Achertäler Dampfzug in Lahr, eine weitere T3 und 18 323 (badische IVh)
Als ich kurzfristig am späten Abend zuvor erfahren habe, dass der ehemalige Achertäler Dampfzug am 1. März auf dem Gartenschaugelände in Lahr aufgestellt wurde, habe ich am 4.03.2018 einen schönen Ausflug zu drei besonderen Denkmalloks unternommen. Zunächst fuhr ich mit der Bahn nach Lahr und lief in voller Anspannung zum Gartenschaugelände.
Da steht die SWEG-Lok 28, auf deren betriebsfähige Aufarbeitung ich jahrelang vergeblich gewartet hatte und die sich einige Jahre im Lokschuppen Ottenhöfen teilweise zerlegt befand. Leider sollte mein Traum nicht mehr in Erfüllung gehen. Der Achertäler Dampfzug auf der Achertalbahn ist seit 2013 Geschichte, weil die SWEG dem Verein den Lokschuppen nicht mehr zur Verfügung stellen wollte und den Dampfzug auch gar nicht mehr fahren sehen wollte. Auch die Gemeinden im Achertal haben kläglich versagt und einfach nichts gemacht, um dem Verein zu helfen.
Lok 28 "BADENIA" ist eine echte preußische T3, gebaut 1900 von Borsig in Berlin und war bei verschiedenen DEBG-Bahnen im Einsatz (darunter Voldagsen - Duingen - Delligsen), bevor sie 1948 zur Achertalbahn kam. Dort war die Baureihe schon seit Eröffnung 1898 heimisch.
Nachdem die SWEG erfolgreich daran gehindert werden konnte, die Fahrzeuge des Achertäler Dampfzuges zu verkaufen, indem der Zug unter Denkmalschutz gestellt wurde, stellte sich die SWEG quer und wollte die Lok nicht dem Achertäler Eisenbahnverein zur Aufarbeitung, Pflege und Betrieb als Museumslok überlassen. Die SWEG wollte die Lok 28 nun zu eigenen Marketingzwecken verwenden. Das heißt, sie ließ sie für eine hohe Summe in Meiningen nicht betriebsfähig wieder zusammenbauen, um sie nun auf der Landesgartenschau Lahr mit drei Wagen auszustellen. Danach soll sie vor der Direktion in Lahr auf den Denkmalsockel gestellt werden. Für das Geld, das die SWEG in Meiningen für die nicht betriebsfähige Aufarbeitung gezahlt hat, hätte dem Verein allemal gereicht, sie in Eigenleistung wieder betriebsfähig aufzuarbeiten.
Das Besondere am Achertäler Dampfzug war und ist, dass er einen absolut authentischen Dampfzug darstellt, der genau so auf vielen DEBG- und SWEG-Strecken früher gefahren ist. Er war auf der Achertalbahn ganz authentisch und ich hätte es mir gewünscht, dass der Dampfzug dort weiterfahren möge.
Leider ist auch das Projekt, den Achertäler Dampfzug mit Lok 20 des Vereins auf der Harmersbachtalbahn Biberach - Oberharmersbach einzusetzen, ist am Unvermögen und Nicht-Handeln der Gemeinde Oberharmersbach gescheitert, obwohl der vorige Bürgermeister dort einen Museumsdampfzug wünschte. Nachdem Oberharmersbach auch den Lokschuppen in Oberharmersbach an einen Oldtimer-Restaurator verkauft hat und die SWEG sowieso keinen Dampfzug auf der Strecke haben will, wird es in Zukunft kein Dampfzug im Harmersbachtal fahren.
SWEG Bi 123 wurde 1911 für die Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn gebaut und gelangte um 1955 zur DEBG, die ihn zuletzt auf der Strecke Neckarbischofsheim - Hüffenhardt einsetzte. Seit 1969 verstärkte der Wagen den Achertäler Dampfzug bis zum Schluss im Jahre 2013.
Der SWEG Bi32 wurde 1898 von van der Zypen und Charlier Köln-Deutz für die Achertalbahn gebaut und ist hier ständig eingesetzt worden. Er befindet sich weitgehend im Originalzustand. Wenn ich mit dem Achertäler Dampfzug gefahren bin, habe ich mir vorzugsweise in diesem urigen Wagen einen Platz gesucht.
Der SWEG Bi 15 wurde 1922 von der Maschinenfabrik Esslingen an die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft geliefert und in den 1950er Jahren an die DEBG verkauft, welche ihn bei verschiedenen Konzernbahnen einsetzte, zuletzt auf dem Wieslocher Netz in roter Lackierung. Ab 1968 diente er als Barwagen im Achertäler Dampfzug.
Hier zeige ich noch ein Bild des Achertäler Dampfzuges vom September 2003. Ich vermisse diesen schönen Dampfzug jedes Jahr und es schmerzt, dass es Vergangenheit und dieser Zug hier wohl nie mehr wieder fahren wird.
Von Lahr bin ich nun über Offenburg nach Biberach (Baden) gefahren, wo ich im Regioshuttle auf der Strecke nach Oberharmersbach in Birach ausgestiegen bin. Hier steht nämlich eine weitere preußische T3.
In Birach steht die ehemalige SWEG-Lok 23. Sie wurde 1897 von Egestorff (später Hanomag) nach den Plänen einer preußischen T3 gebaut und zählte als Betriebsnummer 2 zur Erstausstattung der am 1.9.1898 eröffneten Achertalbahn. 1924 erhielt sie von der DEBG die Nr. 23. Im Jahre 1955 kam sie zur Harmersbachtalbahn und blieb dort bis zu ihrer Ausmusterung. Sie wurde an einen Holzverarbeitungsbetrieb verkauft, der sie der Gemeinde stiftete und 1974 auf den Denkmalsockel stelle.
Wäre es nicht schön, wenn diese T3 wieder auf der Harmersbachtalbahn fahren könnte?
Wozu dienten diese "Wagenheber" auf der Lok eigentlich?
Auf dem Führerstand.
Das Feuer in der Feuerkiste ist schon lange erloschen.
Mit diesem Bild verabschiede ich mich von der schönen Denkmallok, die ich schon lange mal besuchen wollte.
Von Birach bin ich über Biberach(Baden) nach Offenburg gefahren, aber schon am Kreisschulzentrum ausgestiegen, um eine weitere Rarität zu besuchen.
Die badische IVh mit der DRG-/DB-Nummer 18 323 ist immer wieder ein imposanter Anblick mit ihren 2100 mm großen Treib- und Kuppelrädern. Sie wurde 1920 von J.A. Maffei in München gebaut und am 3.2.1920 an die Deutsche Reichsbahn ausgeliefert. Die Abnahme war am 14.2.1920. Als Nummer 1011, also noch mit einer alten badischen Bezeichnung, kam sie zum Bw Offenburg, wo sie bis 1934 beheimatet war. Anschließend in Koblenz, Bremen Hbf. 1050 bekam sie eine Hu beim AW München-Freimann und wurde ab 7.10.1950 beim BZA Minden für Versuchs- und Messfahrten eingesetzt. Noch vor ihrer z-Stellung, zuerst zum 1.1.1969, später zum 7.10.1969, wurde sie in den Bereich der BD Karlsruhe überführt und absolvierte noch verschiedene Abschiedsfahrten auf der ehemaligen Stammstrecke Karlsruhe - Basel.. Am 11.4.1972 gelangte sie dann zur Ingenieurschule in Offenburg. Leider scheiterten Bemühungen um ihre betriebsfähige Aufarbeitung an der fehlenden Bereitschaft der Hochschule, die Lok dafür zur Verfügung zu stellen.
Wenn die Lok der Hochschule wirklich so viel bedeuten würde, würde sie ihr mal einen neuen Anstrich spendieren, da das Fahrwerk schon hellrosa aussieht.
Treib- und Kuppenräder von 2100 mm Durchmesser
Bei der Vierzylinderlok 18 323 arbeitet das Innentriebwerk auf die erste Treibachse, das Außentriebwerk auf die zweite Treibachse.
Damit endet mein Ausflug im Badener Land.
Jens Peter Schmidt
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:03:05:22:19:09.