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Moderatoren: Klaus Habermann - JensMerte - TCB

Krautheim - Streit um Jagsttalbahn

geschrieben von: 99 650

Datum: 27.06.19 23:04

Hallo,

in der Heilbronner stimme sind in letzter zeit mehrere Artikel zu einem Streit zwischen der Stadt Krautheim und der Jagsttalbahn AG erschienen.

Zumindest ein Artikel ist frei lesbar und schildert die Problematik recht gut. Demnach möchte die Stadt Krautheim die Fläche des Bahnhofes neu gestalten und dort Parkplätze, Bushaltestellen und ein WC Gebäude erstellen. So weit so gut. Problem dabei ist, dass die Stadt Krautheim hierbei keinerlei Rücksicht auf eine möglicherweise zu reaktivierende Jagsttalbahn nehmen möchte. Ganz im Gegenteil drängt die Stadt auf eine Aufhebung der Widmung für Eisenbahnzwecke. Man möchte den Bahnhof ohne jede Rücksichtnahme auf eine mögliche Gleistrasse für die Jagsttalbahn neu gestalten.
Das wird von der Jagsttalbahn AG aus nachvollziehbaren Gründen abgelehnt. Schließlich wäre dann ein Reaktivierung der Jagsttalbahn in Krautheim nicht mehr möglich. Eine solche wird von der Stadt Krautheim offensichtlich für völlig unwahrscheinlich gehalten und auch abgelehnt.

Inzwischen hat die Stadt Krautheim im Haushalt 2019 einen Betrag von 30.000,- € für einen Rechtsstreit mit der Jagsttalbahn eingestellt. Das ist unschön und für die zukünftige Zusammenarbeit sicher abträglich.

Meine Wertung: Rein juristisch betrachtet kann sich die Jagsttalbahn AG entspannt zurücklehnen. Diese ist als Infrastrukturunternehmen anerkannt und hat auch eine Konzession für den Betrieb der Strecke über gesamt 50 Jahre. Nach diversen Verlautbarungen möchte sie die Strecke auch reaktivieren und zumindest im Bahnhof Dörzbach wurde der Bahnhof tatsächlich in über 12 jähriger Arbeit wieder aufgebaut. Vor diesem Hintergrund ist eine Entwidmung der Trasse durch einem Rechtsstreit sehr schwer vorstellbar.

Trotzdem empfinde ich den Konflikt als sehr schädlich für eine Reaktivierung der Jagsttalbahn auf Krautheimer Gemarkung. Sollten die Reaktivierungsbemühungen der Jagsttalbahn AG in ein paar Jahren die Gemarkung von Krautheim erreichen wird ein Wiederaufbau der Trasse nur im Einvernehmen mit der Stadt möglich sein. Es gibt viel Punkte (z.B. Bahnübergänge, Bahnhof Klepsau) wo die Stadt einfach mitspielen muss. Selbst wenn die Jagsttalbahn AG juristisch obsiegen sollte, gibt es viele Möglichkeiten der Stadt Krautheim der Bahn das Leben schwer zu machen. Zu beachten ist auch, dass die Gemarkung der Gemeinde Dörzbach bereits 700 Meter nach dem Bahnhof Dörzbach endet und dort die Gemarkung Krautheim beginnt. Der erste mögliche Zwischenbahnhof der Museumsbahn, Klepsau, ist bereits ein Teilort von Krautheim.

Ich habe auch den Eindruck, dass die Stadt Krautheim juristisch in der Vergangenheit schlecht beraten war oder man hat gewisse Dinge völlig unterschätzt. Bis vor ein paar Jahren waren die Anteile der Jagsttalbahn AG vollständig im Eigentum der Stadt Krautheim und der Gemeinde Dörzbach. Nach dem Scheitern der Reaktivierung der Teilstrecke Widdern-Jagsthausen gab es Bestrebungen die Jagsttalbahn AG aufzulösen. Die Stadt Krautheim sah die Sache als Tod an. Als sich die Gemeinde Dörzbach einer Auflösung der AG widersetzte, gab die Stadt Krautheim ihre Anteile ab und diese wurden just vom Jagsttalbahn e.V. erworben. Seitdem hat der Verein über die Jagsttalbahn AG (erstmals...) erheblichen Einfluss auf die ganze Sache.

Das ist für den Jagsttalbahnfreunde e.V. sicher erfreulich und auch uns Eisenbahnfreunde darf das freuen. Die Konsequenzen dieser Abgabe der Anteile an den Verein wurden von der Stadt Krautheim jedoch wohl unterschätzt oder waren gar nicht bekannt. Ich denke hier war man der Meinung das man als Eigentümer der Grundstücke freie Hand bei Planungen der Stadt hat. Dem ist durch die Widmung aber nicht so.

Der Verkauf der Anteile an der Jagsttalbahn AG war aus Sicht der Stadt sehr kurzsichtig um nicht zu sagen dumm. Wenn nur die Gemeinde Dörzbach weiterer Eigentümer der AG gewesen wäre, hätte man sich sicher kommunal einigen können. Man arbeitet schließlich in einigen Fällen (z.B. Abwasserbeseitigung) kommunal gut zusammen.

Ich finde die Querelen ganz interessant. Denn selbst wenn es zum Rechtsstreit kommt und die Jagsttalbahn AG in dieser Sache recht behalten wird, ist einfach ersichtlich dass eine Reaktivierung der Jagsttalbahn von der Stadt Krautheim massiv abgelehnt wird und das dürfte eine mögliche Reaktivierung der Strecke auf Gemarkung Krautheim stark erschweren bzw. lässt das als sehr unwahrscheinlich erscheinen. 31 Jahre nach der "vorübergehenden" Betriebseinstellung scheint das Thema kommunal abgehakt bzw. ist wird nur noch ein Störfaktor gesehen.

LG

99 650

Re: Krautheim - Streit um Jagsttalbahn

geschrieben von: dampfachim

Datum: 27.06.19 23:18

Hallo 99 650,

ich bin der Meinung, dass die Jagsttalbahn AG unbedingt um den Status Quo kämpfen sollte und die Widmung aufrecht erhalten werden muss. Es ist dabei ziemlich unerheblich, welche Haltung die Gemeinde und auch die Jagsttalbahn AG derzeit zu einem möglichen Wiederaufbau haben. Es geht hier einfach nur darum, sich die Option offen zu halten. Ist die Trasse erst einmal entwidmet, wird eine Jagsttalbahn wohl nicht mehr entstehen. Der Aufwand für einen Neubau wäre ungleich höher.

Wer weiß schon heute, wie die nächste Generation darüber denkt. Und wer sagt denn, dass es dort nur Museumsbetrieb geben muss. Wer weiß, wie der Verkehr dort in 20, 30, 40 oder 50 Jahren organisiert wird?
Gemeinden werden von Kommunalpolitikern regiert, die sich regelmäßig zur Wahl stellen müssen. Wer sagt denn, dass die Gemeinde in 10 Jahren noch genauso über die Sache denken würde? Krautheim wird mit einer gewidmeten Eisenbahntrasse sicher nicht untergehen und die Jagsttalbahn wird sicher kurzfristig nicht durch Krautheim fahren. Aber wer weiß???

Schaut Euch mal die aktuelle politische Landschaft an. Da erlebt gerade eine Partei einen Höhenflug, der ich einen schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr durchaus zutraue. Nur mal als Denkansatz...
Wer kann schon in die Zukunft sehen?

Viele Grüße

Dampfachim

Re: Krautheim - Streit um Jagsttalbahn

geschrieben von: 20PSLok

Datum: 28.06.19 08:15

Hallo,

Die betreffenden Gleisanlage in Krautheim ist nicht nur nicht entwidmet, sie ist noch nicht einmal stillgelegt! Nur leider eben seit 1988 technisch gesperrt... Nach 31 Jahren ist nur leider bei manchem Lokalpolitiker wohl in Vergessenheit geraten, dass unter dem Schotter auch noch Gleise liegen.

Der Fehler bei diesem Streit liegt sehr eindeutig bei der Gemeinde Krautheim, man hat dort (wissentlich oder auch nicht) viel Geld für Planungsleistungen ausgegeben ohne daran zu denken, dass der Großteil des Bahnhofsareals nun eben als Eisenbahnfläche gewidmet sind. Warum man nun nicht bereit ist diesen Fehler zu korrigieren und die Planung entsprechend zu überarbeiten erschließt sich mir nicht, der Aufwand wäre überschaubar.

Genau hier kommt auch der von dampfachim erwähnte Punkt zum tragen: Eine Flächenwidmung ist eine sehr, sehr langfristige Sache, der dort aktuell ausgetragene Streit ein Streit zwischen ein paar lokalen Politikgrößen deren politisches Mandat im Vergleich zu einer Flächenwidmung doch nur von sehr kurzer Dauer ist.

Soweit ich gehört habe, wäre der Verein und die AG durchaus bereit zu kooperieren und eine Lösung zu finden, z.B. die Reduzierung der Gleisanlage auf ein Durchgangsgleis mit Bahnsteig. Jedoch ist für jede Änderung an der vorhandene Gleisanlage ein Verfahren notwendig (Planfeststellung). Ein solches ist dem Verein und der AG weder personell noch finanziell zumutbar, der Gemeinde Krautheim im Zusammenhang mit einer Umgestaltung des Stadtkerns jedoch schon, man müsste es nur wollen...

Grüße
20PsLok

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Schwob

Datum: 28.06.19 18:38

Hallo zusammen,

kann man bei solchen Sachen kein Kompromiss machen? Das Jagsttal ist wirtschaftlich eher nicht sehr gut aufgestellt. Mann könnte doch die Bahn in das neue Konzept integrieren.

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Flauschi

Datum: 28.06.19 23:51

Warum geht eigentlich im Jagsttal nichts voran. Andere ähnliche Bahnen sind wiederauferstanden, wie die Pollo, Preßnitztalbahn oder in Schönheide? Wo kam dort das Geld her was die Jagsttalbahn nicht hat?

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Markus Heesch

Datum: 29.06.19 10:21

Schwob schrieb:
kann man bei solchen Sachen kein Kompromiss machen?
Normale Menschen können das, richtig. In diesem speziellen Fall hilft aber wohl nur noch warten auf eine neuen Generation Dorfpolitiker.

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Rübenbahner

Datum: 29.06.19 11:01

Bedenke bitte, unter welchen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die von Dir genannten Kandidaten wiederentstanden sind. Da gab es als Anschub reichlich qualifizierte ABMler (vor Ort, oder über Maßnahmen, in die man sich einklinken konnte) und der Zwang für die Kommunalpolitik, jedes noch so zarte Pflänzchen reichlich zu gießen in der Hoffnung, daß irgendeines gedeihen möge. Da geht es dem land Baden-Württemberg offenbar wirtschaftlich zu gut. Aber auch im Musterland Sachsen haben die etwas später sich einreihenden Wiederaufbauprojekte es deutlich schwerer.
Gruß Rübenbahner

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Flauschi

Datum: 29.06.19 16:56

Herr Würth, vielfacher Millionär aus Künzelsau sollte mal überlegen ob er vielleicht doch Eisenbahnfan ist. Dann hätte er jetzt im Ruhestand eine neue Aufgabe sich um die Jagsttalbahn zu kümmern.
Flauschi schrieb:
Warum geht eigentlich im Jagsttal nichts voran. Andere ähnliche Bahnen sind wiederauferstanden, wie die Pollo, Preßnitztalbahn oder in Schönheide? Wo kam dort das Geld her was die Jagsttalbahn nicht hat?

Die Sache ist ganz einfach: Wären sich ALLE BETEILIGTEN im Jagsttal einig gewesen, hätten spätestens ab 1989 Geld in die Hand genommen und investiert, dann würde das Bähnchen auch heute noch fahren. Aber bereits Mitte der achtziger Jahre war dort "Sand im Getriebe", was heute nicht mehr zu ändern- und Vergangenheit ist. Nur so kann man verstehen, dass es der Gemeinde Möckmühl nach zehn Jahren Betriebsruhe gelang, trotz Denkmalschutz das Teilstück bis Widdern abzubauen und eine Rad- und Wanderweg anzulegen. Auch die Bahngegner in Widdern konnten vor acht Jahren erfolgreich per Bürgerentscheid das Museumsbahn-Projekt auf dem Abschnitt bis Jagsthausen zu Fall bringen. Aus meiner Sicht haben die Anwohner im Tal an der seit 30 Jahren nicht mehr befahrenen Strecke nur geringes Interesse. Selbst der SWEG-Linienbusverkehr wurde in den letzten Jahren an den Wochenenden stark eingeschränkt und durchgehende Verbindungen von Möckmühl nach Dörzbach gibt es dann nur wenige.

Seit Ende 1988 fährt kein Zug mehr durch Krautheim und die nächsten Jahre wird per aktuellen Stand dort auch nichts fahren. Verständlich, dass da bei der Stadtverwaltung Begehrlichkeiten für das Bahngelände trotz Denkmalschutz vorhanden sind, wobei von den Gleisen ohnehin fast nichts mehr zu sehen ist, weil auf den Flächen mit Schotter und Feinsplitt ein Parkplatz angelegt wurde.

Die Jagstalbahnfreunde und der Jagsttalbahn e. V. haben in Dörzbach in ehrenamtlicher Eigenleistung beachtliches geleistet und alle Beteiligten sind mittlerweile an den Grenzen der Belastbarkeit angekommen. Demnächst sollen einige hundert Meter Gleis ab dort in Richtung Klepsau ebenfalls in Eigenleistung neu aufgebaut werden. Mehr ist auf absehbarer Zeit nicht möglich. Sicherlich, es ist langfristiges Wunschdenken auch darüber hinaus in Richtung Süden bis in die Nähe von Krautheim die Gleise erneut zu verlegen, aber da wird noch sehr viel Zeit vergehen. Ferner steht nur ein geringes Budget für so eine Baumaßnahme zur Verfügung.

Denkmalschutz hat für eine Eisenbahnstrecke oder Gleistrasse in der heutigen Zeit nicht mehr viel zu bedeuten, wozu es genügend unschöne Beispiele in Deutschland gibt. Auch im Jagsttal konnte dieser den Rückbau von Gleisanlagen, Bahnübergängen und technischen Einrichtungen nicht verhindern. Wer heute das Tal und die stark zugewachsenen Gleisanlagen besucht, wird schnell feststellen, wo überall rückgebaut- oder überbaut wurde. Wo war denn bei all diesen vermutlich illegalen (Rückbau-) Aktionen die Reaktion der Eisenbahnfreunde ? In diesem Zusammenhang sei auch auf einen Beitrag im Band 2 (Baden) der Buchreihe "Deutsche Klein- und Privatbahnen" aus dem Eisenbahnkurier-Verlag hingewiesen, wo der Autor auf Seite 340 die Situation im Jagsttal folgerichtig beschreibt.

Deshalb ist zu befürchten, dass der Stadt Krautheim das Vorhaben gelingt und das Bahngelände entwidmet wird.


Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Christian Kehr

Datum: 30.06.19 12:42

... zum Beispiel aus EU-Fördermitteln für touristisch unterwickelte Regionen etc. Ob das Jagsttal dazugehört?

Wenn man sich die homepage ansieht, muss man feststellen, dass die Instandsetzung der Infrastruktur nur sehr sehr langsam vorangeht. Dass könnte von der Eisenbahnaufsicht irgendwann mal kritisch betrachtet werden mit Folgen für die § 6 AEG - Erlaubnis.

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Schwob

Datum: 30.06.19 18:34

Hi zusammen,

Nicht entweder oder?
Miteinander.
Was das rechtliche betrifft ist es hin und wieder etwas merkwürdig wie mit Museumsbahnen umgegangen wird. (Sauschwänzlebahn und Fledermaus).



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:06:30:18:34:21.

Fördermittel

geschrieben von: Markus Heesch

Datum: 30.06.19 20:56

Christian Kehr schrieb:
... zum Beispiel aus EU-Fördermitteln für touristisch unterwickelte Regionen etc. Ob das Jagsttal dazugehört?
Das hatten wir doch schon. Die Schildbürger in Widdern haben es dann verhindert.

[www.stimme.de]

Re: Wieso muss ich jetzt ans Wiehltal denken....

geschrieben von: Rübenbahner

Datum: 02.07.19 21:26

Hallo,
Herr Würth hat mit einem Teil seines Vermögens eine Stiftung errichtet, so zu lesen auf deren Website: "Die Stiftung Würth fördert Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung sowie Forschung und Wissenschaft - schwerpunktmäßig in der Region Hohenlohe, dem Stammsitz des Unternehmens Würth." Paßt das vielleicht?
Gruß Rübenbahner