Hallo,
zwei erlebnisreiche Tage in Altenbeken sind vergangen. Neben etliche E10ern im Bahnhof, über die hier schon berichtet wurde, wurde man am Samstag im Bw der deutschen Privatbahn von disem Ensemble erwartet:
Die 50er war nur am Samstag zu sehen. Sie war zu lang um ganz vor dem geschlossenen Schuppentor aufgestellt zu werden. Eine im Schuppen abgestellte 103 brachte die E-Lokfreunde aber so in Verzückung, dass alles durch den offenen Spalt drängte. Da auch noch eine V80 und andere Schätzchen im Lokschuppen zu erkennen waren, blieb er am Sonntag zum Unmut vieler leider verschlossen.
Nach der Bw-Besichtigung ging es in die Innenstadt, wo es kräftig dampfte und qualmte. Leider habe ich mich darauf eingelassen, mir einen aussichtsreichen Platz in einer Pizzeria zu suchen und mich beim Betrachten der Dampftraktoren, -Walzen und LKW´s mit Spaghetti Bolognese zu stärken
So bequem man dort auch sitzen konnte, waren es doch die übelsten schlechtesten Spaghetti meines bisherigen Lebens. Auch die Wartezeit war beträchtlich, so dass der einfahrende samstägliche Dampfsonderzug mit der 78 468 verpasst wurde
Die 78 wurde dann zur feierlichen Eröffnung der Veranstaltung mit Blasmusik und Salzstangen an den Bahnsteig gefahren. Ich hätte ein paar Salzstangen später gut gebrauchen können. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Abstecher zur Modellbundesbahn in Brakel werden. Doch die Wirkung der Spaghetti ließen dann nicht nur auf der Modellbahn die Lichter langsam ausgehen
So verbrachte ich die meiste Zeit in Brakel auf der dortigen Toilette und nach kurzem Besuch im Modell-Bw Ottbergen musst ich mich vorzeitig mit Magenkrämpfen und Durchfall ins Hotel in Bad Driburg zurückziehen. Der Tag war damit gelaufen und auch die Rückfahrt der 78er dadurch wieder verpasst.
Wenige Stunden zuvor war ich bei der Anreise noch in Ottbergen am Original gewesen. Eine kleine Lücke im immer höher werdenen Bewuchs über den ehemaligen Gütergleisen gibt dort momentan noch den Blick auf den Ringlokschuppen frei:
Am Sonntag ging es mir glücklicherweise wieder etwas besser. Leider hatte der Sonderzug mit 01 1075 ca. 40 Minuten Verspätung. Zur planmäßigen Ankunftszeit lag das Motiv noch in schönster Sonne, aber so gefällt es mit fast noch besser
Nach Fußmarsch zum Bahnhof konnte dieser nur noch mit Mühe betreten werden, das sich riesige Menschenmassen durch die Unterführung zwängten, die dann unmittelbar hinter mir wegen Überfüllung und Angst vor einer Panik gesperrt wurde. Endlich oben angelangt konnte ich zwischen den ganzen Menschenmassen einen Blick auf den Sonderzug aus Goslar mit der Staßfurter 44 1486 erhaschen.
Mich interessierte natürlich vor allem die 01 1075 aus Holland und so schloß ich mich widerwillig dem riesigen Pulk von Sonderfahrtteilnehmern und anderen Festbesuchern an, die Richtung Bw pilgerten. Es war teilweise beängstigend, vor allem an den Engstellen. Zweimal wollte ich aufgeben und umkehren, doch die Menge schob mich einfach weiter. Am Eingang musste dann erstmal gewartet werden, bis eine größere Anzahl von Besuchern das Bw wieder verlassen hatte. Angesichts des riesigen Andrangs hatte ich nicht damit gerechnet auch nur ein einziges vernünftiges Foto machen zu können. Mit etwas Glück und Geduld ging es dann aber doch
Dicht umdrängt von hunderten Schaulustigen wurde die Lok gedreht und schließlich mit Bagger und BigPacks bekohlt
Auch beim Abschmieren mussten manche Besucher zum Leidwesen der Fotografen dem Personal direkt über die Schulter schauen und jede Bewegung fachkundig kommentieren. Besonders taten sich da zwei ältere Herren hervor, die offensichtlich mit der 44er aus Staßfurt gekommen waren und zunächst überaus fachkompetent wirkten. Doch dann ergab sich folgender Dialog: "Bei uns in Staßfurt macht man das aber alles ganz anders, hier kriechen sie ja sogar unter der Lok und unter dem Kessel rum" so die Aussage des Einen. "Das kannst du aber so nicht sagen, das ist bei uns genauso. Aber ich glaube, man hat uns falsch informiert. Dies hier ist keine der berühmten 01, die sieht ganz anders aus. Außerdem steht da nicht 01 sondern 011 angeschrieben." "Da kannst du recht haben, unsere 01 in Staßfurt sieht irgendwie anders aus und diese hat ja auch einen fünfachsigen Tender und unsere nicht." Ein anderer Besucher wollte dann zur Aufklärung beitragen und erklärte, dass es sich hier um eine dreizylindrige Ausführung der 01, eine 01.10 handele. Diese wiederum seien später in 011 für kohlegefeuerte und 012 für ölgefeuerte 01.10 umgezeichnet worden. Einer der Staßfurter "Spezialisten" meinte daraufhin entrüstet die 012 als ölgefeuerte Lok natürlich zu kennen. Zu seinem Spezi sagte er dann zur Belustigung Aller: "Siehste, das ist der Beweis, die 012 kenne ich und das hier ist damit keine 01 sondern eine 10! Und weil der Tender eine Achse mehr hat, ist es dann eine 11. Wir stehen hier vor einer 11! Man hat uns angelogen, dies ist gar keine 01!"
Nachdem das also geklärt war, widmete ich mich leicht belustigt wieder der Loklichtbildnerei:
Schon eine imposante Erscheinung so eine "11"
Bw Rheine-P, das waren noch Zeiten!
Gerne hätte ich noch auf die 44er gewartet, aber aufgrund der immer weiter zunehmenden Besuchermassen hatte ich wenig Hoffnung auf einen fotografischen Vergleich zwischen Ost- und West 44er. So habe ich etwas entnervt und mit langsam müden Gebeinen das Bw verlassen um allerdings gleich darauf im Bahnhof einen anderen Ost-/Westvergleich erleben zu können. EGP Potsdam trifft V 200 033 der Hammer Eisenbahnfreunde
Auch die 78er machte sich wieder auf dem Weg zum Zug auf den ich aber inmitten des nervenden Besucherpulks nicht mehr warten wollte.
Dann hatte ich endgültig genug von dem Tumult. Ursprünglich wollte ich noch bis zur Abfahrt der 011 warten, aber die Füße taten weh, der Magen rumorte und so machte ich mich auf dem Weg zurück zum Auto, für das ich am frühen Morgen noch direkt am Beginn der Dampfmeile den letzten Parkplatz gefunden hatte. Die offiziellen Parkflächen waren nämlich schon Kilometer vor Altenbeken ausgeschildert! Früher wäre ich mit der Bahn angereist, aber die Desaster der letzten Bahnfahrten mit Zugausfällen, Verspätungen, Bauarbeiten, verpassten Anschlüssen und der teure Fahrpreis haben mich davon abgehalten.
Der gebotene Straßendampf in allen Größen war sehr sehenswert und ist so zahlreich in Deutschland nur selten zu sehen.
Einige meckerten über die Feinstaubbelastung, die direkt zum Weltuntergang führe würde und welche die Anwohner berechtigen würde, den Weltgerichtshof anzurufen. Gut dass die Kandertalbahn nach ähnlichen Anfeindungen wissenschaftlich feststellen ließ, dass es sich bei den Emmissionen kohlegefeuerter Maschinen um keinen Feinstaub, sondern überwiegend um wenig schädlichen Grobstaub handelt, der zwar Dreck verursacht, aber im Gegensatz zu Dieselabgasen weitgehend ungefährlich ist. Dies erinnert mich an einen alten großen Baum an einer der Einsatzstrecken der Ottbergener 44er an der Rampe bei Uslar. Über hundert Jahre wurde er vom Qualm der Loks rußgeschwärzt. Wenige Jahre nach Umstellung auf Diesel, nunmehr umweht von den bläulichen Abgasen der Dieselloks war der Baum tot!
Nach einem letzten Rückblick ging es dann zurück
Bei der umleitungsbedingten Fahrt durch Leinetal mit seinem momentan starken Umleiterfernverkehr überlegt ich mir, dort vielleicht doch noch ein Motiv für die am späten Abend zurückkehrende 44 1486 zu suchen. Aber je später der Abend, desto dunkler wurde der Himmel. Als die Sonne dann ganz weg war, wollte ich wenigstens noch die Ausfahrt der 44er in meinem ehemaligen Wohnort Nordstemmen anschauen.
In der dortigen heutigen Bahnhofsruine hatte ich 1978 ich mal für einen Tag gearbeitet. Leider ist ein Zug mit dem Ensemble des als Denkmal von nationaler Bedeutung geltenden historischen Empfangsgebäudes kaum noch abzulichten. Zäune und immer dichteres Gestrüpp versperren den Blick. Außerdem ist der Bahnsteig so stark verkürzt, dass die Lok wahrscheinlich mitten im Grünen zum Stehen kommen würde. Da ich sowieso nicht mit einer pünktlichen Ankunft noch während des Tageslichtes rechnete, postierte ich mich nach einer vergeblichen Umrundung des Areals ohne einen noch nicht zugewachsenen freien Blick zu finden, direkt auf dem kurzen Bahnsteig. Zu meiner Überraschung kam der Sonderzug aber auf die Minute pünktlich um 21.30 Uhr an, so dass wenigstens noch ein Bild bei der Einfahrt am Bahnsteig enstehen konnte.
Hier in Nordstemmen wurde Anfang der 1970 Jahre einer der Grundsteine für das Hobby gelegt. Ein Freund wohnte im ehemaligen Bw und später im EG. Abends wurde in Nordstemmen öfter ein schwerer DG Soest-Braunschweig mit Ottbergener 44 zur Überholung auf Gleis 12 auf die Seite genommen und musste anschließend in der Kurve schwerfällig und einen großen Funkenregen in den Abendhimmel versprühend wieder in Gang gebracht werden. Was war das damals immer für ein gewaltiges, wegen der Tageszeit leider nie fotografisch dokumentiertes Schauspiel! 44 1486 verließ Nordstemmen gestern leider recht lautlos und unterstützt von einer V100. Schön wars trotzdem, eine 44er in Nordstemmen, ob es das nochmals geben wird?
Viele Grüße
Bahnwärter D.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:07:08:18:38:45.