Hallo Gemeinde,
im September 1988 herrschte in Rumänien noch sozialistische Steinzeit. Der „große Conducator“ war noch am Ruder, die Versorgungslage war eher mäßig,
und weite Kreise der Bevölkerung zitterten vor der „Securitate“, einer balkanmäßig verschärften Form der Stasi.
In Missachtung dieser Umstände konnten es gewisse Herrschaften nicht auf sich sitzen lassen, bei der Waldbahn Oituz nicht zur 763.247 vorgelassen zu werden, einer Krauss 2C. Auf die Frage, wie man an eine Fotogenehmigung käme, wurden wir nach Bukarest verwiesen. Kurz entschlossen wurde der gute /8er gen Hauptstadt getrieben und der Dienstweg beschritten.
In Unkenntnis der organisatorischen Zusammenhänge führte uns der erste Weg zum Forstministerium. Mit Langenscheidts Hilfe („100 nützliche Formulierungen für die Rumänienreise“ – hier: „Spricht hier jemand Deutsch?“) wurden wir zum Transportministerium am Nordbahnhof geschickt. Unser dortiger Erstkontakt, eine des Französischen genauso unvollständig mächtige Dame wie wir, brachte uns immerhin mit dem Vertreter der CFR in der europäischen Fahrplankonferenz zusammen. Dieser wiederum führte uns auf die Rückseite des Gebäudes, wo man gerne bereit gewesen wäre, uns das Eisenbahnmuseum zu verkaufen oder gegen eine unbedeutende Gebühr normalspurige Sonderfahrten zu organisieren. Als auch das nicht unseren Wünschen entsprach, hatte man endlich ein Einsehen und schickte uns (angekündigt) zum Ministerium für Industrialisierung und Holzverarbeitung (MILMC, „Millmetsche“). Erstaunlicherweise hatten wir innerhalb eines Tages tatsächlich die für die Waldbahnen zuständige Instanz gefunden, die unserem Ansinnen sogar halbwegs wohlwollend gegenüber zu stehen schien. Aus gewissen Gründen (siehe Satz 1) sah man sich aber außer Stande, uns einen gestempelten „Freibrief“ auszuhändigen, sondern leitete folgendes Verfahren ein. Wir sollten unsere Besuchsziele angeben, vor Ort von der jeweiligen Regionalverwaltung (IFET) einen Begleiter abholen, der auf uns aufpassen (und später schriftlich berichten) sollte, und diesen nach getaner Arbeit wieder abliefern. Das Ministerium werde unser Kommen per Telex ankündigen.
Der Haken daran war nur, dass IFET und Waldbahn teilweise mehr als 50km auseinander lagen, und wir natürlich etwas flexibel sein wollten ...
Wie auch immer, für Oituz gelang es uns tatsächlich:
Der schlipstragende kugelförmige Herr ist unser Anstandswauwau, neben ihm steht der lokale Chef, der ziemlich genervt ob des offiziellen Besuchs ist. Beide sind erschöpft, da wir sie zu einem längeren Spaziergang genötigt haben, dem Zug entgegen ...
763.247 soll aktuell wieder in Covasna sein.
Zumindest folgt man unserer Argumentation, nicht zurücklaufen zu müssen, wenn doch ein Zug fährt ...
Kurz vor dem Ziel wird es dann auch sonnig.
Der Eimer an der Rauchkammer ist voller Pfifferlinge.
Einige Tage später hatten wir es dann auf die zweite Krauss-Lok in Diensten der CFF abgesehen (Caile Ferrate Forrestiere oder so): 763.193 in Moldovita. Da wir bei einer der vorher besuchten IFETs klar angekündigt hatten, dass wir wegen der Entfernung an diesem Tag keinen Begleiter abholen würden und man (gefälligst) zusehen solle, wie man das in den Griff bekäme, war doch tatsächlich so eine arme Securitate-Socke an diesem Morgen öffentlich angereist, um uns seine Gesellschaft anzutragen. Immerhin hatte er dann abends reichlich Pilze und andere Naturalien am Mann.
An diesem Montag musste 763.193 erstmal im Sägewerk aufräumen.
Anschließend wurden Personal und Leerwagen zur Arbeit gefahren.
Die anstrengende Arbeit (es ging fast durchgehend bergauf) macht häufiges Wasserfassen notwendig. Leider hat meine Kamera bei einem Pflümli-Gelage in Roznov etwas gelitten ...
Ein Teil der Leerwagen wird auf ein mehrere Kilometer langes Stumpfgleis geschoben.
Nein, ich habe die Kamera nicht schief gehalten, aber die Aussage über die „steilste Adhäsionsbahn Europas“ bedarf der Überarbeitung ...
Und noch mehr Wasser. Inzwischen laufen nur noch Hilfstender und beheizter Caboose im Zug mit.
Where there’s scrap, there’s hope ... (alte britische Museumsbahnerweisheit)