Hallo alle miteinander!
Leider haben andere Verpflichtungen mich bislang davon abgehalten, über meine diesjährige Herbsttour zur IG-Wagentagung Anfang Oktober nach Zittau hier zu berichten. Dies will ich nun nachholen. Zum Glück hatte ich bereits einige Tage vor der Tagung am zweiten Oktoberwochenende ein paar Tage Urlaub und konnte mir auf den Weg dorthin einige sehenswerte Städte anschauen. Der Schienenverkehr war in manchen Gegenden und an manchen Tagen eher Beifang. Dennoch möchte ich meine Eindrücke niemandem vorenthalten.
Nachdem ich am Vormittag des 3. Oktober Freunde aus Studienzeiten im Nordharz besucht hatte, führte mich mein Weg über den Harz nach Nordhausen. Es bot sich an, die Fahrt mit den Fahrzeiten des Dampfzugs von Wernigerode nach Eisfelder Talmühle abzugleichen und das gute Herbstwetter für ein paar Streckenmotive zu nutzen.
In Drei Annen Hohne begegnete mir zuerst 99 7239 mit dem Planzug auf den Brocken:
Den Zug über den Harzkamm Richtung Nordhausen zog 99 7243. Er war zwar etwas kürzer als die Brockenzüge, aber feiertagsbedingt recht gut besetzt:
Beim Halt am Bahnhof Elend:
Kurz hinter Elend:
Kurz vor Sorge: Rechts das Widerlager der früheren Überführung der Südharzbahn nach Tanne:
Zugkreuzung in Benneckenstein mit einem Sonderzug Richtung Wernigerode:
...gezogen von Malletlok 99 5901:
Auf dem Ladegleis am Güterschuppen stehen noch einige alte Güterwagen, wie der 99-03-33 (Görlitz 1907):
99-01-80 gehörte mal zum Feuerlöschzug. Heute ist er der älteste noch vollsständig erhaltene Güterwagen der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn (Weimar 1899):
Rollwagen 99-06-07 (Jena 1962):
Unterdessen fährt 99 5901 ab: Was wohl noch in dem Lokschuppen stehen mag?
Einige alte Rollböcke ex NWE:
Unscheinbar wirkt der vierachsige Flachwagen 99-04-78, doch hat er hat einen langen Weg hinter sich gebracht: 1899 von Both & Tillmann gebaut, kam er erst auf der Bergheimer Kreisbahn zum Einsatz. Nach Verstaatlichung und Umspurung der BhKB wurde er nicht wieder an die Westdt. Eisenbahn-Gesellschaft zurückverkauft, sondern von der KPEV nach Thüringen zur Feldabahn umgesetzt. Nach deren Umspurung 1934 wiederum kam er zur benachbarten Nebenbahn Eisfeld-Schönbrunn bis zu deren Ende 1973. Bei den HSB existiert auch noch abgestellt der baugleiche Schwesterwagen 99-04-76 (vermutlich in Gernrode). Insofern wäre es schön, wenn zumindest einer der beiden Flachwagen eines Tages an die IG Hirzbergbahn und/oder die Selfkantbahn ginge:
Baugleich mit dem vorigen O-Wagen ist offenbar dieses etwas abseits stehende Fahrzeug (vmtl. 99-03-10, Görlitz 1907):
Vor Eisfelder Talmühle kam ich wegen einer Straßenbaustelle nicht mehr an die Strecke heran. Bei meiner Ankunft war der Dampflok noch nicht eingefahren, es wartete nur der Triebwagen nach Nordhausen:
Ein paar Minuten später traf auch 99 7243 ein:
Erst einmal Wasser nehmen vor dem wunderschön restaurierten Bahnhofsgebäude:
Sogar die Sonne traute sich mal wieder kurz heraus:
Der Gegentriebwagen aus Nordhausen nach Hasselfelde erhielt Einfahrt:
Dreifach-Zugbegegnung in Eisfelder Talmühle:
Ausfahrt des Triebwagens nach Nordhausen:
Ich hatte mich nur bedingt mit dem Fahrplan beschäftigt und hoffte, der Dampfzug würde auch nach Nordhausen weiterfahren. Stattdessen setzte 99 7243 um, um wieder Richtung Wernigerode zu fahren:
Nächster Bahnhof ist Ilfeld, wo ich den Triebwagen nach Nordhausen wieder eingeholt hatte:
Zugkreuzung mit einem Combino Duo der Straßenbahn Nordhausen: Nur noch ein Alibi-Dampfzug verkehrt vom Brocken aus nach Nordhausen, ansonsten ist der thüringische Teil der HSB fest in Triebwagenhand:
Hinter dem Bahnhof befindet sich der Lokschuppen von Ilfeld. Davor stehen einige Rollwagen und einer der zweiachsigen Reko-Packwagen:
Der Lokschuppen im bunten Herbstkleid: In ihm stehen zwei weitere der kleinen Packwagen, zwei der 1'E1'-Maschinen und die 199 301:
Auf dem Bahnhofsvorplatz:
Schwenk nach rechts: Das wunderschön sanierte Jugendstil-Empfangsgebäude Nordhausen-Nord der einstigen Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn:
Auf dem Bahnhofsvorplatz hält die Nordhäuser Straßenbahn in einer großen Kehrschleife:
Blick entlang der Ausfahrt in die Bahnhofstraße:
Blick entlang der Einfahrt aus der Reichstraße:
Schwenk nach links: Gleich neben dem Bahnhofsgebäude des NWE-/HSB-Kopfbahnhofs liegt das Verbindungsgleis von der Straßenbahn zur HSB, das hinten in der Zaunlücke in das HSB-Netz einmündet:
Der restaurierte HSB-Bahnsteig strahlt immer noch die schlichte, moderne Eleganz aus der Zeit um den ersten Weltkrieg aus:
Bekannt ist auch die Jugendstil-Häuserzeile unmittelbar neben dem HSB-Bahnhof: Zu DDR-Zeiten war sie noch einheitlich grau, heute zeigt sie sich bunt und hat die Wendezeit offenbar ohne Baulücken überstanden:
Blick von der Straßenbrücke der Bruno-Kunze-Straße über das weitläufige Bahnhofsgelände von Nordhausen: Vorne eine von insgesamt drei Drehscheiben im Keil zwischen den Ausfahrten nach Eichenberg/Kassel (links) und Northeim (rechts):
Blick Richtung Halle/Erfurt:
Ein Regionalzug aus Richtung Eichenberg fährt ein:
Blick entlang der HSB-Ausfahrt Richtung Wernigerode:
...und Richtung Bahnhof Nordhausen-Nord:
Nach Rückfrage bei der Fahrdienstleitung durfte ich mich ein wenig auf dem Gelände umschauen: Ich hoffe, ich trete mit den Aufnahmen niemandem auf die Füße, möchte die mit "viel Patina", aber ansonsten gut ausgeleuchteten Fahrzeuge und Anlagen aber auch nicht vorhalten. Hier die frühere Güterabfertigung:
Dahinter steht 199 877, die schon bessere Tage gesehen hat:
O 99-03-27 und -20 haben um 1980 mal Blechaufbauten erhalten. Sie gehören zu der selben Serie von Görlitz von 1907 wie die Benneckensteiner O-Wagen:
Ord (= "offener Rangierdienstwagen") 99-09-93 wurde 1924 von Wismar gebaut. Er besitzt beidseitig hochgesetzte Normalspurpuffer als Zwischenwagen für den Rollbockbetrieb und schwenkbare Schmalspurkupplungen. Ob er mal wie andere Ord-Wagen ein Bremserhaus besaß, ist mir nicht bekannt:
Bei anderen Ord-Wagen waren die Normalspurpuffer am bremserbühnenlosen Ende auf normaler Höhe asymetrisch angebracht, um so Normalspurwagen auf Dreischienengleisen rangieren zu können:
Zahlreiche Rollböcke aus NWE-Zeiten sind heute noch erhalten und stehen in der alten Rollbockgrube:
Einer der um den ersten Weltkrieg herum gebauten Rollböcke als Einzelaufnahme:
Blick entlang der Grube, die nicht mehr an die Normalspur angeschlossen ist:
Nebenan stehen einige moderne Rollböcke der schweizerischen Bauart Vevey, mit denen bisweilen Schotterwagen zu einem Schotterwerk bei Eisfelder Talmühle transportiert werden:
Die neuen Rollböcke haben zwar keinen historischen Wert, aber in Grau oder Schwarz fände ich sie doch irgendwie dezenter...:
So ganz verstanden habe ich die Funktionsweise noch nicht, aber die automatisch die Normalspurradsätze verriegelnden Rollböcke benötigen keine Achsgabeln mehr:
Blick über das Bw-Areal des Bahnhofs Nordhausen-Nord:
NWE 403 hieß zuletzt 99-03-03 und entspricht den Görlitzer Wagen aus Benneckenstein, wurde aber erst 1912 von HAWA gebaut:
Eine der letzten Fahrzeugbeschaffungen der NWE war dieser robuste vierachsige Flachwagen mit der heutigen Nummer 99-04-74 (Wismar 1942):
199 005 (Typ V 10 C, LKM 250352/1964) kam mit ihrer Schwesterlok 199 006 als Gelegenheit 1983 in den Harz: Zwischen 1970 und 1983 wickelten beide Loks den Restverkehr auf der Spreewaldbahn im Cottbuser Stadtgebiet zum Flughafen ab, ehe die Gleise auf Normalspur umgespurt wurden. Im Harz fanden sie nur kurz Einsatz als Rangierlok und wurden durch auf Meterspur umgespurte Kö ersetzt. Beide Loks befinden sich in der Obhut der IG HSB:
Sowohl im Harz, als auch im Spreewald waren beide Loks nur eine Fußnote. Dennoch ist der Gedanke nahelegend, eine der beiden Maschinen in die Obhut der IG Spreewaldbahn zu geben. Ob es diesbezüglich Kontakte oder Vorstöße gegeben hat, oder an welchen Widerständen das (bislang) scheitert, ist mir nicht bekannt:
Auf einem Rollwagen montierter Normalspur-Tenderkasten als Wasserwagen:
Rostidyll:
Ich dachte bei dem Tender an eine deutsche Länderbahnbauart, aber offensichtlich handelt es sich hierbei um ein Objekt französischer Herkunft?
Das Fahrzeug-Ensemble von der Rückseite:
Auch Y-Schwellen werden bei der HSB gerne verbaut:
Unterdessen fährt ein Combino Duo von der Straßenbahn ein in Richtung Ilfeld:
Die Lokbehandlungsanlagen:
Der Kohlebansen:
Der alte Kran hat wohl nur noch dekorativen Wert:
Auch der Bagger hat schon einige Jahre auf dem Buckel:
Relativ modern wirkt hingegen die Dieseltankstelle:
Die Drehscheibe vor dem Lokschuppen:
Hinter dem Lokschuppen steht ein durch die IG HSB in Aufarbeitung befindlicher G-Wagen (99-09-76, Görlitz 1909, 1983 als Vorstell- oder Steuerwagen genutzt für die Schotterzüge zum Wiederaufbau des Abschnitts Stiege-Straßberg, daher die Stirnfenster):
Zwei der Halberstädter Neubautriebwagen Stirn an Stirn: Ich wusste gar nicht, dass die Wagen straßenbahntauglich sind? Ich habe noch nie Bilder gesehen, die die Triebwagen auf Straßenbahngleisen zeigen:
Die Rollbockanlage der Vevey-Rollböcke befindet sich etwas hinter der Ausfahrt aus Nordhausen-Nord an der Hesseröder Straße:
In der Grimmelallee etwas weiter östlich hat die Nordhäuser Straßenbahn ihr Depot:
So ein modernes Straßenbahndrehgestell strotzt heutzutage nur so vor Technik:
Die Einfahrt in die Strecke an der Grimmelallee:
Zum Abschluss noch ein Combino Duo vor dem Nordhäuser Rathaus:
An den folgenden Tagen ging es weiter an Unstrut, Saale und Neiße entlang. Doch dazu mehr im nächsten Teil!
Bis dahin viel Spaß mit den Bildern,
schöne Grüße,
Dennis Mellerowitz.
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