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 21 - Stuttgart 21 

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In dieses Forum gehören alle Diskussionen und News zum Thema "Stuttgart 21". - Eine dringende Bitte an alle Beitragsverfasser: Sachlich bleiben - ganz gleich, ob man für oder gegen dieses Projekt ist. Beleidigungen und Verleumdungen sind auch in diesem Forum NICHT gestattet!

Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Trevithick

Datum: 16.05.20 13:00

Es ist schon etwas befremdlich: Das Mega-Projekt Stuttgart 21 wird seit über drei Jahrzehnten wider diverse technische, finanzielle und politische Argumente konsequent durchgezogen. Selbst die aktuelle Corona-Krise scheint den Projektverlauf nicht sonderlich zu beeinflussen - als ob es sich beim Tiefbahnhof um ein Naturphänomen handeln würde. In bester Tradition streiten S21-Befürworter und Kritiker über Tunnelquerschnitte, Entrauchung und Bahnsteigneigung.

Die wesentlichen Konsequenzen der Corona-Epidemie für unsere Arbeitsgesellschaft werden hingegen geflissentlich ignoriert, könnten sie doch das eigene Weltbild ins Wanken bringen. Einige Post-Corona-Fakten: Das globale Wirtschafts- und Finanzsystem befindet sich in der schwersten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg, die Arbeitslosigkeit wird auch hierzulande signifikant steigen. Trotz diverser Machtdemonstrationen seiner vollziehenden Organe ist der völlig überschuldete Staat weitgehend handlungsunfähig. Die Vorgänge im Innenministerium belegen beispielhaft die Orientierungslosigkeit der politischen Verantwortungsträger jenseits von lockdown und üppig ausgestatteten Nothilfeprogrammen. Die gegenwärtige Krise verdeutlicht, wie sehr die öffentlichen Infrastrukturen unter dem Primat von Effizienz und Rendite vernachlässig wurden - sei es im Gesundheitswesen, oder sei es bei der flächendeckenden Digitalisierung.

Die Deutsche Bahn leidet unter einem desaströsen Einnahmeverlust, seitdem ihre Fahrgastzahlen massiv gesunken sind. Nur eine staatlicher Milliarden-Hilfe wird den Verkehrskonzern vor der Pleite retten. Vergleichbares gilt für zahlreiche regionale Verkehrsunternehmen. Mehr noch haben diverse Hygieneregeln das Vertrauen vieler Kunden in die gesundheitliche Unbedenklichkeit des öffentlichen Verkehrs nachhaltig zerstört. Sind Bahnhöfe mit ihren Menschenmassen nicht vorzügliche Infektions-Hotspots?

Der unter Corona leidende Flugverkehr wird sich wohl erst in einigen Jahren von seinen wirtschaftlichen Schäden erholen. Die Lufthansa macht Milliardenverluste und ist ebenfalls dringend auf Staatshilfe angewiesen. Vor allem reißt die Coronakrise erhebliche Finanzlöcher in die kommunalen Haushalte, die die Kommunen nicht aus eigener Kraft auszugleichen vermögen. Ein weiterer staatlicher Rettungsschirm soll hier die Handlungsunfähigkeit abwenden.

Was haben diese Ausführungen mit Stuttgart 21 zu tun? Zunächst sind zwei Aspekte zu betrachten:

Zum ersten ist eine aktuelle Bestandsaufnahme erforderlich, wie sich der öffentliche Verkehr in den nächsten Jahren entwicklen wird? Wie kann der öffentliche Schienenverkehr - angesichts weiterer zu erwartender Epidemien - den erweiterten hygienischen Anforderungen genügen? Wie können Reisende und Mitarbeiter angemessen geschützt werden? Welche technischen und baulichen Maßnahmen sind geboten? Unter diesen neuen Randbedingungen erweist sich u. a. die Personenstromanalyse des Tiefbahnhofs als Makulatur. Ein Kombibahnhof ("Stuttgart 22") mit teilweise freiliegenden, gut durchlüfteten Bahnsteigen kann hier drängende Probleme lösen.

Zum zweiten sind alle S21-Projektträger faktisch zahlungsunfähig. Die Zeit der kühnen Zukunftsvisionen ist unweigerlich vorbei. Folglich sind sämtliche Kosteneinsparpotenziale im S21-Projekt zu prüfen und zu realisieren. Warum etwa sollte der Flughafen mit Milliardenkosten optimal an das Schienennetz angebunden werden, wenn der Flugverkehr eh darniederliegt? Warum soll Stuttgart zum digitalen Schienenknoten ausgebaut werden, wo die Folgekosten für infrastrukturelle Instandhaltung und Fahrzeugertüchtigung nur vage abschätzbar sind? Warum wird die Komplexität bzw. Störungsanfälligkeit einer technischen Infrastruktur weiter erhöht? Grundsätzlich dürften die weitreichenden Digitalisierungspläne der Deutschen Bahn vorerst auf Eis liegen. Selbst die Städtebaupläne im neuen Rosensteinviertel bedürfen einer kritischen Überprüfung angesichts der sich abzeichnenden Immobilienkrise.

In Fachkreisen macht der Begriff der strukturellen "Resilienz" die Runde. Diese soll aufzeigen, wie der Einzelne und die Gesellschaft mit ungeplanten Widrigkeiten situationsgerecht und konstruktiv umgehen können. Resilienzkonzepte betreffen vor allem auch die Infrastruktur. Die Eisenbahn kann sich als eine wichtige infrastrukturelle Stütze erweisen, wenn es um die Überwindung der schmerzhaften Corona-Folgen in unserem Land geht. Dazu muss sie sich auf ihre Kernkompetenzen und ihre Kernleistungen besinnen. Das Projekt Stuttgart 21 gehört in der gegenwärtigen Planung m. E. nicht dazu, da es die Resilienz der Eisenbahninfrastruktur nicht erhöht.

Zusammengefasst

geschrieben von: hansibahn

Datum: 16.05.20 16:01

Angst essen Seele auf?

Da scheint mir ein bisschen die Denke der schwäbischen Hausfrau auf souveräne Staaten übetragen worden zu sein. Bitte nicht vom sparenden Häuslebauer auf die Finanzierungsmöglichkeiten eines Staates schließen. Wenn der Bund sagt wir haben Geld für X, dann ist dem auch so. Einfach so. Alle Geschichten von wegen "wir haben kein Geld für X" waren in der Vergangenheit nur Vorwände um unliebsame Ausgaben politisch für tot zu erklären.

Re: Zusammengefasst

geschrieben von: graetz

Datum: 16.05.20 16:31

hansibahn schrieb:
Angst essen Seele auf?

Da scheint mir ein bisschen die Denke der schwäbischen Hausfrau auf souveräne Staaten übetragen worden zu sein. Bitte nicht vom sparenden Häuslebauer auf die Finanzierungsmöglichkeiten eines Staates schließen. Wenn der Bund sagt wir haben Geld für X, dann ist dem auch so. Einfach so. Alle Geschichten von wegen "wir haben kein Geld für X" waren in der Vergangenheit nur Vorwände um unliebsame Ausgaben politisch für tot zu erklären.
Das Geld x braucht die Bahn aktuell für dringendere Probleme. Es kam ja auch der Verdacht auf, dass die Bahn unter ihren Hilfsforderungen auch die weiter gestiegenen Defizite des Güterverkehrs unterbringen will.
Auf jeden Fall ist der Verkauf von Arriva nicht nur in weite Ferne gerückt - Arriva entwickelt sich jetzt auch zum Milliardenloch. Zuviel auch für den Eigentümer, dem jetzt grade dämmert, wo er überall aushelfen muss - Stichwort Kommunen.

Und der Arriva-Verkauf sollte S21 rest-finanzieren.

Nur Geld kassieren ohne irgendwo sinnvoll zu sparen wird nicht drin sein. Personalabbau geht nicht wirklich. Das Aussetzen von Gehaltsrunden ist nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Der Rest ist schon kaputtgespart.


Am Flughafen kann man definitiv noch sparen und eine Kombilösung wäre auch einfacher zu haben als eine Digitalisierung.
Ob man Städte wirklich weiter verdichten sollte, wird eine der grossen Diskussionen der nächsten Zeit werden. In Stuttgart hat man dafür noch einige Jahre Zeit.

Heute bin ich mehr denn je froh, nicht in der Stuttgarter Innenstadt zu wohnen angesichts der @#$%&, die dort grade in trauter Körpernähe demonstrieren.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Micha-0815

Datum: 16.05.20 20:15

Trevithick schrieb:
Die wesentlichen Konsequenzen der Corona-Epidemie für unsere Arbeitsgesellschaft werden hingegen geflissentlich ignoriert, könnten sie doch das eigene Weltbild ins Wanken bringen. Einige Post-Corona-Fakten: (...)
Da wir noch nicht Post-Corona haben, gibt es dazu auch noch keine Fakten. Was Du so nennst, ist Deine Projektion.

Trevithick schrieb:
Die Deutsche Bahn leidet unter einem desaströsen Einnahmeverlust, seitdem ihre Fahrgastzahlen massiv gesunken sind. Nur eine staatlicher Milliarden-Hilfe wird den Verkehrskonzern vor der Pleite retten. Vergleichbares gilt für zahlreiche regionale Verkehrsunternehmen. Mehr noch haben diverse Hygieneregeln das Vertrauen vieler Kunden in die gesundheitliche Unbedenklichkeit des öffentlichen Verkehrs nachhaltig zerstört. Sind Bahnhöfe mit ihren Menschenmassen nicht vorzügliche Infektions-Hotspots?
Das wird aller Voraussicht nach in 1-2 Jahren, wenn ein Impfstoff oder auch nur eine gute Therapie vorhanden ist, vorerst keine Rolle mehr spielen.

Gravierendere Langzeitauswirkungen werden dagegen die Erfahrungen der Bürger mit Heimarbeit und Online-Shopping haben; beides kann den Mobilitätsbedarf gegenüber den Prognosen von Prä-Corona tatsächlich nachhaltig senken.

Trevithick schrieb:
Was haben diese Ausführungen mit Stuttgart 21 zu tun? Zunächst sind zwei Aspekte zu betrachten:

Zum ersten ist eine aktuelle Bestandsaufnahme erforderlich, wie sich der öffentliche Verkehr in den nächsten Jahren entwicklen wird? Wie kann der öffentliche Schienenverkehr - angesichts weiterer zu erwartender Epidemien - den erweiterten hygienischen Anforderungen genügen? Wie können Reisende und Mitarbeiter angemessen geschützt werden? Welche technischen und baulichen Maßnahmen sind geboten? Unter diesen neuen Randbedingungen erweist sich u. a. die Personenstromanalyse des Tiefbahnhofs als Makulatur. Ein Kombibahnhof ("Stuttgart 22") mit teilweise freiliegenden, gut durchlüfteten Bahnsteigen kann hier drängende Probleme lösen.
Zum einen wird das wie gesagt gar keine gravierenden Auswirkungen haben, selbst wenn wir häufiger mit solchen Pandemien rechnen müssten, also z.B. alle 30 Jahre. Zumal diese hier von den meisten sicher als lästig, aber keineswegs als existentiell empfunden wird.

Zum anderen scheint es mir komisch zu sein, die Bahnhöfe als das Problem zu betrachten, findet die Enge doch in viel größeren Maße in den Zügen selbst statt. Und wenn man an die Bahnhöfe denkt, kommt einem ganz sicher auch nicht der geräumige S21-Tiefbahnhof in den Sinn, sondern wohl eher die vielen S- und U-Bahn-Haltestellen. Denn der S21-Durchgangsbahnhof ist durch den durch die ein- und ausfahrenden Zügen erzwungenen Luftaustausch und den Entlüftungen direkt an der Bahnsteighallendecke doch vergleichsweise gut belüftet.

Trevithick schrieb:
Zum zweiten sind alle S21-Projektträger faktisch zahlungsunfähig. Die Zeit der kühnen Zukunftsvisionen ist unweigerlich vorbei. Folglich sind sämtliche Kosteneinsparpotenziale im S21-Projekt zu prüfen und zu realisieren. Warum etwa sollte der Flughafen mit Milliardenkosten optimal an das Schienennetz angebunden werden, wenn der Flugverkehr eh darniederliegt? Warum soll Stuttgart zum digitalen Schienenknoten ausgebaut werden, wo die Folgekosten für infrastrukturelle Instandhaltung und Fahrzeugertüchtigung nur vage abschätzbar sind? Warum wird die Komplexität bzw. Störungsanfälligkeit einer technischen Infrastruktur weiter erhöht? Grundsätzlich dürften die weitreichenden Digitalisierungspläne der Deutschen Bahn vorerst auf Eis liegen. Selbst die Städtebaupläne im neuen Rosensteinviertel bedürfen einer kritischen Überprüfung angesichts der sich abzeichnenden Immobilienkrise.
Zahlungsunfähig sich nicht, aber das Geld mag nicht mehr so locker sitzen. Ansonsten kann ich beim Flughafen am ehesten zustimmen; auch das Digitalprojekt (für das die Finanzierungsverträge ja noch nicht unterschrieben sind) mag angesichts des sinkenden antizipierten Bedarfs verschoben werden. Aber wie Du bei all dem auf die Idee kommst, dass dann statt dessen Geld für einen zusätzlichen Bahnhofsteil übrig wäre, ist mir schleierhaft.

Da scheint das ganz wieder mal vom (gewollten) Ende her gedacht worden zu sein.

Gruß, Micha
Widerlegungen zu oft wiederholten falschen Behauptungen zum Thema
- S21 im Deutschlandtakt (zuletzt umfangreich aktualisiert am 23.12.2021)
- Schnellfahrstracke Wendlingen - Ulm

"Auf Leute, die von nichts eine Ahnung haben, aber zu allem eine Meinung, kann die technische Realität oft erschreckend wirken."

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: graetz

Datum: 16.05.20 20:38

Der „zusätzliche Bahnhofsteil“ ist bereits da und in Betrieb. Man spart sogar Geld, weil man nicht alles abreißen und den Boden nicht aufbereiten muss.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:16:20:38:33.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: JoergAtDSO

Datum: 16.05.20 22:24

Hallo Micha,

Micha-0815 schrieb:
Zahlungsunfähig sich nicht, aber das Geld mag nicht mehr so locker sitzen.
In vergangenen Krisen wurden immer staatliche Investitionsprogramme aufgelegt, um die Wirschaft zu stützen. Und da wurden die Projekte primär nach dem Planungsand und nicht nach dem Nutzen ausgewählt. Denn ein Projekt, welches erst noch planfestgestellt werden muss, würde der Bauwirtschaft nicht mehr während der Krise helfen.
Leider gab es diese durchgeplanten Projekte ohne Finanzierung meist im Straßenbaubereich, so dass das Geld an der Schiene vorbei ging...

Gruß Jörg

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Traumflug

Datum: 17.05.20 00:36

Da ist viel Wahres dran. So ein Kombibahnhof wäre rational, sinnvoll und vernünftig.

Die Geschichte, mit der das Projekt gepusht wird, geht jedoch anders. Anmerkungen aus der Sicht dieser Erzählung (nicht meiner Sicht):

Trevithick schrieb:
Die gegenwärtige Krise verdeutlicht, wie sehr die öffentlichen Infrastrukturen unter dem Primat von Effizienz und Rendite vernachlässig wurden - sei es im Gesundheitswesen, oder sei es bei der flächendeckenden Digitalisierung.
Deswegen ist es um so wichtiger, dass Stuttgart 21 nun schnell fertig gebaut wird, denn da wird die Infrastruktur ausgebaut!

Trevithick schrieb:
Die Deutsche Bahn leidet unter einem desaströsen Einnahmeverlust, seitdem ihre Fahrgastzahlen massiv gesunken sind. Nur eine staatlicher Milliarden-Hilfe wird den Verkehrskonzern vor der Pleite retten.
Deswegen ist es um so wichtiger, dass Stuttgart 21 nun schnell fertig gebaut wird, denn damit erhöht sich die Attraktivität des Fernverkehrs der DB enorm und hilft so der DB aus der Krise!

Trevithick schrieb:
Sind Bahnhöfe mit ihren Menschenmassen nicht vorzügliche Infektions-Hotspots?
Deswegen ist es um so wichtiger, dass Stuttgart 21 nun schnell fertig gebaut wird, denn der Tiefbahnhof hat grössere Bahnsteige als der Kopfbahnhof!

Trevithick schrieb:
Der unter Corona leidende Flugverkehr wird sich wohl erst in einigen Jahren von seinen wirtschaftlichen Schäden erholen.
Deswegen ist es um so wichtiger, dass Stuttgart 21 nun schnell fertig gebaut wird, denn damit erhöht sich die Attraktivität des Flughafens Stuttgart und damit verbessert sich auch dessen wirtschaftliche Lage!


... und so weiter. Man muss nur das Reality Distortion Field aufrecht erhalten um zu erkennen, dass dieser Tiefbahnhof ein Segen für die Menschheit ist und quasi alle durch Corona aufgebrachten Probleme löst. Und für den Minister Hermann: "Es wurde schon so viel gebaut!"

Ausserhalb des Reality Distortion Fields ist es so, dass nach wie vor nur die DB das Projekt beenden kann. Alle Anderen sind fein raus, denn sie haben ihren finanziellen Beitrag schon geleistet.

Für einen Kombibahnhof hat man gar keinen Hebel, denn das dafür benötigte Gelände gehört der Stadt Stuttgart. Die Stadt dafür zu enteignen, wie man das mit 3000 privaten Stuttgarter Grundstücksbesitzern ohne zu zögern getan hat, wäre dann wohl doch etwas zu frivol. Alle Grundstücksbesitzer mit dem gleichen Mass zu messen geht ja mal gar nicht.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: graetz

Datum: 17.05.20 10:53

Traumflug schrieb:
Ausserhalb des Reality Distortion Fields ist es so, dass nach wie vor nur die DB das Projekt beenden kann. Alle Anderen sind fein raus, denn sie haben ihren finanziellen Beitrag schon geleistet.

Für einen Kombibahnhof hat man gar keinen Hebel, denn das dafür benötigte Gelände gehört der Stadt Stuttgart. Die Stadt dafür zu enteignen, wie man das mit 3000 privaten Stuttgarter Grundstücksbesitzern ohne zu zögern getan hat, wäre dann wohl doch etwas zu frivol. Alle Grundstücksbesitzer mit dem gleichen Mass zu messen geht ja mal gar nicht.
Die DB kann das Projekt eben auch nicht beenden. Sie ist ja Verträge eingegangen und hat das Geld dafür schon vollständig kassiert.
S21 ist ein Selbstläufer. Ohne Druck von ganz oben oder einem breiten gemeinsamen Konsens kann niemand das Projekt beenden oder wenigstens sinnvoll kürzen. Zu letzteren hatte die Bahn ja schon Versuche unternommen und ist gescheitert.

Für die Kombilösung gibt es auch schon einen Konsens, den nur die Stadt zur Zeit nicht mittragen möchte. Aber es wird jetzt die nächsten Jahre die Diskussion kommen, ob man Wohnräume wirklich noch weiter verdichten sollte, wie es die Grünen ja auch propagieren, oder ob man lieber nicht doch dezentral siedeln sollte, dafür aber einen wirklich leistungsfähigen ÖPNV realisiert. Pendeln müssten dann nur noch die, die ein vielleicht doch kommendes Recht auf Homeoffice nicht in Anspruch nehmen können oder wollen. Aber es zeigt sich eben heute, dass vieles doch im Homeoffice geht, wenn nur die Kinder endlich wieder in den Schulen oder Kitas wären.

Die Bahn macht dieses Jahr wahrscheinlich 11 Milliarden Verlust, eventuell auch 13 Milliarden. Vier soll sie davon selbst aufbringen. Und da fängt man jetzt an zu rechnen, wo man sparen kann in diesem bereits kaputtgesparten Konzern. Boniverzicht, Nullrunden usw. bringen aber nur wenige 100 Millionen. Ein Einstellungsstop oder gar Entlassungen würden der Bahn mittelfristig den Rest geben.

Da tut sich bei S21 echtes Sparpotiential auf. Vor allem am Flughafen. Und auch wesentliche Kosten der Digitalisierung könnte man einsparen, wenn man wirklich nur die S-Bahn digitalisiert, so wie es ja auch nur vorgeschlagen wurde. Der Regionalverkehr kann dann auf den Restbahnhof "oben" ausweichen. Ist auch "mehr" Leistung.
Da muss nur noch die Stadt mitspielen. Die Panoramabahn gehört der Stadt auch. Trotzdem wird der Bahnverkehr dort erhalten. Gedanklich ist es nur noch ein kleiner Sprung. Eine Entschädigung liesse sich auch vertagen, damit die Bahn erstmal Luft bekommt. Auch das wäre im Interesse der Stadt und sie kann ja trotzdem noch "günstige Wohnungen" bauen. Nur halt nicht mehr so viel. Sie würden dann auch nicht mehr gebraucht, weil man im Umland noch viel günstiger bauen kann.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: rad3m

Datum: 17.05.20 11:28

Nach der Krise ist die Krise. In die Dauerkrise mit Klimakrise? Die unschöne Erfahrung: Die meisten gewöhnen sich an alles. Nur zehn bis zwanzig Prozent wollen sich an garnichts gewöhnen und schwanken zwischen offenem und verstecktem Protest. Die offenen schleudern von Pegida zu AFD zu den Abstandsverweigerern usw, ein neuer Name fehlt noch... Die Dunkelziffer des versteckten Protestes wartet auf eine wissenschaftliche Untersuchung. Dazu neige ich privat. Ich meine nicht die Wissenschaft, sondern den versteckten Protest. Rückschauend neigte ich mein ganzes Leben lang zum Querkopf und bilde mir allmählich sogar was darauf ein. Aber wenn ich vom Radfahren schwärme, wenn ich statt Auto die Bahn vorziehe, statt bis zum Rentenalter zu malochen nach Erkenntnis innerer Kündigung die echte gewählt habe, habt Ihr sowas schon erwartet. Jetzt passten die Corona- Beschränkungen ideal zu meiner Lebensweise, zumindest diesseits der Grenze nach Bayern. Ausgehverbot, wie drüben, wäre mir allerdings hart geworden, obwohl ich ein Zimmerfahrrad habe...

Diese Einleitung ist zu lang geworden, soll aber eine Begründung für meinen Pessimismus sein: In Stuttgart wird sich nichts wesentlich bessern können.

Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass die Automobilindustrie zu schwerfällig geworden ist, sich an die zukunftsicheren Randbedingungen anzupassen. Wenn wir in Deutschland Glück haben, bleiben genug zahlungskräftige Kunden für unsere Spitzenprodukte übrig. Das meiste taugt wohl nur für den Export. Der deutsche Arbeitnehmer wird sich nur noch billigere Importautos leisten können. Speziell in Stuttgart könnte sich der Anteil der wertschöpfenden Beschäftigten weiter reduzieren als im großen Durchschnitt. Außerdem wäre interessant, welcher Teil der Dienstleistungen sicher oder sogar wachsend sein könnte. Viele Jobs bei Banken, Versicherungen oder in Konzern- Wasserköpfen könnten am Ende der Krisen wegrationalisiert sein. Bei meinen Banken zumindest (eine in Stuttgart) geht es schon los: Erst Home-Office, jetzt unsicher.

Bis man wirklich absehen kann, welcher Verkehr in zwei oder fünf Jahren benötigt wird, können Planungen ein Lotteriespiel sein. Eigentlich möchte ich der Bahn eine in diesem Zusammenhang positive Trägheit zubilligen. Das könnte soweit gehen, dass der Tiefbahnhof tatsächlich ausreichen würde. Wenn man schlau ist, reißt man den Kopfbahnhof nicht früh auf Verdacht ab (oder aus Rechthaberei), sondern erst dann, wenn die Wohngebiet- Baustellen heranrücken. Aber als Pessimist: In zwei Jahren braucht das Kapital wohl neue Spekulationsobjekte, keine Wohnprojekte. Die Montagsdemonstrationen können dann nahtlos weitergehen.

Weil kein weiterer Beitrag kam, kann ich nach Mittagessen und Presseclub direkt weiterschreiben. Thema im Presseclub (ARD,1200Uhr) war passend: "Staat ohne Steuern...". Die Vier (mit Moderator 5) Meinungen waren durchaus nicht so synchron wie bei vielen früheren Themen. Die Schulden, die gerade gemacht werden, sind beträchtlich, aber so richtig beunruhigend fand es keiner. Es wurde zwar unterschiedlich formuliert, lief aber im Endeffekt immer auf Wachstum als Allheilmittel hinaus. Wobei die Autoindustrie sogar zusammen mit IT- und sonstiger Digitalisierung als besonders hilfreich benannt wurde. Zusammenfassung: Deutschland hat die besten Voraussetzungen dafür, mit Wachstum (Wirtschaft, Bruttosozialprodukt, oder was alles, wurde leider nicht präzisiert) selbst hohe Staatsschulden zu verkraften. Nicht durch das Abzahlen, denn das wäre selbst mit Steuererhöhungen kaum zu schaffen, sondern durch die bessere Relation zwischen Schulden und Wirtschaftskraft. Darauf käme es an, wenn man nicht weiß, wie die Schuldzinsen in der Zukunft verlaufen werden.

Bei Wachstum zucke ich natürlich zusammen. Erstens, weil ich kürzlich mal wieder das Buch "Grenzen des Wachstums" (Club of Rome) gelesen habe. Trotz des Alters gilt manches immer noch oder schon wieder. Manche Worte muss man tauschen, z.B. mit Lithium und seltenen Erden, zu denen man am besten kommt, wenn man wie China gleich einen kleinen afrikanische Staat "kauft".

Nein, eigentlich hatte ich ganz neutral und generell an umwelt- und klimaschädliches Wachstum gedacht. Die tollsten Ideen der letzten Jahre scheiden aus, weil die Endabrechnung mit Energiebedarf und CO2- Bilanz nicht aufgeht. Am Ende ist immer das Schulterzucken: Ja dann müssen wir eben warten, bis es genug erneuerbare Energie gibt. Letztes Beispiel, das ich las: CO2 sammeln, komprimieren und in den Tiefsee- Meeresboden einpressen. Das wird eine Menge Energie brauchen!

So, jetzt will ich aber endlich in die schöne Sonne radeln. Bald gibt es auf dem Kanal Tagesschau24 die Presseclub- Wiederholung, falls ich jemanden neugierig gemacht habe.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:17:13:14:23.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: ServiceStore

Datum: 17.05.20 15:33

Gerade in diesen hysterischen Zeiten ist die weitere Realisierung des Jahrtausendprojekts S21 alternativlos. S21 ist eine leuchtende Kerze der Hoffnung in diesem dunklen, düsteren und nebligen Mai. Der Blick auf die fantastischen, geschwungenen Kelchstützen verleiht allen Stuttgartern Hoffnung und Kraft, den besten Bahnhof der Welt mit noch mehr Einsatz als zuvor zu errichten. In den letzten Wochen, in denen die Wilhelma geschlossen war, hat sich ein Besuch bei S21 als ideale Alternative etabliert. Es ist faszinierend, das planvolle, rege und fleißige Treiben auf dieser Großbaustelle zu beoachten.

Leben geht weiter und erfreulicherweise lassen sich Ingenieure eher selten von der gerade aktuellen Sau, die durchs Dorf getrieben wird, anstecken. Manche Dienstreisen werden vermutlich und sinnvollerweise dauerhaft durch Videochats ersetzt werden. Insgesamt dürfte sich die Zahl der Reisenden mittelfristig wieder dem Ausgangsniveau annähern, Reise- und Kontaktbedürfnisse lassen sich nicht langfristig unterdrücken. Und spätestens, wenn der Klimawandel in den Medien wieder den Corona-Hype abgelöst hat, ist Bahnfahren wieder in. Bis dahin: die entspannte Atmosphäre in Stuttgart Hbf sowie in den Zügen genießen und die Angebote der geöffneten Geschäfte im Bahnhof wahrnehmen.

Sollte die Zahl der Bahnreisen aber wider Erwarten auf niedrigem Stand verharren: in diesem Fall müßten selbst die Gegner von S21 zugeben, dass S21 ausreichend dimensioniert wurde.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:17:15:40:45.

S21 bezeichnet nicht das Jahr 2021!

geschrieben von: bollisee

Datum: 17.05.20 16:37

Auch als erklärter Gegner des S21-Immobilienhaifisch-Ernährungsprojekts muss ich erkennen, Infrastruktur ist nicht für das Jahr 2021 gebaut, insbesondere nicht Bahninfrastruktur. Auch zu historischen Zeiten war diese Kritik schon üblich und im 19. Jahrhundert genauso verfehlt wie im 21. Jahrhundert. Noch so viel Virushysterie wendet keinen Verkehrskollaps ab. Und einen Klimakollaps können wir uns noch weniger erlauben.

Ich möchte auch mal daran erinnern, dass so manch eine Bahn unter Katastrophenfolgen zusammengebrochen ist. So manch ein Krieg, Wirtschaftsrezessionen, Schneekatastrophen und mindestens 2 Grippeepidemien hat die Bahn auch schon überlebt. Die spanische Grippe forderte zwischen 27 und 100 Millionen Todesopfer, nach Art heutiger Zählung in Coronazeiten könnte ich mir noch viel mehr Todesopfer vorstellen. Wie viele Tote hat noch mal Corona gefordert? Einfach mal realistisch bleiben. Auch ich halte S21 für die unsinnigste Variante, die man in Stuttgart machen konnte, aber deswegen Investitionen in die Infrastruktur als sinnlos abtun... Sorry, selten so viel Unsinn gehört. Sogar das an Neuschwanstein, Herrenchiemsee und anderem Unsinn zu Grunde gegangene Bayern profitiert heute davon...




Trevithick schrieb:
Es ist schon etwas befremdlich: Das Mega-Projekt Stuttgart 21 wird seit über drei Jahrzehnten wider diverse technische, finanzielle und politische Argumente konsequent durchgezogen. Selbst die aktuelle Corona-Krise scheint den Projektverlauf nicht sonderlich zu beeinflussen - als ob es sich beim Tiefbahnhof um ein Naturphänomen handeln würde. In bester Tradition streiten S21-Befürworter und Kritiker über Tunnelquerschnitte, Entrauchung und Bahnsteigneigung.

Die wesentlichen Konsequenzen der Corona-Epidemie für unsere Arbeitsgesellschaft werden hingegen geflissentlich ignoriert, könnten sie doch das eigene Weltbild ins Wanken bringen. Einige Post-Corona-Fakten: Das globale Wirtschafts- und Finanzsystem befindet sich in der schwersten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg, die Arbeitslosigkeit wird auch hierzulande signifikant steigen. Trotz diverser Machtdemonstrationen seiner vollziehenden Organe ist der völlig überschuldete Staat weitgehend handlungsunfähig. Die Vorgänge im Innenministerium belegen beispielhaft die Orientierungslosigkeit der politischen Verantwortungsträger jenseits von lockdown und üppig ausgestatteten Nothilfeprogrammen. Die gegenwärtige Krise verdeutlicht, wie sehr die öffentlichen Infrastrukturen unter dem Primat von Effizienz und Rendite vernachlässig wurden - sei es im Gesundheitswesen, oder sei es bei der flächendeckenden Digitalisierung.

Die Deutsche Bahn leidet unter einem desaströsen Einnahmeverlust, seitdem ihre Fahrgastzahlen massiv gesunken sind. Nur eine staatlicher Milliarden-Hilfe wird den Verkehrskonzern vor der Pleite retten. Vergleichbares gilt für zahlreiche regionale Verkehrsunternehmen. Mehr noch haben diverse Hygieneregeln das Vertrauen vieler Kunden in die gesundheitliche Unbedenklichkeit des öffentlichen Verkehrs nachhaltig zerstört. Sind Bahnhöfe mit ihren Menschenmassen nicht vorzügliche Infektions-Hotspots?

Der unter Corona leidende Flugverkehr wird sich wohl erst in einigen Jahren von seinen wirtschaftlichen Schäden erholen. Die Lufthansa macht Milliardenverluste und ist ebenfalls dringend auf Staatshilfe angewiesen. Vor allem reißt die Coronakrise erhebliche Finanzlöcher in die kommunalen Haushalte, die die Kommunen nicht aus eigener Kraft auszugleichen vermögen. Ein weiterer staatlicher Rettungsschirm soll hier die Handlungsunfähigkeit abwenden.

Was haben diese Ausführungen mit Stuttgart 21 zu tun? Zunächst sind zwei Aspekte zu betrachten:

Zum ersten ist eine aktuelle Bestandsaufnahme erforderlich, wie sich der öffentliche Verkehr in den nächsten Jahren entwicklen wird? Wie kann der öffentliche Schienenverkehr - angesichts weiterer zu erwartender Epidemien - den erweiterten hygienischen Anforderungen genügen? Wie können Reisende und Mitarbeiter angemessen geschützt werden? Welche technischen und baulichen Maßnahmen sind geboten? Unter diesen neuen Randbedingungen erweist sich u. a. die Personenstromanalyse des Tiefbahnhofs als Makulatur. Ein Kombibahnhof ("Stuttgart 22") mit teilweise freiliegenden, gut durchlüfteten Bahnsteigen kann hier drängende Probleme lösen.

Zum zweiten sind alle S21-Projektträger faktisch zahlungsunfähig. Die Zeit der kühnen Zukunftsvisionen ist unweigerlich vorbei. Folglich sind sämtliche Kosteneinsparpotenziale im S21-Projekt zu prüfen und zu realisieren. Warum etwa sollte der Flughafen mit Milliardenkosten optimal an das Schienennetz angebunden werden, wenn der Flugverkehr eh darniederliegt? Warum soll Stuttgart zum digitalen Schienenknoten ausgebaut werden, wo die Folgekosten für infrastrukturelle Instandhaltung und Fahrzeugertüchtigung nur vage abschätzbar sind? Warum wird die Komplexität bzw. Störungsanfälligkeit einer technischen Infrastruktur weiter erhöht? Grundsätzlich dürften die weitreichenden Digitalisierungspläne der Deutschen Bahn vorerst auf Eis liegen. Selbst die Städtebaupläne im neuen Rosensteinviertel bedürfen einer kritischen Überprüfung angesichts der sich abzeichnenden Immobilienkrise.

In Fachkreisen macht der Begriff der strukturellen "Resilienz" die Runde. Diese soll aufzeigen, wie der Einzelne und die Gesellschaft mit ungeplanten Widrigkeiten situationsgerecht und konstruktiv umgehen können. Resilienzkonzepte betreffen vor allem auch die Infrastruktur. Die Eisenbahn kann sich als eine wichtige infrastrukturelle Stütze erweisen, wenn es um die Überwindung der schmerzhaften Corona-Folgen in unserem Land geht. Dazu muss sie sich auf ihre Kernkompetenzen und ihre Kernleistungen besinnen. Das Projekt Stuttgart 21 gehört in der gegenwärtigen Planung m. E. nicht dazu, da es die Resilienz der Eisenbahninfrastruktur nicht erhöht.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: mental

Datum: 17.05.20 16:49

ServiceStore schrieb:
Gerade in diesen hysterischen Zeiten ist die weitere Realisierung des Jahrtausendprojekts S21 alternativlos. S21 ist eine leuchtende Kerze der Hoffnung in diesem dunklen, düsteren und nebligen Mai. Der Blick auf die fantastischen, geschwungenen Kelchstützen verleiht allen Stuttgartern Hoffnung und Kraft, den besten Bahnhof der Welt mit noch mehr Einsatz als zuvor zu errichten. In den letzten Wochen, in denen die Wilhelma geschlossen war, hat sich ein Besuch bei S21 als ideale Alternative etabliert. Es ist faszinierend, das planvolle, rege und fleißige Treiben auf dieser Großbaustelle zu beoachten.

Leben geht weiter und erfreulicherweise lassen sich Ingenieure eher selten von der gerade aktuellen Sau, die durchs Dorf getrieben wird, anstecken. Manche Dienstreisen werden vermutlich und sinnvollerweise dauerhaft durch Videochats ersetzt werden. Insgesamt dürfte sich die Zahl der Reisenden mittelfristig wieder dem Ausgangsniveau annähern, Reise- und Kontaktbedürfnisse lassen sich nicht langfristig unterdrücken. Und spätestens, wenn der Klimawandel in den Medien wieder den Corona-Hype abgelöst hat, ist Bahnfahren wieder in. Bis dahin: die entspannte Atmosphäre in Stuttgart Hbf sowie in den Zügen genießen und die Angebote der geöffneten Geschäfte im Bahnhof wahrnehmen.

Sollte die Zahl der Bahnreisen aber wider Erwarten auf niedrigem Stand verharren: in diesem Fall müßten selbst die Gegner von S21 zugeben, dass S21 ausreichend dimensioniert wurde.
Sorry, aber was du da schreibst ist nackter Wahnsinn. Einfach Wahnsinn.

Corona lehrt uns, dass Risiken eintreten könne. Corona lehrt uns, dass Geld für Sinnvolles ausgegeben werden muss.

Die Zahl der Pendler wird kaum sinken, aber die Pendler werden sich nicht mehr zusammenpferchen lassen wie bei einem Viehtransport. Corona gibt s21 den Rest.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:17:16:49:39.
Zahlreiche Unternehmen haben ihren Mitarbeitern anlässlich der Corona-Epidemie verboten, Dienstreisen mit der Eisenbahn durchzuführen. Sie raten zudem dringend von einer Nutzung des ÖPNV ab. So erklärt sich, dass in den vergangenen Wochen zwischen 75 und 95 Prozent weniger Menschen in deutschen Städten mit Bus und Bahn fuhren. Der Fernverkehr der Deutsche Bahn verzeichnete im April Einbußen von rund 90 Prozent bei den Personenkilometern infolge der Corona-Epidemie, wodurch das Unternehmen unter erheblichen wirtschaftlichen Druck geriet.

Der wirtschaftliche Schaden für die DB beträgt Schätzungen zufolge zwischen elf und 13,5 Milliarden Euro. Die Deutsche Bahn benötigt bis 2024 rund acht bis zehn Milliarden Euro zusätzliche Mittel, um die Einbußen durch die Corona-Epidemie auszugleichen. Der Bund plant eine Eigenkapitalerhöhung bei der Deutschen Bahn in Höhe von sieben Milliarden Euro. Außerdem soll die Verschuldungsgrenze angehoben werden. Die Deutsche Bahn will im Gegenzug für staatliche Hilfen etwa fünf Milliarden Euro, davon etwa 2,25 Milliarden beim Personal, einsparen. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG befürchtet einen Stellenabbau von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen. Die Vorstellung unbegrenzter Staatszuschüsse für die Bahn dürfte sich angesichts dieser Zahlen relativieren.

Ich bin kein Arzt oder Virologe, um beurteilen zu können, ob die anhaltende Corona-Epidemie tatsächlich das prognostizierte, hohe Gefährdungspotenzial besitzt. Noch weniger kann ich beurteilen, ob wir uns in den nächsten 30 Jahren vor einem vergleichbaren Virus sicher fühlen dürfen. Viel wesentlicher ist der Kontrollverlust, der mit derartigen Ereignissen einhergeht. Dieser erschwert eine betriebswirtschaftliche Planung erheblich.

Unabhängig von der Entwicklung der Reisendenzahlen stellt sich für mich die praktische Frage, wie man etwa ein (temporäres) Abstandsgebot ("Social Distancing") in den Zügen umsetzen will? Weicht man zukünftig von dicht gedrängten Sitzreihen im Großraum ab und kehrt zum Kleinabteil zurück? Wie viele Stehplätze wird es in den S-Bahn-Waggons geben? Welche Auswirkungen hat ein Abstandsgebot auf die Fahrgastkapazität von Fern- oder Nahverkehrszügen? Wie vollzieht sich ein Fahrgastwechsel in der Hauptverkehrszeit, und wie lange dauert dieser, wenn die Fahrgäste einen angemessenen Abstand einhalten müssen? Wie werden Reisendenabteile hygienisch gereinigt, und wie lange dauert das? Hat das Auswirkungen auf die Umlaufpläne der Züge? Und klar - relevante Hotspots sind neben den Stationen vor allem die Züge, egal ob Fernzug oder Straßenbahn.

Vielleicht treten die derzeit kolportierten Krisenszenarien niemals ein, aber wir können sie fortan nicht mehr ausschließen. Ich hatte in meinem Eingangs-Post angemahnt, dass das System Eisenbahn auf derartige Störeinflüsse bzw. die daraus resultierende Volatilität nicht angemessen vorbereitet ist. Sicher gilt diese Problematik nicht ausschließlich für Stuttgart 21, sondern für das gesamte Netz. Aber in Stuttgart könnte man noch gegensteuern und die Bahnhofspläne der 1980er Jahre den zukünftigen Anforderungen zumindest teilweise anpassen.
Trevithick schrieb:
Ich bin kein Arzt oder Virologe, um beurteilen zu können, ob die anhaltende Corona-Epidemie tatsächlich das prognostizierte, hohe Gefährdungspotenzial besitzt.
Man muss kein Arzt sein, um das Potential abzuschätzen. Das unfreiwillige Experiment ist ja schon im vollen Gange, also kann man das Ergebnis an den Zahlen ablesen.

Wichtig und für das öffentliche Leben relevant ist der berühmte Faktor R0. Bleibt der deutlich unter 1,0, sinken die Ansteckungen. Steigt er darüber, und sei es nur 1,2 oder 1,3, wird über kurz oder lang das Gesundheitssystem überlastet, was wegen zahlreicher Toter als nicht akzeptabel gilt. Aktuell liegt er bei 0,88 und man muss wohl davon ausgehen, dass die jüngsten Öffnungen da noch nicht eingerechnet sind (man kann den Faktor nur mit einer Woche Nachlauf berechnen, "aktuelle" Zahlen sind eine Prognose).

Man könnte das Virus auch durch einen längeren Lockdown ausrotten, doch dafür gibt es wohl keinen gesellschaftlichen Konsens.

Auf den Bahnverkehr bezogen bedeutet das, dass die Ansteckungsgefahr gegenüber dem aktuellen Zustand nicht steigen darf. Jedem Mehrverkehr muss man mit zusätzlichem Schutz vor Ansteckung begegnen.

Die ländlichen Landkreise sind übrigens schon jetzt nahezu virenfrei. Da gibt es keine S-Bahnen und keine Grossbaustellen.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Traumflug

Datum: 17.05.20 21:30

ServiceStore schrieb:
In den letzten Wochen, in denen die Wilhelma geschlossen war, hat sich ein Besuch bei S21 als ideale Alternative etabliert. Es ist faszinierend, das planvolle, rege und fleißige Treiben auf dieser Großbaustelle zu beoachten.
Den Bauarbeitern zuschauen, wie sie sich gegenseitig anstecken. Ein tolles Hobby, wenn man sonst mit dem Leben nichts anzufangen weiss.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 18.05.20 10:58

Trevithick schrieb:
Warum soll Stuttgart zum digitalen Schienenknoten ausgebaut werden, wo die Folgekosten für infrastrukturelle Instandhaltung und Fahrzeugertüchtigung nur vage abschätzbar sind? Warum wird die Komplexität bzw. Störungsanfälligkeit einer technischen Infrastruktur weiter erhöht? Grundsätzlich dürften die weitreichenden Digitalisierungspläne der Deutschen Bahn vorerst auf Eis liegen.
Die Digitalisierungspläne der DB liegen NICHT auf Eis.
Es gibt zwar noch keine belastbaren Aussagen dazu, aber sie dürften jetzt noch schneller kommen als geplant.
Wann, wenn nicht jetzt bei deutlich verringerten Verkehrsaufkommen, baut man was um und stützt staatlicherseits einen Industriezweig in einem Atemzug?

Viele Grüße
Dschordsch.

Früher war eben doch alles besser...

geschrieben von: Micha-0815

Datum: 18.05.20 11:08

... daher zurück zu den gut belüfteten Anfängen:

[www.deutschebahn.com]

Gruß, Micha
Widerlegungen zu oft wiederholten falschen Behauptungen zum Thema
- S21 im Deutschlandtakt (zuletzt umfangreich aktualisiert am 23.12.2021)
- Schnellfahrstracke Wendlingen - Ulm

"Auf Leute, die von nichts eine Ahnung haben, aber zu allem eine Meinung, kann die technische Realität oft erschreckend wirken."

Re: Früher war eben doch alles besser...

geschrieben von: graetz

Datum: 18.05.20 15:43

Micha-0815 schrieb:
... daher zurück zu den gut belüfteten Anfängen:

[www.deutschebahn.com]
Ja da gab es wenigstens keine Probleme mit ausgefallenen Klimaanlagen. Und das Personal stand tatsächlich im Regen und nicht nur im übertragenden Sinne aufgrund des inkompetenten Managements.
IMG_2072.jpeg
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Aber echten Eisenbahnfans macht das trotzdem Spass.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:18:15:47:49.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Tunnelmaus

Datum: 19.05.20 19:12

Nun, das ist ja ein altes Prinzip: Jede große Krise zieht recht bald allerlei Interessengruppierungen an, welche die Gelegenheit beim Schopfe packen wollen, schon lange verfolgte Ziele und Visionen nun im Schatten der Krisenfolgen vielleicht doch umsetzen zu können. Aus der Krise "Kapital schlagen", das geht eben nicht nur mit Mundschutz- und Nudelfabriken.

Da gibt es jene, die nun Morgenluft für das bedingungslose Grundeinkommen wittern, jene, die die endlich geschlossenen Grenzen dauerhaft geschlossen halten wollen, da wünscht man Kaufprämien für Neuwagen (mal wieder), da sollen beim "Wiederaufbau" nur noch klimaverträgliche Industrien gefördert werden. Und so weiter.

Wenig überraschend reihen sich also nun auch manche Stuttgart21-Gegner in diesen vielstimmigen Chor ein, die Gelegenheit ist ja auch denkbar günstig: Verkehrsrückgang, Wirtschaftskrise, heraufziehende Immobilienkrise, Schuldenkrise. In die Zeit der nächsten Jahre passt ein solches Projekt absehbar erst recht nicht mehr. Und also kommen die altbekannten "Lösungen": Umdenken, Umsteigen, Aussteigen, Baustopp, Moratorium, Alternative.

Geflissentlich übersehen wird nur: Stuttgart 21 wird nicht für das Jahr 2025 gebaut. Zu bewähren haben werden sich neuer Bahnhof und neue Stadtentwicklung in den Jahren 2030 bis 2060 und ab ca. 2080 wird man in einer historischen Bilanz relativ gut sagen können, was man 2010 hätte entscheiden sollen.

Oder anders gesagt: Wir wissen nicht, was nach der Corona-Wirtschaftskrise kommt. Wird diese zum Dauerzustand? Gibt es Krieg? Folgt der offenkundige Beginn der Klimakatastrophe? Gibt es einen neuen Aufschwung? Gibt es mehr ÖV oder weniger ÖV? Oder 2035 eine wieder neue globale Epidemie?

Zwei Szenarien sind denkbar, verkehrlich:

1. Der Verkehr sinkt mit der Wirtschaftsleistung und stagniert auf geringem Niveau, der Anteil des ÖV bleibt gering und sinkt. In Folge bleibt es bei konstant wenigen Zügen, viel weniger als vorher prognostiziert. Das aber würde bedeuten, dass sich die Kapazitätsfrage von Stuttgart 21 so schnell nicht mehr stellt und der Kopfbahnhof beruhigt abgerissen und als Kartoffelacker umgenutzt werden kann.

2. Es geht in Richtung Verkehrswende, durch teilweise wirtschaftliche Erholung, teilweise klimafreundliche Steuerungsmaßnahmen und teilweise Verarmung der unteren Bevölkerungsschichten mit in Folge geringerer motorisierter Individualmobilität. Also im Ergebnis perspektivisch wieder mehr Züge, mehr Zugfahrbedarf. Dann allerdings würde auch der Kopfbahnhof perspektivisch weiter deutlich ausgebaut und ergänzt werden müssen und es würde so herum oder so herum in Richtung irgendeiner Form von Kombilösung oder sonstigem neuen Bahnhofsteil gehen.

Warum also nicht "einfach weiterbauen und abwarten"? Ein Moratorium im Sinne einer neuen Richtungsentscheidung sehe ich als für den verkehrlichen Teil weiterhin nicht sinnvoll an, da ändert die Coronakrise keine entscheidenden Faktoren. Für den städtebaulichen Teil mag es sinnvoll sein, sobald die langfristigen Trends und Folgen etwas absehbarer sind, was aber so oder so erst der Fall sein wird, wenn Teile des Tiefbahnhofs bereits in Betrieb sind, also 2025...2030, und es auch wirklich konkret um die weitere Zukunft der Kopfbahnhofsflächen gehen würde. Dann wird man schauen und sehen, was in den nächsten Jahrzehnten dort absehbar gefragter sein wird: Mehr Züge, mehr Häuser oder mehr Wald- und Ackerflächen.

Nicht aufgehoben ist ansonsten, falls sich jemand nun noch mehr als sonst am Raushauen der Milliarden für vergrabenen Beton stört, das alte Prinzip, dass der Staat in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Rezession via Konjunkturprogramm in Bauten und Infrastruktur investiert. Da muss Stuttgart 21 nun nicht mal mehr speziell gefördert werden, man muss es einfach nur fortführen und hat die Krisenjahre über dadurch vermutlich mehr positive Mitnahmeeffekte als bei einem nun gerade noch einige paar Milliarden einsparenden Sofortabbruch, zumal dieser mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal von Dauer sein würde - so halbfertige Bauruinen haben die Tendenz, irgendwann doch wieder aufgegriffen und vollendet zu werden, selten zu einem dann geringeren Preis. Sei es der Kölner Dom, der Heidelberger Hauptbahnhof oder die Neu- und Ausbaustrecke des VDE 8.1-Projekts.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: graetz

Datum: 19.05.20 19:24

Tunnelmaus schrieb:
Warum also nicht "einfach weiterbauen und abwarten"? Ein Moratorium im Sinne einer neuen Richtungsentscheidung sehe ich als für den verkehrlichen Teil weiterhin nicht sinnvoll an, da ändert die Coronakrise keine entscheidenden Faktoren. Für den städtebaulichen Teil mag es sinnvoll sein, sobald die langfristigen Trends und Folgen etwas absehbarer sind, was aber so oder so erst der Fall sein wird, wenn Teile des Tiefbahnhofs bereits in Betrieb sind, also 2025...2030, und es auch wirklich konkret um die weitere Zukunft der Kopfbahnhofsflächen gehen würde. Dann wird man schauen und sehen, was in den nächsten Jahrzehnten dort absehbar gefragter sein wird: Mehr Züge, mehr Häuser oder mehr Wald- und Ackerflächen.


Ich sehe nur das Problem, dass sich die Finanzierung von S21 grad ein Luft auflöst. Die Erlöse aus der zuerst nicht genehmigten Kreditaufnahme sind bald aufgebraucht. Nach wie vor gibt es eine Verzögerung auf dem kritischem Pfad, was das Projekt mal wieder verteuert. Der Arriva-Verkauf bzw. Börsengang ist nicht nur in weite Ferne gerückt, Arriva macht jetzt auch Verluste.
Deswegen finde ich die Forderung des BRH nach wie vor aktuell, das Projekt sinnvoll zu kürzen. "Corona" macht die finanzielle Misere der Bahn nur noch mehr offensichtlich. Der Verdacht besteht ja, dass die Bahn sich auf diese Art wieder hinten rum sanieren möchte.

Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Trevithick

Datum: 19.05.20 23:28

Randelhoff schrieb bereits 2013 zu resilienten Infrastrukturen: "Viele Maßnahmen im Bereich der Verkehrsplanung werden häufig vor dem Hintergrund einer höheren Verkehrssicherheit und Internalisierung externer Effekte (Verringerung von Lärm, Luftschadstoffen, etc.) durchgeführt. Einige bestimmte Maßnahmen gehen jedoch darüber hinaus und sichern wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Strukturen und somit unseren Wohlstand. Unsere Infrastruktur und das Gesamtverkehrssystem sind zu jeder Zeit Störungen kleinen und großen Ausmaßes ausgesetzt wie zum Beispiel Weichenstörungen oder Unfälle unterschiedlichen Ausmaßes. Der Großteil aller Störungen kann mit einigen Ausnahmen über einen kurzen Zeithorizont behoben werden. Entsprechende klimatische, wirtschaftliche, geopolitische und weitere Entwicklungen machen es jedoch notwendig, auch unser Verkehrsnetz und die Organisation desselben robust und widerstandsfähig gegenüber externen Schockereignissen zu machen.

Laut der "Nationalen Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS)" des Bundesministeriums des Innern gilt die Verkehrs- und Transportinfrastruktur ... als besonders schutzbedürtig. Es stellt sich daher die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, im Vorfeld entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um den Ernstfall erst gar nicht entstehen zu lassen oder die Auswirkungen weitestgehend zu minimieren. Mit anderen Worten: Die Infrastruktur resilient zu machen ...

Strukturelle Resilienz umfasst ein frühzeitiges Identifizieren von Trends und Entwicklungen, welche systembedrohend / systemeinschränkend sein können und die Veränderung von bestehenden und potenziell bedrohter Strukturen hinsichtlich einer maximalen Widerstandsfähigkeit (Autarkie, Redundanz, Auswirkungsminimierung, schnellstmögliche Wiederherstellung der Systemkapazität) unter der Prämisse Bestehendes zu verbessern und nicht vollkommen zu ersetzen.

In der Planungsphase müssen daher Strategien entwickelt werden, welche je nach Eintrittswahrscheinlichkeit, Kritikalität und Gefährdungspotenzial entsprechend greifen. Dabei sollten jedoch auch Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit betrachtet und ausreichend in die Zukunft prognostiziert werden ...

Im Idealzustand hat ein exogener Schock keinerlei Auswirkung auf das Verkehrsangebot bzw. die zur Verfügung stehende Kapazität. Da dies aufgrund der systemischen Eigenschaften und Interdependenzen zwischen den Systemen jedoch kaum möglich sein dürfte, muss im Umkehrschluss die Abhängigkeit von Ortsveränderungen bei einem gleichen Maß an Mobilität (Unterschied zwischen Verkehr und Mobilität) minimiert werden.

Die Resilienz einer Stadt oder einer Infrastruktur wird in Zukunft ein sehr wichtiges Kriterium für ihre Zukunftsfähigkeit werden. Eine Stadt ohne resiliente physische Systeme wird in Zukunft sehr verletzlich gegenüber Katastrophen jeder Art sein. Die Dynamik und die Interdependenzen der einzelnen Systeme sollten nicht unterschätzt werden. Sie müssen endlich in den jeweiligen Planungsprozessen beachtet und bedacht werden."

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: mental

Datum: 20.05.20 10:04

Wow, drei gute Beiträge in direkter Folge (auch wenn ich inhaltlich nicht allem zustimme). Macht Hoffnung in dieser irren Zeit.

Der Spiegel hat einen Artikel zur Konsequenz für den ÖPNV

https://www.spiegel.de/auto/corona-und-oepnv-perfekter-sturm-fuer-bus-und-bahn-a-c6e040cb-127b-4a82-ba92-e36cb7f5036e?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 20.05.20 12:46

mental schrieb:
Wow, drei gute Beiträge in direkter Folge (auch wenn ich inhaltlich nicht allem zustimme). Macht Hoffnung in dieser irren Zeit.

Der Spiegel hat einen Artikel zur Konsequenz für den ÖPNV

https://www.spiegel.de/auto/corona-und-oepnv-perfekter-sturm-fuer-bus-und-bahn-a-c6e040cb-127b-4a82-ba92-e36cb7f5036e?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Zitat
Um aus ihm ausbrechen zu können, müsste man die Taktung von Bussen und Bahnen signifikant erhöhen. Wagner rechnet erneut vor:
"Wenn wir bei der sonst üblichen Anzahl an Fahrgästen zu Stoßzeiten den Abstand von 1,5 Metern einhalten müssten, bräuchten wir das Vierfache des heutigen Fahrangebotes."

Dumm nur, dass das Land mittlerweile auf Dostos setzen muss, um die Verkehrsleistung auf den Wert erhöhen zu können, der mal mit S21 durch Zugzahlen erreicht werden sollte.
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Micha-0815

Datum: 20.05.20 13:00

graetz schrieb:
mental schrieb:
Wow, drei gute Beiträge in direkter Folge (auch wenn ich inhaltlich nicht allem zustimme). Macht Hoffnung in dieser irren Zeit.

Der Spiegel hat einen Artikel zur Konsequenz für den ÖPNV

https://www.spiegel.de/auto/corona-und-oepnv-perfekter-sturm-fuer-bus-und-bahn-a-c6e040cb-127b-4a82-ba92-e36cb7f5036e?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Zitat
Um aus ihm ausbrechen zu können, müsste man die Taktung von Bussen und Bahnen signifikant erhöhen. Wagner rechnet erneut vor:
"Wenn wir bei der sonst üblichen Anzahl an Fahrgästen zu Stoßzeiten den Abstand von 1,5 Metern einhalten müssten, bräuchten wir das Vierfache des heutigen Fahrangebotes."

Dumm nur, dass das Land mittlerweile auf Dostos setzen muss, um die Verkehrsleistung auf den Wert erhöhen zu können, der mal mit S21 durch Zugzahlen erreicht werden sollte.
Du scheinst noch immer die Basis der verschiedenen Vergleiche durcheinander zu bringen. Und dass Du über S21 und dessen Projektziele so gut wie nicht weißt ist ja nicht neu; das liegt wohl daran, weil Du es quasi komplett durch ein idiotisches Fantasieprodukt ersetzt hast, um dagegen anschreiben zu können.

Aber es zeigt sich auch wieder, dass Du wie so oft keine Minute mit Nachdenken verbracht hast:
graetz schrieb:
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.
Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, auf Dostos während der Pandemie zu verzichten. Denn tatsächlich bieten die Vorteile, weil sich dort die Fahrgäste auf der gleichen Grundfläche besser, weil in zwei Stockwerke getrennt, verteilen.

Und für viele kleinteiliger Einheiten bräuchte man nicht mehr Platz (wie im Kopfbahnhof wegen der erzwungenen rumsteh-Zeiten vorhanden), sondern mehr Durchsatz, wie ihn der Durchgangsbahnhof bietet.

Gruß, Micha
Widerlegungen zu oft wiederholten falschen Behauptungen zum Thema
- S21 im Deutschlandtakt (zuletzt umfangreich aktualisiert am 23.12.2021)
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"Auf Leute, die von nichts eine Ahnung haben, aber zu allem eine Meinung, kann die technische Realität oft erschreckend wirken."

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 20.05.20 14:03

Micha-0815 schrieb:
graetz schrieb:
mental schrieb:
Wow, drei gute Beiträge in direkter Folge (auch wenn ich inhaltlich nicht allem zustimme). Macht Hoffnung in dieser irren Zeit.

Der Spiegel hat einen Artikel zur Konsequenz für den ÖPNV

https://www.spiegel.de/auto/corona-und-oepnv-perfekter-sturm-fuer-bus-und-bahn-a-c6e040cb-127b-4a82-ba92-e36cb7f5036e?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Zitat
Um aus ihm ausbrechen zu können, müsste man die Taktung von Bussen und Bahnen signifikant erhöhen. Wagner rechnet erneut vor:
"Wenn wir bei der sonst üblichen Anzahl an Fahrgästen zu Stoßzeiten den Abstand von 1,5 Metern einhalten müssten, bräuchten wir das Vierfache des heutigen Fahrangebotes."

Dumm nur, dass das Land mittlerweile auf Dostos setzen muss, um die Verkehrsleistung auf den Wert erhöhen zu können, der mal mit S21 durch Zugzahlen erreicht werden sollte.
Du scheinst noch immer die Basis der verschiedenen Vergleiche durcheinander zu bringen. Und dass Du über S21 und dessen Projektziele so gut wie nicht weißt ist ja nicht neu; das liegt wohl daran, weil Du es quasi komplett durch ein idiotisches Fantasieprodukt ersetzt hast, um dagegen anschreiben zu können.

Aber es zeigt sich auch wieder, dass Du wie so oft keine Minute mit Nachdenken verbracht hast:
graetz schrieb:
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.
Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, auf Dostos während der Pandemie zu verzichten. Denn tatsächlich bieten die Vorteile, weil sich dort die Fahrgäste auf der gleichen Grundfläche besser, weil in zwei Stockwerke getrennt, verteilen.

Und für viele kleinteiliger Einheiten bräuchte man nicht mehr Platz (wie im Kopfbahnhof wegen der erzwungenen rumsteh-Zeiten vorhanden), sondern mehr Durchsatz, wie ihn der Durchgangsbahnhof bietet.
Ach Micha, in Dostos verteilen sich doppelt so viele Fahrgäste auf der doppelten Grundfläche, da ändert sich erstmal nicht die Dichte. Um die Personenströme zu entzerren, kannst du vielleicht aus den Dostos jede zweite Sitzreihe entfernen. Damit bekommst du aber nicht mehr die Verkehrsleistung hin in S21. Dazu musst du dann doch den Takt erhöhen, was eben mit den Dostos in S21 verhindert werden sollte. "kleinteilig" bedeutet hier, weniger Fahrgäste im Zug = weniger Ansteckungsgefahr. Wenn man denen einen Dosto spendiert, umso besser. Aber deswegen sollten die ja nicht angeschafft werden. Du brauchst also trotzdem mehr "Bahnhof", um mehr Züge und höhere Takte - am besten ITF Vollknoten für die neu geforderte Attraktivität - anbieten zu können.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.05.20 14:16

Micha-0815 schrieb:
graetz schrieb:
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.
Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, auf Dostos während der Pandemie zu verzichten. Denn tatsächlich bieten die Vorteile, weil sich dort die Fahrgäste auf der gleichen Grundfläche besser, weil in zwei Stockwerke getrennt, verteilen.
Das Gute ist, daß obendrauf noch Einsparungen kommen, insbes. beim Signalsystem. Ein- und Ausstieg über Treppen mit 1.5m Abstand zwischen zwei Fahrgästen erzeugen selbst bei bei corona-zulässiger Besetzung Fahrgastwechselzeiten von 5 Minuten und mehr. Da kann man alle Maßnahmen zur Beschleunigung der Zugfolge unterlassen und statt ETCS billige Formsignale installieren.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:20:14:46:43.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Micha-0815

Datum: 20.05.20 14:43

graetz schrieb:
Micha-0815 schrieb:
graetz schrieb:
Dumm nur, dass das Land mittlerweile auf Dostos setzen muss, um die Verkehrsleistung auf den Wert erhöhen zu können, der mal mit S21 durch Zugzahlen erreicht werden sollte.

Du scheinst noch immer die Basis der verschiedenen Vergleiche durcheinander zu bringen. Und dass Du über S21 und dessen Projektziele so gut wie nicht weißt ist ja nicht neu; das liegt wohl daran, weil Du es quasi komplett durch ein idiotisches Fantasieprodukt ersetzt hast, um dagegen anschreiben zu können.

Aber es zeigt sich auch wieder, dass Du wie so oft keine Minute mit Nachdenken verbracht hast:
graetz schrieb:
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.
Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, auf Dostos während der Pandemie zu verzichten. Denn tatsächlich bieten die Vorteile, weil sich dort die Fahrgäste auf der gleichen Grundfläche besser, weil in zwei Stockwerke getrennt, verteilen.

Und für viele kleinteiliger Einheiten bräuchte man nicht mehr Platz (wie im Kopfbahnhof wegen der erzwungenen rumsteh-Zeiten vorhanden), sondern mehr Durchsatz, wie ihn der Durchgangsbahnhof bietet.
Ach Micha, in Dostos verteilen sich doppelt so viele Fahrgäste auf der doppelten Grundfläche, da ändert sich erstmal nicht die Dichte.
Und dass also somit doppelt so viel Fahrgäste bei gleicher Dichte bedient werden können ist Dir also egal? Oder schlicht wieder keine Zeit für's Nachdenken aufgebracht?

PS: Ok, wird wohl mit dem Nachdenken heute nichts mehr...

Gruß, Micha
Widerlegungen zu oft wiederholten falschen Behauptungen zum Thema
- S21 im Deutschlandtakt (zuletzt umfangreich aktualisiert am 23.12.2021)
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:20:16:14:52.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 20.05.20 15:02

Micha-0815 schrieb:
graetz schrieb:
Micha-0815 schrieb:
graetz schrieb:
Dumm nur, dass das Land mittlerweile auf Dostos setzen muss, um die Verkehrsleistung auf den Wert erhöhen zu können, der mal mit S21 durch Zugzahlen erreicht werden sollte.

Du scheinst noch immer die Basis der verschiedenen Vergleiche durcheinander zu bringen. Und dass Du über S21 und dessen Projektziele so gut wie nicht weißt ist ja nicht neu; das liegt wohl daran, weil Du es quasi komplett durch ein idiotisches Fantasieprodukt ersetzt hast, um dagegen anschreiben zu können.

Aber es zeigt sich auch wieder, dass Du wie so oft keine Minute mit Nachdenken verbracht hast:
graetz schrieb:
Klüger wäre es also jetzt, nicht neue Dostos zu kaufen sondern nach wie vor kleinteiligere Einheiten und davon dann möglichst viele.
Die brauchen aber Platz, den Stuttgart als einziger Bahnknoten in Deutschland zu genüge liefern könnte, wenn man nur will. Man muss nur auf die weitere Verdichtung von Wohnraum in der Innenstadt verzichten, was auch angebracht wäre.
Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, auf Dostos während der Pandemie zu verzichten. Denn tatsächlich bieten die Vorteile, weil sich dort die Fahrgäste auf der gleichen Grundfläche besser, weil in zwei Stockwerke getrennt, verteilen.

Und für viele kleinteiliger Einheiten bräuchte man nicht mehr Platz (wie im Kopfbahnhof wegen der erzwungenen rumsteh-Zeiten vorhanden), sondern mehr Durchsatz, wie ihn der Durchgangsbahnhof bietet.
Ach Micha, in Dostos verteilen sich doppelt so viele Fahrgäste auf der doppelten Grundfläche, da ändert sich erstmal nicht die Dichte.
Und dass also somit doppelt so viel Fahrgäste bei gleicher Dichte bedient werden können ist Dir also egal? Oder schlicht wieder keine Zeit für's Nachdenken aufgebracht?
Lies den Artikel. Eine Steigerung der Takte ist trotzdem nötig. Genau das sollen die Dostos in S21 aber vermeiden, weil es eben in S21 nicht geht - und wenn du da noch so oft die PR zitierst, der von SMA erstellte Belegungsplan zeigt, dass S21 überlastet ist. So wie auch das Land der Meinung ist, die Steigerung der Zugzahlen ist nicht zu schaffen ohne Stabilitätsverlust.

Die doppelte Zahl von Fahrgästen muss sich bei Dostos auf dem gleichen Bahnsteigen und durch die gleichen Eingänge zwängen. Du musst die Personenströme komplett entzerren und nicht nur an einem Punkt. Was du ausführst ist keine Lösung, sondern die Fortsetzung des Problems!
Du brauchst mehr Platz für Passagiere und auch mehr Züge - überall. S21 ist da zu klein. Es wäre eine gute Idee, die Dostos nur halb so voll zu machen, wie es geplant ist. Eben durch grössere Sitzabstände und weniger Stehplätze. Das erhöht aber dann nicht mehr die Verkehrsleistung. Da kommt S21 eben nicht mehr mit.

Also nochmal: "Kleinteilig" bezog sich darauf, Passagiere auf mehr Züge verteilen zu können. Das ist auch die Strategie des Landes und wurde nur im Stuttgarter Raum dank S21 wieder kassiert. Die Strategie das Landes ist dort, mehr Personen auf weniger Züge verteilen zu können.

Andere Bahnhöfe haben dann das gleiche Problem, aber nur in Stuttgart hat man eine reale Chance, das zu ändern, weil man hier einen Bahnhof bis zu 24 Gleisen realisieren könnte.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:20:17:16:42.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 20.05.20 16:23

Tunnelmaus schrieb:
[...]
Zwei Szenarien sind denkbar, verkehrlich:
[...]
Ich halte ein drittes Szenario für denkbar: einen Niedergang des ÖV und eine enorme Zunahme des MIV, der obendrein auch noch durch eine weitere Abwrackprämie gestützt wird. Ich bin kein Freund von Negativ-Szenarien, aber ich bin leider gerade nicht sehr zuversichtlich was die Zukunft das ÖV angeht. Aber umso mehr freue ich mich darüber wenn dieses Szenario nicht eintritt.

Gruß
Hadufuns

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/1x1.png
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Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 20.05.20 16:44

Micha-0815 schrieb:
PS: Ok, wird wohl mit dem Nachdenken heute nichts mehr...
Jep bei dir, weil du nicht wahrhaben willst, wozu das Land die Dostos anschaffen möchte.

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.05.20 17:24

Hadufuns schrieb:
Ich halte ein drittes Szenario für denkbar: einen Niedergang des ÖV und eine enorme Zunahme des MIV, der obendrein auch noch durch eine weitere Abwrackprämie gestützt wird. Ich bin kein Freund von Negativ-Szenarien, aber ich bin leider gerade nicht sehr zuversichtlich was die Zukunft das ÖV angeht.
Der ÖPNV der Ballungszentren ist schon allein wegen des Platzbedarfs des MIV nicht ersetzbar, ob elektrisch oder nicht. Daß vom Kurzstrecken-Flugverkehr samt seiner 'Konkurrenz ' allenfalls ein Bruchteil wirklich gebraucht wird, wird allerdings derzeit praktisch überzeugend bewiesen.

Statt die Lufthansa mit Milliarden zu füttern, sollte man über die Schließung von Flughäfen wie Stuttgart nachdenken. Es reicht wahrscheinlich schon, versteckte Subventionen zu beenden und betriebswirtschaftliche Rentabilität zu verlangen. Dito Bremen, Münster, Dortmund, Kassel, Paderborn, Nürnberg, Friedrichshafen und noch ein paar (vor allem im Osten, wo ich mich weniger auskenne).

Re: Nach Corona: Brauchen wir Stuttgart 22?

geschrieben von: Tunnelmaus

Datum: 20.05.20 18:13

Hadufuns schrieb:
Tunnelmaus schrieb:
[...]
Zwei Szenarien sind denkbar, verkehrlich:
[...]
Ich halte ein drittes Szenario für denkbar: einen Niedergang des ÖV und eine enorme Zunahme des MIV, der obendrein auch noch durch eine weitere Abwrackprämie gestützt wird. Ich bin kein Freund von Negativ-Szenarien, aber ich bin leider gerade nicht sehr zuversichtlich was die Zukunft das ÖV angeht. Aber umso mehr freue ich mich darüber wenn dieses Szenario nicht eintritt.
Okay, das wäre letztlich aber ein Unterszenario von (1), "Sinken der ÖV-Verkehrsleistung", nur halt aus anderem Grund: Noch weiter sinkender Modal Split statt insgesamt sinkender Verkehrsleistung. Entscheidend für Stuttgart 21 wäre das Ergebnis: Dauerhaft weniger Züge als heute.

Dem Projekt S21 - und das ist bezeichnend - würde genau das allerdings ja sogar entgegenkommen. Viel Platz im alles andere als überdimensionierten Tiefbahnhof, maximal durchrationalisierte Infrastruktur, maximaler Flächengewinn an der Oberfläche - was könnte besser in dieses Szenario passen? Auf den frei werdenen Bahnflächen kann danach die MIV-gerechte Stadt 2.0 entstehen, nun für Elektroauto und Elektrotretroller optimiert.

Allerdings können wir davon ausgehen: Wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, ist die Coronavirus-Epidemie seit Jahren Vergangenheit und die Wirtschaft befindet sich in der Erholungsphase. Sollte diese Annahme nicht eintreten, hat die Menschheit - und wirklich die gesamte Menschheit - ein Problem, welches WEIT über jegliche Fragen von Verkehr und Mobilität hinausgeht. Denn mit 1,5 m Abstand ist auf Dauer kein Staat zu machen, keine Wirtschaft, keine Gesellschaft - auch wenn vieles sehr anpassungsfähig sein mag, aber auf viele Jahre gerechnet hätte ein weiter nur durch Abstand usw. kontrollierbares Coronavirus wohl tatsächlich das Potential, den lang erwarteten historischen Brechpunkt darzustellen, der zum Niedergang der westlichen Welt führt. Allerdings ist der Mensch ja nicht auf den Kopf gefallen und die Impfstoffbauerei wird hoffentlich erheblich weniger langwierig als die Tiefbahnhofsbauerei.

Der ÖV wird sicher lange brauchen zur Erholung auf das Niveau davor, ebenso wie der Flugverkehr. Da kann man schon mehr an die Zeit "nach 2030" denken, aber genau für diese wird das S21-Projekt ja gebaut.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Tunnelmaus

Datum: 20.05.20 18:27

graetz schrieb:
Die doppelte Zahl von Fahrgästen muss sich bei Dostos auf dem gleichen Bahnsteigen und durch die gleichen Eingänge zwängen. Du musst die Personenströme komplett entzerren und nicht nur an einem Punkt. Was du ausführst ist keine Lösung, sondern die Fortsetzung des Problems!
Du brauchst mehr Platz für Passagiere und auch mehr Züge - überall. S21 ist da zu klein. Es wäre eine gute Idee, die Dostos nur halb so voll zu machen, wie es geplant ist. Eben durch grössere Sitzabstände und weniger Stehplätze. Das erhöht aber dann nicht mehr die Verkehrsleistung. Da kommt S21 eben nicht mehr mit.
Wie schon geschrieben: Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, Zerfall der EU, Ersatz des Euros durch eine Notwährung, globale Flüchtlingsströme ungekannten Ausmaßes, Hunger, Armut, Gewalt, Anarchie - unterlegt mit immer neuen Epidemiewellen, bis endlich die globale Herdenimmunität hergestellt ist. Irgendwas zwischen Venezuela, Kolumbien, Jemen, Mexiko, Syrien, Libyen, Somalia - vielleicht dann auch in Stuttgart, Lyon, Warschau, Valencia.

Insofern ist das nun wirklich kein Problem oder Schwachpunkt von S21 - da würden sowohl der heutige Kopfbahnhof als auch so etwas wie Zürich HB und dessen Bahnverkehr "nicht mehr machbar sein", nur noch mit striktesten Reisebeschränkungen. Passierschein und Mobilitätsberechtigungskarte und so.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Tunnelmaus

Datum: 20.05.20 18:38

Trevithick schrieb:
Randelhoff schrieb bereits 2013 zu resilienten Infrastrukturen: "Viele Maßnahmen im Bereich der Verkehrsplanung werden häufig vor dem Hintergrund einer höheren Verkehrssicherheit und Internalisierung externer Effekte (Verringerung von Lärm, Luftschadstoffen, etc.) durchgeführt. Einige bestimmte Maßnahmen gehen jedoch darüber hinaus und sichern wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Strukturen und somit unseren Wohlstand. Unsere Infrastruktur und das Gesamtverkehrssystem sind zu jeder Zeit Störungen kleinen und großen Ausmaßes ausgesetzt wie zum Beispiel Weichenstörungen oder Unfälle unterschiedlichen Ausmaßes. Der Großteil aller Störungen kann mit einigen Ausnahmen über einen kurzen Zeithorizont behoben werden. Entsprechende klimatische, wirtschaftliche, geopolitische und weitere Entwicklungen machen es jedoch notwendig, auch unser Verkehrsnetz und die Organisation desselben robust und widerstandsfähig gegenüber externen Schockereignissen zu machen.

Laut der "Nationalen Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS)" des Bundesministeriums des Innern gilt die Verkehrs- und Transportinfrastruktur ... als besonders schutzbedürtig. Es stellt sich daher die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, im Vorfeld entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um den Ernstfall erst gar nicht entstehen zu lassen oder die Auswirkungen weitestgehend zu minimieren. Mit anderen Worten: Die Infrastruktur resilient zu machen ...

Strukturelle Resilienz umfasst ein frühzeitiges Identifizieren von Trends und Entwicklungen, welche systembedrohend / systemeinschränkend sein können und die Veränderung von bestehenden und potenziell bedrohter Strukturen hinsichtlich einer maximalen Widerstandsfähigkeit (Autarkie, Redundanz, Auswirkungsminimierung, schnellstmögliche Wiederherstellung der Systemkapazität) unter der Prämisse Bestehendes zu verbessern und nicht vollkommen zu ersetzen.

In der Planungsphase müssen daher Strategien entwickelt werden, welche je nach Eintrittswahrscheinlichkeit, Kritikalität und Gefährdungspotenzial entsprechend greifen. Dabei sollten jedoch auch Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit betrachtet und ausreichend in die Zukunft prognostiziert werden ...

Im Idealzustand hat ein exogener Schock keinerlei Auswirkung auf das Verkehrsangebot bzw. die zur Verfügung stehende Kapazität. Da dies aufgrund der systemischen Eigenschaften und Interdependenzen zwischen den Systemen jedoch kaum möglich sein dürfte, muss im Umkehrschluss die Abhängigkeit von Ortsveränderungen bei einem gleichen Maß an Mobilität (Unterschied zwischen Verkehr und Mobilität) minimiert werden.

Die Resilienz einer Stadt oder einer Infrastruktur wird in Zukunft ein sehr wichtiges Kriterium für ihre Zukunftsfähigkeit werden. Eine Stadt ohne resiliente physische Systeme wird in Zukunft sehr verletzlich gegenüber Katastrophen jeder Art sein. Die Dynamik und die Interdependenzen der einzelnen Systeme sollten nicht unterschätzt werden. Sie müssen endlich in den jeweiligen Planungsprozessen beachtet und bedacht werden."
Schwurbelschwurbel - unter dem Strich steht: Die höchste Resilienz haben der MIV und der Ochsenkarren. Und im Bereich Bahn gibt es widerstreitende Effekte: Geht es um Krieg, sind Dampf- und Diesellok und möglichst viel Mechanik unschlagbar. Also Technik, mit der schon Opa den Krieg fast gewonnen hätte. Geht es um eine globale Wirtschaftskatastrophe, brauchen wir großflächig Verkehrsmittel mit Elektroantrieb, denn Strom können wir selbst herstellen, Öl nicht. Geht es um Viren, ist eine effiziente Zentralisierung unschlagbar, die mit möglichst wenig Bedienpersonal möglichst hohe Transportleistungen erreicht und massiv auf Fernkommunikationsmittel jeder Art setzt.

Redundanz: Genau, man sollte immer einen Ersatz-Hauptbahnhof in der Tasche haben.

Sollte man übrigens wirklich: Fast jeder Großknoten hat einen Zweitbahnhof für den Störungs- und Umleitungsfall, auch wenn dieser teils weit entfernt liegen mag, zum Beispiel Halle für Leipzig Hbf. Oder Bonn-Beuel für Bonn Hbf (Kleinknoten), Frankfurt Süd, München Pasing, München-Ost, Köln-Deutz, Hamburg-Harburg und -Altona, Dresden-Neustadt, undsoweiter. In Stuttgart nach 21 wäre dieser wohl am ehesten in Esslingen zu suchen, für die Fernverkehrsbelange. Einen Zweithauptbahnhof direkt neben dem Ersthauptbahnhof hat fast niemand, höchstens Berlin Hbf mit seinen beiden bahnbetrieblich halbwegs redundanten Bahnhofsteilen, die allerdings ja noch im selben Gebäude liegen. Also auch nicht wirklich völlig unabhängig voneinander sind.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Traumflug

Datum: 21.05.20 11:04

Tunnelmaus schrieb:
Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, [...]
Ansonsten geht's Dir gut? Mit dem Lockdown wurde die Welt so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Plötzlich besinnen sich die Menschen auf das Wesentliche und sind damit zufrieden. Von einer Versorgungsknappheit kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die Läden sitzen auf überfüllten Lagern, T-Shirts können plötzlich wieder mehrfach getragen werden.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 21.05.20 11:25

Traumflug schrieb:
Tunnelmaus schrieb:
Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, [...]
Ansonsten geht's Dir gut? Mit dem Lockdown wurde die Welt so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Plötzlich besinnen sich die Menschen auf das Wesentliche und sind damit zufrieden. Von einer Versorgungsknappheit kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die Läden sitzen auf überfüllten Lagern, T-Shirts können plötzlich wieder mehrfach getragen werden.
Vorallem sind die nervigen sozialen Kontakte weggefallen und große Teile des Dienstleistungsgewerbes, das ohnehin niemand braucht.

Ich bin über deinen Kommentar einfach nur fassungslos. Nicht nur ich, sondern auch große Teile meines Umfeldes empfinden die Situation als sehr bedrückend, obgleich wir danke Heimarbeit privilegiert sind und uns finanziell keine Sorgen machen müssen. Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.

Für Aussagen wie deine habe ich überhaupt kein Verständnis, und ich befürchte die Einschätzung der Tunnelmaus für den Fall das wir die Situation nicht unter Kontrolle bekommen ist garnicht mal unrealistisch.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/1x1.png
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Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Tunnelmaus

Datum: 21.05.20 12:48

Traumflug schrieb:
Tunnelmaus schrieb:
Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, [...]
Ansonsten geht's Dir gut? Mit dem Lockdown wurde die Welt so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Plötzlich besinnen sich die Menschen auf das Wesentliche und sind damit zufrieden. Von einer Versorgungsknappheit kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die Läden sitzen auf überfüllten Lagern, T-Shirts können plötzlich wieder mehrfach getragen werden.
Um Godwin's law einzuhalten: Stell dir halt vor, im Mai 1940 hätte ein Deutscher gesagt, mit dem Krieg, das läuft doch alles super, das tausendjährige Reich ist auf dem Weg in seine glänzende Zukunft und es geht uns doch jetzt wunderbar, Deutschland zeigt endlich seine wahre Stärke.

Im Mai 1946 sah es dann ein bisschen anders aus.

Die Parallelen zu einer angenommenen dauerhaften Corona-Epidemie, die uns auch im Jahr 2026 noch beschäftigt, wenn Stuttgart 21 also halbwegs fertig sein sollte, könnten bedrückend sein, wenn nicht 2021/2022 nach und nach eine flächendeckende Impfung gegen das Virus gelingt.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 21.05.20 12:49

Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.

Du hast die S21-Baustelle vergessen.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 21.05.20 13:52

Tunnelmaus schrieb:
Schwurbelschwurbel - unter dem Strich steht: Die höchste Resilienz haben der MIV und der Ochsenkarren.
Solange der Ochs genug Getreide zum Fressen kriegt, und genug Treibstoff aus der Zapfpistole kommt. Und nicht zuviele andere Ochsen und MIV-Vehikel unterwegs sind. Unter dem Strich: es muß vor allem für mich genug da sein, das Basisprinzip des MIV und seiner Verfechter.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:21:13:52:17.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: rad3m

Datum: 21.05.20 14:56

Tunnelmaus schrieb:
Traumflug schrieb:
Tunnelmaus schrieb:
Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, [...]
Ansonsten geht's Dir gut? Mit dem Lockdown wurde die Welt so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Plötzlich besinnen sich die Menschen auf das Wesentliche und sind damit zufrieden.
.....
......
Die Parallelen zu einer angenommenen dauerhaften Corona-Epidemie, ..... könnten bedrückend sein, wenn nicht 2021/2022 nach und nach eine flächendeckende Impfung gegen das Virus gelingt.
Was akzeptabel oder bedrückend wäre, an was man sich gewöhnen würde oder menschliche Kräfte überfordern würde, dafür gibt es das volle Spektrum in der Gesellschaft. Auch damit werden wir leben müssen, nachdem wir unsanft aus unserem Schlaf im Schlaraffenland geweckt worden sind. Nicht alle hatten diese Ruhe gehabt, um die wohl auch Tunnelmaus beneidet wird. Als Rentner hat man, wenn man es nutzen kann, immerhin die Gelegenheit, auf Abstand zu gehen und sich um Neutralität zu bemühen. Dabei können Ergebnisse herauskommen, über die sich insbesondere die im Alltags- und Berufsstress stehenden jüngeren Kollegen ärgern müssen. Diese benötigen gerade jede moralische Stütze der Art: "In einigen Monaten gibt es die Impfung", "Die Wahrscheinlichkeit an einen gerade sehr Virenverteilenden zu geraten, ist sehr gering", "Und wenn doch, sind genug Intensivbetten frei..."

Aus der Sicht einer Risikoperson ist solch verbreiteter Selbstbetrug Grund zur Sorge. Für diese wird es zur Zeit der Lockerungen immer kritischer. Heute, am Vatertag, wird sich offenbaren, wohin die Reise geht.

Meine erste Beobachtung, gegen 11 Uhr von einer einsamen Radtour zurückkommend, war eine etwa zwanzig 50-jährige Personen umfassende Gruppe auf etwa 3m x3m Gehweg. Da wollte sich jeder mit jedem unterhalten, alle drängten zusammen. Noch dichter ging nicht, denn dann hätten sie einander auf die Füße getreten- sie strebten ja flott einem Ziel zu. Natürlich alle ohne Masken, aber auch ohne Rucksäcke oder Karren, wohl noch ganz alkoholfrei. Wenn ich dort (bergauf) mehr Luft gehabt hätte, wäre ein Ruf fällig gewesen: "Alle in einem Hausstand???"

In zwei Wochen wird die Neuinfizierten- Statistik wieder interessant. Ich habe mich mental darauf vorbereitet, dass ich mich noch einen Monat so verhalten muss, wie ich schon vor der Kontaktsperre begonnen hatte. Also schon vor über zwei Monaten. Da hatte ich auch schon die ersten Mund-Nasen- Stoffmasken genäht. Wie Tunnelmaus habe ich die Einstellung: Das Schlimmste befürchten, sich daran gewöhnen, "aussitzen"..., denn dann besteht eine größere Chance, dass man positiv überrascht wird, wenn es harmloser kommt.

Meine Vermutung: Eine baldige Impfung wäre wie ein Lotteriegewinn. Selbst die Dauer der Immunität steht ja noch in den Sternen. Die jeden Abend gemeldeten "gelten als geheilt"- Zahlen sind ebenso z.Z. noch für die Katz! Nützlich sind die vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Z.B. dass eine einzelne kurze Virendusche nicht erschreckend sein muss, wohl aber die fünfte. Deshalb das hohe Risiko des Pflegepersonals und der Ärzte., solange die Vollmasken fehlten. Auch neue Erkenntnisse zum Schutz von Risikopersonen mit bestimmten Vorerkrankungen lassen aufhorchen. Man kann sich also vorstellen, dass die zweite Jahreshälfte von vielen regelmäßigen Tests geprägt sein wird. Vielleicht sogar maßgeschneidert je nach Beruf, Kontaktgefährdung, Umweltbelastung und natürlich je nach Zustand der erkannten Vorerkrankung. Denn besser als bei freiwilligen Vorsorgetests werden viel mehr Diabetiker, Lungengeschädigte, noch nicht erkannte Kreislauf- und Herzprobleme entdeckt und damit gegen Corona wenigstens teilweise immun gemacht werden können. Für Impfgegner keine Entwarnung, denn solche Testmaraton- Aussichten sind wohl eher noch erschreckender als ein kleiner Pieks.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: E44

Datum: 22.05.20 14:59

Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
Tunnelmaus schrieb:
Wenn wir 2025ff immer noch diese Abstandsregelungen brauchen, dann sollten wir vor allem in Militär, Polizei, Suppenküchen, Landwirtschaft, Waffen, Gefängnisse und Internierungslager investieren, weil es spätestens dann nämlich geknallt haben wird im Karton: Massenarmut, Hunger, Aufstände, Bürgerkriege, [...]
Ansonsten geht's Dir gut? Mit dem Lockdown wurde die Welt so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Plötzlich besinnen sich die Menschen auf das Wesentliche und sind damit zufrieden. Von einer Versorgungsknappheit kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die Läden sitzen auf überfüllten Lagern, T-Shirts können plötzlich wieder mehrfach getragen werden.
Vorallem sind die nervigen sozialen Kontakte weggefallen und große Teile des Dienstleistungsgewerbes, das ohnehin niemand braucht.

Ich bin über deinen Kommentar einfach nur fassungslos. Nicht nur ich, sondern auch große Teile meines Umfeldes empfinden die Situation als sehr bedrückend, obgleich wir danke Heimarbeit privilegiert sind und uns finanziell keine Sorgen machen müssen. Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.

Für Aussagen wie deine habe ich überhaupt kein Verständnis, und ich befürchte die Einschätzung der Tunnelmaus für den Fall das wir die Situation nicht unter Kontrolle bekommen ist garnicht mal unrealistisch.
Zumindest wurde jetzt klar welche Berufe wichtig sind. Die ganzen Berater für jede Lebenslage von Menschen und Betrieben braucht kein Mensch.
Ich halte es da wie eine spanische Ärztin in einem Interview zu den Problem in den Kliniken in Madrid abgab:
Die Leute die den Ärzten Vorwürfe machen können sich ja an Ronaldo und Messi wenden, da haben sie ja auch das ganze Geld hingeworfen.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Trevithick

Datum: 23.05.20 13:46

Dass die Eisenbahn als ein strategisch wichtiges Verkehrsmittel eingestuft wird, welches die Versorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung auch unter widrigsten Umständen sicherstellt, ist unbestritten. Angesichts der Corona-Krise ist es erklärtes Ziel der Bundesregierung, ein "relevantes Grundversorgungsnetz" für die (Güter-) Bahn festzulegen, das im Krisenfall funktionsfähig bleiben muss. Die Auswahl systemrelevanter Strecken im 33.000 Kilometer umfassenden Eisenbahnnetz ist zwischen Deutscher Bahn, Bundesverkehrsministerium sowie Verkehrs- und Wirtschaftsverbänden umstritten. Die Bestimmung strategisch unverzichtbarer Strecken, Güterbahnhöfe und Ausweichmöglichkeiten im Sinne einer "Rückfallebene" stellt unzweifelhaft einen Schritt in Richtung Resilienz dar.

Die Konzentration auf die Kernfunktionen des Eisenbahnsystems wird - angesichts dramatischer Einnahmeverluste - auch vor dem Schienenpersonenverkehr nicht Halt machen. Die krisenbedingten Einnahmerückgänge bei den Verkehrsträgern können nicht einfach durch Sparmaßnahmen aufgefangen werden, da ein erheblicher Anteil ihrer Betriebskosten fixer Art (d. h. Kapitalkosten) sind.

Weitaus dramatischer als bei der Eisenbahn sieht die Situation im Flugverkehr aus. Angesichts eines etwa 95%igen Rückgangs der Passagierzahlen an deutschen Flughäfen infolge der Corona-Epidemie wird erwogen, einige Flughäfen stillzulegen, um Fixkosten zu senken. Ein erster, wenngleich besonderer Fall stellt die (temporäre) Schließung des Flughafens Berlin-Tegel dar. Weitere hochdefizitäre Airports könnten folgen.

Damit ist der Kern der Corona-Krise angesprochen. Ich gehe davon aus, dass die Menschheit lernen wird, mit den gesundheitlichen Wirkungen des Corona-Virus konstruktiv umzugehen, zumal es sich nicht um die erste und letzte Pandemie handelt. Damit will ich keinesfalls ausschließen, dass ein derart konstruktiver Umgang mit erheblichen Veränderungen unseres Lebensstils und unseres Konsumverhaltens einhergehen kann.

Die Corona-Krise trifft unsere fragilen Wirtschafts- und Finanzsysteme an einer empfindlichen Stelle, wodurch das neoliberale, auf Konsum und Überproduktion beruhende Wachstumsparadigma in Frage gestellt wird. Selbst die EU-Kommission verweist auf schwerwiegende sozio-ökonomische Folgen der Corona-Epidemie: Die Wirtschaft wird dieses Jahr eine Rezession historischen Ausmaßes erleben. Verteilungskonflikte werden dadurch wahrscheinlicher.

Spätestens seit der ungelösten Finanzkrise von 2008 war eine solche Rezession zu erwarten, wenngleich die politischen Institutionen durch ihre Investitions- und Fiskalpolitik diese nach Kräften zu verhindern suchten. Auch in der gegenwärtigen Krise ist die Bundesregierung bestrebt, die wirtschaftlichen Verhältnisse durch konsumstützende Hilfsprogramme zu stabilisieren. Die Kosten des staatlichen Krisenmanagements werden sich auf etwa 1000 Milliarden Euro belaufen, wenn man Staatshilfen und Steuerausfälle addiert. Es stellt sich die Frage, wer diese immensen Kosten tragen soll?

Kommen wir zu Stuttgart 21 zurück: Dieses Projekt wird seit 2010 ganz wesentlich durch öffentliche Transferleistungen finanziert, auch wenn deren Aufteilung zwischen den Projektpartnern noch immer nicht einvernehmlich geklärt ist. Diese als alternativlos erklärten Finanztransfers entsprechen dem Geist der staatlichen Fiskal- und Investitionspolitik infolge der Finanzkrise von 2008. Durch ihre "lockere Geldpolitik" streben die staatlichen Institutionen vor allem auch konsumtive Wirkungen an, selbst um den Preis einer steigenden Staatsverschuldung und einer erhöhten Inflationsrate. Die Wirtschaftskrise von 2020 schafft dem ein Ende, da sich staatliche Investitionen fortan stärker an ihrer produktiven Wirkung messen lassen müssen. Das schließt etwa den Bau eines "Luxusbahnhofs", wie sich PSU-Chef Manfred Leger auszudrücken pflegte, grundsätzlich aus.

Die Corona-Krise zwingt die Eisenbahn, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und die Resilienz ihrer Infrastruktur nachhaltig zu erhöhen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:23:20:21:10.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Traumflug

Datum: 24.05.20 17:18

Hadufuns schrieb:
Ich bin über deinen Kommentar einfach nur fassungslos. Nicht nur ich, sondern auch große Teile meines Umfeldes empfinden die Situation als sehr bedrückend, obgleich wir danke Heimarbeit privilegiert sind und uns finanziell keine Sorgen machen müssen.
Man sollte nicht von sich auf Andere schliessen. Wenn Dir das nicht gefällt, heisst das noch lange nicht, dass es anderen nicht gefällt.

Zeit Online fand das auch merkwürdig, kam aber um die Fakten nicht herum: mit dem Lockdown hat sich das durchschnittliche Allgemeinbefinden signifikant gesteigert: [www.zeit.de]

Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.
Dieser Aspekt ist keineswegs neu, er ist nur jetzt ans Tageslicht gekommen. Was eine weitere positive Errungenschaft der Pandemie ist: man kann prekäre Zustände nicht mehr so leicht verstecken, fehlende Krankenversicherungen fliegen auf. Genau wie auf der S-21-Baustelle.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 24.05.20 17:51

Traumflug schrieb:
[...]Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.
Dieser Aspekt ist keineswegs neu, er ist nur jetzt ans Tageslicht gekommen. [...]
Doch, der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/1x1.png
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Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Traumflug

Datum: 24.05.20 22:39

Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
[...]Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.
Dieser Aspekt ist keineswegs neu, er ist nur jetzt ans Tageslicht gekommen. [...]
Doch, der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.
Die Pandemie schon, aber nicht der Umgang mit Menschen in Schlachthöfen, auf den Äckern und auf Grossbaustellen.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 24.05.20 22:50

Traumflug schrieb:
Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
[...]Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.
Dieser Aspekt ist keineswegs neu, er ist nur jetzt ans Tageslicht gekommen. [...]
Doch, der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.
Die Pandemie schon, aber nicht der Umgang mit Menschen in Schlachthöfen, auf den Äckern und auf Grossbaustellen.
Waren die Verhältnisse auf südbadischen Erdbeer- und Spargelfeldern zuvor auch schon potential lebensgefährlich?

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Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: graetz

Datum: 25.05.20 09:15

Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
[...]Hadufuns schrieb:
Ein gutes Beispiel wie gewalttätig und menschenverachtend es teilweise zugeht kann man auf den Feldern Südbadens und in den Schlachthöfen sehen. Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm, der "die brauchen nicht geschützt werden, wenn einer abkratzt kommt der nächste bestimmt"-Aspekt der jetzt neu hinzukam bzw. sich Bahn bricht hat die Situation aber noch deutlich verschärft.
Dieser Aspekt ist keineswegs neu, er ist nur jetzt ans Tageslicht gekommen. [...]
Doch, der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.
Die Pandemie schon, aber nicht der Umgang mit Menschen in Schlachthöfen, auf den Äckern und auf Grossbaustellen.
Waren die Verhältnisse auf südbadischen Erdbeer- und Spargelfeldern zuvor auch schon potential lebensgefährlich?
Du meinst also, die menschenunwürdigen Verhältnisse müssen erst lebensgefährlich werden, bevor man sie verurteilt?

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 25.05.20 10:36

graetz schrieb:
Hadufuns schrieb:
[...]Der Umgang mit den Menschen dort war schon immer schlimm,...
Du meinst also, die menschenunwürdigen Verhältnisse müssen erst lebensgefährlich werden, bevor man sie verurteilt?

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Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 25.05.20 13:44

Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
Hadufuns schrieb:
der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.
Die Pandemie schon, aber nicht der Umgang mit Menschen in Schlachthöfen, auf den Äckern und auf Grossbaustellen.
Waren die Verhältnisse auf südbadischen Erdbeer- und Spargelfeldern zuvor auch schon potential lebensgefährlich?
Da die Betriebswirtschaft keine ansteckenden Krankheiten kennt (sondern nur zu minimierende Fehlzeiten), war der Umgang mit Wanderarbeitern vor dem Covid19-Ausbruch nicht gefährlich, sondern rentabel.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Hadufuns

Datum: 25.05.20 13:50

kmueller schrieb:
Hadufuns schrieb:
Traumflug schrieb:
Hadufuns schrieb:
der Aspekt der COVID-19-Pandemie ist neu.
Die Pandemie schon, aber nicht der Umgang mit Menschen in Schlachthöfen, auf den Äckern und auf Grossbaustellen.
Waren die Verhältnisse auf südbadischen Erdbeer- und Spargelfeldern zuvor auch schon potential lebensgefährlich?
Da die Betriebswirtschaft keine ansteckenden Krankheiten kennt (sondern nur zu minimierende Fehlzeiten), war der Umgang mit Wanderarbeitern vor dem Covid19-Ausbruch nicht gefährlich, sondern rentabel.
Ich habe mich relativ klar zu dem Thema geäußert und finde ich nicht in Ordnung wenn meine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und dabei ins Gegenteil verkehrt werden. Natürlich waren die Bedingungen immer schlimm, ich habe mich schon immer daran gestört wie mit den Menschen umgegangen wird. Zugleich bin ich mit den Kindern der Landwirte zur Schule gegangen die sich an diesen Bedingungen eine goldene Nase verdient haben, diese primitive Fremdenfeindlichkeit und diese Menschenverachtung haben haben mich schon immer angewidert und ich habe das schon immer laut gesagt.

Die COVID-19-Pandemie hat die Situation in einem schrecklichen Maße verschärft, darauf habe ich hingewiesen, und mich daran gestört wie Traumflug die gegenwärtigen Verhältnisse verklärt hat.

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Update zur Corona-Krise

geschrieben von: Trevithick

Datum: 27.05.20 22:05

Der Blog "Der Stuttgart 21-Irrtum" griff unsere Diskussion auf und titelte am 19. Mai: "Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf das Projekt Stuttgart 21." Neben der Forderung nach einem ergänzenden Kopfbahnhof wird eine dritte Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn empfohlen, um das ÖPNV-Angebot zweckmäßig zu erweitern. Bei der Aufarbeitung der Corona-Krise in der Region Stuttgart gelte es, den Besetzungsgrad pro Fahrzeug zu verringern, was nur durch den Einsatz zusätzlicher Züge, Straßenbahnen und Busse gelinge.

Hingegen kommt die Deutsche Bahn im Zuge der Corona-Krise in immer schwerere finanzielle Bedrängnis. Der DB-Vorstand hatte kalkuliert, dass Einnahmeverluste infolge des corona-bedingten Fahrgastrückgangs ein Schuldenloch von bis zu 13,5 Milliarden Euro aufreißen werden. Daraufhin hatte der Eigentümer Bund ein milliardenschweres Hilfspaket für die Bahn geschnürt. Wie das Handelsblatt berichtet, geht der Bundesrechnungshof mit dem Hilfspaket der Regierung für die Deutsche Bahn nun hart ins Gericht. "Für die Rechnungsprüfer ist weder der milliardenschwere Finanzbedarf der Bahn nachvollziehbar noch die Eile, mit der das Verkehrsministerium die Zahlung einer ersten Tranche von 4,5 Milliarden Euro begründet. Es sei nicht erkennbar, ob und in welchem Umfang ein kurzfristiger Unterstützungsbedarf bei der DB AG besteht." Die Prüfer fragen zudem, ob es keine Alternative - etwa in Form von Darlehen oder Bürgschaften - gegeben habe. Eine Begründung, warum der Bund bis 2024 insgesamt 5,5 Milliarden, im schlechtesten Fall sogar 6,7 Milliarden Euro Eigenkapital zuschießen will, gebe es nicht. Der Rechnungshof mahnt, dass mit den beabsichtigten Kapitalhilfen des Bundes keine Fehlentwicklungen, Fehlinvestitionen oder sonstigen Verluste finanziert werden, die von der Bahn schon vor Beginn der Corona-Epidemie selbst verursacht wurden.

Re: Zukunft Mobilität - Resiliente Infrastrukturen

geschrieben von: Traumflug

Datum: 28.05.20 03:13

Hadufuns schrieb:
Die COVID-19-Pandemie hat die Situation in einem schrecklichen Maße verschärft [...]
Ja. Vor allem für die Unternehmen, die den Arbeitern solche Bedingungen zumuten: [www.stuttgarter-zeitung.de]

Plötzlich ist das Gesundheitsamt aktiv. Vorher wurden kranke Leute einfach in Kauf genommen, das Gesundheitsamt hat bestenfalls selten nachgeschaut.

Für mehr Frieden auf Drehscheibe-Online: DSO peacemaker

Re: Update zur Corona-Krise

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.05.20 13:18

Trevithick schrieb:
Der DB-Vorstand hatte kalkuliert, dass Einnahmeverluste infolge des corona-bedingten Fahrgastrückgangs ein Schuldenloch von bis zu 13,5 Milliarden Euro aufreißen werden. Daraufhin hatte der Eigentümer Bund ein milliardenschweres Hilfspaket für die Bahn geschnürt. Wie das Handelsblatt berichtet, geht der Bundesrechnungshof mit dem Hilfspaket der Regierung für die Deutsche Bahn nun hart ins Gericht. "Für die Rechnungsprüfer ist weder der milliardenschwere Finanzbedarf der Bahn nachvollziehbar noch die Eile, mit der das Verkehrsministerium die Zahlung einer ersten Tranche von 4,5 Milliarden Euro begründet. Es sei nicht erkennbar, ob und in welchem Umfang ein kurzfristiger Unterstützungsbedarf bei der DB AG besteht." ... Der Rechnungshof mahnt, dass mit den beabsichtigten Kapitalhilfen des Bundes keine Fehlentwicklungen, Fehlinvestitionen oder sonstigen Verluste finanziert werden, die von der Bahn schon vor Beginn der Corona-Epidemie selbst verursacht wurden.
Das Handelsblatt schreibt u.a.:
Dabei schlägt vor allem die britische Arriva zu Buche, die mindestens 2,5 Milliarden Euro braucht... Die Londoner Auslandstochter sollte mal Milliarden einbringen, jetzt wird sie Milliarden kosten.
Im einschlägigen Thread des news-Forums wird dagegen behauptet, Arriva sei einer der wenigen profitablen Konzernteile.

Re: Update zur Corona-Krise

geschrieben von: graetz

Datum: 28.05.20 13:22

kmueller schrieb:
Im einschlägigen Thread des news-Forums wird dagegen behauptet, Arriva sei einer der wenigen profitablen Konzernteile.
War es mal. Ist ein alter Sachstand. Immerhin untersteht die Arriva ja dem Bahn-Management. Und das hatte irgendwie vergessen, dass da noch Pensionsverpflichtungen bestehen. Corona gibt der Arriva grad den Rest.