Die Zeiten ändern sich. Wo vor 30 Jahren noch 218er und anderes dunkelroten Dieselgetier auf den Schienen stand, wachsen heute Bäume zwischen den Schwellen – sofern noch welche liegen. Und die Winter heute sind auch nicht mehr das, was wir früher einmal hatten. Und überhaupt: Früher war alles viel besser. Die heutige Jugend weiß nicht einmal mehr, …
Wie habe ich sie gehasst, die Sprüche, die einem die Altvorderen vor Jahrzehnten um die Ohren geschlagen haben. Heute gehöre ich selbst zu den Sogenannten. Immer öfter drehen sich Gespräche um Alter, Rente und Themen, die mit „Man müsste nochmal…“ beginnen. Vielleicht ist dieser Beitrag ja wirklich nur einer leichten „Winterdepression“ geschuldet – obschon, die Winter sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und schon sind wir
wieder beim Thema!
Winter – das passt zu Weihnachten, obwohl ich nicht einmal sagen kann, wann Weihnachten mal richtig Schnee lag. 1978 jedenfalls war kein schneearmes Jahr. Schon am 3. Januar zog es mich zum Bahnhof Meinerzhagen. Gegenüber meinem Heimatort Derschlag (genau 200 m über NN am Bahnhof) lag das sauerländische Städtchen schon einiges höher und bot damit auch ein größeres Maß an Schneesicherheit. Im Bahnhof Meinerzhagen, dessen umfangreiche Gleisanlagen und dessen stattliches Empfangsgebäude ein stummes Zeugnis von der einstigen Bedeutung des Abzweigbahnhofs ablegten, stand an diesem Tag die 218 132 vom Bw Hagen-Eck und wartete auf den Beginn der Rangiertätigkeiten. In Ermangelung der Steintransporte aus Richtung Krummenerl gab es nur ein paar leere Kokswaggons zurück in Richtung Brügge/Hagen mitzunehmen
Auf der Rückfahrt ins Bergische bot es sich an, den N 62227 Remscheid-Lennep – Dieringhausen an der Einfahrt des Bahnhofs Kotthausen abzulichten. An diesem Tag bestand der Zug aus 795 435 und 995 476 vom Bw Dieringhausen. Die Aufnahme entstand an der östlichen Bahnhofseinfahrt. Im Hintergrund sind noch die Reste der einst umfangreichen Gleisanschlüsse zu erkennen, die die hier ansässige Steinindustrie nutzte, um ihre Produkt an den Mann zu bringen.
Gute zwei Monate und zwei 24er-Sonderfahrten auf der WLE später hatte der Winter erneut heftig zugelangt. Auf einer langwierigen Rückfahrt von Essen ins Bergische, die selbst dem versierten Käferfahrer einiges abverlangte, wagte ich von Wipperfürth aus noch einen Abstecher nach Meinerzhagen. Es sollte sich lohnen, denn der Bahnhof Meinerzhagen war nicht nur stark verschneit, dort wartete – man schrieb den 13.02.1978 – die Bismarcker 216 037 mit einem Wintersport-(!)-Sonderzug auf die abendliche Rückfahrt an den Niederrhein nach Wesel. Damals bot der Bahnhof Platz genug, um auch einen langen Reisezug abstellen zu können. Heute sähe es damit schlecht aus, denn von den Gleisen ist nur das betrieblich Unabdingbare geblieben – ein Zustand, der Herrn Verkehrskanister Oliver W. sicher ein Dorn im Auge sein wird. Da wird sich doch sicher noch irgendein Kreisverkehr finden, den man auf dem Planum installieren kann, das wäre doch ansonsten der Treppenwitz des Jahrhunderts! Jawoll! Ewigkeiten muss es her sein, dass anstelle der aktuell üblichen Blechlawinen in diesen Wintersportort die Sonderzüge aus Richtung Köln, Ruhrgebiet und Wuppertal anrauschten und der Bahnhof so voll war, dass die Wagenparks mitsamt ihren Dampfloks in Holzwipper „zwischengeparkt“ werden mussten. Wer zu wenige Wasser hatte, musste zwischenzeitlich einen Abstecher zum Bw Dieringhausen unternehmen.
Am 20. Februar 1978 war die Schneehöhe schon wieder auf ein Normalmaß geschrumpft. Ich nutze den Tag, um erneut einen kleinen Ausflug nach Meinerzhagen zu unternehmen. Diesmal zog es mich auf die Westseite des an der Ausfahrt in Richtung Marienheide gelegenen Tunnels, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dörfchen Güntenbecke liegt. Die vom Schneepflug zugeschobenen Ausweichstellen in den Wirtschaftswegen gestalteten die Suche nach einem Parkplatz etwas schwierig. Abzulichten gab es den aus Köln kommenden E 3277 nach Hagen mit seiner Zuglok 211 228 (Bw Dieringhausen) und gleich darauf die 215 117 vom Bw Köln-Nippes, die den Gegenzug E 3278 an diesem Tag zu befördern hatte.
Mit diesen Eindrücken vom – gemäßigten – Winter in Meinerzhagen wünsche ich allen HiFo-Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ich schließe daran meinen ausdrücklichen Dank für die zahllosen interessanten Beiträge im zurückliegenden Jahr an.
Es grüßt aus dem Bergischen
Der Nämliche!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2006:12:22:12:26:19.