Michael Staiger schrieb:
Hallo Museumsbahner,
nicht die Frage, wie man die neueste Technik in eine alte Lok (oder Wagen) bringen kann sollten wir uns stellen, sondern die Frage wie es auch ohne gehen könnte.
Kein historischer Strassenoldtimer braucht ABS, Katalysatoren, Umweltplaketten oder was weiß ich was und darf dennoch überall fahren. Wenn er für 60km/h zugelassen ist auch auf jeder Autobahn.
Wozu braucht z. B. eine Lok mit HG 50km/h eine PZB, wenn jede andere bei Ausfall der Anlage noch mit 50 rumfahren darf???
Was wir also brauchen ist eine umfassendere Ausnahmeregelung für historische Fahrzeuge! Das ist Aufgabe des VDMT, der dazu jedoch Lobbyisten finanzieren können muß um den Parteien und Parlamentarierern Regelvorschläge mit "Hand und Fuß" unterbreiten zu können.
Es wäre also gut, wenn jede betroffene Museumsbahn den VDMT dabei unterstützen würde.
Gruß
Michael
Hallo Michael, vom Anliegen her hast Du Recht. Von der aktuellen gesellschaftlichen Situation her gibt es eben doch Unterschiede. Früher gab es eine Staatsbahn mit Staatshaftung. Heute ist alles irgendwie privat und jeder zahlt deutlich mehr Geld in sogenannte Finanzdienstleistungen aka Versicherungen als vor 80 Jahren.
Und bei allen Arten von denkmalpflegerisch sanierten Gebäuden kommt vorher die Frage, ob und wie das denn versichert werden kann. Ein historisches Holztreppenhaus in einem gewerblich genutzten Haus will gemacht sein. So ähnlich ist das mit dem historischen Bahnbetrieb. Ohne Sonderregelungen wird man nicht auskommen, man sollte sie aber nach Möglichkeit nicht grundlos herausfordern. So wie eine überfahrene Katze kein gutes Video mehr hergibt, haben Unfälle mit historischen Bahnfahrzeugen immer das Potential großer Stillegungen. Wie war das gleich mit der Frontalkollision beim Lößnitzdackel in Radebeul? Seit ich in meiner Kindheit viel Zeit beim Schrankenwärter verbrachte, sind mir die
Warnungen bezüglich des Unglückes von Langenweddingen sehr verinnerlicht.
Und selbst wenn man im Zielgebiet alle Register der Historie zieht, wird die Anreise der Fahrzeuge immer mühsamer mit der Netzmodernisierung. Und den Freizeitbahnern fehlt in Summe auch die Routine vieler Betriebsstunden. So wie jeder Lokführer sein Handy mit auf den Führerstand nimmt, wird auch im Museumsbetrieb ein smarter Leitstand auf den Loks Platz finden. Es muss ja kein VR-Headset sein, bei dem die Ledermütze nicht mehr passt. Selbst ETCS L1LS ist so klein am Gleis, dass man es ohne Probleme mit Formsignalen und mechanischen Stellwerken koppeln kann. Bei L2/3 sind Außensignale nur noch Fakenews für die Fotografen, die von Regisseuren bedient werden. Da sollte man eigene mentale Hürden niedrig halten und die neuen Fakten organisieren.