Aufräumen? …oder Schuhe-Putzen vielleicht? …oder gar etwa den vermaledeiten Steuer-Bescheid prüfen??
Nein, alles nix – da werdet ihr mir beipflichten, liebe Freunde. Meine rettende Idee schließlich: Mal wieder den ollen Photoshop anwerfen und ein paar Bilder aus der üppig besetzten Kategorie „Da muß ich mal mit Zeit & Mühe dran“ traktieren. – Voilà, hier das Ergebnis vom gestrigen Sonntag, ihr dürft mitgucken. Ein Dutzend aus den 1960er Jahren:
1)
Regen-Sonntag im August 1964. Noch hatten die Eltern weder zu einem der üblichen Sonntags-Spaziergänge gerufen noch den pubertierenden Sprößling zur Gartenarbeit verpflichtet. So lag es nahe, am Nachmittag, bevor doch noch irgendwer auf dumme Ideen kommt, die Flucht in die Ginnheimer Niddawiesen zu ergreifen, um P 1736 (?) mit der planmäßigen Gießener 66 zu fotografieren:
Immerhin klarte es gerade ein wenig auf, sogar die Taunus-Höhen zeichnen sich hinter der nach Frankfurt Hbf rollenden Fuhre wieder ein wenig ab.
2)
In die Kategorie „Trotz-Foto“ fällt dieses Exemplar vom 8. Juni 1965, einem Sonntag: Die Main-Weser-Bahn, meine Haus-Strecke, war im Abschnitt Frankfurt – Gießen seit wenigen Tagen elektrifiziert, und die Stimmung war am Boden. Doch nach einer Woche trübsinnigen Trauerns hatten mein Freund Wilfried Kohlmeier und ich beschlossen, der schlechten Laune energisch entgegenzutreten: mit einer Fahrt nach Gießen – koste es, was es wolle! So hielt uns auch das ausgedehnte Island-Tief des Tages nicht davon ab, trotzig in den Zug zu steigen und dort gleich ins Bw zu pilgern, wo‘s inzwischen mehr denn je aus allen Knopflöchern dampfte: Nun mußten ja alle Züge hier umspannen! – Die Ergebnisse freilich sind allesamt „mau“, aber eben doch historisch. Und mit Geduld und Muße heutzutage „herstellbar“:
Die 66 001 war gerade zuhause und präsentierte sich neben zwei Bw-Schwestern.
3)
Wenig später, am 17. Juni 1965 – damals und noch auf viele weitere Jahre Feiertag bei uns, im „Westen“ – erneut, oder immer noch, Sommerwetter von der trüben 1965er Sorte. Doch nach den Eindrücken aus Gießen waren Wilfried und ich nun vom „Jetzt-oder-nie-Virus“ infiziert und ließen uns nicht davon abbringen, gleich das nächste Dampf-Bw zu besuchen: Hanau. – Wie auf Bestellung rückte dort gerade die letzte Hanauer P8, 38 3622, zu einem leider nicht näher notierten Sonntags-Einsatz aus, während ihre Bw-Kolleginnen 44 168 und 1543 im Dämmerschlaf zurückblieben:
4)
„Sofort – oder nie!“ galt es, als gleich nach Weihnachten 1965, am 27.12., meine Schul-Gruppe im Zug zur Ski-Freizeit gegen 13.30 Uhr einfahrend in München Hbf an der dort beheimateten 78 222 vorbeischaukelte, die gerade an ihren Zug ins Voralpenland ansetzte: „Rrumms!!“, Fenster auf und, „Wetter egal, jetzt bloß draufhalten!“ – Abfälliges Grinsen bei den Schulkameraden, wie ich bemerkte, doch die -kameradinnen, wie ich hoffte, bedeckt-beeindruckt!? Nun ja. Zumindest das ist dabei herausgekommen - und auf Jahrzehnte geblieben:
Beachte den schmucken DSG-Speisewagen, die Mietshäuser im trostlosen Nachkriegs-Grau und den Dialog zwischen Lokführer und dem unter den Puffern auftauchenden Rangierer: „Hoschd‘ ohhg’hängt?“
5)
Die darauffolgenden Pfingstferien nutzten Wilfried und ich zu einer km-intensiven NRW-Runde per Bahn und Fahrrad. Als es am Morgen des 1. Juni 1966 an der Steigungsstrecke von Paderborn hinauf ins Eggegebirge einfach nicht hell werden wollte, konnten wir bei der 01 190 mit ihrem P oder Eilzug nach Altenbeken, unter den Doppel-Masten kurz vorm Dunetal-Viadukt keine Rücksicht aufs Wetter mehr nehmen…:
6)
Am 4. September 1966 hatte der Tag an der Mosel-Mündung gut begonnen, besann sich zum späten Nachmittag hin aber dann doch noch auf eine geschlossene Regenfront. Dennoch, kurz bevor es naß wurde, rollte die 44 1184 aus „KoMo“ mit ihrem Leerzug aus Ehrang immerhin noch trocken auf den Haltepunkt Koblenz-Moselweiß zu, und der Heizer freute sich sichtlich schon auf seinen anstehenden Feierabend:
7)
Am 16. Oktober des selben Jahres war es dem Wettergott nicht entgangen, daß eine der damals noch seltenen Dampf-Sonderfahrten anstand: Rennpferd 18 323 sollte auf ihrer einstigen Stammstrecke aus Offenburger Zeiten von Karlsruhe nach Basel und zurück dampfen!
War die Schöne aus Minden bei ihrer Zuführung am Vortag noch bei schönstem Sonnenschein durch Frankfurt-Süd gerollt…
7.1)
… hatte Petrus am Tag des großen Geschehens freilich alles ins Badische geschickt, was an regnerischem Trübsal über der Biskaya aufzutreiben war. Unbeirrt aber wurde das Zelluloid durch die Knipse gezogen - „ohne Rücksicht auf Verluste“ auch, als vor der Rückfahrt nach Karlsruhe der Herbstabend noch früher als sonst aufzog…:
7.2)
8)
Am nieselig-trüben 23. März 1967 sollte es am späteren Nachmittag endlich aufklaren, doch darauf konnte P 1530 von Lauda nach Crailsheim nicht warten:
Bei Igersheim hatte es die Fuhre mit 23 061 offenkundig besonders eilig: Keine Zeit, um zuvor in Bad Mergentheim alle Türen zu schließen!
9)
„Pfingstwetter“ in Bebra am 15. Mai 1967: Zum Verzweifeln! – Dennoch: Gleich, nachdem der lange D 2 am Bahnsteig zum Stehen gekommen war, mußten die Boxpok-01 503 und ihre Erfurter Bw-Kollegin 533 mit 1/60stel aufs Zelluloid:
10)
Auch die Rückleistung der Boxpok-Schönheit mit D 1099 (so habe ich‘s notiert; eher aber ein Vorzug zum D 1099) und dem bild-schönen Wagenpark war bei Ronshausen nicht von Licht
gesegnet…:
11)
Die von der BD Frankfurt am 25. Mai 1967 etwas einfältig-optimistisch organisierte Rundfahrt „Abschied von Dampflok“ – am Ende, wohlbemerkt, gut zwei Jahre vor dem letzten Dampf-Aus, in Limburg – geriet auf dem zweiten Abschnitt mit der Dillenburger 44 834 entlang der Lahn in das übliche Sonderfahrtenwetter. Unverdrossen wurde die Toleranzschwelle eben entsprechend weit angehoben, und dank Photoshop kann es sich heute sehen lassen:
12)
Zum Ende des 1960er Jahrzehnts weilte ich mit Muttern in Bad Mergentheim. Kurz bevor die Silvester-Raketen aufgestellt wurden, sollte es am 29.12.1969 mit dem „Idefix“ noch schnell zur Schiefen Ebene gehen, zu meinem ersten Besuch an der von K.-E. Maedel so schön illustrierten Steilstrecke am Fichtelgebirge. Die Wettervorhersage aus Offenbach war günstig, was sich allerdings, als ich der Gelegenheit halber unterwegs im Bw Schweinfurt vorbeischaute, noch nicht herumgesprochen hatte. Schadlos natürlich fürs Ab-Pinnen der Stationierungsliste beim Lokdienstleiter. Doch als die kleine 098 812 draußen auf die Scheibe fuhr, mußte erstmal die „Ganz-Egal-Wie“-Taste gedrückt werden... Bitte schön, Photoshop hilft nach Jahrzehnten, das Ergebnis zu zeigen, ohne dabei rot zu werden:
Mehr? – Gerne, gelegentlich mal. Wenn’s sonntags wieder mal ergiebig regnet…
Schöne Grüße aus Aachen –
Reinhard Gumbert