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Amstetten – Laichingen (Teil 10 – 11 B)

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 06.04.07 08:37

Vor ein paar Tagen erhielt ich von Hans-Joachim Knupfer eine Mail, die meine Ausführungen zu der Rollbockanlage (in Amstetten) korrigiert und ergänzt. Ich hatte geschrieben: "Durch die spezielle Form der Normalspurgleise werden die Wagen aus den Aufnahmegabeln der Rollböcke gehoben. Jetzt können die Gabeln vom Personal manuell weggeklappt werden."

Hans-Joachim schreibt dazu: “Diesem Irrtum bin ich früher auch aufgesessen. Er wird auch durch die HOe-/HOm-Modellanlagen (Rollbockgrube) von Bemo gefördert, weil dort das Prinzip tatsächlich so abläuft (deshalb ist die Bemo-Grube bzw. der dortige Höhenunterschied auch viel zu hoch, das geht dort halt nur so). Aber das Vorbild funktioniert anders:

Außen zwischen den beiden Rädern hat der Rollbock konkave Aufnahmetaschen für die Räder des Normalspurwagens. Durch den kaum wahrnehmbaren Höhenunterschied auf dem letzen Stück der Rollbockgrube vor deren Ende senkt sich der Radsatz des Normalspurwagens auf diesem Absatz in die besagte Tasche. Die Gabeln der Rollböcke dienen nur

a) dem Mitnehmen des Rollbocks während des Aufbockvorgangs durch die Achse des Vollspurwagens bis zum besagten Absatz (damit der Rangierer nicht jeden Rollbock einzeln parallel zur Verschubbewegung des Vollspurwagens unter diesem von Hand bewegen muss). Ab dem Absatz sitzt der Vollspurwagen ja bereits mit seinem Gewicht auf dem Rollbock und bewegt diesen dann dadurch fort.

Anders gesagt:
1. Vollspurwagen wird auf Grube geschoben
2. Rangierer schiebt einen Rollbock pro Radsatz unter den Vollspurwagen und klappt die Gabeln hoch
3. Vollspurwagen wird weiter Richtung schmalspurseitigem Grubenende geschoben. Rollböcke laufen durch Führung der Gabeln lose unter dem Vollspurwagen mit bis zum Absatz
4. Auf dem Absatz senkt sich der Vollspurradsatz mit den Rädern in die Rollbocktasche (jetzt könnte man theoretisch die Gabeln wieder herunterklappen!)

b) dienen die Gabeln als zusätzliche Sicherheit während der Fahrt, damit der Rollbock nicht durch heftige Fahrtbewegungen unter dem Vollspurwagen herausgezogen wird. Aber die Achse des Vollspurwagens sitzt nie in den Gabeln auf, sie liegt höher und wird nur seitlich von den Gabeln (lose) umschlossen.

Damit die Wagen beim Abbocken von der Grube herunter aufs Vollspurgleis finden, ohne den Rollbock über das vollspurseitige Grubenende mitzureißen, werden vorher (nachdem der Vollspurwagen bereits im Bereich der Grube wieder auf der Vollspurschiene sitzt) die Gabeln von Hand abgeklappt. Das ganze beim Aufbocken in umgekehrter Reihenfolge.

Das alles gilt für die Rollböcke nach dem Patent Langbein, erbaut durch Esslingen und wohl auch andere Hersteller in Lizenz. Das erklärt, warum es Esslinger Rollböcke gibt, bei denen die Gabeln außen kurz vor dem Vollspurrad sitzen, und solche, bei denen die Gabeln sehr weit innen fast nebeneinander sitzen. Für den Sitz des Vollspurradsatzes ist das ohne Bedeutung.

Rollböcke anderer Hersteller (namentlich Görlitz) wurden jedoch tatsächlich so gebaut, dass das Vollspurrad in der Gabel aufsitzt. Die Gabel wurde entsprechend breit ausgebildet. Dadurch wurde das ME-Patent umgangen. Diese Bauart war jedoch wesentlich weniger verbreitet und kam später auf den Markt.

Übrigens ist die Bezeichnung Rollbock zumindest im Dienstgebrauch der württ. Staatsbahn, der DRB und der DB und auch bei den Eisenbahnern völlig unbekannt. Es war immer nur von Rollschemeln die Rede, unabhängig davon, ob es sich um Rollwagen (fahrbare Rahmen) oder nur Rollböcke handelte. Die Unterscheidung Rollwagen und Rollbock ist wohl nur von der Industrie (und den Modellbahnern) eingeführt worden.“
Vielen Dank für diese ausführliche Ergänzung!



Heute geht es mit der inzwischen abgebauten Strecke weiter:


Hinter Oppingen näherte sich die Strecke der Straße von Oppingen nach Nellingen und verlief dann parallel zu dieser bis zum Ortsanfang von Nellingen. Hier führte die Bahn in einem Linksbogen über die Straße in den Bahnhof.

Kurz vor Nellingen hatte die Strecke wieder einen etwas fotogeneren Abstand zur Straße:

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3164646136643264.jpg

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3938616433336565.jpg

Hier hat T 30 WNB mit den beiden Beiwagen 6 WEG und 7 WEG am 30.1.1978 gerade Nellingen in Richtung Oppingen - Amstetten verlassen. Wie Spielzeug wirken die beiden Beiwagen mit dem offenen Übergang.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3130363566373465.jpg

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3433343861396462.jpg

An ungefähr derselben Stelle rumpelt VT 31 WEG mit zwei Normalspur-Güterwagen am 14.9.1984 nach Amstetten.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3166316536646465.jpg

„spanish train“ fotografierte hier den VT 30 WEG am 5. 6. 85

Die Kurve vor dem Straßenübergang vor dem Nellinger Bahnhof war ein beliebtes Fotomotiv:

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3635366430373335.jpg

VT 31 WEG am 30.12.1981

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3833333333346366.jpg

VT 30 WEG am 31.3.1984

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3863366337333530.jpg

VT 31 WEG am 30.1.1985, Foto: „spanish train“

Der Bahnhof Nellingen (693,9 m ü.M.) besaß als einzige Zwischenstation ein zweistöckiges Empfangsgebäude. Anfangs gab es auch hier - wie auf allen Bahnhöfen der Bahn - ein normalspuriges Ladegleis mit Rollbockgrube. Diese Normalspur-Ladegleise wurden bereits Mitte der 1920er-Jahre wieder entfernt. vermutlich waren dann ausreichend Rollböcke vorhanden, so daß sich das Abschemeln nicht mehr lohnte.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3932623065306661.jpg

„spanish train“ fotografierte hier eine Zugkreuzung mit VT 31 WEG und VT 30 WEG am 30.1.1985

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3730656339366661.jpg

Vierzehn Jahre vorher wurde hier T 34 WEG als Zug 16 nach Laichingen für die Nachwelt dokumentiert. (4.1.1971)

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/58/781958/3334613062643764.jpg

Am 24.8.1977 rangierte T 30 WNB vor dem imposanten Lagerhaus. Dieses besaß ein beidseitig angeschlossenes Anschlußgleis.

Nach den Osterferien folgt Teil 11

Gruß Stefan



Literatur

Hans-Joachim Knupfer: Schmalspurig nach Laichingen - Die Geschichte der Alb-Bahn Amstetten - Laichingen, H&L-Publikationen-Verlag Wolfgang Bleiweis Schweinfurt 2002
Ludger Kenning: Die Schmalspurbahn Amstetten - Laichingen, Verlag Kenning Nordhorn 2001

leider in Bezug auf diese Bahn sehr fehlerhaft, die Bildqualität ist auch enttäuschend:
Hermann Bürnheim: Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft - Die Geschichte einer bedeutenden Privatbahn, Motorbuch-Verlag Stuttgart 1986

weitere Quellen:
Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 5: Baden-Württemberg, Zeunert-Verlag Gifhorn 1977
Michael Kochems: Privatbahntriebwagen in Deutschland von 1990 bis heute, Drehscheibe-Sonderheft 21, Köln 2001
Lok-Report, diverse Hefte
DB-Kursbücher
eigene Aufzeichnungen (auch der Co-Autoren)

Links

Folgende Beiträge über WNB/WEG-Bahnen habe ich hier schon gezeigt:
Strohgäubahn (Korntal - Weissach): Teile 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11a 11b 12 13 14 100 Jahre Strohgäubahn
Härtsfeldbahn (Aalen - Neresheim - Dillingen): Teile 1 2 3 4
Reutlingen - Gönningen: Teile 1 2 3
Amstetten - Gerstetten: Teile 1 2
Vaihingen-Enzweihingen – Zu dieser Strecke gibt es auch eine Website von Hans-von-E94
Amstetten - Laichingen: Teile 1 2 3 4 5 6 7 8 9

RollBöcke

geschrieben von: HBGO

Datum: 06.04.07 12:46

http://www.hbgo.de/hbgo/DSO/83002030.JPG

So steht der Rollbock in der Grube. Die Mitnehmergabeln nach der Mitte liegend

http://www.hbgo.de/hbgo/DSO/83001370.JPG

Wenn dann der Normalspurwagen über dem Rollbock steht werden die Gabeln hochgeklappt.

http://www.hbgo.de/hbgo/DSO/83002040.JPG

Das Ganze von der Seite. Mit den Spindeln konnte die Gabel an der Normalspurachse festgeklemmt werden.
Im Betrieb wurde davon (zumindest im Jagsttal) kein Gebrauch gemacht.
Begründung: Wenn der Normalspurwagen umfällt bleibt meistens der Rollbock in Gleisnähe und muß nicht umständlich von der Achse geborgen werden.

http://www.hbgo.de/hbgo/DSO/83005030.JPG

Die Rollbockgrube mit dem stufenweisen Absenken des Normalspurgleises. Im Bild sogar zweistufig.
Die Aufnahme entstand bei der Verlängerung der Rollbockgrube in Möckmühl weil die von Ochsenhausen übernommenen Rollböcke eine niedrigere Aufbockhöhe hatten als die vorher verwendeten. Lag größtenteils am kleineren Laufkreisdurchmesser der ex-DB-Rollböcke.

http://www.hbgo.de/hbgo/DSO/8400306A.JPG

Zum Schluß noch ein Blick unter den Normalspurwagen.

Alle Aufnahmen aus dem Jagsttal 1983/1984 und deshalb ganz unten immer nur 750 mm.

Re: RollBöcke

geschrieben von: HPS

Datum: 06.04.07 14:00

Hallo zusammen,

jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazugeben.
Also zur Übertragung der Längskräfte sind die Gabeln schon notwendig. Wenn das nur über den Auflagepunkt der Spurkränze auf dem Rollbock geschehen würde, wären die bestimmt laufend runtergefallen. Besonders, wenn die Normalspurwagen über die Normalspurpuffer gekuppelt sind. Dann ist ja der Hebelarm bis zum Auflagepunkt noch länger und die Kraftverhältnisse noch ungünstiger.

Gruß HPS

Re: RollBöcke

geschrieben von: Herr F. aus K.

Datum: 06.04.07 18:13

ZITAT:
Mit den Spindeln konnte die Gabel an der Normalspurachse festgeklemmt werden.
Im Betrieb wurde davon (zumindest im Jagsttal) kein Gebrauch gemacht.
Begründung: Wenn der Normalspurwagen umfällt bleibt meistens der Rollbock in Gleisnähe und muß nicht umständlich von der Achse geborgen werden.

ach DESHALB lag in der ersten scharfen kurve hinter möckmühl so oft n zug im dreck ...

*grinzzzzz*


mfg. f.

Kraftrichtung

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 07.04.07 07:50

An dem Satz “jetzt könnte man theoretisch die Gabeln wieder herunterklappen!“ hatte ich auch gewisse Zweifel, die durch die Bilder von „HBGO“ bestärkt werden:
Die Quertraverse unter den Spurkränzen des Normalspur-Radsatzes nimmt die senkrechten Kräfte (Gewicht des Normalspurwagens) auf. Ebenso hält sie den Normalspurwagen mittig über dem Schmalspurgleis. In Längsrichtung (Fahrtrichtung) aber bietet sie keinerlei Halt. Diese Kräfte müssen also von den Gabeln übernommen werden. Gerade bei gebremsten Rollböcken und bei Rollböcken, die mit Stangen gekuppelt sind (wie bei Amstetten - Laichingen zur Dampflokzeit) sind diese Kräfte sicher nicht gering.
Recht hat Hans-Joachim natürlich, wenn er “theoretisch“ schreibt. Da die Normalspurachse nicht auf den Gabeln aufsitzt, könnte man diese auch unter einem aufgebockten Normalspurwagen umklappen, sollte aber besser nicht versuchen, damit zu fahren.

Viele Grüße und schöne Ostern!
Stefan