Hallo HiFo-Freunde,
diese Fotozusammenstellung aus meiner Sammlung zeigt den Einsatz des „Europa-Zuges“, der bei der Aufzählung bahnhistorischer
Ereignisse nach dem Kriege auf keinen Fall fehlen darf. Wegen der vielen Fotos habe ich den Beitrag geteilt:
Teil 1 Einweihung und Präsentation des Zuges in München im April 1951
Teil 2 Ankunft und Weitertransport des Zuges in Berlin-Moabit im Juli 1951
Wer kann zu diesem Thema noch weitere Informationen beitragen ? Gibt es eventuell Zugbesucher unter den HiFo-Freunden ?
Wochenendgrüße von
Klaus aus Bonn
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Der Marshall-Plan - ERP (European Recovery Program) - Der Europa-Zug
George Catlett Marshall, der „Ex-General“ und ehemalige US-Außenminister initiierte 1947 die nach ihm benannte Marshall-Plan-Hilfe
für das kriegszerstörte Europa.
Das ERP (European Recovery Program - Europäisches Wiederaufbauprogramm), wie der Marshall-Plan offiziell hieß, hatte drei wesentliche Ziele:
- die Förderung der industriellen, landwirtschaftlichen und kulturellen Produktion in
den teilnehmenden Ländern
- die Wiederherstellung und den Erhalt der Stabilität der europäischen Währungen,
Haushalte und des Finanzwesens
- die Zunahme des internationalen Handels der Teilnehmerländer untereinander und
mit anderen Ländern, einschließlich der Beseitigung von Handelsschranken
Der aus sieben Wagen bestehende „Europa-Zug“ beherbergte die fahrbare Marshall-Plan-Ausstellung. Der Zug begann von München aus seine
Reise durch 15 westdeutsche Großstädte und Berlin. Danach besuchte er auch die 16 am Marshallplan beteiligten europäischen Länder.
Zur Vermittlung eines anschaulichen Bildes von der „Zusammenarbeit freier Völker“ legte der Zug in seinem Inneren und seiner äußeren Aufmachung
Beweis ab für die fortschreitende Entwicklung Europas seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Bewegliche Modelle sowie besondere Beleuchtungs-
und Toneffekte, dazu einzigartige, auf Knopfdruck reagierende Apparaturen fesselten die Besucher vom ersten bis zum letzten Augenblick.
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Eröffnung der ERP-Schau des Marshallplanzuges am 14.09.50 in Bonn
Bild von links nach rechts General Hays, Bundespräsident Prof. Heuß, Vizekanzler Blücher, Bundesminister Wildermuth und Bundesminister Lukaschek.
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„Europa-Zug“ startet in München
Anlässlich einer Pressekonferenz bestätigte der Leiter der Informationsabteilung der Marshallplan-Verwaltung (ECA - Economic Cooperation Administration)
in Paris, Peter Harden, am 17.04.1951 in München, dass der „Europa-Zug“ von München aus zu einer voraussichtlich zweijährigen Fahrt durch Europa
starten wird.
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„Europa-Zug“-Einweihung in München
Der „Europa-Zug“, eine fahrende Marshallplan-Ausstellung, wurde am 21. April 1951 mit einem Festakt im Münchner Hauptbahnhof durch
den holländischen Außenminister
und Präsidenten der OEEC, Dirk Stikker, feierlich eingeweiht. Am 23. April begann der Zug seine Fahrt durch die Bundesrepublik und nach Westberlin.
Im Juli 1951 setzte er seine Reise durch die in der OEEC (Organisation for European Economic Cooperation - 1948 in Paris gegründete Organisation zur
Abwicklung der Marshall-Plan-Hilfe) zusammengeschlossenen 16 westeuropäischen Länder fort.
Der Ausstellungszug war im Auftrage der ECA und OEEC von der Maschinenfabrik Augsburg in Nürnberg aus zerschossenen deutschen D-Zug-Wagen
hergerichtet worden. Die während des Krieges völlig zusammengeschossenen Eisenbahnwaggons wurden von der Bundesbahn zur Verfügung gestellt,
von der MAN in Deutschland umgebaut und in Frankreich und England ausgestattet.
Das Foto zeigt den auf dem Münchner Hauptbahnhof stehenden „Europa-Zug“ nach der Einweihung.
Das Bild zeigt den holländischen Außenminister Dr. Dirk Stikker (links) und Vizekanzler und ERP-Minister Franz Blücher am Europa-Telefon, durch das man
Stimmen von Politikern zur europäischen Frage hören konnte.
Das Bild zeigt die ersten Besucher in München und eine symbolische Darstellung eines Hausbaues, an dem sich Vertreter aller Marshallplan-Länder beteiligten.
Ein Druck auf einen Knopf setzte die hölzernen Figuren in Bewegung.
Hunderte Gesichter von Europäern schienen die Besucher von oben anzusehen. Die etwas außergewöhnlich andere Dekoration
dieses Wagens fand große Beachtung.
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Bundespräsident Heuss besuchte Marshallplanzug in Bonn
Bundespräsident Prof. Theodor Heuss stattete am 13. Juni in Begleitung mehrerer Regierungsmitglieder dem in Bonn stationierten
Marshallplanzug einen Besuch ab.
Das Bild zeigt Bundespräsident Prof. Theodor Heuss bei seinem Rundgang durch den Zug. Neben ihm der amerikanische
General George P. Hays und Vizekanzler Blücher.
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Nun hatten schon mehr als eine halbe Million Menschen den aus sieben Wagen bestehenden „Europa-Zug“ besichtigt, die fahrbare Marshall-Plan-Ausstellung,
die vom 22. Juli bis 12. August auch nach Westberlin kommen sollte. Während der vergangenen zweieinhalb Monate war der Zug in mehr als einem Dutzend
größerer Städte Westdeutschlands ausgestellt worden. Zur Vermittlung eines anschaulichen Bildes von der „Zusammenarbeit freier Völker“ legte der Zug in
seinem Inneren und seiner äußeren Aufmachung Beweis ab für die fortschreitende Entwicklung Europas seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Bewegliche
Modelle sowie besondere Beleuchtungs- und Toneffekte, dazu einzigartige, auf Knopfdruck reagierende Apparaturen fesselten die Besucher vom ersten bis
zum letzten Augenblick.
Viele Besucher waren überrascht, wenn sie in dem Zug vor den knopfartig angeordneten Bildern maßgeblicher Persönlichkeiten aus aller Welt standen - denn
einige dieser „Knöpfe“ waren nichts anderes als Spiegel, die dem Besucher vor Augen führen sollte, wie sehr es bei dem Marshall-Plan auf ihn, den Einzelnen,
ankommt.