Nachdem schon danach gefragt wurde, hier meine Bilder zu dieser Episode der Eisenbahngeschichte – ich hoffe, daß niemand enttäuscht ist, daß es schon wieder keine V 100 sind ;-)
Anfang 1993 erfuhr ich zunächst als Gerücht, daß Stuttgart den größten Teil des 114-Bestandes der DB erhalten habe. Die ersten „Jagdversuche“ im Neckartal waren noch erfolglos – 114-verdächtig waren vor allem die 110er-Pläne, aber es wurde noch alles mit 110 gefahren. Doch dann gab es tatsächlich Umlaufpläne mit Einsätzen auf der Strecke Stuttgart – Singen.
Die DREHSCHEIBE meldete in Heft 85 (1/93):
Bemerkenswertes tat sich noch kurz vor Jahresende. Die 114 wurden zum 01.12.1992 nach Stuttgart umbeheimatet!
Bei einer Lok führte Materialermüdung zum Bruch eines Getriebezahnrades. Daraufhin wurde mit Wirkung zum 1. Dezember die Höchstgeschwindigkeit aller Loks auf 120 km/h reduziert. Da es in Norddeutschland an einem passenden Einsatzgebiet fehlt, wurden 114 485 – 501 nach Stuttgart umbeheimatet. Zum Ausgleich erhielt Hamburg 110 aus Stuttgart und anderen BW. 114 502 – 504 bleiben für Sondereinsätze beim angestammten Heimat-BW.
...
In Stuttgart übernahmen die 114 einen Teil der Regionalleistungen von 110 (...). Einziger Zielort außerhalb Baden-Württembergs ist Würzburg. Die durchschnittliche Laufleistung liegt Di-Fr bei 467 km. Am Sonntagvormittag wird nur eine einzige Lok eingesetzt (Tag 11), die weiteren Einsätze beginnen im Laufe des Nachmittags. Samstags ist ganztags je eine Lok in Aalen, Konstanz und Lauda abgestellt. Sonntags stehen (tagsüber) drei 114 in Aalen, zwei in Osterburken und je eine in Tübingen, Konstanz und Lauda.
Als 114 wurden ab 1.1.1988 diejenigen 112 bezeichnet, die auf Grund ihrer Drehgestellbauart zunächst nur noch für 140 km/h statt 160 km/h zugelassen waren (ehem. 112 485 – 112 504). Diese hatten aber wegen ihrer Getriebeübersetzung eine geringere Zugkraft als die 110. Folgerichtig erhielten die 114 auch nur Eilzugleistungen auf der „Gäubahn“ und nicht die schweren Italien-Schnellzüge.
Als am 18.5.1990 (!) die Hamburger 114 501 den D 87 durch die Gütergleise des Horber Rbf nach Süden zog, war das für mich eine kleine Sensation. Noch ahnte niemand, daß diese Lokomotiven hier gut 2 ½ Jahre später planmäßig fahren sollten. Schnellzüge durften sie dann aber nicht mehr bespannen:
Am 16.1.1993 hatte ich endlich Erfolg: 114 501 am 16.1.1993 in Talhausen ...
... und wenig später ebendort in der Gegenrichtung.
Bevor ich das nächstemal in diese Gegend fahre, schicke ich Rolf ein Paket mit einer Säge ;-)
114 493 am 27.1.1993 in Neckarhausen:
114 495 überquert am 28.1.1993 den Neckar in Horb. Im Zuge der Elektrifizierung wurde die alte Neckarbrücke durch diese Betonkonstruktion ersetzt:
114 497 am 1.2.1993 südlich von Fischingen:
Durch eine geringe Verspätung des Gegenzuges gelang es mir, diesen Zug bis zur Ausfahrt aus Sulz einzuholen:
114 495 verläßt am 1.2.1993 Neckarhausen in Richtung Rottweil:
Für die Rückleistung der 114 497 bot sich wieder diese Stelle in Neckarhausen an – hier schien die Sonne abends am längsten auf die Strecke, für Züge nach Stuttgart war das ideal. Heute sieht man hier vor lauter Bäumen keine Gleise mehr:
Für all diejenigen, die die KBS 740 nur aus dem aktuellen Kursbuch kennen, hier noch ein paar Anmerkungen zu den genannten Örtlichkeiten.
Diese Strecke war 1975 die erste, an der die DB ein neues Konzept der Stillegungstaktik testete, nachdem die massiven Streckenstillegungen der Vorjahre auch in der Presse zunehmend auf kritische Resonanz stießen: Die Strecke existierte weiter, doch die meisten kleineren Bahnhöfe und Haltepunkte wurden aufgelassen. Somit fiel die Stillegung der Öffentlichkeit nicht so auf. Ich liste Euch hier nun alle Bahnhöfe und Haltepunkte zwischen Horb und Rottweil der Reihe nach auf, und zwar
fett diejenigen Bahnhöfe, die heute noch im Personenverkehr bedient werden:
Horb Pbf
Horb Rbf
(parallel zum Streckengleis auf östlicher Seite)
Dettingen (Hohenzollern)
(früher Hp., heute nichts mehr vorhanden)
Neckarhausen (bei Horb)
(heute noch als Ausweiche genutzt)
Fischingen
(früher Hp., Reste noch sichtbar)
Sulz (Neckar)
Grünholz
(bis heute Ausweichbahnhof, auch früher ohne Pv)
Aistaig
(früher Hp., Reste noch sichtbar)
Oberndorf (Neckar)
Altoberndorf
(früher Hp.)
Epfendorf
(heute noch als Ausweiche genutzt)
Talhausen-Herrenzimmern
(früher Hp., dieser befand sich bei dem Dorf Talhausen, wo auch die Bilder dieses Beitrages entstanden sind)
Talhausen
(heute noch als Ausweiche genutzt, südlich des Ortes im Wald gelegen)
Rottweil
Teil 2 folgt vsl. morgen
Gruß Stefan
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