, drückt sich in die Rückenlehne hinein und heult entsetzt auf.
Und die Moral von der Geschicht´ ?
Ob MAN ob grosser Benz –
im Dienste niemals geh zu Stens !
Prostata ! (*hicks*)
(Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen gleichen Names sind rein zufällig, in keinster Weise beleidigend gemeint, aber in belustigender Weise gewollt)
Edit am 18.09.2010: Bilder beim Bilderfrosch erneut hochgeladen
Beste Grüße, Michael :-)
... und immer schön die Kurbel fest im Griff !
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:09:18:09:41:58.