Hallöle!

Hoppla, da ist 2014 auch schon wieder vorbei. Und? War was Besonderes? Verspätungen, Zugausfälle, Ersatzverkehre, Managementfehler, Sparzwänge, Verzögerungen bei Zulassungen, Probleme mit Neubauzügen, Einstellung von Zugverkehren? Alles schon irgendwie bekannt.

Neu sind Namen und Bezeichnungen wie "Meridian", "vlexx", "Weselsky" und "Tarifeinheitsgesetz". Doch leider gab es diese nur im Tausch gegen Namen wie "Vindobona", "Rottaler Land" oder "Wawel" die ab 2014 nunmehr ein Fall für die Geschichtsbücher sind. Bei näherer Betrachtung: Ein schlechter Tausch.
Nun, neben dem Blick auf das Große und Ganze, gibt es ja auch noch den sehr persönlichen. So finden sich auch in meiner Auswahl manche der bekannten Merkmale des Jahres 2014 wieder, doch in erster Linie ist es ein subjektiver Blickwinkel durch mein Kameraobjektiv auf dieses Bahnjahr.

Viel Spaß.




Januar

Kriftel am Nachmittag des 31. Januar 2014.
420 308 ist als HVZ-Verstärker auf S2 von Niedernhausen nach Dietzenbach unterwegs. Seit Mitte der 70er Jahre ein vertrautes Bild mit vertrautem Geräusch. Zu diesem Zeitpunkt für Kriftel und die S2 für noch ziemlich genau 7 Monate. Für die gesamte S-Bahn Rhein-Main auch nur zwei Monate mehr.



Februar

München Heimeranplatz am Abend des 19. Februar.
Wir blicken auf 423 109 der als S20 an Gleis 11 hält. Dahinter erhebt sich die Zentrale des ADAC, bei dem in einer Abstimmung 28 Leser den ET423 zum Triebzug des Jahrhunderts gekürt hatten. Inzwischen hat der ADAC zugegeben, dass er das Ergebnis nochmals überarbeiten muss sobald der ET420 auf die S20 zurückkehren wird.

Wir blicken hier aber auch gleichzeitig auf einen der beliebtesten Fotostellen Münchens, nämlich den Bahnsteig an Gleis 11, bekannt aus Funk, Fernsehen und DSO. In einer Ranking-Show von ZDF, ADAC und Sichtungsforum wählten 280 Millionen Deutsche diese Fotostelle an Platz 1. Das waren 126% aller abgegebenen Stimmen...



März

München Ost am 6. März.
So schön war einst der Merdian! :)
111 049 stand seiner Tage im Dienste eines französischen Transportdienstleisters, was für beide ein Glücksfall war. Die eine hatte etwas zu tun und der andere konnte ob der fehlenden Triebzüge seine Fahrgäste dennoch befördern. So viel Glück hatte ein italienischer Transportdienstleister ein Jahr später nicht...



April

Kleinberghofen am 25. April.
Da ist es noch mal, das Nebenbahnmoped auf dem "Bockerl/Bummerl"!
928 589 eilt mit seinem schiebenden VT von Altomünster nach Dachau und in diesem Falle sogar bis München Hbf. Nur noch drei Tage ließen die Mühldorfer 628er lässig ihre Sender unter der Kupplung hängen, die für den zuggesteuerten Signalbetrieb auf dieser Strecke obligatorisch waren. Danach wurden Holz- gegen Betonmasten ersetzt, Hänge- durch Oberleitung, Stahl- gegen Betonschwellen und 628er durch 420er und 423er. Darauf kommen wir hier nochmal zurück.



Mai

München Hbf, Holzkirchner Flügelbahnhof am 21. Mai.
Noch einmal zurück zu "Lady Meridian", die hier noch für kurze Zeit morgens und abends ihren Fahrgästen einen KISS gab.
Hätt sich der Bayer wohl nie träumen lassen, das er sich einst von "de DDR’ler" hätte helfen lassen müssen. Aber bekanntlich gibt man guten Freunden auch mal ein Küsschen – manchmal auch ein Doppelstöckiges – ist ja schließlich auch ein FLIRT mit im Spiel.



Juni

Schleiz West am 21. Juni.
Der 626 008 (NE81 1-03-08 der RBG) hat den westlichen Endpunkt der Bahnstrecke Schönberg - Schleiz erreicht und wird bald wieder von Thüringen nach Sachsen zurückkehren. Diese Grenzgängerei ist sicherlich nicht der einzige, aber wohl einer der gewichtigen Gründe warum der Strecke bislang keine zweite Chance im Regionalverkehr gegeben wurde.

Hoffentlich bewirkt das Engagement des Förderverein Wisentatalbahn e.V. doch noch ein Umdenken bei den Großkopferten. Der NE81 hatte jedenfalls seinen Teil dazu geleistet und wurde an diesem Tag von der Wiesentatalbahn wieder verabschiedet. Die Aufgabe hat jetzt ein frischer Uerdinger übernommen. Dazu allzeit Gute Fahrt!

Übrigens, an jenem 21. Juni enttäuschte eine Deutsche Nationalelf im fernen Fortaleza gegen starke Ghanahananlenesen mit einem knappen 2:2. Wie würde so eine Mannschaft wohl im weiteren Turnier bestehen sollen? Etwa wenn es gegen Brasilien gehen müsste?



Juli

Sehnde am 13. Juli.
Wer einen Wolkenbruch über einem 424er-Doppel mit Hannover-96 Logos als schlechtes Omen deutete, der hätte für das Endspiel am Abend nichts Gutes erwartet. Auf dem Weg vom Tram/Bus-Fest in Wehmingen zurück nach Bayern kam es zu dieser lauten und nassen Begegnung mit 424 513 und seinem H96-Kumpel dahinter. Aber in Hildesheim schien schon wieder die Sonne und mit einer Aufzeichnung des Endspiels von 1990 stimmte ich mich während der Rückfahrt im ICE auf den langen (sehr langen!) Abend ein.



August

Wasserbillig am 30. August.
Mit Schwung überbrückt 181 214 mit seinem IC 133 die Trennstelle und Grenze über der Sauer. Die ohnehin flache Lok duckt sich abgebügelt unter System- und Steuergrenzen hinweg. Internationaler Fernverkehr mit lokbespannten Zügen, das ist soo "eighties ", dass die Bahn dies den Luxemburgern nicht mehr antun möchte. Der Einfachheit halber gilt auch gleich die ganze Mosel bis nach Koblenz als Luxemburg. Zack, Problem gelöst.

Schade um Luxemburg. Schade um Trier. Schade auch um die Mosel mit dem Pündericher Hangviadukt. Und schade um die Europaloks, in denen sich – bitte ganz genau hinschauen – stets ein 420er versteckt. ;-)



September

Grubentalbrücke, Goldisthal, Thüringer Wald am 7. September.
Ein Gipfeltreffen an der VDE 8.1, dem vielleicht teuersten Geschenk zur Deutschen Einheit. Über Sinn und Unsinn mag man streiten, doch in gut 4 Stunden von München nach Berlin – warum nicht?

Um ein Gipfeltreffen handelt es sich beim Besuch der Grubentalbrücke deshalb, da sich hier der Scheitelpunkt zwischen Erfurt und Ebensfeld, also zwischen Berlin und München befindet. In jede der beiden Richtungen geht es also von hier aus bergab. Bergauf ging es dagegen mit den Kosten und der Bauzeit, jedoch ist das Ende der Zementmischer-Umläufe auf diesem Bauwerk absehbar.
Doch das ist der Besonderheiten der Brücke noch nicht genug: Denn sie ist "aus einem Guss" - da der Beton fugenfrei Kräfte, Dehnungen und Zerrungen aufnimmt. Nicht zuletzt trägt sie dazu den Namen des größten (und freundlichsten) Bahnchefs Allerzeiten. Kein Wunder, das sie also "on the top" ist ;-)



Oktober

Schruns am 25. Oktober.
In diesem Bild verstecken sich die Sonne und zwei ET423. Der Wetterbericht hatte für das Wochenende nur für die Alpen Sonnenschein vorhergesagt, was mich dazu bewog endlich mal der Montafonerbahn die Aufwartung zu machen. Nun, ich war dort, aber die Sonne hielt sich nicht an die Verabredung. Dafür gab es den aktuellen Fahrzeugquerschnitt auf dieser netten kleinen Bahn zu bewundern: E-Talente der ÖBB, dem NPZ sowie ein weiteres Produkt aus dem Hause Stadler. Und hier kommen zwei davon, nämlich alle beide der MBS: ET 10.109 (vorne) und ET 10.110 (hinten).

Nicht nur das diese Baureihe an einen wiedergeborenen 627er mit Stromabnehmer erinnert, die Fahrgeräusche sind erstaunlich: Or-igi-nal-er-ET-423er-Sound!!! *ohne Scheiß Mann!*
Ich sag‘s euch: "Er" wird doch noch Kult!
Diese phänomenalen Rennsemmeln könnten dem 423 auf jeden Fall einen weiteren Schritt dazu verhelfen. Hätte nie gedacht das ich mich mal so über das penetrant-hochtönige Drehstrohmgejaule mitten im alpinen Habitat freuen würde.



November

Rathenow am 26. November.
Von wegen der "vlexx" fährt nicht! Zwischen Brandenburg/H. und Rathenow fuhr er bereits seit dem August. Da war in Mainz noch nix vom vlexx zu sehen. Gut, das ist heute noch so ähnlich. Doch den Fahrzeugen kann man da keinen Vorwurf machen. Denn wie man hier sieht: Sie fahren.
Zu erklären ist der Unterschied durch die Person da vorne im Führerstand. Und hier – insbesondere für das "vlexx"-Management - eine wichtige Information dazu: Diese Person da vorne nennt man "Triebfahrzeugführer" und ohne dem fährt das Fahrzeug nun mal nicht.

Das der Notwendig ist, davon konnte ich mich zuvor auf einer Fahrt von Brandenburg/H. nach Rathenow in genau diesem 620 906 überzeugen, der für diese Strecke etwas überdimensioniert wirkt und den ich hier bei der Parallelausfahrt im Desiro nach Stendal quasi beim "Drive-By-Shooting" nochmals fotografisch erwischen konnte.



Dezember

Arnbach am 19. Dezember.
Die Rückkehr nach fast 8 Monaten an die Nebenstrecke Dachau – Altomünster ("Bockerl"/"Bummerl") bringt ein Wiedersehen an einem Ort, wo man sie zuvor noch nie gesehen hatte und vor wenigen Jahren kaum vermutet hätte: Die Baureihe 420!
Sie ist zurück in München. Ausgerechnet in dem Jahr der großen Zäsur für diese S-Bahnbaureihe, steigt sie genau dort wie Phönix aus der Asche, wo ihr Abstieg vor 15 Jahren begann.
420 437, hier als S 8937 auf der S2 auf der Fahrt nach Dachau, ist weder ein originaler "Olympiatriebzug", noch trug er je die Farben kieselgrau-blau und war bislang in München auch noch nie zuvor gesehen. Jetzt ist dies seine neue Heimat und dennoch ist er kein Fremder. Denn die Baureihe 420 gehört zu München, das ist mal klar.



Und so kann man mit großer Zuversicht auf das neue Jahr schauen.
Auf ein hoffentlich ähnlich spannendes Bahnjahr, wie das zuvor.


Einen guten Rutsch, sowie ein frohes, gesundes und glückliches Jahr 2015 wünscht,
Dirk





5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:09:06:20:59:52.

Hallo Dirk,

vielen Dank für diesen launigen und dadurch kurzweiligen Jahresrückblick. Er beschreibt ganz gut was sich im abgelaufenen Jahr so auf den deutschen Schienen verändert hat, in jeglicher Hinsicht :).

Gruß
Benjamin