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Moderatoren: Rönshausener - TCB
Hallo ins Forum,

in der Woche vor Ostern ging es auf einer Wanderung von Deifeld über Wissinghausen nach Küstelberg. Zwischen Wissinghausen und Küstelberg lag einst die bekannte doppelte Spitzkehre der 750 mm spurigen Kleinbahn Steinhelle - Medebach, welche 1953 außer Betrieb gegangen ist. Ich zeige Euch ein paar Impressionen dieser, wie ich finde, empfehlenswerten bahnhistorischen Wanderung. Ich hoffe, das klappt hier einigermaßen; ist mein erster Bildbeitrag.

Von Deifeld bis Wissinghausen verläuft auf der alten Kleinbahntrasse ein (ziemlich breiter) Radweg, was nicht ganz so fotogen ist. Ich beginne daher den Bildbericht kurz vor Erreichen des kleinen Dorfes Wissinghausen. Der Bahntrassenradweg läuft auf die Landstaße zu, hier muss ein BÜ gewesen sein, und endet dort:
P1010201.JPG

Nach Überqueren der Landstraße wird es richtig urwüchsig; hier geht der Wanderer auf einem kurzen Stück Bahndamm weiter:
P1010205.JPG

Nachdem man ein privates Grundstück umgangen hat verläuft die Trasse anschließend durch Wiesen. Der offizielle Kleinbahnwanderweg verläuft parallel dazu; die Trasse selbst ist aber auch recht gut begehbar. Sie scheint heute als Kanaltrasse zu dienen; ab und zu tauchen Kanaldeckel auf (habe ich nicht fotografiert).
P1010220.JPG

Schließlich erreicht man die frühere untere Spitzkehre. Der Fotograf blickt zurück Richtung Wissinghausen. Das Gleis kam rechts der Bildmitte auf den Betrachter zu, der ungefähr auf der früheren Weiche steht. Das Ausziehgleis war im Rücken des Betrachters. Nach links ansteigend verlief das Verbindungsgleis in Richtung obere Spitzkehre, etwa auf dem heutigen Feldweg, auf dem der Wanderer nun weitergeht.
P1010240.JPG

Bereits nach wenigen Schritten verlässt der Feldweg die alte Bahntrasse. Der offizielle Kleinbahnwanderweg geht unmittelbar auf der mit Bäumen bewachsenen Bahntrasse weiter, links eine der Wege-Markierungsstelen. Hier beginnt der, wie ich finde, schönste Abschnitt der Wanderung. Da man je Beitrag auf fünf Bilder beschränkt ist und ich bzgl. Verlinkung auf externe Speicherorte zwei linke Hände habe geht es gleich mit einer Fortsetzung weiter.
P1010242.JPG



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:16:08:13:17.
Weiter geht´s: Auf überall noch vorhandenem Bahnschotter, Moos, Blättern und Wurzeln wandert man auf der mit stattlichem Baumbestand versehenen Trasse bergauf in Richtung obere Spitzkehre. Hier geht die "in den Hang geschnittene" Trassierung gerade in einen Damm-Abschnitt über:
P1010245.JPG

Es gibt in diesem Bereich auch noch einen Kilometerstein (Blick zurück in Richtung untere Spitzkehre):
P1010248.JPG

Nun überquerte das Gleis im spitzen Winkel die Landstraße Wissinghausen - Küstelberg. Dahinter verläuft auf der Trasse bis zur oberen Spitzkehre heute eine asphaltierte Straße.
P1010264.JPG

Die obere Spitzkehre selbst ist nur bedingt in der Landschaft nachzuvollziehen; die in diesem Bereich entstandenen Straßen und Wege verlaufen teils auf den, teils aber auch neben den alten Bahn-Trassierungen. Die Trasse des Ausziehgleises ist jedoch noch gut zu erkennen (Bildmitte; Blick in Richtung Weiche; Gleisende und Prellbock im Rücken des Fotografen). Der von links heraufkommende Wirtschaftsweg ist nicht, wie man zunächst denken könnte, die von der unteren Spitzkehre kommende Trasse. Diese lag vielmehr weiter im Hintergrund.
Der Wanderer ist an dieser Stelle seit Wissinghausen mehr als drei (Bahn-)Kilometer gelaufen; befindet sich jedoch nur ca. 400 m (Luftlinie) von Wissinghausen entfernt; wenngleich natürlich in größerer Höhenlage.
P1010269.JPG

Nun geht es weiter von der oberen Spitzkehre nach Küstelberg. Zunächst als recht breiter Wirtschaftsweg. Dieser hört dann aber irgendwann auf und die Trasse verläuft wunderbar "naturbelassen" durch Wiesen:
P1010278.JPG

Gleich folgt als Fortsetzung der letzte Teil.



7-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:09:16:12:27:21.
Nun zum letzten Teil der Wanderung von Deifeld über Wissinghausen nach Küstelberg. Der Wanderer befindet sich schon in der Nähe von Küstelberg. Blick zurück. Links oben im Bild ist ein Teil der Trasse übergepflügt worden; sie verlief rechts neben oder auf dem Weg. Ab hier ist die Trasse wieder gut auszumachen, markiert durch den Bewuchs rechts im Bild:
P1010297.JPG

Blick nun wieder Richtung Küstelberg: Die Bäume links stehen auf der Bahntrasse, den Weg rechts daneben müsste es auch zu Bahn-Zeiten schon gegeben haben:
P1010298.JPG

Küstelberg; der schwach erkennbare Damm neben der Straße müsste zur Eisenbahn gehört haben (Edit: Konnte inzwischen bestätigt werden; es ist der Bahndamm). Der weitere Verlauf durch den Ort ist teilweise überbaut.
P1010302 (2).JPG

In einem großen Bogen wurde der Bahnhof Küstelberg erreicht. Das hier gezeigte Haus war das Empfangsgebäude (äußerlich verändert); der Bahnsteig befand sich in dieser Ansicht an der Rückseite des Gebäudes. Die Linde links im Bild soll über 500 Jahre alt sein; die Eisenbahn hat hier nur gut 50 Jahre existiert.
P1010306.JPG

Soweit mein Bericht, ich hoffe er hat Euch gefallen.

Viele Grüße
Articulated



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:16:16:10:27.
Schöne Aufnahmen, gute Erläuterungen, danke für die Mitnahme auf dieser Wanderung!

Grüsse aus Sachsen

Ralf
Vielen Dank fürs Mitnehmen, die aufschlussreichen Bilder und für den Wandertipp! Diese Kleinbahn "am Rande der bekannten Welt" ;-) hatte mich beim Studium alter Karten früher schon fasziniert, wirklich eine sehr gute Idee für eine Trassenwanderung.
Viele Grüße
Andreas

Sehr schön!

geschrieben von: T13

Datum: 16.04.21 09:29

Vielen Dank für den tollen Wandertipp.

Musste gerade in das Buch "Kleinbahn-Erinnerungen von Gerd Wolff blicken, der die Bahn 1948! besucht hat und sehr interessante Fotos damals gemacht hat.

http://abload.de/img/rimg00141kav1.jpg
MiniMax-Grüße aus Fredenbeck
Tjark
[www.minimax-modellbahn.org]

Re: Sehr schön!

geschrieben von: Articulated

Datum: 16.04.21 09:40

Interessanter Hinweis mit dem Buch von Gerd Wolff und Aufnahmen von 1948; das war mir wiederum nicht bekannt.
VG Articulated

Re: Sehr schön!

geschrieben von: Signal

Datum: 16.04.21 12:05

Auch von mir vielen Dank für diesen interessanten, sehr anschaulichen Bildbericht.

Die Kleinbahn und die fotografierten Stellen sind mir zwar bekannt, doch brachte der Beitrag auch für mich neue Perspektiven, da ich die Spuren der Bahn in Küstelberg noch nicht wahrgenommen hatte.

Ansonsten noch als Ergänzung:

Man stelle sich vor, dass es die doppelte Spitzkehre heute noch als Museumskleinbahn im touristisch stark geprägten Hochsauerland begegnen würde - ein Wahnsinnspublikumsmagnet ist der Region da verloren gegangen.

Vor einigen Jahren gab ein paar Sauerländer, die den Gedanken eines Wiederaufbaus als Museumsbahnvereinsprojekt geprüft haben, aber dann wohl davon Abstand genommen haben. Wie die Bilder zeigen, ist die Trasse zwar noch teilweise gut vorhanden und wohl auch eigentumsrechtlich realisierbar gewesen, aber in der Summe sind es wohl zu viele Hürden gewesen - wenn man allein an das Bild von der Straßenüberquerung und den asphaltierten Weg auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen unterer und oberer Spitzkehre denkt.

Gruß vom Signal
Der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Medebach hat einen schönen kleinen Filmbeitrag (Youtube) auf seiner Seite eingebunden:

[www.hgv-medebach.de]

Neben Fotos gibt es auch Bewegtbilder aus dem Bhf Medebach vom 17.09.1942 zu sehen.

Sehr bemerkenswert ist auch dieses Kapitel der Kleinbahngeschichte:

[de.wikipedia.org]
"Am 29. März [1945] wurde nach Ankunft des Frühzuges in Steinhelle bekannt, dass US-Panzer Hallenberg besetzt hatten. Der Zug fuhr am Nachmittag zurück nach Medebach. Da die Straße im Ruhrtal und die Bahnübergänge mit fliehenden Wehrmachts-Fahrzeugen verstopft waren, kam der Zug nur langsam voran. In Oberschledorn wurde gemeldet, dass US-Truppen bereits in Medebach seien. Mit einer weißen Fahne an der Lokomotive fuhr der Zug unbehelligt nach Medebach."

Viele Grüße

Andreas



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:16:12:17:02.
Hallo zusammen,

ich habe mal das Meßtischblatt aus dem Jahre 1950 von der Gegend um Wissinghausen mit den Spitzkehren herausgesucht:

[digitalarchive.mcmaster.ca]



VG Georg
Ein paar Tage Herbsturlaub im Sauerland - das muss 1976 oder 1978 gewesen sein. Das Wetter war recht herbstlich, so fiel der Besuch bei den beiden Spitzkehren auch ralativ kurz aus. Damals war's der neueste Schrei: Eine Minikamera! Also ist die Bildqualität entsprechend, aber ich möchte die Bilder trotzdem einstellen.
Christoph

Hier war die obere Spitzkehre:
Steinhelle-Medebach 3.jpg

Zwischen Wissinghausen und der unteren Spitzkehre (korrigiert):
Steinhelle-Medebach 2.jpg

Die untere Spitzkehre: von links kam die Strecke den Hang hinunter, nach rechts (ins Gebüsch!) ging es dann weiter:
Steinhelle-Medebach 1.jpg

Zu guter Letzt noch der ehemalige Bahnhof von Wiemeringhausen.
Steinhelle-Medebach 4, Wiemeringhausen.jpg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:18:20:30:16.
Herzlichen Dank für diese Ergänzung meines Beitrags!

Zu dem zweiten Bild sei mir die Anmerkung erlaubt, dass dies nicht die Verbindung von oberer und unterer Sitzkehre (mit Blick nach oben) sein kann, denn dann müsste das Gelände von links nach rechts und nicht von rechts nach links abfallen. Der Gittermast verrät, dass die Aufnahme zwischen Wissinghausen und unterer Spitzkehre entstanden ist; hier verläuft parallel eine Leitungstrasse.

Das tut dem historischen Wert der Bilder natürlich überhaupt keinen Abbruch! Schon interessant, dass beim Entstehen der Aufnahmen die Einstellung der Bahn erst zweieinhalb Jahrzenhnte her war; heute sprechen wir von fast siebzig Jahren.

Eine "Minikamera" hatte ich seinerzeit auch; das Ding nannte sich "Pocket-Kamera". Die Pocketfilme, die man einlegte, hatten die Form zweier, durch eine Steg verbundener Rollen; der eigentliche Film war so im Ganzen geschützt. Ich glaube, man musste (bzw. konnte) ihn auch gar nicht zurückspulen, wenn er voll war.

Erinnerungen über Erinnerungen...

Viele Grüße
Articulated
Schön, dass diese alten Herbstpocketbilder doch noch zu was gut sind! Es gab übrigens mal ein sehr schönes Buch über die Kleinbahn; Titel: "Dem Menschen dienen". Damit konnte man sozial engagierte odere theologisch angehauchte Menschen etwas foppen, wenn das Buch -mit einem kleineren Buch davor, sodass das Bild auf dem Titel nicht zu sehen ist- im Arbeitszimmer deutlich sichtbar im Regal stand ...
Und bei [www.gartetalbahn.com] gibt es noch schöne Bilder vom Triebwagen in seiner neuen Heimat.
Viel Spass mit allem!
Christoph

Steinhelle-Medebach 5, Buchtitel.jpg

Re: Dank und Buch zur Kleinbahn Steinhelle - Medebach

geschrieben von: howa

Datum: 23.04.21 08:19

Vielen Dank für die Bilder und Erläuterungen von der Streckenbegehung!

@Christioph Meyer: Vielen Dank auch für die Erinnerung an das "Buch zur Bahn" 75 Steinhelle - Medebach!

Ich habe beim Griff in den Bücherschrank festgestellt, dass ich es doppelt besitze.

Falls jemand Bedarf hat, ich hätte ein Exemplar zu einem fairen Preis abzugeben.

Kontakt bitte per PN!

Ein schönes Wochenende wünscht

Tom aka howa