Hallo,
ich habe auch schon daran gedacht, dass damals noch nicht alles so exakt genormt war und selbst wenn, nicht mit der heutigen CNC-Genauigkeit hergestellt werden konnte. Erst recht nicht bei einem Gesellenstück, selbst wenn es äußerlich noch so schön aussieht. Ich habe mir inzwischen mal die Mühe gemacht und die Pfeife zum genaueren Messen nochmals aus der Halterung geschraubt. Mit einer anderen Schiebelehre mit feineren Meßschenkeln komme ich jetzt auf einen Kerndurchmesser von 31,4 mm, statt wie bisher gemessenen 32,6 mm. Aber auch da ist in den mir vorliegenden Gewindetabbellen nichts genau passendes zu finden. Es könnte auch in Richtung W 34 x 1/10" LON gehen. Ich werde wohl den Rat befolgen und mit der Pfeife mal eine geeignete Werkstatt aufsuchen. Leider sind meine bisherigen langjährigen Spezis für solche Sonderanfertigungen inzwischen weggezogen oder verstorben.
Zum Betrieb von Dampfpfeifen mit Druckluft kann ich folgende Erfahrungen beisteuern. Es ist neben dem zur Verfügung stehenden Luftdruck und Volumen auch sehr von der Bauart und dem Zustand der Dampfpfeife abhängig. Bestes Beispiel ist diese Einheitspfeife:
Als ich sie vor etwa 40 Jahren bekommen habe, hatte ich in meinem damaligen Hobbykeller einen alten ehemaligen Haushaltsstaubsauger meiner Mutter. Ein tolles Teil im Design der 1950er-Jahre aus Metall mit einer Art Kunstlederbezug. Das Besondere daran war, dass man nicht nur sehr gut saugen, sondern durch umstecken des Schlauches auch sehr gut blasen konnte (Es saugt und bläst der Heinzelmann....) Nun der Schlauch passte exakt in die Öffnung der Pfeife und siehe da, sie pfiff im bekannten tiefen Ton, wenn auch nicht sonderlich laut, da sie auch gegen den düsenjägerartigen Staubsaugerlärm ankämpfen musste. Ich war trotzdem begeistert und habe damals Mitbewohner und Nachbarn lange damit genervt!
Bei der Einheitspfeife eines Freundes, deren Klangkörper nicht aus dünnem Messing sondern aus dickem Stahlblech bestand, funktionierte es aber nicht, selbst nicht mit einem Druckluftkompressor, sondern erst, als wir sie an die Hauptluftleitung unserer Vereinslok anschlossen.
Nun wurde aber der Hobbykeller im Sommer wenig genutzt, so dass ein Wasserrohrbruch erst im Herbst bemerkt wurde. Nicht nur die Modellbahn und besagter Staubsauer, sondern u.a. auch die Metallteile der Pfeife waren korrodiert. Später wurde sie dann noch jahrelang in einer feuchten Garage gelagert und als ich sie Jahrzehnte später mal wieder mit einem großen Kompressor testen wollte, tat sich gar nichts mehr, da sich der Ringspalt durch Rost total zugesetzt hatte. Trotz Fluten mit Caramba und Petroleum gelang es mir auch nicht, die Pfeife zur Reinigung des Spaltes zu zerlegen. Ich habe bei dem Versuch sogar den großen Schraubstock in der Lokwerkstatt meiner damaligen Museumsbahn aus der Halterung gerissen. Seitdem steht die Pfeife stumm auf dem Wohnzimmerregal.
Es ist also gerade bei wenig Luftdruck/Volumen sehr vom Zustand des Ringspaltes und auch von Material, bzw. Stärke und der Resonanzfähigkeit des Klangkörpers abhängig. Meiner neuen Länderbahnpfeife konnte ich mit provisorischer nicht ganz dichter Luftzuführung selbst mit meinem kleinen Airbrushkompressor mit 25l-Behälter und 6 bar deutliche Töne entlocken, die nach Angabe meiner Nachbarn im gesamten Mehrfamilienhaus zu hören waren.
Pfeifende Grüße
Joachim