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Moderatoren: Rönshausener - TCB
Hallo zusammen!

Vor fast genau einem Monat, am 25.08.25, unternahm ich mit meinem Kollegen und Radlerfreund J. eine schöne Radtour durch das weitestgehend unberührte und touristisch nur sanft erschlossene Grenzgebiet LK Mecklenburgische Seenplatte/LK Uckermark; auf den Spuren der ehemaligen Bahnstrecken Neustrelitz - Feldberg (Meckl) sowie Fürstenwerder - Prenzlau. Das Wetter war ähnlich angenehm wie heute, nur der Sonnenuntergang erfolgte um einiges später. Nun habe ich endlich einmal Zeit gefunden, einen Bericht zu verfassen.

Die Anreise erfolgte von Oranienburg aus mit dem RE 5 nach Neustrelitz Hbf. Da es vormittags noch recht verhangen war, und keine besonderen Fotomotive am Bahnhof zu entdecken waren (auch nicht am gegenüberliegenden ehem. Bf Neustrelitz Süd); gibt es davon auch keine Bilder, und wir radelten ersteinmal schnurstracks, mit Rückenwind, ostwärts auf einem Radweg parallel zur "Todespiste" B 198. Nach ca. 5km verließen wir die B 198 und bogen links ab in Richtung Thurow. Und wie fast immer, wenn man (besonders in MV) die Fernverkehrsmagistralen verlässt, eröffnet sich eine andere Welt, in der die Zeit scheinbar stehengeblieben ist - so auch hier.

Wir erreichten den Ort Thurow und somit auch die erste Bahnstation der früheren KBS 187 (Neustrelitz) - Thurow - Feldberg (Meckl). Mehr zu dieser Strecke hier. Am nordöstlichen Ortsrand von Thurow stießen wir auf den ehemaligen Bahnhof:


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Ehemaliges Bahnhofsgebäude von Thurow(Meckl). Heute kalendertauglich hübsches und sorgsam saniertes Wohnhaus bzw. Feriendomizil mit hohem Wellnessanteil (u.a. Außenpool).

Thurow war bis 1945 eigentlich Trennungsbahnhof der alten Hauptbahn Wittenberge - Neustrelitz - Strasburg mit der abzweigenden Nebenbahn Thurow - Feldberg. Nach dem reparationsbedingten Abbau des Streckenabschnittes Thurow - Strasburg blieb nach 1945 nur noch die Strecke (Neustrelitz)- Thurow - Feldberg übrig. Auf großen Teilen der abgebauten Bahntrasse nach Strasburg befindet sich heute ein großzügig angelegter Bahntrassenradweg, welchen wir im kommenden Jahr erkunden wollen.

Zurück nach Thurow. An der östlichen Bahnhofseinfahrt ergibt sich heute folgendes Bild:

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Die Bahntrasse mit Blickrichtung Bahnhof Thurow (und weiter nach Neustrelitz)...


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...sowie ein Schwenk um 180° ostwärts in Richtung Feldberg. Die alte Bahntrasse in Richtung Strasburg ist nur noch mit größtmöglicher Phantasie links vom Gleis auszumachen.
So sieht es also heute aus, nachdem der letzte (Sonder-)Zug vor 10 Jahren gefahren ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird hier auch nie wieder ein Zug fahren können, so sehr ich auch die Stilllegung dieser schönen Bahnstrecke, zumindest aus touristischer Sicht, bedaure.

Wir radelten weiter durch den Wald zum nächsten Ort mit Bahnstation: Carpin. Auf dem Weg dorthin dieses schöne Waldbahn - Panorama:


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Auf halber Strecke im Wald zwischen Thurow und Carpin. Rechts die Strecke nach Thurow - (Neustrelitz), links nach Feldberg. Ein Blick auf die heftig zugewachsenen Gleise links und rechts des Bahnüberganges untermauerten meine Vermutung, dass Mutter Natur auch hier wieder auf der Überholspur ist (und sich mit aller Macht das zurückholt, was ihr vor 115 Jahren genommen wurde).

Am nordöstlichen Ortsrand von Carpin dann wieder die Bahntrasse...


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...und das alte Bahnhofsgebäude von Carpin; ein wenig aus der Deckung heraus fotografiert, denn auf dem Grundstück herrschte reges Treiben. Aber insgesamt erfreulich, dass auch hier eine sinnvolle Nachnutzung des Gebäudes und der Flächen ringsherum erfolgt ist. Alles immer noch besser als Verfall und Verwahrlosung. Platz zum Verwirklichen ist hier in Hülle und Fülle vorhanden.


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Und hier der Blick aus Richtung Feldberg auf die ehemaligen Bahnanlagen von Carpin.

In Carpin war unsere auserkorene Speisegaststätte, entgegen der Angaben im Netz, wegen Personalmangel geschlossen. Mist! Zu allem Überfluss donnerten noch zwei Bundeswehr-Tornado-Kampfjets im Tiefflug über unsere Köpfe hinweg. Na fein, und das vor den Toren des Nationalparkes! Es sollte aber, zum Glück, die einzige "unkomfortable" Begegnung dieses Tages für uns werden. Wir labten uns stattdessen an den prall behangenen Apfel- Birnen- und Mirabellenbäumen links und rechts des Weges und erreichten, gut gestärkt, auf abenteuerlichen Wegen den Ort Bergfeld.


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Kleines Wortspiel an der Bushaltestelle im Ortszentrum: Der Bus von Berg-Feld nach Feld-Berg. Der Fahrplan versprach einen stabilen Taktverkehr von Neustrelitz nach Feldberg, auch am Wochenende. Die Busse, welche uns begegneten, waren aber leer (Na gut, es waren auch noch Sommerferien).

Auch hier am nordöstlichen Ortsrand wieder die Bahnstrecke.


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Blick aus Richtung Neustrelitz auf den früheren Bahnhof Bergfeld.


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Der ehemalige Bahnhof Bergfeld von der Straßenseite aus gesehen, mit Bushaltestelle davor. Der Bus von Neustrelitz nach Feldberg muss ganz schön im Zickzack fahren (Wir mit unseren Rädern auch!), um alle ehemaligen Bahnstationen dieser Strecke anzufahren.

Für den weiteren Weg nach Feldberg verließen wir aber nun die Bahntrasse (und sparten somit die Stationen Dolgen und Weitendorf aus), denn wir wollten noch unbedingt einen Abstecher zu den "Heiligen Hallen" machen; einem jahrhunderte alten urwüchsigen Buchenwald vor den Toren Feldbergs...


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...bzw. das, was davon noch übrig ist. Das "Hallen-Dach" ist schon reichlich löcherig, denn vor knapp 20 Jahren ist hier ein Tornado (also ein richtiger, nicht der Bundeswehr-Kampfjet ;-) "durchmaschiert" und hat ordentlich Totholz produziert. Außerdem, so verriet es und ein Anwohner, sind viele Buchen mit einem Alter zwischen 350 - 400 Jahren am Ende ihres Lebens angekommen und machen nun Platz für nachwachsende Bäume. Der natürliche Kreislauf des Lebens.

Weiter nach Feldberg in Teil 2.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.09.25 06:42.
Teil 2/3

Ankunft in Feldberg.

Der ehemalige Bahnhof von Feldberg ist am südlichen Ortsrand auf einem Berg gelegen. Nach dem Durchqueren der "Heiligen Hallen" führte unser Weg direkt daran vorbei. Wir machten einen kurzen Foto-Halt. Erinnerungen kamen hoch. Zweimal hatte ich diese Strecke bereist. 1996, damals noch mit BR 202 und Halberstädter Abteilwagen; und dann noch einmal im Sommer 1999 (ein Jahr vor Schluss) mit dreiteiligem "Talent-Dieseltriebwagen" der BR 643. So landschaftlich reizvoll die Strecke auch war und ist; der Zustand der Strecke und die Geschwindigkeiten dazu gaben schon damals Anlass zur Endzeit-Stimmung - ein großer Teil der Strecke noch in Kiesbettung gelegen, viele Langsamfahrstellen (mal mit 20, mal mit 30 km/h); das "Höchste der Gefühle" war ein Stück mit 50 km/h. Trotz Taktverkehr, aber bedingt durch die somit resultierenden unattraktiven Fahrzeiten, hoffnungslos dem Auto unterlegen. Hätte man kurz nach der Wende hier mit einem vernünftigen und zukunftsfähigen Konzept die Strecke zumindest für den touristischen Verkehr ausgebaut (durchweg Schotterbettung, 80 km/h), dann gäbe es wohl eine ähnlich gute Entwicklung wie das östliche Streckenpendant Neustrelitz - Mirow, was mittlerweile fester Bestandteil des touristischen Angebotes im Kreis Mecklenburger Seenplatte ist.


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Der ehemalige Bahnhofsgebäude von Feldberg heute - Ein Atelier und Antik-Markt. Viel von der ursprünglichen Substanz ist noch vorhanden. Die Gleisseite war leider unerreichbar zugewachsen und daher nicht fotografierbar, ohne den anwesenden Besitzern zu dicht auf die Pelle zu rücken.


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Daher noch ein Bild von der anderen (Straßen-) Seite. Schön auch das alte Kopfsteinpflaster am Bahnhofsvorplatz. Der allseits bekannte Bahnhofs-Esel von Feldberg war aber nicht mehr da.

Uns knurrte mittlerweile ordentlich der Magen. Zum Glück entdeckten wir neben dem Bahnhof eine Truck-Stop-Kantine, die uns mit bester, heimischer Hausmannskost für einen schmalen Taler empfing. Wir hatten Glück, es war schon 5 Minuten vor Küchenschluss, aber die Kantinenfrauen hatten Erbarmen mit uns hungrigen Radlern. Die Fleischtöpfe waren noch ordentlich gefüllt.


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Ein Festmahl für uns "DDR-Kinder" und zum Auffüllen unserer aufgebrauchten Energiereserven.

Ein feines Dessert holten wir uns danach in der nahegelegenen und sehr empfehlenswerten Konditorei "Tortenmarie".

Vom Bahnhofsberg aus rauschten wir hinunter in den malerischen Erholungsort Feldberg; schön wie eh und je und auch angenehm frequentiert. Hier regiert nicht der Massentourismus; hier genießt man die erhabene Schönheit dessen, was uns die letzte Eiszeit auf wunderbare Weise hinterlassen hat.

Nun brach auch endlich der Sonnenschein richtig durch und wir verließen radelnd den Landkreis Mecklenburger Seenplatte und erreichten in zauberhafter Landschaft den nordwestlichen Zipfel des Landkreises Uckermark - Willkommen zurück im Land Brandenburg. Und hier erwartete ich voller Spannung, was uns dieser bisher unerreichbare Ort zu bieten hat:


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Fürstenwerder. Ein Ort, 800 Einwohner, 1817 bereits wieder das Stadtrecht verloren (hat aber bis heute immer noch den Charakter einer idyllischen Ackerbürgerstadt am See bewahrt);
ebenso zwei ehemalige Bahnstrecken mit ihren dazugehörigen Bahnhöfen - Das wollten wir natürlich ausgiebig erkunden. Aber zuerst hieß es:


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"Pack die Badehose aus!"...und nichts wie rein in den Großen See (Wahrensee). Draußen waren es knapp 17°C, das Wasser hatte aber noch über 20°C, also sehr angenehm.


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Und wenn man aus dem Wasser steigt, empfängt einen dieses herrliche Kleinstadt-Panorama. Eine saubere, gepflegte, zentral in Ortsmitte gelegene Badestelle. Wir waren sehr angenehm überrascht.


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Auch dieser Blick durch das "Woldegker Tor" ist einfach nur malerisch. So hätten wir Fürstenwerder nicht erwartet; eher still und verschlafen in absolut untouristischer Lage. Aber nein, Fürstenwerder ist ein sehr idyllischer, gepflegter und lebendiger Ort. Sogar mit Einkaufsmarkt, Cafe, Bäcker, Fleischer, Grundschule und Kita. Und das alles malerisch am See gelegen - hier fühlen sich auch junge Familien wohl. (Auch ohne Bahnanschluss!) Darf man dazu noch Geheimtipp sagen, ohne dass er im nächsten Atemzug von Touri-Horden überrant wird? Wir werden jedenfalls wiederkommen, und zwar recht bald, so viel steht fest.

Apropos Bahnanschluss: Welcher kleine Ort kann schon von sich behaupten, gleich von zwei separaten Bahnstrecken einstmals angebunden zu sein, mit den dazugehörigen Bahnhofsgebäuden.
Beginnen wir mit dem absoluten Prachtstück:


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Der ehemalige Kreisbahnhof Fürstenwerder, Endpunkt der im Jahre 1978 stillgelegten Bahnstrecke Prenzlau - Fürstenwerder der Prenzlauer Kreisbahn. Ein Juwel, mit soviel Hingabe und Liebe zum Detail hergerichtetes Gebäudeensemble. Hier ist nach allen regeln der höchsten Kunst alles fein angeordnet. In meiner persönlichen Top10-Liste der ehemaligen Bahnhofsgebäude hat es meinen bisherigen Favoriten "Brandenburg Krakauer Tor" vom Thron gestoßen.


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Auch von dieser Seite ein absolut märchenhaft schöner Anblick. Jedes noch so kleine Detail und angeordnete Dekoelement wie z.B. Wagenrad und die Sichtachsen - nichts ist dem Zufall überlassen. Da ist es absolut verzeihlich, dass man im Gegenatz dazu von der Rückseite keinen Blick mehr auf das frühere Gleisfeld hat.

Ein abschließender Blick dafür noch auf die ehemalige Bahntrasse in Richtung Prenzlau...


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...mit der typischen DDR-Garagen-Bebauung. Auch hier keine "tote Hose", sondern (im Rücken des Fotografen) eifriges Werkeln am DDR-Kfz-Fuhrpark - mit Musike!

Das war der ehemalige Kreisbahnhof von Fürstenwerder.

Im dritten und letzten Teil geht es dann zum ehemaligen Staatsbahnhof; und weiter nach Prenzlau.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.09.25 06:43.
Teil 3 und Schluss.

In kurzer Entfernung zum ehemaligen Kreisbahnhof Fürstenwerder befindet sich der ehemalige Staatsbahnhof Fürstenwerder.


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Kaum zu glauben; man könnte meinen, der letzte Zug sei vielleicht vor 30 oder 40 Jahren gefahren; aber nein: Ganze 80 Jahre ist es schon her, seit die Staatsbahnstrecke Fährkrug - Fürstenwerder reparationsbedingt abgebaut wurde.


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Auch wenn er längst nicht so ein prachtvolles Glanzstück wie sein "kleiner Bruder", der Kreisbahnhof darstellt, so besticht auch dieser Bahnhof mit viel ursprünglich erhaltenem Charme. Mit etwas Phantasie dampft jeden Moment ein Kleinbahnzug aus Richtung Fährkrug herbei.


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Etwas weiter südlich davon das heutige Panorama des einstmals riesigen Bahnhofsareals mit der dazugehörigen Wasserturm-Ruine. Der in Bildmitte verlaufende Radweg ist der vorzügliche Bahntrassen-Radweg "Spur der Steine" von Fürstenwerder bis kurz vor Templin. Bin ich vor zwei Jahren ein großes Stück mit meinem Papa im letzten Abendlicht gen Templin geradelt.

In dieser wunderschönen Sommernachmittags-Stimmung verließen wir nun, erfüllt von herrlichen Eindrücken, das idyllische Fürstenwerder. Auf feinstem Asphalt vorzüglich ausgebauter, aber fast autofreien Straßen, rauschten wir im schönsten Sommersonnenschein durch die liebliche, hügelige Weite der Uckermark. Etwas hatten wir noch auf unserem Zettel:


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Ein "Zufallsfund" am nordwestlichen Ortsrand von Dedelow: Ein Stück Trampelpfad auf der ehemaligen Bahntrasse Prenzlau-Strasburg (bzw. Fürstenwerder). Ideal für die abendliche "Hunde-Runde", aber auch gut mit Rad zu befahren. Und dieser Weg führte uns geradewegs...


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...zu einem Stück noch erhaltenen Gleisrests und einstmals "wildem Bahnübergang" in der Nähe des Haltepunktes...


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Dedelow! Wir haben ihn tatsächlich noch gefunden. Da war die Freude natürlich riesengroß. Wie schön, dass nach der Einstellung der Bahnstrecke Prenzlau - Strasburg im Jahre 1995 dieses kleine Stück Eisenbahngeschichte bis zum heutigen Tage bewahrt und gepflegt wird. Mehr braucht es nicht, aber dieses kleine Stück ist ein wichtiges Puzzleteil gegen das Vergessen eines längst vergangenen Eisenbahnzeitalters. Noch gut erkennbar die alte Bahnsteigkante.


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Auf der Bahntrasse in Richtung Strasburg bzw. Fürstenwerder gackern und scharren schon seit langem die Hühner. Ein friedliches Landlust-Motiv. Erinnert irgendwie an ähnliche Motive von alten Bahnstrecken in Rumänien oder auf Kuba. Aber nein, das hier ist Uckermark pur!

Nach diesen äußerst erfreulichen und keinesfalls wehmütigen Eindrücken gelangten wir so langsam auf die Zielgerade nach Prenzlau. Schon von weitem grüßten uns die Türme der mächtigen Marienkirche. Da es noch ausreichend Zeit bis zur Abfahrt des RE 3 in Richtung Berlin war, entschieden wir uns für einen kurzen Umweg zwecks Besichtigung der Innenstadt von Prenzlau. Prenzlau ist für uns bisher immer eine Stadt gewesen, die man auf dem Weg von und zur Ostsee streift, aber nie so richtig gesehen hat. Das holten wir jetzt nach.


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Mächtig beeindruckend, die im goldenen Abendlicht angestrahlte Marienkirche. Auch sonst hat sich im Stadtzentrum; Landesgartenschau sei dank, einiges getan und wurde aufwändig hergerichten, wie z.B. die Wasser-Kaskaden. Aber dennoch hielt sich der Publikumsverkehr in Grenzen, es wirkte geradezu ausgestorben.


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Dem etwas abseits gelegenen Bahnhof von Prenzlau hat man auch; Landesgartenschau sei Dank, eine Frischzellenkur verpasst; mit vielerlei Verbesserungen (Erscheinungsbild, Barrierefreiheit, neue Bahnsteige mit Dach) und sogar zweisprachige Bahnhofsschilder von Prenzlau (plattdeutsch: "Prentzlow").


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Vom einstigen Stumpfbahnhof für die Züge nach Templin ist nach der Stilllegung vor 25 Jahren kaum noch etwas zu erkennen.

Mit leichter Verspätung kam dann unser RE 3 in Richtung Berlin angerauscht. Gut gefüllt, aber nicht überfüllt (wie man es den "Horrormeldungen" von diversen Sommer-Wochenenden entnehmen konnte), war uns auch noch ein gemütliches Plätzchen im Oberstock beschieden, an dem wir uns mit einem kühlen Radler auf diese wunderschöne, entspannte und erlebnisreiche Radtour zuprosteten.

Ich hoffe, es hat auch Euch gefallen.

Viele Grüße Martin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.09.25 06:44.

Ein schöner Bericht! (o.w.T)

geschrieben von: DAVIDG

Datum: 24.09.25 08:48

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Sehr informativ und auch tolle Fotos. Danke für die Präsentation!
Res Sw schrieb:
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird hier auch nie wieder ein Zug fahren können, so sehr ich auch die Stilllegung dieser schönen Bahnstrecke, zumindest aus touristischer Sicht, bedaure.

Hallo!

Danke für den Beitrag!
Aber warum so pessimistisch?
Ich hatte schon in einem anderen Bericht ein paar Links geteilt, dass es dort sehr wohl Bemühungen gibt, die Strecke zu Reaktivieren.

[www.drehscheibe-online.de]

Selbst das Infrastrukturministeriums MV sieht Chancen:
[www.drehscheibe-online.de]


Bestimmt nicht heute oder morgen, aber in ferner Zukunft - warum nicht?!

Gruß micky

P.S: Auf welche Strecken der Region kann man sich noch freuen? Vorfreude ist ja die schönste Freude.
Hallo zusammen!

@ Alle: Vielen Dank für Euer feedback! Freut mich sehr.

@ micky: Grundsätzlich bin ich, was sinnvolle Streckenreaktivierungen angeht, bei Dir. Nur nach meinen persönlichen Erlebnissen und Eindrücken vor Ort sowie den Gesprächen mit den Anwohnern links und rechts der Strecke ist die Eisenbahnverbindung Neustrelitz - Feldberg so gut wie aus dem Alltag der Menschen dort verschwunden. Selbst die recht häufig fahrenden Busse sind außerhalb des Schülerverkehrs so gut wie leer. Die Bewohner fahren Auto, Motorrad oder Moped; die Touristen reisen mit eigenem Auto, Wohnmobil, Motorrädern oder Boot an. Hinzu kommt, dass die Gleise durch das ungebremste Wachstum der Vegetation irreperable Schäden bekommen haben. Die Bahnübergänge sind stark verwittert oder verschlammt und sämtliche Bahnsteige müssten neu (barrierefrei) errichtet werden. Man hat sich mittlerweile an die himmlische Ruhe gewöhnt. Wer an dieser Strecke ein altes Bahnhofsgebäude erworben, rechnet wohl auch nicht mehr mit Zugverkehr vor der Tür. Alles in allem würde eine Reaktivierung (wohl eher ein kompletter Neuaufbau) sicher einen hohen zweistelligen, wenn nicht sogar mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten. Geld, das momentan und auch in ferner Zukunft nicht da sein wird (bzw. welches zur Rettung des Weltfriedens, pardon: der Rüstungsindustrie mit vollen Händen ausgegeben wird!) Nicht mal an einen Bahntrassen-Radweg ist zu denken, wenn man sich nur mal den momentanen Baufortschritt in Kilometern z.B. auf dem ehemaligen MFWE-Streckenabschnitt Mirow-Buschhof betrachtet - in Zahlen: 0!

Die Grundprobleme der Bahnstrecke sind ja auch diese: 1.) Es ist eine Stichstrecke von einer Kleinstadt zu einer noch kleineren Stadt; 2.) Es fehlt der Güterverkehr; 3.) Der Zustand der Infrastruktur ist schon seinerzeit absolut inakzeptabel gewesen; und 4.) Die meisten Stationen (so auch Feldberg) sind weit außerhalb der Ortszentren gelegen.

Hätte man gleich nach der Wende diese Strecke umfassend saniert, barrierefrei und für mindestens 80km/h Streckengeschwindigkeit ausgebaut und sie in das Tourismuskonzept des Nationalparkes mit eingebettet; stünde sie heute sicher besser da. Ein Verkehr mit BEMU wären da heutzutage ökologisch die Kirsche auf der Torte.

So bleibt vielleicht nur die Erinnerung an eine landschaftlich reizvolle Bahnstrecke, welcher leider der Sprung in die heutige Zeit nicht vergönnt war.

Viele Grüße Martin
Res Sw schrieb:
Hallo zusammen!

@ Alle: Vielen Dank für Euer feedback! Freut mich sehr.

@ micky: Grundsätzlich bin ich, was sinnvolle Streckenreaktivierungen angeht, bei Dir. Nur nach meinen persönlichen Erlebnissen und Eindrücken vor Ort sowie den Gesprächen mit den Anwohnern links und rechts der Strecke ist die Eisenbahnverbindung Neustrelitz - Feldberg so gut wie aus dem Alltag der Menschen dort verschwunden. Selbst die recht häufig fahrenden Busse sind außerhalb des Schülerverkehrs so gut wie leer. Die Bewohner fahren Auto, Motorrad oder Moped; die Touristen reisen mit eigenem Auto, Wohnmobil, Motorrädern oder Boot an. Hinzu kommt, dass die Gleise durch das ungebremste Wachstum der Vegetation irreperable Schäden bekommen haben. Die Bahnübergänge sind stark verwittert oder verschlammt und sämtliche Bahnsteige müssten neu (barrierefrei) errichtet werden. Man hat sich mittlerweile an die himmlische Ruhe gewöhnt. Wer an dieser Strecke ein altes Bahnhofsgebäude erworben, rechnet wohl auch nicht mehr mit Zugverkehr vor der Tür. Alles in allem würde eine Reaktivierung (wohl eher ein kompletter Neuaufbau) sicher einen hohen zweistelligen, wenn nicht sogar mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten. Geld, das momentan und auch in ferner Zukunft nicht da sein wird (bzw. welches zur Rettung des Weltfriedens, pardon: der Rüstungsindustrie mit vollen Händen ausgegeben wird!) Nicht mal an einen Bahntrassen-Radweg ist zu denken, wenn man sich nur mal den momentanen Baufortschritt in Kilometern z.B. auf dem ehemaligen MFWE-Streckenabschnitt Mirow-Buschhof betrachtet - in Zahlen: 0!

Die Grundprobleme der Bahnstrecke sind ja auch diese: 1.) Es ist eine Stichstrecke von einer Kleinstadt zu einer noch kleineren Stadt; 2.) Es fehlt der Güterverkehr; 3.) Der Zustand der Infrastruktur ist schon seinerzeit absolut inakzeptabel gewesen; und 4.) Die meisten Stationen (so auch Feldberg) sind weit außerhalb der Ortszentren gelegen.

Hätte man gleich nach der Wende diese Strecke umfassend saniert, barrierefrei und für mindestens 80km/h Streckengeschwindigkeit ausgebaut und sie in das Tourismuskonzept des Nationalparkes mit eingebettet; stünde sie heute sicher besser da. Ein Verkehr mit BEMU wären da heutzutage ökologisch die Kirsche auf der Torte.

So bleibt vielleicht nur die Erinnerung an eine landschaftlich reizvolle Bahnstrecke, welcher leider der Sprung in die heutige Zeit nicht vergönnt war.

Viele Grüße Martin
Genau so ist es. Es gibt einfach Strecken da ist der Zug buchstäblich abgefahren. Weder von der Nachfrageseite noch von den Kosten her ist auch nur ansatzweise an einen Schienenverkehr zu denken zumal die Anlagen inzwischen völlig unbrauchbar sind sofern überhaupt noch vorhanden. Und das sage ich als absoluter Eisenbahnfan.
Moin, Im Juni 2014 fuhren gleich zwei Sonderzüge nach Feldberg
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Grüße Jens
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