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Moderatoren: Klaus Habermann - JensMerte - TCB

E69 04 - ein offenes Denkmal

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 19.05.18 11:13

Denkmallokomotiven führen oft ein trauriges Dasein, stehen belanglos und ungepflegt an einem vergessenen Eck, weil sich die alten Verkehrswege am Bahnhof verändert haben. Und vor allem: Sie sind meist "unantastbar" und immer geschlossen.

Einigen Denkmal-Loks geht es aber besser - eine davon ist E69 04 am Murnauer Bahnhof.

So wird an der Lok dennoch seit Jahren fleißig gearbeitet und renoviert. Herausragende Arbeit im vergangenen Jahr: beide Türen wurden komplett - nach alten Baumustern - neu aufgebaut, der Führerstandsboden neu verlegt und die Führerstands-Innen-Lackierung erneuert.

Das "besondere" an der Denkmallok ist aber, dass die Mitglieder des betreuenden Karatoriums ständig bemüht sind, "Leben" in die Bude zu bringen. So gehören im Sommer die sonntäglichen Besichtungsmöglichkeiten seit Jahren zum Programm. Hier ist jedermann möglich, sich ausführlich im Führerstand der Lok umzusehen und gerne mal den Pfeifhebel durchzudrücken (wenn auch "lautlos"), die Lok aufzuschalten oder das Bremsventil durchzuziehen.

Betreut werden diese Führungen von Leuten, die gerne aus der "guten Alten Zeit" der Maschine berichten. Z.B. ein ehemaliger Lokführer, der Jahrelang auf der Lok Dienst tat, oder regelmäßig ich als treuester Beobachter der E69-Geschichte und mehrfacher Buchautor dazu. Wir sind dabei sehr flexibel, spulen nicht ein "Standartprogramm" herunter. Wenn der Besucher sich nur für das Schützenschaltwerk interessiert - bitte. Oder jemand will die "ganze Story" hören, also auch zu Murnau - Oberamemrgau? Gerne, dann gehen wir auch mal rüber zum Localbahnhof. Wir wollen, das Ihr der Geschichte unseres Schützlings näher kommt!

Diese Geschichte ist ja gerade bei E69 04 besonders atemberaubend, hier ein kurzes Zitat aus unserem Prospekt:

"Eigentlich hat unser kleine Denkmallok vor dem Murnauer Bahnhof allein dadurch schon „Geschichte genug“, weil sie eine der E-Loks ist, mit denen zwischen Murnau und Oberammergau ab 1905 Technikgeschichte geschrieben wurde – als erste Wechselstrom-Eisenbahn der Welt.

Doch „Johanna“ hat noch viel mehr Geheimnise zu erzählen: Warum ist sie die Jüngste und gleichzeitig die Älteste Ammergauer Lok, warum nahmen die Lokführer immer einen Besenstil zum Dienst mit, was hat sie mit einer auseinandergeschnittenen Rekordlok und Berlin zu tun? Diese und viele andere Fragen beantworten wir Ihnen gerne bei unseren regelmäßigen Sonntagsführungen. Einfach vorbeikommen und eintauchen in mehr als 100 Jahre faszinierende Technik-Geschichte!"


Die Besichtigungstermine für 2018 sind folgende:
(jeweils Sonntag, 11 Uhr)

20. Mai / durch Bernd Mühlstraßer
10. Juni / durch Bernd Mühlstraßer
24. Juni / durch Sepp Führer (ehem. Lokführer)
08. Juli / durch Bernd Mühlstraßer
22. Juli / durch Sepp Führer
12. August / durch Bernd Mühlstraßer
26. August / ?
9. September / Tag des offenen Denkmals von 11 - 16 Uhr (Zusatzprogramme)
14. Oktober / durch Sepp Führer

Auf Anfrage können evt. seperate Termine ausgemacht werden. Hierzu kann man mich gerne kontaktieren.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr Interesse an unserem "Schätzchen" habt....
DSCF0012.JPG

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69

Re: E69 04 - ein offenes Denkmal

geschrieben von: Helmut Philipp

Datum: 19.05.18 13:29

Der Besenstil ist sicherlich dafür notwendig, um "klebende" Kontakte im Schaltwerk zu "bearbeiten", das Verfahren kenne ich von der E52 und der E91...

Und was die Siemens-Rekordlok angeht: Da passt ein wenig die Betrachtung von einer Art "siamesischer Zwillinge", die erfolgreich getrennt wurden und dann jeweils für sich bei der LAG bzw bei SSW ihre Mobilität unter Beweis stellten

vermutet mit freundlichem Gruß

Helmut


1me6904aOberammergau03-5-1975 - Kopie.jpg

Mein Verzeichnis mit den bisher von mir erschienenen Beiträgen habe ich nach Ordnungskriterien sortiert hier eingestellt: [www.drehscheibe-online.de]

🇿🇦

Lobenswertes Engagement!

geschrieben von: J. Hund

Datum: 20.05.18 15:31

Hallo Bernd!

Sehr vorbildlich, nicht nur die Lokomotive als Objekt zu präsentieren, dem allenfalls ein Schild mit düftigen Informationen beigegeben wird, sondern durch die Vermittlung mittels Experten und Zeitzeugen lebendig die Technikgeschichte rüberzubringen. Interaktiv ganz ohne Comptertechnik. Vielen Dank an alle Mitwirkenden!

Schöne Grüße

Joachim Hund
--------------------------------
[www.deutsches-krokodil.de]

Re: E69 04 - ein offenes Denkmal

geschrieben von: EP 5

Datum: 23.05.18 19:23

Hallo Bernd,

ich habe mich über die Nachricht gefreut, dass Ihr Euch um das Denkmal kümmert und Interessenten die Lokomotive E 69 04 und deren Umfeld erklärt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Dass die Lok von Euch regelmäßig instand gesetzt wird, hätte ich nicht gedacht. Die Maschine sieht auf dem Foto wirklich gut gepflegt aus. Wurden an dem Fahrzeug im Nachhinein wieder die markanten Zeiss-Scheinwerfer montiert?

Anhand der relativ hohen Resonanz an Lesern, scheint Dein Beitrag auf großes Interesse zu stoßen, worüber ich mich ebenfalls freue. Schließlich sticht die Strecke Murnau-Oberammergau nicht zuletzt aufgrund der dort eingesetzten, recht individuellen Triebfahrzeuge der Baureihe E 69 besonders hervor.

Mich würde interessieren, wie Eure Führungen beim Publikum angenommen werden, wie hoch die Nachfrage ist, und wie es bei Euch in Zukunft weitergehen wird? Wird man so weitermachen wie bisher oder gibt es Überlegungen in Richtung Museum? Für das historisch wertvolle Fahrzeug wäre ein geschützter Ort ideal.

Noch einmal vielen Dank für Deinen Beitrag.


Viele Grüße,
Marc



Der Verschub der Lokomotiven der Baureihe E 69 ohne Spillanlage am und im Lokschuppen Murnau ist mir nachwievor ein Rätsel. Existieren eigentlich noch vor Ort dessen Fundamente oder wurde das Areal mit neuen Gebäuden versehen?

Re: E69 04 - ein offenes Denkmal

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 23.05.18 21:16

Hallo Marc,

die Resonanz auf unsere Führungstermine ist sehr, sehr unterschiedlich. Vor zwei Jahren hatten wir sehr hohes Interesse, öffneten von Juli bis Mitte September an jedem Wochenende und hatten großen Erfolg beim "Nachwuchs" im Rahmen einer Ferienpass-Aktion.

Letztes Jahr, mit einer leichten Korrektur der Treffzeit, plötzlich sehr durchwachsenes Interesse und einige "0er-Tage", sowie einen totalen Reinfall beim Ferienpass. Deswegen haben wir heuer mal das Konzept von vorher jedem Sonntag im Sommer auf 2x im Monat, dafür von Mai bis Oktober und auf den Vormittag (was ich nicht so prickelnd finde) verändert. Mal sehen....

Letztlich geht es auch nicht darum, einen "zählbaren" Erfolg zu verzeichnen, sondern den wirklich Interessierten einfach eine Möglichkeit anzubieten.

Die Zeiss-Scheinwerfer sind leider nicht mehr da, für mich auch ein dauerhaftes Ärgernis. Ausgerechnet das augenscheinlichste Relikt der alten LAG 4 wurde für die Denkmalsaufarbeitung 1978 geopfert.

Vom alten Lokschuppen ist genau das noch erhalten:
DSCN4202.JPG


DSCF0200.JPG

also nichts!

Der Lokschuppen befand sich auf dem ersten Bild genau in der Mitte des Fotos; hinter dem Kreisel ist die alte Höhenebene noch zu sehen, die quasi an der Stirnwand des Schuppens heute zum Kreisel runtergegraben wurde. Des zweite Foto zeigt, in umgekehrter Blickrichtung, den Blick vom Lokschuppen zum noch erhaltenen Localbahnhof (hinter dem die E69 04 steht).

Zum Befahren des Lokschuppens hatte ich ja schon mal geschrieben, dass alle Fahrzeuge der Oberammergauer Bahn über eine per Niederspannung angezapfte "Schuppenfahrstufe" verfügten. Die Energie wurde mittels Schuppenstange/-Fahrleitung angezapft. Hierfür verfügten die Tfz über eine Aufnahmebuchse an der Pufferbohle und eine Stabilisierungsgabel am Vorbau. Die Schuppenleitung begann an einem zusätzlichen Masten vor dem Lokschuppen. Soweit die gesicherten Erkenntnisse. Jetzt gehen die Meinungen der "Gelehren" aber auseinander..... Dieser Masten wurde Anfang der 30 Jahre beim Umbau des Lokschuppens entfernt. Es gibt den Standpunkt, damit wäre die Schuppenleitung weggefallen. Ich stehe auf einem anderen Standpunkt, da z.B. LAG2 beim Umbau 1936 trotz komplettem Neubau der elektrischen Ausrüstung weiterhin die Einrichtungen zur Aufnahme der Stange behielt, wie die anderen E69 auch.

Auf dem Führerstand der 04 ist nach wie vor der Umschalter von Fahrbetrieb auf Schuppenbetrieb erhalten. Wohl kaum für eine Funktion, die seit 1930 nicht mehr verfügbar war...


DSCF0628.JPG

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69

Re: E69 04 - ein offenes Denkmal

geschrieben von: EP 5

Datum: 23.05.18 22:19

Hallo Bernd,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und die gezeigten Fotografien erfreulicher und unerfreulicher Art.

Wenn ich mir das alte Foto von der anscheinend intakten Rechteckhalle in Murnau in Deinem Buch „Die Baureihe E 69“ auf Seite 53 anschaue, kann ich das Bild mit der heutigen Situation mit dem Kreisverkehr kaum glauben. Man braucht dazu nicht mehr viel zu sagen, glaube ich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Rechteckhalle aufgrund der Geschichte der Bahnstrecke Murnau – Oberammergau einst ein besonders erhaltenswertes Relikt mit einem hohen Denkmalwert darstellte.

Am idealsten fände ich, wenn man die Rechteckhalle anderenorts bei Euch rekonstruieren und als Museum mit der E 69 04 als Exponat nutzen könnte. Ein solches Projekt ist wohl zurzeit nicht durchführbar. Es sei denn, man hätte einen großzügigen Sponsor.

Gibt es eigentlich bei Euch in Murnau oder Oberammergau ein Heimatmuseum? Falls ja, würde es mich interessieren, ob dort in irgendeiner Form die spezielle Geschichte „Eurer“ Eisenbahn gezeigt wird? Das wäre eigentlich naheliegend.

Übrigens finde ich die Sache mit der Niedrigspannung im Lokschuppen und dem Umschalthebel in der Lok interessant aber recht kompliziert. Diese technischen Finessen machen es aus, finde ich.

Die von Dir geschilderten Renovierungsarbeiten an der E 69 04 – wie die aufwändige Reparatur der Türen – sind immer ein Bericht wert, bitte darüber schreiben und uns mitteilen!



Viele Grüße,
Marc