Teil 1
Der
echte Railwalker hat mir in der Zwischenzeit freundlicherweise tatsächlich erlaubt, auf seinen Namen Bezug zu nehmen. Christian, vielen Dank dafür!
Dieses Mal geht es an Ostelsheim vorbei, unter anderem mit einem Blick auf die Tunnelbaustelle. Leider war das Wetter mal wieder unterirdisch, und dass Schneeregen auf die Kameralinse kam, hat den Bildern gar nicht gut getan. Man sehe es mir bitte nach. Wie der Railwalker auch, versuche ich, viele Details unterwegs mitzunehmen - deswegen sind es ziemlich viele Bilder geworden.
Quelle: [
de.wikipedia.org], Lizenz: CC BY-SA.
Die Württembergische Schwarzwaldbahn wurde 1872 fertiggestellt und verbindet Stuttgart mit Calw, wo Anschluss an die Nagoldtalbahn von Pforzheim nach Horb besteht. Während auf dem östlichen Abschnitt seit 1978 die S-Bahn verkehrt (S6 von Weil der Stadt nach Schwabstraße, mittlerweile im Viertelstundentakt), ist auf dem westlichen Abschnitt seit 1983 kein Personenverkehr mehr. Im Zuge von Reaktivierungsbemühungen laufen zur Zeit Bauarbeiten zur Wiederinbetriebnahme. Das geplante Verkehrskonzept zwischen Calw und Stuttgart ist auch hier im Forum regelmäßig Gegenstand von Diskussionen, ebenso wie in der Lokalpolitik der beiden beteiligten Landkreise Böblingen und Calw. Aktuelle Planungen gehen von einer Wiederinbetriebnahme 2023 aus.
Dieses Mal bin ich statt mit der S-Bahn mit dem Auto angereist. Dadurch kam ich noch zu einem Blick auf das Weil der Städter Einfahrsignal. Leider kam ich nicht näher ran und kann nichts über den Zustand des Signals sagen. Ich vermute aber, dass es auch kräftig gefleddert wurde. [Bild 1]
Beim
letzten Mal hatte ich es bis zum Ende der Hacksbergschleife geschafft. Die ausgehobene Brücke war damals nur von unten zu sehen. Diesmal bin ich auf den Bahndamm geklettert. Man hat beim Ausheben die Brücke einfach auf die Gleise gestellt, fertig. [Bild 2]
Aus der Nähe sehen die H-Profile (Doppel-T-Träger) noch ziemlich robust aus. Vielleicht musste die Brücke ja auch nur einem Schwertransport o.ä. weichen?
EDIT: Die Brücke ist wohl erst vor Kurzem ausgehoben worden.[Bild 3]
Mindestens die Brückenköpfe sind sämtlich auf Zweigleisgkeit ausgelegt, auch wenn es meines Wissens ein solches nie gab. [Bild 4]
Bevor wir uns von der Brücke abwenden und die Strecke erkunden, nochmals ein Blick in Richtung des anderen Endes der Hacksbergschleife. Die Höhenentwicklung ist nicht ohne. [Bild 5]
Bei der letzten Tour waren große Teile der Strecke sehr romantisch im Wald gelegen. Das ist hier anders, die Strecke läuft eigentlich die ganze Zeit parallel zur L183. Die ist recht stark befahren, was beim Laufen ein bisschen nervt. Andererseits: Verkehrsbedürfnis scheint ja vorhanden zu sein, wenn nur 10% der Fahrten auf die Schiene verlagert werden, hat man dort ganz schnell ein Kapazitätsproblem. [Bild 6]
Während im Wald die Schienen noch endlos verschweißt waren, sind hier wieder Schwellenstöße angesagt. Vielleicht wurde ja im Zusammenhang mit dem Umbau von Schafhausen zum Hp dort einmal die Strecke überarbeitet, während ein Stück weiter hinten alles beim Alten blieb? Aber warum hat man endlos verschweißt, die Schwellen aber liegenlassen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist nach der Hacksbergschleife wieder "ratatam, ratatam" angesagt. [Bild 7]
Dafür ist der Zustand der Schwellen hier nicht ganz so katastrophal. Man scheint ihnen aber vor Längerem nicht mehr so recht getraut zu haben, oder sind diese Stahlbänder schon ab Werk vorhanden? [Bild 8]
Ein Stückchen weiter ist dann wieder Schluss mit Gleisen. Es wird interessant: wir nähern uns der Tunnelbaustelle. [Bild 9]
Fürchterlich viel ist hier noch nicht zu sehen, schon gar nicht von einem Tunnel. Aber die künftige Streckenführung ist zu erahnen. Ein moderner Dieseltriebwagen hat schlicht weitaus mehr Leistung als ein 798, was dazu genutzt wird, die Trassierung wesentlich steiler (und dafür kürzer) als bisher zu gestalten. [Bild 10]
Während man von der anderen Seite ja ganz und gar nichts sieht, ist hier eine Menge Baugerät aufgefahren worden. Die Baustelle ist verkehrsgünstig direkt an der Landesstraße gelegen. [Bilder 11,12]
Leider ist dort alles rundherum abgezäunt, so dass ich ein paar 100m auf die stark befahrene Landesstraße ausweichen musste. [Bild 13]
Eigentlich wollte ich in diesem Bereich noch ein paar Drohnenbilder für den Überblick machen. Leider war die Drohne nur zum Start von drei Propellern zu bewegen, so dass ich sie frustriert wieder eingepackt habe. Bezüglich Bildqualität war das zwar sicher kein Verlust, aber von oben sieht man einfach mehr.
Nun wird es wieder ernst: während die bisher begangenen Gleise weitgehend überflüssig bleiben und ich vermute, dass die Hacksbergschleife ihren Oberbau verlieren wird, kommt nun ein Bereich, in dem in drei Jahren wieder Züge fahren. [Bild 14]
Der Streckenzustand ist in der Summe gar nicht mal so schlecht. Wenn ich mir Videos von diversen amerikanischen Anschlussbahnen anschaue oder auch nur nach Frnkreich schaue, macht der Oberbau eigentlich immer noch einen recht anständigen Eindruck. Ob das EBA (bzw. der LfB) das genauso sähe, weiß ich nicht, aber es könnte weitaus schlimmer sein. Dass zwischendrin die Gleise komplett fehlen, ist vermutlich ein größeres Problem. [Bild 15]
Während in der Hacksbergschleife noch mit eher hauptbahntauglischem Material gearbeitet wurde (endlose Verschweißung, Oberbau K), regiert hier nun der nackte Pragmatismus. Hält doch! [Bild 16]
Neben dem Gleis finden sich mal wieder Gebäudereste. [Bild 17]
Von Ostelsheim sind wir hier ca. 1km entfernt, ein Zugangspunkt für den Personenverkehr war das mit Sicherheit nicht. Der Unterbau in diesem Bereich sieht nicht nach Zweigleisigkeit aus, also wird es auch eher keine Ausweichmöglichkeit gewesen sein. Direkt daneben liegen noch ein paar Betonteile herum, die eine Art Bahnsteig andeuten. Könnte vielleicht eine Holzverladerampe gewesen sein. Oder hat jemand eine bessere Theorie? [Bild 18]
Viel Aufwand wurde hier für die Drainage getrieben. Kein Wunder, die Strecke liegt in einem kleinen Einschnitt parallel zum Hang, da fließt sicher eine Menge Wasser zusammen, vielleicht gibt es ja auch eine Quelle. Neben dem Gleis finden sich des Öfteren Schächte wie dieser. [Bild 19]
An der Tunnelbaustelle hat man die Drainage komplett herausgerissen. Sonderlich alt kann sie bei der Stillegung 1983 nicht gewesen sein, die gelochten Betonrohre waren sicher aufwändig. [Bild 20]
In Ostelsheim ist die Lage des Ortes zur Bahn auch nicht viel besser als in Schafhausen, aber der Ort ist größer. Wer dort den Zug nehmen will, wird morgens aber erst mal Sport treiben müssen, zum Hp geht es reichlich steil hinauf. [Bild 21]
Die Bahnbrücke dort scheint im Rohbau weitgehend fertig zu sein, so weit das mein laienhafter Blick beurteilen kann. [Bild 22]
Die Beschilderung an der Unterführung folgt dem Motto "viel hilft viel". Auch wenn ich ansonsten alle Verbote natürlich respektiert habe, habe ich in diesem Fall beschlossen, dass das Durchqueren der Unterführung vermutlich legal ist. Es ist auch nichts passiert. [Bild 23]
Hatte ich schon erwähnt, dass es auf die Kameralinse geschneeregnet hatte? Das Bild leidet darunter massiv. Ich zeige es trotzdem, weil es schön zeigt, wie die Ostelsheimer etwas gegen die Randlage des Bahnhofs getan haben: sie haben einfach dahinter noch ein weiteres Wohngebiet ("Fuchsloch") ausgewiesen, wo auch fröhlich gebaut wird. Es gibt auch noch einige unbebaute Grundstücke (in Südlage, direkt am Bahnhof) - aber zu verkaufen ist wohl nichts mehr. Der Baukran ist der für den Neubau der Brücke am neuen Hp Ostelsheim. [Bild 24]
Direkt in Ortsrandlage läuft die Bahnstrecke in einem Einschnitt weiter [Bilder 25,26]
Am Rand findet sich bereits der zweite Kilometerstein der Strecke. Ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist, aber so wenige existierende Kilometersteine habe ich noch an keiner Strecke erlebt. Hat sich da jemand eine Gartenmauer aus Kilometersteinen gebaut? [Bild 27]
Was es dafür zahlreich gibt, sind Telegraphenmasten. Die meisten sind auch in sehr ordentlichem Zustand. Was ich mich dabei frage: die Sicherungstechnik ist ja wohl 1978 noch mal komplett überarbeitet worden (Automatik-Bü, Lichtsignale, vermutlich auch der Umbau von Schafhausen auf Hp). Wurden die Telegraphenmasten da noch weitergenutzt, oder hat man da schon die Leitungen verbuddelt? Kabelkanäle habe ich keine entdeckt. [Bild 28]
Diesen hier allerdings scheint es böse erwischt zu haben. [Bild 29]
Vermutlich zur Sicherungstechnik gehört dieser nicht mehr ganz taufrische Kasten oberhalb der Bahnlinie - kann aber natürlich auch einen anderen Zweck gehabt haben. [Bild 30]
Immerhin hat er eine nette Nachnutzung gefunden. [Bild 31]
Der Bü-Kontakt und das zugehörige Deckungssignal für den Bü über die Landesstraße [Bilder 32,33]
Das Deckungssignal wurde über dem Wassergraben positioniert und, damit der weiter funktioniert, extra eine kleine Brücke betoniert. Und das vermutlich gerade mal fünf Jahre vor Stillegung. Wahnsinn! [Bild 34]
Zwischen beiden war aber noch eine kleine Angstpartie. Die Brücke über den Simmozheimer Weg ist zwar nicht lang, aber die fünf ziemlich heftig wackelnden Stahlplatten hätte ich nicht gebraucht. Bei rund 5m Fallhöhe hätte das ziemlich unangenehm werden können. Passiert ist zum Glück nichts, aber für den Rückweg habe ich dann doch lieber die Straße genommen.
Auch hier sind die Brückenköpfe auf Zweigleisigkeit ausgelegt.[Bilder 35,36]
Ein Stückchen weiter findet sich diese rätselhafte Anordnung. Die Klemmen waren paarweise im Abstand von ein paar Metern jeweils über einem Schienenstoß angebracht. Vermutlich bestehen sie aus Edelstahl. Wozu ist das gut? Isolierend ist das vermutlich nicht. [Bild 37]
Die Strecke verläuft am Ostelsheimer Sportplatz entlang. Ob die AVG (die Projektierung macht) hier einen Hp platziert? [Bilder 38,39]
Am BÜ über die L374 beenden wir unsere heutige Wanderung. Mit etwas Glück geht es in den kommenden Wochen weiter bis Althengstett. [Bild 40]
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.21 12:45.