99 637 schrieb:
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> Dass es bereits eine "Ungleichheit" zwischen
> Beamten und angestellten Eisenbahnern gibt ist
> natürlich richtig. Diese wird allgemein akzeptiert
> und sich wirkt wohl nicht negativ auf das
> Betriebsklima aus, was m.E. aber auch darin
> begründet liegt, dass sie einem vollkommen anderen
> politischen und historischen Kontext unterliegt
> und ihre Auswirkungen auf den einzelnen
> Mitarbeiter nicht vergleichbar sind.
>
> Ich habe eben die Befürchtung, eine womöglich neu
> eingeführte Tarifpluralität nicht zu der selben
> schnellen und störungsfreien Akzeptanz führen
> könnte.
>
> -------
>
> Zimmerle schrieb:
>
> > Dass ich mich klar auf die Seite der GdL stelle,
> beruht auf meiner Einschätzung der derzeitigen
> gesellschaftlichen Umwälzungen, die sich
> > nun über die letzten Jahrzehnte eingestellt
> haben. Noch nie in der Geschichte der BRD hat sich
> so eine große Kluft in der Einkommensentwicklung
> > aufgetan. Ein Großteil unserer Gesellschaft
> verschließt davor die Augen, weil sie sich noch
> auf der sicheren Seite wähnt und sich lieber an
> > den sehr gute verdienenden Menschen in diesem
> Land orientiert ohne zu merken, dass sie
> eigentlich dem Prekariat viel näher sind als sie
> glauben.
> > Sie glauben die Mär, dass wenn es dem
> Arbeitgeber gut geht, es ihnen auch gut gehen
> wird. Das war vor 30 Jahren sicher ein viel
> gültigers
> > Argument als heute. Da gab es noch Arbeitgeber
> mit Verantwortungsgefühl für ihre Angestellten und
> es gab noch mehr Gewerkschaftsführer vom
> > Schlag eines CW, die die Chefs daran erinnerten,
> wenn diese dies zu vergessen scheinen. Heute
> spielt das weitestgehend keine Rolle mehr. Der
> > Arbeitnehmer ist nur noch ein lästiger
> Kostenfaktor und ein Rationalisierungsobjekt. Man
> weiß schon gar nicht mehr, dass der Arbeitnehmer
> > Rechte hat. Ihr müsst froh sein, dass ihr einen
> wie CW habt und ihr solltet stolz sein auf Euere
> Leistung, nicht nur bei der Arbeit, sondern
> > auch beim diesem und wenn nötig bei einem
> kommenden Streik. Es ist verdammt noch mal Euer
> gutes Recht für Euer Gehalt und Eueren Status
> > zu kämpfen.
>
> Das unterschreibe ich sofort. Hätte ich nicht
> besser auf den Punkt bringen können.
>
> > Wie weiter hier bereits erwähnt - und das deckt
> sich mit den Infos die ich aus meinem
> Freundeskreis und meine familiären Umfeld her
> kenne -
> > gibt es kein schlechtes Betriebsklima, weil die
> Beamten und die Angestellten einen nicht
> unerheblichen Unterschied in ihrer Entlohnung zu
> > verzeichenen haben. Das wird auch bei
> unterschiedlichen Tarifen nicht anders sein.
>
> Von eben genau diesem letzten Satz bin ich nicht
> überzeugt. Ich lasse mich durch Argumente gerne
> überzeugen, aber wahrscheinlich werden wir uns
> darauf einigen müssen, dass wir uns beide vor
> allem auf Mutmaßungen stützen. Dasselbe gilt für
> die Frage, welche Vorteile uns die Tarifpluralität
> im Gegenzug bringen würde.
>
> Aus diesem gesamten Zusammenhang heraus erscheint
> mir jedenfalls das Ziel der GDL, die
> Tarifpluralität durch Streik erzwingen zu wollen,
> als ein sehr hartes Mittel, ein Ziel
> durchzusetzen, das zumindest nicht unzweifelhaft
> ist. Dadurch erscheint mir das jetzt erreiche
> Ausmaß der Streiks unverhältnismäßig und illegitim
> (nicht im juristischen, sondern im moralischen
> Sinne).
>
> Danke für die lebhafte und fruchtbare Diskussion.
>
>
> Gruß Ivo

Hallo Ivo,

ebenfalls vielen Dank für die Diskussion und auch für Deine PM.

ich habe ja schon gesagt, dass die momentane Lage eine schwierige sei. Natürlich weiß ich es auch nicht gewiss, wie sich die Dinge innerbetrieblich entwickeln. Auch da sehe ich nur mein perönliches Umfeld und das ist natürgemß immer subjektiv. Allerdings bin ich hier vielleicht nicht so pessimistisch wie Du. Ich will das damit begründen, dass ich der festen Überzeugungn bin, dass die Tarife nicht sehr weit auseinanderliegen werden. Das liegt m.E. in der Natur der Sache. Die EVG KANN es sich definitiv nicht mehr lange leisten einen Schmusekurs zu fahren. Und die GdL kann die derzeitige Schärfe nicht mehr alzu lange an den Tag legen. Das kostet zu viel Kraft. Dass die Gdl sich derzeit so gebärdet ist allen der Tatsache geschuldet, dass sie eben auch Zugbegleitpersonal in ihren Reihen hat. Und dass sie für diese Kollegen auch verhandeln will, steht rechtlich mittlerweile außer Zweifel und ist aus Gründen der Solidarität aus meiner Sicht sogar geboten. Wenn die Kuh vom Eis ist, geht alles seinen gewohnten Gang - Du wirst sehen.

Und nun noch zu Deinem letzten Anliegen, nämlich zur Moral. Ich weiß nicht wie alt Du bist, aber glaube mir, ich spreche aus Erfahrung: Moral hat bei Einkommensverhandlungen, sei es für Dich selbst oder auch im Tarifstreit, nichts zu suchen! Du verkauft Deine Arbeitskraft und Dein KnowHow und das bitte zum möglichst besten Preis! Kannst Du sonst noch was in die Waagschale legen? Bekommst Du mehr Geld weil Du ein guter Christ bis, oder jeden Monat für SOS-Kinderdorf spendest? Die Tarifpluralität ist ja nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck - solange es partut nicht anders geht.

Viele Grüße,

Klaus