Hallo,

da ja die eigentliche Anlaßmeldung nach vielfältiger Spekulation längst geschlossen ist, erstelle ich hier für den weiteren Fortgang einen neuen Pfad.

Am Mittag des 3. Juni 2022 entgleiste die RB 59458 zwischen Garmisch-Partenkirchen und Farchant. Vom geschobenen Doppelstock-Wendezug aus 5 Wagen und der 111 035 stürzten der zweite und dritte Wagen vom Bahndamm und der vierte zum Teil. Der Steuerwagen und der Wagen vor der Lok sowie die Lok blieben entgleist oben stehen. Es kamen 5 Fahrgäste zu Tode und viele Weitere wurden verletzt.

Nach den umfangreichen Rettungsmaßnahmen zeigt sich bald, daß niemand der Entscheider bzw. Handelnden der Meinung ist, es käme neben der Ursachenforschung und Beräumung der Strecke auch auf eine rasche Wiederherstellung an. Nein, auch die nahe gelegene, vierspurige Bundestraße mit getrennten Fahrbahnen wurde über das komplette Pfingstwochenende vollständig gesperrt (und noch zwei weitere Tage). Schon daraus konnte man die weitere "Dauer der Verfahren" befürchten.
Erst am 16. Juni wurde als letztes Fahrzeug die Lok wieder auf provisorisch hergerichtetes Gleis gestellt und am Folgetag nach München überführt - 14 Tage nach dem Ereignis. 3 der Wagen (die vom Bahndamm gestürzten) wurden vorher an Ort und Stelle zerschnitten und in einer Kiesgrube abgelegt.

Heute nun haben wir mit dem 22. Juni den 19. Tag nach dem Unglück und im Inforadio des Bayerischen Rundfunks wurde am Abend eine Meldung der Staatsanwaltschaft verlesen, daß die Dauer der Sperrung und Reparatur niemand seriös einschätzen und deshalb auch kein Datum genannt werden könne, da Teile der Strecke immer noch nicht freigegeben wurden.

Kommentar: da hilft wohl nur noch ein schweres Unwetter mit großen Schäden bei der Rückkehr zur Vernunft! Vielleicht ist die Spurenlage ja nach 3 Monaten besser als in der ersten Woche? (och, ich reg mich schon wieder auf - Schluß damit. Und ausdrücklich erwähnen muß ich noch, daß ich nicht den Anwohnern im Loisachtal das Unwetter wünsche!).

Als Schlußbemerkung muß noch konstatiert werden, daß bis heute niemand davon ausgehen konnte, kann und darf, daß es dort einen geordneten, fahrplanbasierten und ausreichenden Ersatzverkehr gibt. Aufgrund der Sperrung bzw. Nichtbedienbarkeit der angrenzenden Streckenabschnitte Murnau - Oberammergau, Garmisch-P. - Mittenwald und Garmisch-P. - Reutte in Tirol - Pfronten-Steinach - Kempten ist die Anzahl der erforderlichen Busse so hoch, daß in zumutbarem Umkreis (weiter erschwert durch erhöhte 9-Euro-bedingte Nachfrage auch bei den regionalen Buslinien, die teilweise verstärkt werden müssen) weder genug Busse, noch genug Fahrer beschafft werden können. Besonders bitter ist, daß teilweise erst im Nachhinein bekannt wird, daß die Busfahrer aufgrund Arbeitszeitüberschreitung um 21:00 Uhr den Verkehr beendet haben oder morgens der erste Bus erst gegen 7:00 Uhr auftaucht. So wird (besonders wegen des katastrophal langen Zeitraums der Sperrungen) auch dem letzten Willigen nachhaltig eingetrichtert, daß Abhängigkeit vom öffentlichen Verkehr das allerletzte ist, was man beim Leben in Deutschland so brauchen kann.
Ganz nebenbei muß man noch wissen, daß aufgrund der Fahrzeugflotte, besonders aber wegen den fehlenden Abstellkapazitäten in Bahnhöfen wie Oberau oder Murnau eben über die gesamte Zeit der reguläre Werdenfelsfahrplan "für die Tonne" ist und durch Stundentakt mit kapazitätsstarkem Pendelzug ersetzt werden muß. Dadurch müssen alle Nutzer der "Kochel-Strecke" ganztägig und immer in Tutzing umsteigen und statt im Spitzenverkehr bis zu 3 Zügen in einer Stunde (südlich von Weilheim) gibt es eben nur eine Zeitlage. Das eben auch über viele Wochen - aktuell ohne belastbares Datum bis mindestens 10. Juli.


Immer noch erschüttert über "deutsche Krisenbewältigung".
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