Bevor ich das nächstemal mit der Streckenbeschreibung beginne, fehlen noch die Fahrzeuge des Güterverkehrs, nämlich Güterwagen und Rollböcke.
Zur Eröffnung hatte die Bahn 6 gedeckte und 12 offene Güterwagen mit 1 m hohen Bordwänden. Zumindest bei einem Teil dieser offenen Wagen ließen sich die Bordwände abnehmen und Drehschemel für den Langholztransport aufsetzen. Offensichtlich war dieser Güterwagenbestand von Anbeginn zu hoch. War es Fehleinschätzung oder hing das mit den Nachbarbahnen zusammen, die letztlich in Normalspur gebaut wurden? Schon bald gab es Bestandsveränderungen. Zwei der O-Wagen wurden zu G-Wagen umgebaut, und ein Teil der Wagen wurde an andere Bahnen abgegeben. Die geschlossenen Güterwagen gab es in ungebremster Ausführung und mit hochsitzendem Bremserhäuschen. Bei den offenen Wagen war es ähnlich, nur daß der Bremser im Freien sitzen „durfte“. Später wurden die O-Wagen für Bahndienstzwecke umgebaut. Sie erhielten 60 cm hohe Bordwände und Stahlböden mit Bodenklappen. Über die Nummern der Güterwagen konnte ich nur soviel ermitteln: Die G-Wagen waren ab
151 und die O-Wagen ab
301 eingenummert. Bei der Zuordnung gebremster und ungebremster Wagen zu bestimmten Nummern fand ich bei Ludger Kenning widersprüchliche Angaben.
Überlebt haben mehrere Wagen, die zur Härtsfeld-Museumsbahn (
HMB) gelangten:
Am 21.2.1977 fotografierte ich diese beiden Exemplare, an denen ich keine Nummer fand (vermutlich 301 und 303), in Laichingen. Davor steht ein Rollbock.
Wagen 301 und 153, mustergültig restauriert in Neresheim am 3.6.2006
Fast von Anbeginn wurden für den Transport von Normalspurwagen
Rollböcke verwendet. Das waren kleine zweiachsige Fahrgestelle, die jeweils eine Achse eines Normalspurwagens transportierten. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Rollböcke nachbeschafft, „Hoflieferant“ war die Maschinenfabrik Esslingen.
Die Rollböcke der Laichinger Bahn waren mit Druckluftbremse ausgerüstet, es gab aber auch ungebremste Exemplare. Mindestens jeder zweite Rollbock mußte jedoch gebremst sein. Hier zeige ich Euch noch einmal einen Ausschnitt aus dem obigen Güterwagen-Bild:
Gut zu erkennen sind die beiden Gabeln, die die Achse des Normalspurwagens aufnehmen.
1979 baute die Firma O&K 10 Rollböcke um für die doppelte Tragkraft (20 t statt 10 t). Diese bewährten sich jedoch nicht und standen nur von 1980 bis 1982 im Einsatz:
Mein leider verstorbener Freund Dimitrios Kutelidis fertigte dieses schöne Foto eines schrottreifen O&K-Rollbockes am 8.9.1983 in Amstetten.
Gekuppelt wurden die Normalspurwagen mit ihren eigenen Kupplungen untereinander und mit den Triebwagen, die ja extra hierfür höher liegende Regelpuffer und Schraubenkupplungen besaßen. Zur Dampflokzeit wurden lange Kuppelstangen zwischen den Schmalspurfahrzeugen und dem ersten Rollbock verwendet. Das führte zu der physikalisch ungünstigen Situation, daß die Längskräfte zwischen Lok und aufgebockten Normalspurwagen über den ersten Rollbock übertragen wurden. (Die kleine Kuppelstange, die auf dem Bild erkennbar ist, diente nur der Kupplung leerer Rollböcke untereinander.)
Nach dem Krieg entstand der Pufferwagen Nr.
155 (II), ein geschlossener Güterwagen, der ursprünglich selbst aus einem O-Wagen entstanden war, mit hochgesetzten Regelpuffern. Dieser diente aber im Normalfall nur als Schutzwagen, wenn Normalspurwagen mit Militärgut im Zug liefen.
Auf diesem Bild von T 33 WNB am 9.7.1981 in Laichingen ist links noch der Pufferwagen 155 (II) zu erkennen.
Erst mit dem Einsatz der Schlepptriebwagen wurden die Kuppelstangen nur noch zum Transport leerer Rollböcke verwendet.
Hier rangiert T 30 WNB am 30.1.1978 mit einem aufgebockten Normalspurwagen in Laichingen. Deutlich sind die Bremsschläuche zu den Rollböcken zu erkennen. Die Bremsschläuche mussten immer vom führenden Triebfahrzeug zu den Rollböcken durch die Haken und Ösen am Untergestell der Normalspurwagen geführt werden.
Patrick Mörsen erwischte an Ostern 1985 einen aufgebockten Vierachser in Merklingen.
Detlef Schikorr verdanken wir diese Aufnahme aus Amstetten vom 14.10.1984, die uns die Rollbockgruben zeigt.
Auch Jürgen Ranger fotografierte eine der beiden Rollbockgruben am 22.3.1985.
Das Schmalspurgleis liegt in tieferer Lage zwischen den Normalspurschienen. Hier wurden die Rollböcke manuell unter die Achsen der Normalspurwagen geschoben. Dann wurden die Gabeln hochgeklappt, um die Achsen zu arretieren. Die Bundesbahn-Köf schob die Normalspurwagen auf die Rollbockgrube, dort übernahm sie dann der Schmalspur-Triebwagen:
VT 31 WEG am 21.7.1982 an der Rollbockgrube.
Am 19.4.1985 besuchte „iw“ noch einmal das Bähnle und hielt die Ankunft eines Güterzuges in Amstetten und das Abschemeln in einer Bilderserie fest, die ich hier einfügen möchte:
VT 30 WEG nähert sich mit drei aufgebockten Güterwagen Amstetten.
Nach der Ankunft in Amstetten werden zunächst die Bremsschläuche entfernt.
VT 30 WEG setzt an das hintere Zugende um ...
... und drückt die Güterwagen auf die Rollbockgrube. Im Hintergrund wartet bereits die Amstettener Bahnhofs-Köf 323 478.
Durch die spezielle Form der Normalspurgleise werden die Wagen aus den Aufnahmegabeln der Rollböcke angehoben. Jetzt können die Gabeln vom Personal manuell weggeklappt werden und der Normalspurwagen ist auf seiner Spurweite frei.
Hier die Szene noch einmal im Überblick.
Die Köf zieht die beiden letzten Wagen von der Rollbockgrube. Im Vordergrund sind gut die umgeklappten Gabeln der Rollböcke zu erkennen.
Zum Abschluß der Fahrzeugbeschreibungen sei noch einmal der
Schneepflug erwähnt, den ich bereits bei den Dampfloks gezeigt hatte, da er aus der Lok Nr. 3s entstanden war. Ursprünglich bestand die Pflugschar aus den Kesselblechen der Dampflok, erst später wurde sie durch eine Neukonstruktion ersetzt.
Ende der 1970er Jahre wurde er durch einen hydraulischen Anbauschneepflug für die Triebwagen VT 30 und VT 31 ersetzt und verschrottet.
Im nächsten Teil beginne ich die Streckenbeschreibung mit dem Bahnhof Amstetten.
Gruß Stefan
Literatur
empfehlenswert:
Hans-Joachim Knupfer: Schmalspurig nach Laichingen - Die Geschichte der Alb-Bahn Amstetten - Laichingen, H&L-Publikationen-Verlag Wolfgang Bleiweis Schweinfurt 2002
Ludger Kenning: Die Schmalspurbahn Amstetten - Laichingen, Verlag Kenning Nordhorn 2001
leider in Bezug auf diese Bahn sehr fehlerhaft, die Bildqualität ist auch enttäuschend:
Hermann Bürnheim: Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft - Die Geschichte einer bedeutenden Privatbahn, Motorbuch-Verlag Stuttgart 1986
weitere Quellen:
Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 5: Baden-Württemberg, Zeunert-Verlag Gifhorn 1977
Michael Kochems: Privatbahntriebwagen in Deutschland von 1990 bis heute, Drehscheibe-Sonderheft 21, Köln 2001
Lok-Report, diverse Hefte
DB-Kursbücher
eigene Aufzeichnungen (auch der Co-Autoren)
Links
Folgende Beiträge über WNB/WEG-Bahnen habe ich hier schon gezeigt:
Strohgäubahn (Korntal - Weissach): Teile
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Härtsfeldbahn (Aalen - Neresheim - Dillingen): Teile
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Reutlingen - Gönningen: Teile
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Amstetten - Gerstetten: Teile
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Vaihingen-Enzweihingen
Amstetten - Laichingen: Teile
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