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Das vormalige Rückblick-Forum dient für umfangreichere Bildbeiträge, Zusammenfassungen und Jahresrückblicke. Aktuelle Sichtungsbilder bitte in die Bild-Sichtungen einstellen. ACHTUNG: Dies ist NICHT das Fotoforum, Diskussionen über Bilder sind hier fehl am Platz!
Moderatoren: Rönshausener - TCB
Guten Morgen allerseits,

mit etwas Verspätung, da ich am Freitag erst aus Schweden heimgekommen bin, folgt nun auch mein Jahresrückblick. 2019 war für mich ein ganz besonderes Jahr. Abitur, 18. Geburtstag und der darauffolgende Work and Travel-Aufenthalt in Norwegen und Schweden. Deshalb ist mein diesjähriger Rückblick auch mit etwas mehr Ausland.

Januar:

Beginnen wir mit dem Januar. Am 14. Januar erreichte mich die Nachricht, dass 140 002 von PRESS in Wörth weilte. So wurde nach der Schule die Kamera eingepackt und es ging mit dem Regionalexpress nach Karlsruhe bis Wörth. Dort angekommen schüttete es wie aus Kübeln. Ich war kurz davor, wieder ohne Bild die Heimreise anzutreten, als ich am Horizont eine riesige Wolkenlücke sah. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit kam die Sonne heraus und tauchte die immerhin 61 Jahre alte Maschine; das Alter sieht man ihr inzwischen auch an, in ein schönes Abendlicht.

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Einen Tag später saß ich im Aufenthaltsraum der Schule, als ich in den Sichtungen sah, dass 115 198 mit einem ICE4 nach Eidelstedt in Karlsruhe steht. Also die Kamera aus dem Spind geholt und zum Bahnhof gerannt, wo ich gerade noch die S-Bahn nach Osterburken bekam. endlos lange 40 Minuten später kam ich in Mannheim Friedrichsfeld Süd an, denn dort hat man Einsicht auf die Strecke Schwetzingen-Darmstadt. Als sich die Türen öffneten, zischten schon die Brückengleise. Ich rannte auf die Fußgängerüberführung, während sich die Fuhre bereits zeigte. Dort angekommen riss ich die Kamera hoch und es entstand ein ganz passables Notbild. Es war übrigens das letzte Mal, dass ich eine 115 zu Gesicht bekam.

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Februar:

Im Februar nahm die Schule einen großen Teil meiner Freizeit ein, weshalb die Kamera wenig Beachtung geschenkt bekam. Am 17. Februar verlockte das Wetter zum fotografieren und in Strasbourg sollte eine TGV-Garnitur ohne Triebköpfe, dafür aber mit Lok, verkehren. Allerdings brauchte ich mit meinem Zug zu lange, sodass ich die Fuhre verpasste. Frustabbau betrieb BB 437056, welche mit ihrem Mischer durch die heutzutage völlig überdimensionierten Gleisanlagen des Rangierbahnhofs Hausbergen zuckelt.

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März:

Der 6. März sollte ein schöner Frühlingstag werden, weshalb ich beschloss, unseren französischen Nachbarn einen Besuch abzustatten. Da die Zugverbindungen frühmorgens allerdings recht bescheiden sind, schwang ich mich um halb vier aufs Fahrrad und fuhr 15 Kilometer nach Neustadt, von wo aus ein Zug Richtung Wissembourg fuhr. Als ich um 7:30 in Vendenheim ankam, herrschte noch dichter Nebel, welcher sich rasch auflöste. Für Sonne reichte es gerade so, als um 8 Uhr die BB 26198, in der immer rarer werdenden Beton-Farbgebung, mit einem Getreidezug Richtung Hausbergen rumpelte.

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In Vendenheim zweigt sowohl die LGV nach Paris, als auch die Strecke nach Wissembourg, von der Ligne 1 ab. Von ersterer kommt der TGV 2407, welcher die im Hintergrund sichtbare Brücke passiert hat und in wenigen Minuten, den Zielbahnhof, Strasbourg, erreichen wird.

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Der Besuch von Freunden führte mich am 23. März nach Prag. Während der Stadtbesichtigung blieb auch noch Zeit für Straßenbahnbilder. Wie vor knapp 60 Jahren als die Tatras der Reihe T3 erstmals auf Prager Schienen fuhren, sieht es auch heute noch in der Nähe der St. Nikolaus-Kirche aus. Dieser Platz ist jedoch häufig sehr gut besucht, da er direkt an der Karlsbrücke liegt, weshalb es schwierig ist, ein Bild anzufertigen. Nach dem zehnten Versuch passte dann alles. Sonne, keine Smombies, keine auffällig gekleideten Menschen und was noch viel seltener ist - kein Auto, lassen einen dann doch in eine scheinbar längst vergangene Zeit eintauchen. Hier fährt ein T3 auf der Linie 23 nach Vrsovice am St. Nikolaus-Glockenturm vorbei.

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Vom Burgberg bot sich ein beeindruckender Ausblick auf Prag. Als Stadt der Brücken und Türme wird Prag beschrieben, hier versteht man warum.

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April:

Am 20. April war die Rheintalbahn bei Offenburg gesperrt, weshalb der BTE-Autozug über Schaffhausen umgeleitet wurde. Also ging es am 19. April um 19 Uhr nach Schaffhausen. In Karlsruhe zeigte sich mir bereits, mit welcher Lok ich rechnen durfte, denn Conny stand dort - Jackpot. Als ich um halb eins in Schaffhausen ankam ging es zuerst zum Rheinfall, ehe auf einer Bahnhofsbank die Nacht verbracht wurde. Mit dem ersten Zug nach Erzingen ging es dann zur anvisierten Fotostelle. Nach etwa einer Stunde Wartezeit kommt mit etwas Verspätung der Autozug nach Lörrach, angeführt mit 218 460, vorbei. Daheim war ich dann um 14 Uhr. 19 Stunden für ein Foto, man ist schon verrückt.

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Fünf Tage später wurden 181 213 und 215 von Leipzig über Mannheim nach Frankfurt überführt. SEL kaufte diese beiden Loks (inzwischen auch 181 204). Schön, dass diese Exoten inzwischen wieder privat auf deutschen Schienen unterwegs sind. Ich passte die Überführung in Neu-Edingen Friedrichsfeld ab.

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Mai:

Im Mai verkehren im Südwesten überdurchschnittlich viele Sonderzüge. Grund dafür sind die zahlreichen Fahrten von Pilgerern in den französischen Wallfahrtsort Lourdes. Am interessantesten dabei ist eine Fahrt aus Polen, denn dieser besteht aus PKP-Schlaf- und Intercitywagen. Dieser verkehrte am 6. Mai. mit Vorspann durch "den Kaiser", 182 523 von TXL. Ich erwartete ihn bei Heidelberg.

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Nachdem die Ligne 9 im Jahr 2016 mit dem Ende der Corail-TER die letzten lokbespannten Leistungen im Personenverkehr verlor, verirrte sich wohl kaum ein Fotograf mehr dorthin. Denn außer den "Baleines", AGC und "Darth Vader" findet dort kein anderer Verkehr mehr statt. Umso erfreulicher war die Meldung, dass mit Bauzügen nach Obermodern-Zutzendorf sowohl wieder Güterverkehr als auch die 67400er wieder auf die Strecke zurückkehren. Nachdem für den Dienstag gutes Wetter vorhergesagt worden war, ging es mit dem Zug nach Hagenau und von dort 15 Kilometer mit dem Fahrrad durch das hügelige Elsass.
In Alteckendorf würde für den 450601 nach Obermodern Stellung bezogen.Bereits acht! Minuten vor Ankunft des Zuges konnte man in der Ferne bereits das unverwechselbare Wummern der Motoren wahrnehmen. Die Freude war groß, als 567571 im gemächlichen Tempo, sichtlich kämpfend um die Kurve kam. Die 67571 ist auf dieser Strecke eine alte Bekannte, war sie noch mit den Corail-TER dort unterwegs.

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Da in den folgenden 3 Stunden genau 4 Regionalzüge gefahren sind, beschloss ich meine Zeit sinnvoller zu nutzen und erkundete mit dem Fahrrad noch die Umgebung. In Wittersheim entdeckte ich ein kleines Restaurant, welches sich als absoluter Kracher entpuppte. Nachdem ich meinen Magen vollgeschlagen hatte ging es wieder an die Bahnstrecke. Schwindratzheim wird eigentlich von der ligne 1 durchquert aber die großzügigen Gemarkungsgrenzen sorgen dafür, dass die ligne 9 auch "durch" Schwindratzheim läuft.Gegen 16 Uhr wurde die anvisierte Fotostelle aufgesucht. Diesmal nur durch das Läuten des Bahnübergangs angekündigt passierte die Strasbourger 567571 mit dem 452251 nach Hausbergen das ehemalige Schrankenwärterhäuschen, welches inzwischen anscheinend bewohnt wird.

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Danach ging es wieder nach Hagenau und so standen 41,5 km auf dem Tachometer. Mit ein bisschen Willen ist es auch im Elsass möglich, klimafreundlich zu fotografieren.
Nach dem schriftlichen Abitur ging es wieder einmal - Überraschung - nach Frankreich. Um 4:30 klingelte der Wecker, denn es sollte per Zug nach Lauterbourg gehen. Um kurz nach 7 bezog ich Stellung am Poste 2 und zu meinem Entsetzen hingen dichte Wolken vor der Sonne. Die Ankunftszeit rückte immer näher, doch die Wolken verschwanden nicht. Ich vernahm bereits das Wummern des Pielstick-Motors, als plötzlich die Wolken aufrissen. An diesem Tag führte die BB 67591, die letzte 67400 des Depots Strasbourgs, mit dem alten SNCF-Logo auf der Seite. Seit Jahren schwebt das Damoklesschwert über das Ende der Einsätze, doch noch verdienen sie bis 2022 ihr Gnadenbrot.

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Und wenn man dann eh schon da ist, nimmt man auch noch die Rückfahrt mit.

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Anschließend noch ein kurzer Abstecher in die Boulangerie Erbs, ein französisches Frühstück genießen und dann ging es wieder heim.

Juni:

Anfang Juni pendelte ein Bauzug von DB Fahrwegdienste zwischen Koblenz und dem Schwarzwald. Als Traktion fungierte die 151 170 von SRI, welche am ersten Juni in Bickenbach in die Überholung fährt.

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Da in diesem Jahresbericht jedoch auch ein Bild "von der Haustür" vorkommen soll, habe ich den edelsten Zug des Jahres dazu auserkohren. Vom 6. auf den 7. Juni fuhr der VSOE von Paris nach Berlin. Angeführt von 101 040 eilt dieser durch Böhl-Iggelheim.

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Der 17. Juni war in dreierlei Hinsicht einmalig. Erstens fuhr ich in einem Auto mit, zweitens war ich nicht alleine auf Tour und drittens war ich Sturzbetrunken - Abistreich lässt Grüßen. Ziel war es, den Naviland-Containerzug von Strasbourg nach Gevrey abzulichten. Was daran so besonders ist? Die Bespannung dieses Zuges übernimmt eine "gebrochene Nase", eine BB 22200. Dieser Zug zählt zu einem der letzten Güterzüge, welcher von diesem Lokomotivtyp traktioniert wird. An diesem Abend, ließ sich der Zug jedoch ordentlich Zeit. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Sonne hinter den Hügeln verschwand, betrat BB 22388 mit ihrem Containerzug die Bühne.

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Bedingt durch den erhöhten Einsatz von Dieseltriebzügen, aufgrund des RLP-Tag in Annweiler wurde während des letzten Juniwochenendes ein Umlauf des RE6 (Kaiserslautern-)Neustadt-Karlsruhe mit 218 484 und 4 n-Wagen gefahren. Bei 39 Grad war die Mitfahrt, bei russischer Klimaanlage, für die Fahtgäste sicherlich nicht das Optimum, jedoch immer noch besser als ohne Klimaanlage im "Desastro". Da ich am 29. August in den Smmerrlaub fuhr (natürlich mit dem Zug), blieb mir nur der Freitag für Bilder dieser einmaligen Aktion.
Die erste Runde wurde im Bahnhof Winden abgefangen.

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Danach ging es mit dem Zug nach Edenkoben, wo ich in den Weinbergen ein typisches "Weinland-Pfalz"-Bild angefertigt konnte.

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Juli + August:

Ich arbeitete auf einem Hotel auf den Vesterålen und da es da keine Züge gibt, gibt es auch keine Bilder.

September:

Aufgrund meines Work and Travel, arbeitete ich von Mitte Juli bis Ende September in einem Hotel auf den Vesterålen. Da dieses, Luftlinie gerade einmal 160 km von Narvik entfernt war, bot es sich natürlich an, der Erzbahn Kiruna-Narvik (Ofotbanen/Malmbanan) auch einmal einen Besuch abzustatten. Aufgrund der vielen Arbeiten, die im Hotel anstanden, war es gar nicht so einfach, einen Zeitraum zu finden, in dem ich meinen Unternehmen umsetzen ließe.
So ging es am Morgen des 18. September um 6 Uhr im strömenden Regen los. Zufälligerweise musste ein Nachbar genau an diesem Tag nach Tromsø und konnte mich deshalb fast bis nach Narvik mitnehmen.
Um 10:52 ging es dann mit dem IC 95 gezogen von Rc6 1418 los Richtung Schweden.

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Als ich dann um kurz nach 12 in Björkliden ankam, nieselte es noch leicht, jedoch rissen die Wolken immer mehr auf. Bepackt mit Proviant, dicker Kleidung und meinem Zelt ging es los. Nach etwa fünf Kilometern Fußmarsch zweigte der Weg in Richtung Strecke ab und auf der rechten Seite kam ich an einem Friedhof vorbei. Auf diesem Friedhof sind die Arbeiter, welche während dem Streckenbau umkamen, begraben. Wenige Meter weiter dann, überquert der Wanderweg die Malmbanan und man landet auf dem Bahnsteig des „Tornehams kyrkogård“, dem aufgegebenen Friedhofsbahnhof. Das Bahnhofsgebäude müsste man doch eigentlich gut auf das Bild bekommen, dachte ich mir. Und tatsächlich, nach einem kleinen Fußmarsch kam ich an meinem erspähten Felsen an. Dort wartete ich nun auf einen Zug. Nach zahlreichen Schneeschauern und zwei Erzzügen aus der falschen Richtung, kam dann endlich, nach zweieinhalb Stunden der Gt 42603 von Railcare. Dieser wird mit einer Doppeltraktion Br 185 bespannt. Auf dem Rückweg zur Mine in Pajala, hat, der von 185 411 und einer weiteren unbekannten TRAXX bespannte Leerzug nach Pitkäjärvi, noch drei Stunden Reise vor sich. Dabei kann sich der Triebfahrzeugführer jedoch an der Farbexplosion Nordschwedens erfreuen.

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Danach machte ich mich auf die Suche nach einer schönen Stelle, um mein Zelt aufzuschlagen. Nachdem ich zwei Stunden lang teils querfeldein durch Birkenwälder stapfte und über Felsen kletterte, erreichte ich auf einem Felsen ein windgeschütztes Fleckchen mit einer grandiosen Aussicht. Da es bereits 18 Uhr war, blieb kein großes Zeitfenster, in dem ein Zug kommen musste. Und siehe da, es klappte. Kurz vor Licht aus betritt Gt 9915 mit einer unerkannt gebliebenen Doppellok die Bühne.

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Nun ging es zurück ins Zelt, wo mein wohlverdientes Abendessen wartete. Zwei belegte Scheiben Brot waren zwar keine Delikatesse, aber nach 18 Kilometern Wanderung war es schön, mal wieder etwas im Magen zu haben. Gegen 20 Uhr frischte dann der Wind auf und es begann zu schneien. Als ich gegen 23 Uhr erwachte tobte draußen ein wahrer Schneesturm – und das im kalendarischen Sommer... Die Schneehöhe vor meinem Zelt betrug schon 3 Centimeter. Zurück im Zelt wurde es mir trotz Schlafsack und Winterkleidung von Minute zu Minute kälter. Schlafen wäre gute Medizin, aber es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich ins Traumland verabschieden konnte. Immerhin 3 Stunden am Stück konnte ich der Kälte entfliehen, doch um 2:17 erwachte ich wieder in der kalten Realität. Die Schneehöhe lag inzwischen bei 5 Centimetern und der Wind drückte den Schnee in das Zelt. Trotz der Strapazen riss mich der Wecker um 6 Uhr aus dem Tiefschlaf. In Norwegen hatte ich mir als Frühstück Nugattibrote geschmiert (Nugatti=das norwegische Nutella). Nun wollte ich diese eigentlich genießen, doch sie waren inzwischen gefroren. Und das obwohl sie im Zelt in meinem Rucksack waren. Als ich das Zelt verließ versanken meine Wanderschuhe im Schnee. Pop-Up Zelte sind normalerweise schnell wieder zusammengebaut, aber bei diesem Sturm brauchte ich eine geschlagene halbe Stunde. Meine Laune war endgültig am Tiefpunkt angelangt. Ich wollte nur noch zurück in das Hotel. Zum Glück blieb ich dort, denn es sollte noch besser werden. Der Schneesturm legte sich plötzlich und die Sonne zeigte sich. Passend dazu, hörte man aus der Ferne schon den nächsten Erzzug. Dies ist in Schweden relativ einfach, denn vor jedem Tunnel, bzw. jeder Überbauung wird ein akustisches Warnsignal abgegeben. So ist es ein richtig winterliches Herbstbild der Malmbanan geworden, als Gt 9905 nach Narvik vorbeifährt.

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Die Anschließende Wanderung war zwar etwas zermürbend, aber wunderschön. Es dauerte jedoch fast drei Stunden, bis ich wieder am Friedhofsbahnhof war – nun ja fast. Denn auf dem Weg fiel mir eine schöne Stelle auf, die ich unbedingt festhalten wollte. Das einzige Problem war, dass es an dieser Stelle mega windig war und ich deshalb in einiger Entfernung ausharren musste, da es zwischenzeitlich starke Schneeschauer gab. Nachdem ich im Schneeschauer einen Erzzug verpasste, stellte ich mich nun auf den IC 95 nach Luleå ein. Es war ein Wolkenkrimi, welches ich um wenige Sekunden für mich entscheiden konnte. So konnte Rc6 1418 gerade noch bei Sonnenschein verewigt werden. Für mich mein Bild des Jahres.

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Danach verweilte ich kurz auf dem Arbeiterfriedhof, als ein Hupen die Stille durchbrach. Einige Minuten später passiert eine Doppeltraktion Railcare-185 mit dem Gt 42602 den Ort, der wegen ebendieser Strecke überhaupt nur existiert.

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Es ging nun zurück nach Björkliden, denn es sollte um 16:08 Uhr mit dem IC 96 nach Rombak gehen. Während der Wartezeit am Bahnhof kam noch die IORE 116 samt unbekannter zweiten Lok mit dem Gt 9911 nach Kiruna vorbei.

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In Rombak deponierte ich meinen Rucksack im Bahnhofsgebäude und wanderte noch etwas an der Bahnstrecke entlang, denn ich wollte noch ein Bild mit dem Rombakfjord hinbekommen. Als der Weg endete, kletterte ich den Hang ein Stück hinauf, denn die Strecke, in Norwegen Ofotbanen genannt, führte in einem Tunnel unter diesem hindurch. Während leichter Nieselregen einsetzte wird IORE 127 mit dem Gt 9915 nach Kiruna gleich unter mir hindurchfahren.

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Auf dem Weg zurück zum Bahnhof hielt der IC 99 nach Kiruna gerade in Rombak. Aber nicht aus dem unwahrscheinlichen Grund, dass jemand zusteigen würde, sondern lediglich, weil er fünf Minuten zu früh war.

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Danach hatte ich Zeit, um den Warteraum des Bahnhofs zu erkunden. Und diese hatte es in sich. Zwei Toiletten, eine große Lederbank, fünf Tische (eher zur Dekoration), W-Lan, Steckdosen, beheizt und 24 Stunden geöffnet. Rombak selbst hat eine private Zufahrtsstraße, höchstens 15 Einwohner (ich habe keine Zahlen gefunden) und während meinem Aufenthalt sah ich niemanden. Wenigstens einen schönen Warteraum (von dem sich die Deutsche Bahn eine Scheibe von abschneiden kann), wenngleich ich bezweifele, dass dort viele Menschen warteten, denn es roch noch sehr neu.
Um 21 Uhr machte ich mich auf den Weg, um einen Zug mit Polarlichtern zu fotografieren. Zugegebenermaßen ein optimistisches Unterfangen, denn der ganze Himmel war wolkenverhangen.
Nach einer kurzen Wander- und Klettertour baute ich mein Stativ und Kamera auf und wartete. Nach anderthalb Stunden kam der erste Güterzug – leider aus der falschen Richtung. Es folgten noch vier weitere, ehe um kurz vor 12 endlich in der Ferne helle Lichter auftauchten, die des Gt 9921. Und nicht nur, dass nun der erhoffte Erzzug kam, nein, plötzlich riss auch der Himmel auf und über den gesamten Nachthimmel tanzte das Polarlicht. Es war einfach nur atemberaubend. Nachdem die zwei Bilder, die nötig waren, um sie zu folgendem zusammenzufügen, im Kasten waren, ging es zurück, um nun einen etwas komfortableren Schlaf zu haben.

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, goss es in Strömen, weshalb sich auch die Lust, den Warteraum zu verlassen, eher in Grenzen hielt. Beim Blick in den Nebenraum fiel mir auf, dass dort das ehemalige Stellwerk war. Dieses wurde anscheinend 2015 aufgegeben, jedoch sieht es aus, als wäre der Fahrdienstleiter nur mal eben kurz Pause machen gegangen. Der Schuhlöffel, Klemmbrett und der Vierkant auf dem Tisch, leere Coladosen auf dem Boden. Lediglich der Kalender von 2015 verrät, dass hier schon etwas länger Schluss ist. Während drinnen die Zeit stehengeblieben ist rauscht draußen IORE 134 mit dem Gt 9906 vorbei.

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Danach ging es mit Umstieg Katterat wieder zurück nach Narvik und von dort mit dem Bus zurück auf die Vesterålen, wo ich um halb zehn abends eintraf.
Was also blieb von meiner kleinen Reise?
Viele unglaublich schöne Momente und die Lust wiederzukommen. Und ach ja: Der skandinavische Sommer kann a****kalt sein.

Oktober + November:

Ich arbeitete auf einer Huskyfarm in Lappland und da es da keine Züge gibt, gibt es auch keine Bilder.

Dezember:

Weihnachten verbrachte ich Östersund, weshalb sich dort auch die Möglichkeit bot, der Bahnstrecke einen Besuch abzustatten.
Am 22. Dezember fuhr ich mit dem Bus nach Ope und lief noch das kleine Stück zum ehemaligen Bahnhof. Kaum kam ich an, hörte ich ein undefinierbares Motorgeräusch. Keine Minute später tauchte eine Nohab auf, welche jedoch nicht bis zu mit vorfuhr, sondern in 500 Metern Entfernung umsetzte. Also die Beine unter die Arme genommen und gerade noch wenige Sekunden vor der Abfahrt, passierte ich die Railcare 1350 und konnte etwas außer Atem mein Foto schießen.

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Abends ging es nach Östersund an den Bahnhof, denn es sollte der Snälltaget verkehren, zum ersten Mal in dieser Wintersaison. Während der Hauptzug Duved-Malmö mit einem Vectron bespannt ist, ist der Ast nach Röjan mit einer TMZ 1400 der Inlandsbanan vorgesehen. TMZ 1421 steht mit dem Snälltaget aus Röjan im Schneetreiben von Östersund.

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Mit dem Bild des Nachtzugs 92, entstanden bei -14 Grad, wünsche ich einen guten Start ins neue Jahrzehnt und viele schöne Bilder.

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Ich hoffe der Rückblick gefällt und vielleicht konnte ich ja dem einen oder anderen den „echten“ Norden schmackhaft machen.

Viele Grüße Lennart



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:01:07:03:12:33.
Hallo Lennart,

herzlichen Dank für diesen außergewöhnlich vielseitigen Rückblick auf ein für Dich außergewöhnliches Jahr, der mir sehr gut gefallen hat. Die Motive sind sehr abwechslungsreich bis hin zu atemberaubend und lassen einen an Deinen Reisen auf tolle Art teilhaben und ja, Du hast mir auch den Norden schmackhaft gemacht.
Am besten gefällt mir dementsprechend das Bild mit dem Rombakfjord aber auch das Weinland-Pfalz-Bild aus unserer Heimat ist besonders schön.

Mach weiter so und behalte Dir Deine erfrischende Experimentierfreude bei!

LG Fredy

P.S: die Rest-Promille bei der Elsass-Fahrt hat man Dir aber kaum angemerkt ;-)