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Moderatoren: Klaus Habermann - JensMerte - TCB

Dampflockdown

geschrieben von: Buharli

Datum: 28.05.20 08:47

Dampflockdown

Millionen in Kurzarbeit. Ganzen Branchen bricht der Umsatz weg. Distanzregeln und Schutzmasken gehören zum Alltag. Uns wird klar, dass Covid-19 unser Leben und unsere Lebensgewohnheiten für eine signifikante Dauer erschüttert.
Es gelten nach wie vor Reisewarnungen, uns Deutsche als inoffizielle „Reiseweltmeister“ trifft das besonders hart. Auch unser ganz spezielles Verlangen aufzubrechen und loszufahren, in und zu Dampfzügen, steht einstweilen dem Risiko gegenüber, der Verbreitung des Virus Vorschub zu leisten.

Versteht mich nicht miss: ich wählte zwar den Titel “Dampflockdown“ weil ich ihn plakativ finde und dieser Traktionsart bekanntlich sehr zugetan bin (Buharli ist schließlich das türkische Wort für dampfend). Natürlich beziehe ich auch alle Initiativen, Kämpfer und Kümmerer um 103, V 200, E 10, SVT, V 60 & Co mit ein. Ganz gleich, welche historische Lok, welcher historische Wagen! Die Pandemie sendet uns Eisenbahnfreunde eine krasse Mahnung zu: der gesamte Nostalgiezugbetrieb, unser Bestreben, ein Stück Vergangenheit kurzzeitig wiederzuerschaffen, ist kein Recht sondern lediglich ein Privileg. Und Privilege können uns jederzeit genommen werden, sei es durch Überregulierung und immer strengere Auflagen, sei es durch wachsendes Desinteresse und Zankerei, oder durch eine grausame Volte des Schicksals: nämlich das Corona-Virus.

„Jetzt ist es höchste Zeit, dass Museumsbahnen ihre kollektive Stärke demonstrieren“, schreibt Nick Brodrick, Chefredakteur der englischen Steam Railway in seiner Aprilausgabe, „um zusammenzufinden und gemeinsam das rettende Ufer zu erreichen.“ Zum Redaktionsschluss für das Mai-Heft meldet Steam Railway, dass britische Dampflokfreunde binnen vier Wochen 1,5 Millionen Pfund Sterling (1,68 Mio Euro) ihren Museumsbahnen und Hauptbahn-Dampfbetreibern gespendet haben.
Beneidenswert.
Okay, unsere Szene in Deutschland mag anders geartet sein. Und wir wissen nicht, ob es jetzt Sinn macht, Unterschiede herauszustellen. Was wir eher wissen, ist die allen Museumseisenbahnen, Vereinen und Fahrzeughaltern historischer betriebsfähiger Exponate gemeinsam und unverschuldet erlittene Notlage, eine ganze Hauptsaison zu verlieren. Mindestens. Bei kontinuierlich weiterlaufenden Kosten und Unterhaltungsfristen. Auch die ehrenamtliche Arbeit „vor Ort“ steht zur Disposition: das (zeitweise) Zusammenarbeiten und -leben mit geselligen Abenden usw. ist momentan gestört; die Einrichtungen, Aufenthalts-/Übernachtungsräume usw. sind häufig nicht kompatibel mit behördlichen Vorgaben. Viele Aktive gehören zur Risikogruppe.

Der Mensch – wie alle, die sich um die Erhaltung und den Betrieb historischer Schienenfahrzeuge kümmern – ist auf menschliche Solidarität angewiesen. Ich bin nicht mehr so drin in der Szene. Deshalb auch die Frage: Wo ist die Institution, eine Dachorganisation etwa, die der Nostalgiebranche helfen kann? Die nicht ohnmächtig zusieht sondern eine gemeinsame Überlebensstrategie findet, die auf dem Wissen beruht, was auf dem Spiel steht. Und die es schafft, die universelle Erfahrung einer Seuche in positive Veränderungen umzumünzen. Und weil die vermutlich nicht gleich hier aus der Kiste springt …

Hallo, MuBa-Forum bei DSO! Die Hütte brennt! Was wäre das Mindeste, das jeder fürs Erste tun kann? Welche Ideen habt Ihr?

Womöglich die eingeplante Summe für ein abgeblasenes Nostalgiezug-Wochenende spenden – an einen Verein, eine Initiative, ein Unternehmen Ihres/Deines Vertrauens.
Oder ein virtueller Fahrkartenkauf aus purer Solidarität – zur Überbrückung bis in die Nachkrisenzeit.
Werde ich gefragt, was tust Du?, möchte ich antworten, dass ich von dem mir zustehenden Honorar für jedes verkaufte Exemplar meines nächsten Buches – etwa das mit dem Titel HEISSDAMPF bei der VGB ins Auge gefasste – 10 Prozent für die Dampftraktion spenden werde.

Robin Garn

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Rainer Schnell

Datum: 28.05.20 09:48

Moin Robin,

deine Ausführungen kann ich nur unterstützen. Es wäre wünschenswert, Unterstützungen für die Museumsbahnszene zu bündeln. Als Dachorganisation fällt mir der BDEF ein. Deiner Idee mit anteiliger Honorarspende werde ich folgen und ebenfalls 10 % des Honorars meines im Herbst erscheinenden VGB-Buches „Schlussakkord“ spenden. Ich hoffe, dass es auch nach dem Verkauf von VGB an GeraNova im Programm bleibt.

Wenn die Autoren anderer Bücher mitziehen, wäre ein Grundstein gelegt.

VG Rainer Schnell

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Michael Staiger

Datum: 28.05.20 10:12

Hallo Robin,

ganz klar bin ich auch dafür das möglichst viele dem Verein ihres Vertrauens etwas zukommen lassen, denn an keinem geht der Lockdown spurlos vorbei.
Das muß nicht gleich Geld sein - dennoch zählt jeder € Spende - sondern können es auch Naturalien jeglicher Art sein.

@ Rainer:
Der Verband der meisten Museumsbahnen ist der VDMT, hier gibt natürlich Infos und Hilfsmaßnahmen für in Not geratene Vereine.

Gruß
Michael

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Andi3

Datum: 28.05.20 11:17

Hallo Fan-Gemeinde,

die Initiative von Buharli ist nur zu unterstützen! Auch ich werde mich mit einer Spende an meinen Verein anschließen.
Die Zeit von Kurzarbeit und deren Folgen bietet aber auch noch ganz andere Chancen, die Museumsbahnvereine zu unterstützen:
Den meisten dieser Vereine mangelt es an aktiven, jüngeren Mitgliedern. Diejenigen unter uns, die es nicht schon sind, sollten deshalb gerade in dieser Phase einmal darüber nachdenken, Mitglied in einem der vielen rührigen Vereine zu werden. Neben der rein materiellen Unterstützung durch den Mitgliedsbeitrag bieten sich damit auch Möglichkeiten, Projekte, die sonst nur mit Hilfe teurer externer Aktivitäten zu meistern sind, vielleicht aus eigener Kraft zu stemmen - und die Decke fällt einem dabei auch nicht auf den Kopf! Genügend interessante Arbeit dürfte in jedem Verein warten!

Andi3

. (o.w.T)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 28.05.20 12:33

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.02.24 17:32.

Re: Dampflockdown

geschrieben von: 155 112

Datum: 28.05.20 15:25

Hallo,
Also ich finde den Aufruf Vereinen zu helfen gut.Danke dafür.
Aber warum heißt es immer gleich -die ganze Saison fällt aus?
Inzwischen ist das Meiste ja wieder erlaubt.
Irgendwie versteifen sich manche in Lockdown-Modus ohne das ein Lockdown besteht

Die Pressnitztalbahn zb.fährt auch zu Pfingsten.Manche sind irgendwie auf alles verboten...müssen ausfallen lassen usw.
Da Tourismus innerhalb Deutschlands wieder möglich ist und statt Sommerauslandsurlaub ja auch eher erwünscht sollte es auch Kundschaft geben.Leider sind manche auf Endzeitmodus.
Ein Verein der von sich aus alles ausfallen lässt hat halt keine Einnahmen
Also die Saison muss keinesfalls komplett ausfallen..unterstützungsaufrufe sind trotzdem gut.
Lg

Re: Dampflockdown

geschrieben von: DuKabina?!

Datum: 28.05.20 16:12

Dir ist aber schon klar, dass es dem Verein wenig nützt, z. B. eine Sonderfahrt mit Dampfbespannung durchführen zu wollen, wenn er auf Grund der Abstandsreglungen nur (bestenfalls) 50 % der Plätze verkaufen darf? Denn dann kommt mathematisch sehr genau und recht schnell heraus, dass jener geplante Dampfzug für den Verein ein Minusgeschäft ist.
Und was macht der Verein dann sinnvoller Weise? Richtig, er fährt nicht.

Ist es so schwer zu kapieren, dass auch bei Vereinen im Bereich der Eisenbahntraditionspflege bestimmte ökonomische Gesetzmäßigkeiten knallhart gelten, wie bei jedem Unternehmen.

Glaube mal wie viele Gastronomen unter den Abstandsgeboten, obwohl sie öffnen dürfen, nicht wirtschaftlich arbeiten können und arbeiten.

"You won't do well to silence me, with Your words or wagging tongue, with Your long tall tales of sorrow, Your song yet to be sung ..."
Aus: "Wagging tongue" aus dem Album "Memento Mori" von Depeche Mode, geschrieben von Dave Gahan & Martin L. Gore
Ab und zu hier ganz gut passend, dieses Textzitat.
R.I.P. Andrew "Fletch" Fletcher. * 08.07.1961, + 26.05.2022; Du warst das Rückgrat der Band. Danke dafür.

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Klaus D. Holzborn

Datum: 28.05.20 16:41

Ja Robin,

wie Recht Du hast ...

aber sorry, Dein Aufruf - klar unter anderen Umständen - kann heute schon 55jähriges Jubiläum feiern.

1965 hatte ich (Mitglied im VdEF Wuppertal von Carl Bellingrodt) zusammen mit Hamburger Eisenbahnfreunden (Mitglieder im FdE Hamburg) versucht, beide Vereine (es gab damals nur ZWEI !!!) zu einem großen zusammenzuführen.
Weil nämlich die DB es leid war, mal mit dem Einen und mal mit dem Anderen über Identisches (z.B. Erhaltung von Fahrzeugen) zu reden.
Doch die Herren Vorsitzenden in Hamburg hatten offenbar Furcht, Ihre Macht (oder ihren Job) zu verlieren, also wurde abgelehnt.

Das hat sich nicht geändert. Du weißt doch selber, wer alles 1991 beim Plandampf in Möser in unserem Hotel an der versuchten Vereinigung der Plandampf-Freunde kam. Niemand außer Dir und den Wolfsburgern. Den anderen war es egal. Und damals war es ähnlich, die Reichsbahndirektionen waren dem Plandampf aufgeschlossen gegenüber gestanden, aber jedes Mal kam wer anders mit anderen Ideen.

Es wird definitiv nicht klappen, alle Vereine mal an einen Tisch zu bekommen und daraus resultierend einen Sprecher für Alle.
Denn so macht jeder "sein" Ding, es gibt x gleiche oder ähnliche Lokomotiven, die mühsam und teuer erhalten wurden, sie können aber nicht alle fahren, weil sich die Leute gegenseitig ihre Fahrgäste wegschnappen würden (ohne Corona) und weil es gar nicht genügend Strecken und zahlende Fahrgäste gäbe.
Das war schon vor Corona so. Und ich will nicht unken, aber Corona wird letztendlich dafür sorgen, dass sich hier was tun muss.

Und wer nicht mitspielt, hat halt verloren. Und ich habe auch kein Mitleid mit vielen, weil ich weiß, wie die auf Hinweise etc. reagiert haben.
"Stör' uns nicht beim Abendbier - und wer hat dich aufs Betriebsgelände gelassen?" hörte ich unter anderem, als ich nur einen Karton von 1000 Postkarten als Geschenk (im Wert von etwa 500 €) übergeben wollte.

Jeder macht sein Ding, Zusammenarbeit ist ein unbekanntes Wort.

Und wenn Züge nun nur mit 50% oder weniger Fahrgästen unterwegs sein können, wie soll das Ganze finanziert werden?

Hier hilft nur, wenn sich alle am eigenen Strick aus der Sch... ziehen und sich vereinen. Aber ich glaube kaum, dass das möglich sein wird, jeder glaubt ja, er käme glimpflich aus der Corona-Krise heraus. Und Glauben versetzt ja bekanntlich Berge.

Tolle Idee von Dir, aber es wird an der Ausführung scheitern. Und die bereits existierenden Dachverbände, die sollten tätig werden ...

Es wäre schön, wenn es klappen könnte.

LG KLaus

Danke

geschrieben von: JensH

Datum: 28.05.20 16:54

Hallo Robin,

danke, dass du das Thema aufgreifst. Das Problem trift ja nicht nur auf Eisenbahnvereine, sondern auf viele ehrenamtlich geführte Vereine zu. Die Politik denkt zur Zeit nur an die Wirtschaft, was naheliegend ist. Wir (als Gesellschaft) werden, wenn die vielen Vereine den Bach runter gegangen ist, erst fest stellen was uns (als Gesellschaft) fehlt.

Wenn der Staat da nicht hilft, muß der Bürger da einspringen.
Jetzt gibt es genug deren Einkommen Aufgrund von Kurzarbeit oder Geschäftsschließung nicht kleiner geworden ist, die aber wegen des Lockdowns keine Freizeitausgaben hatten. Das Geld ist ja jetzt noch da und könnte gespendet werden.

Nur wie schaft man es, eine große Kamagne zu starten und die Leute zum Spenden zu bewegen? Schaffen es VDMT, der Sportbund, Deutsche Museumsbund und ähnliche Verbände eine deutschlandweite Kamagner zu starten?
Es wird hier vermutlich jeder Verein im kleinen für sich kämpfen. Und es werden die Spenden, die dem Verein sowieso schon freundschaftlich verbunden sind. Wie kommt man an das Geld der restlichen Bevölkerung.

Wenn du hier das Problem ansprichst, wird der eine oder andere DSO-User ein paar Euros Spenden. Klar ist das besser als nichts. Aber zur Lösung des Problems brauchen wir eine "Bazooka".

Ich habe keine Ahnung wie man dass Problem lösen kann.

Viele Grüße
Jens

Meine (Reise-)Berichte DSO:[www.drehscheibe-online.de]


Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Art.1(1) Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
Hallo Herr Garn,

eines gleich vorweg: Ihr Vorschlag ist ganz generell gesagt sehr lobens- und begrüßenswert!

Was die Eisenbahnvereins- und Museumsbahnszene grundsätzlich betrifft, so ist - neben einigen positiven Ausnahmen - eine gewisse Negativentwicklung aber schon vor der Covid-19-Pandemie zu beobachten gewesen. Ich meine damit gar nicht mal unbedingt die Vereine selbst, auch wenn ich dem ein oder anderen Verein ein wenig mehr Fingerspitzengefühl bei seinen Aktivitäten wünschen würde (etwa bei solchen Dingen wie bei der für DSO-Verhältnisse wohltuend sachlich abgelaufenen Diskussion über die ahistorische Farbgestaltung eines an sich schön restaurierten G10). Doch es zeigt sich jetzt in den hereinberchenden 2020er-Jahren leider immer mehr, wie weit wir uns schon von dem, was man unter Eisenbahnfreunden als "Dampflokzeitalter" bezeichnet, verabschiedet haben bzw. haben müssen. Das Umfeld gewöhnlicher Bahnstrecken passt nicht nur kaum noch zu Museumszügen, oft genug wird bei aktuellen Infrastrukturmaßnahmen keine Rücksicht mehr auf das Vorhandensein einst essentieller Einrichtungen des Bahnbetriebs genommen. So müssen Streckenjubiläen inzwischen oftmals wieder ohne die noch vor zwanzig Jahren fast obligatorischen Dampfsonderzüge auskommen, weil an den zu "Endhaltestellen" umgebauten und nur noch über ein kurzes Stumpfgleis samt Prellbock verfügenden einstigen Bahnhöfen der reguläre Taktverkehr nicht mal mehr eine Sandwich-Garnitur zusätzlich aufnehmen kann. Auf vielen Hauptstrecken werden Einrichtungen wie Notbremsüberbrückungen immer mehr zur Voraussetzung gemacht, die auf vielen Museumsfahrzeugen nicht oder nur unter hohem Kostenaufwand bzw. mit unverhältnismäßigen Eingriffen in die historische Substanz installiert werden können. Von den immer weniger einladenden möglichen Fahrtrouten mit auf weiten Abschnitten hinter Lärmschutzwänden verschwundenen Hochleistungstrassen möchte ich hier gar nicht erst reden. Auch der Kostenrahmen ist in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht (Trassengebühren, Brennstoffe, Personal) exorbitant gewachsen. Ich möchte hier gar nicht allzu sehr schwarzmalen, da glücklicherweise bis jetzt alle Versuche der Einführung eines "Dampflokverbots 2.0" vom VDMT und weiteren Akteueren erfolgreich abgewendet werden konnten, aber spätestens die in den 2030er-Jahren zu erwartende, weitgehend flächendeckende Einführung des funkbasierten ETCS-Zugsicherungssystems wird nahezu alle Fahrzeuge aus der Vor-Drehstromgeneration zwangsweise auf das Abstellgleis verbannen!

Daher ist es sicherlich auch für Deutschland nicht verkehrt, sich ähnlich wie in Großbritannien schon jetzt um eine oder zwei noch weitgehend "dampfzeitgerechte" längere Hauptstrecken-Museumsbahnen gedanken zu machen, wenn auf dem herkömmlichen Netz außerhalb der bisherigen "Dampflokbiotope" keine Fahrten mit historischen Zügen mehr möglich sein dürften. Diese Zeit wird leider kommen, und die meisten von uns werden sie auch noch erleben (müssen)...

Ich wünsche jedenfalls allen Vereinen, dass sie so lange es noch geht - trotz der aktuellen Rückschläge wegen eines unvermittelt aufgetretenen äußerlichen Einflusses - ihren Dienst zur Lebendigerhaltung der Eisenbahngeschichte unter den immer widriger werdenden Umständen verrichten können! Zumal ich der Auffassung bin, dass das Interesse gerade an der Dampflok immer noch sehr stark ist, auch bei den jüngeren bis jüngsten Eisenbahnfans und sich die Museumsbahn-Aktivitäten eher positiv auf der Bild der Bahn bei der Allgemeinbevölkerung auswirken.


Viele Grüße an das DSO-Forum,

Alexander Bergner



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:31:15:26:13.

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Cargoknipser

Datum: 29.05.20 10:20

Hallo Robin,

Deine Gedanken in Ehren. Corona fordert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unser gesellschaftliches Leben heraus. Unser schönes Hobby ist aktuell eine Nebensache. Wir wissen nicht wie viele Insolvenzen es in diesem Jahr gibt, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt? Für das Virus kann niemand etwas, allen Verschwörungstheoretikern zum Trotz. Deutschland hat besonnen reagiert, jetzt kommt es darauf an, trotz weiter wütenden Virus wieder ein Stück Normalität zu organisieren.

Es wird Bereiche wie den Tourismus geben, die sich auch bis zum Jahresende nicht erholen. Die vielen Gaststätten, Hotels, Busunternehmen, Reisebüros, des Beherbergungsgewerbe und die tourismusnahen Dienstleistungen werden durch viele Kleinst- und Familienbetriebe geführt, die sich besonders in strukturschwachen Regionen Deutschlands mühevoll eine Existenz aufgebaut haben. Diese stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. Natürlich trifft es auch die vielen Vereine, deren Kosten z.T. weiterlaufen, von den Einnahmeverlusten ganz zu schweigen. Dennoch ist dies jetzt das geringste Übel.

Die Eisenbahnszene in Deutschland ist heterogen. Wie einige hier schon schrieben, verfolgt man in der Regel Eigeninteressen. Spendenaktionen und Unterstützungen wie in Angelsachsen halte ich mit Verlaub hierzulande für undenkbar. Stattdessen wird lieber eine nutzlose Diskussion um ausgefallene Sonderzüge geführt, als würde Corona bereits seit Jahren in Deutschland wüten.

Die Herausforderungen für unsere Gesellschaft in den kommenden Monaten und vermutlich auch Jahren sind immens. Die Rechnungen müssen bezahlt werden und die Leute brauchen eine Perspektive. Das hat jetzt Vorrang! Natürlich werden Vereine mit hohen laufenden Kosten in ihrer Existenz gefährdet sein. Auch das ist Teil der Wahrheit. Jammerei hilft jetzt aber nicht. Vielleicht schafft Corona das, was bisher nicht geschafft wurde, indem Solidarität und Gemeinsinn in der gesamten Eisenbahnszene gestärkt wird. Das wäre dann sogar mal ein Mehrwert.

VG Günter

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Rübenbahner

Datum: 31.05.20 11:38

Hallo Robin,
danke für Deine Ausführungen.
tatsächlich klingt die genannte Spendensumme für Großbritannien beachtlich und sagt etwas über den Stellenwert dieser Branche dort aus. Allerdings, auch wenn das nach viel Geld klingen mag, wird es dort angesichts des hohen Grades der Professionalisierung der Museums- und Touristenbahnwelt auf der Insel sehr schnell pulverisiert sein.
Ferner ist angesichts der zweifellos härter aufgeschlagenen Epidemie der "Lockdown" in Großbritnnien deutlich härter und konsequenter als hierzulande. Ein mir bekanntes Beispiel ist die Vale of Rheidol Railway (Wales): Betrieb eingestellt, Werkstatt geschlossen, keine Terminansage für eine mögliche Wiederaufnahme - inoffizielle Aussage ist "bis etwa Anfang August". Dann ist aber ein Großteil der Saison schon gelaufen, die Personalkosten vermutlich weitergelaufen, und notwendige Arbeiten aber nicht erledigt. Zustandsmäßig stehen zwar die meisten Bahnen dort zwar eher gut da, aber Rückschläge sind auch nach einer Rückkehr zu einer wie auch immer aussehenden "Normalität" noch lange sichtbar. Es laufen einfach zu viele Dinge gleichzeitig aus dem Ruder.
Während ich diese Zeile schreibe, faährt gerade der erste öffentliche Zug dieses jahres der Selfkantbahn, unter betrieblichen Maßnahmen, die es so zuvor noch nicht gab: Regelung des Fahrgastflusses in den Wagen und auf den Bahnsteigen, Begrenzug der Zugbelegung, Tragepflicht für Schutzmasken: Auch die bisher beliebten Sonderveranstaltungen wie das Kinderfest, Oldtimertreffen, oder Tage mit Mehrzugbetrieb fallen dereinst aus. Die museale Darstellung leidet damit deutlich. Man muß es also eher unter Schadensbegrenzug abbuchen, was aber nur Museumsbahnen möglich ist, die keine Fremdinfrastruktur in Anspruch nehmen müssen.
Und dann möchte man auch nicht schlechte Presse erzeugen, wenn man mit einem greößeren Corona-Ausbruch in Verbindung gebracht werden könnte. Wie es ein Betriebsleiter einer Museumsbahn ausdrückte: "Wir sind da in der Pflicht zu dokumentieren alles erddenkliche getan zu haben, und das erfordert Disziplin - möglicherweise sehr lange."
Gruß Rübenbahner

Re: Dampflockdown

geschrieben von: postenkoenig

Datum: 05.06.20 18:33

Lieber Robin,
liebe Freunde der Dampfeisenbahn

Spenden ist immer eine gute Sache, dies tun Wir ja recht regelmässig bei Uns am Herzen liegenden Vereinen. Und so kommt das Geld auch sofort an der richtigen Stelle an. Wir brauchen keinen Dachverband der dies und jenes regelt. Spendet vor Ort, dort ist man über jedes Geld und jede Hilfe dankbar.

In diesem Sinne dampfende Grüsse aus Sachsen

Michael

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Michael Staiger

Datum: 05.06.20 19:57

postenkoenig schrieb:
... Wir brauchen keinen Dachverband der dies und jenes regelt. Spendet vor Ort, dort ist man über jedes Geld und jede Hilfe dankbar.

In diesem Sinne dampfende Grüsse aus Sachsen

Michael
Hallo Michael,

ein Dachverband "regelt" oder besser vertritt die Museumsbahnvereine gegenüber dem Gesetzgeber und z. B. der Bahn AG um mit dem "Gewicht" der dahinterstehenden Vereine Lösungen für Vergünstigungen z.B. bei Besteuerung oder Netzzugang zu erreichen.
Weiß jetzt nicht, wen Du mit "wir" meinst aber wohl kein Verein kann seine Ziele ohne die Hilfe des Dachverbands erreichen?

Gruß
Michael

Sehr richtig!

geschrieben von: Peter

Datum: 05.06.20 20:52

Hallo!

Michael Staiger schrieb:
Ein Dachverband "regelt" oder besser vertritt die Museumsbahnvereine gegenüber dem Gesetzgeber und z. B. der Bahn AG um mit dem "Gewicht" der dahinterstehenden Vereine Lösungen für Vergünstigungen z.B. bei Besteuerung oder Netzzugang zu erreichen.
Weiß jetzt nicht, wen Du mit "wir" meinst aber wohl kein Verein kann seine Ziele ohne die Hilfe des Dachverbands erreichen?
Eben!

In der Oldtimer-Community ist das die DEUVET, fuer historische Nutzfahrzeuge die NVG.
Da kommen dann gemeinsame Regeln zu Saison-/Kurzzeit-Kennzeichen, Versicherungen, Ausnahmen von fahrverboten, Mautbefreiung etc. her.

Auch fuer Eisenbahnen koennte man politisch Einfluss nehmen. Und darueber hinaus (nach britischem Vorbild) auch Kontakte zu Lotto-Gesellschaften etc. herstellen, die ja auch Projekte foerdern-

Es gruesst

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...

Re: Dampflockdown

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 05.06.20 22:54

Servus beieinander,

Klaus D. Holzborn kann ich nur 101% zustimmen.
Die Museumsbahnszene hat sich bereits im Jahr 1981 so präsentiert, wie oben beschrieben. Ich habe angeboten, jedem der Vereine, welcher mir eine Aufstellung seiner Wagen schickt, die Vorgeschichte der Wagen mitzuteilen. Ein ganz geringer Prozentsatz der im BDEF/VDMT organisierten Vereine hat mein Angebot angenommen. Davon haben viele mir mitgeteilt, daß die Wagendaten bei mir bleiben sollen - die anderen Vereine müssen nicht wissen, was wir haben .....

Ich persönlich halte wenig von einer Spende für die Museumsbahner; schaut euch mal im Südwesten die vielen Rostlauben an, da vergammelt viel, ja sehr viel Geld.

Kanzleirat

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Michael Staiger

Datum: 06.06.20 00:35

Kanzleirat schrieb:Zitat:
.....

Ich persönlich halte wenig von einer Spende für die Museumsbahner; schaut euch mal im Südwesten die vielen Rostlauben an, da vergammelt viel, ja sehr viel Geld.

Kanzleirat
Hallo Gerhard,

was ist denn nun das für eine Logik?
Die "Rostlauben"warten ja auf Spenden - wüsste Dir da auch ein paar - um endlich angegangen werden zu können!
Wenn man heutzutage einen zur Nebenbahn-Dampflok passenden Zug haben will, dann kann man den ja nicht beim Händler kaufen - oder bekommt nur ein paar Ex-Silberlinge - sondern musste schon vor Jahrzehnten zugreifen um was angemessenes zu haben das lohnt es wiederherzustellen.

Gruß
Michael

Re: Dampflockdown

geschrieben von: Anschlussbahn

Datum: 06.06.20 01:33

Hallo,

> Ich persönlich halte wenig von einer Spende für die Museumsbahner; schaut euch mal im Südwesten die vielen Rostlauben
> an, da vergammelt viel, ja sehr viel Geld.

dann Arbeitsanzug anziehen und mithelfen. Arbeitsleistung ist oft noch viel mehr wert als Geld.

Was einmal klein geschnitten wurde, kann man nicht wieder aufbauen. Daher ist es gut, wenn solche Fahrzeuge erstmal als Arbeitsvorrat oder zumindest als Ersatzteilspender erhalten werden. Schon die Teilebeschaffung ist ja immer schwieriger, wenn es von einer Bauart nicht mehr viele Exemplare gibt.


Bevor dumme Sprueche kommen...
Ich bin in der Hinsicht seit rund 30 Jahren aktiv, wenn auch weniger an Reisezugwagen.


Armin

http://www.muehlenroda.de/dso/dso_0925-0584.JPG


Re: Dampflockdown

geschrieben von: Langenschwalbacher

Datum: 06.06.20 10:36

Kanzleirat schrieb:
Servus beieinander,

Klaus D. Holzborn kann ich nur 101% zustimmen.
Die Museumsbahnszene hat sich bereits im Jahr 1981 so präsentiert, wie oben beschrieben. Ich habe angeboten, jedem der Vereine, welcher mir eine Aufstellung seiner Wagen schickt, die Vorgeschichte der Wagen mitzuteilen. Ein ganz geringer Prozentsatz der im BDEF/VDMT organisierten Vereine hat mein Angebot angenommen. Davon haben viele mir mitgeteilt, daß die Wagendaten bei mir bleiben sollen - die anderen Vereine müssen nicht wissen, was wir haben .....

Ich persönlich halte wenig von einer Spende für die Museumsbahner; schaut euch mal im Südwesten die vielen Rostlauben an, da vergammelt viel, ja sehr viel Geld.

Kanzleirat
Hallo,
man muss ja nicht für eine bestimmte Museumsbahn oder einen großen Verein spenden, da hast du recht.
Aber man kann z.B. für ein besonderes Projekt spenden, wie die betriebsfähige Aufarbeitung der 01 1104. Ich habe die 01.10 Öler glücklicherweise noch im Einsatz von Rheine nach Emden bei Mitfahrt in planmäßigen Zügen erleben dürfen. Daher unterstütze ich das Projekt mit Spenden und freue mich, wenn sie wieder fährt.
Gruß und schönes Wochenende
Langenschwalbacher