Hallo MuBa-Forum und werte Plandampf Interessenten,
nach Informationen des Bayerischen Eisenbahnmuseums in Nördlingen zeigt sich bei den eingehenden Anmeldungen zum August-Plandampf (Termin: 24.-28. August) seit den letzten Tagen eine sehr positive Tendenz. Dennoch ist die zur Kostendeckung erforderliche Mindestteilnehmerzahl im Moment noch nicht ganz erreicht worden. Deshalb wurde nun entschieden, den Stichtag der Entscheidung auf den 20. Juli zu legen und die gewonnene Frist dafür zu nutzen, über verschiedene weitere Wege und Medien zusätzliches Interesse an dieser Veranstaltung zu wecken.
Wir, die Projekt-Verantwortlichen des BEM (Florian Wieser und Patrick Zeitlmann) und der Beitragseinsteller (Stefan Donnerhack, seit 25 Jahren dem Plandampf Gedanken in besonderer Weise verbunden), wollen im Rahmen dieses Beitrages einige Aspekte und Fragen zum Plandampf-Vorhaben und zu den vorgesehenen Abläufen gemeinsam besprechen und damit die für manchen gewiss unbekannte 'neue' Plandampf-Region im Ries, bei BEM und BayernBahn, vorstellen. Die Bilder dienen als zusätzliche Info und Anregung für alle, denen die Landschaft im Ries mit ihren vielfältigen Motivmöglichkeiten noch unbekannt ist.
SD: Warum ein Plandampf im Ries, warum jetzt?
FW: Der Verein, die BayernBahn und die Bahnen im Ries unterliegen, wie alles sonst, auch ständigen Veränderungen. Das BEM ist derzeit in der ganz besonderen Lage, gleich mehrere für anspruchsvollste Güterzüge geeignete Großdampfloks betriebsfähig im heimischen Schuppen stehen zu haben, eine durch allfällige Fristen bzw. größere Reparaturarbeiten niemals selbstverständliche Situation. Die BayernBahn wickelt auf dem Nördlinger Netz erfolgreich Güterverkehr für verschiedene Kunden aus dem Bereich Dünger, Holz- und Holzprodukte, Schrott und Chemie ab. Diese Verkehre 'schreien' förmlich nach der Veranstaltungsform Plandampf. Und, leider, hat die DB für den Knoten Nördlingen ab Herbst den Beginn von umfangreichen Baumaßnahmen angekündigt, die wohl auch den noch vorhandenen alten Signal- und Sicherungseinrichtungen 'an den Kragen' gehen werden. Kurz: es galt zu handeln!
PZ: Wir sehen die Veranstaltung letztlich nicht als Alternative zu bereits bestehenden Veranstaltung, sondern viel mehr als Ergänzung des Spektrums. An dieser Stelle möchten wir es auch auf keinen Fall versäumen, auf die Veranstaltung „Kohle für Dampf - Stahl für Paris“ unserer geschätzten Kollegen aus dem Werratal vom 15. bis 17.09.16 verweisen. Dass die beiden Veranstaltungen binnen 4 Wochen liegen erscheint zwar auf den ersten Blick etwas unglücklich, war jedoch aus logistischen Gründen wie Lokverfügbarkeit etc. leider nicht anders möglich. Dennoch sind wir guter Dinge, dass beide Veranstaltungen zum Gelingen kommen und sich jeweils ergänzen.
SD: Was ist denn der Unterschied zu anderen Plandampfveranstaltungen?
PZ: Der Unterschied liegt beim Gesamtpaket des Machbaren. Die Verbindung aus vorhandener Fracht, verschiedenste Lokomotiven im eigenen Stall, ein öffentlich zugängliches Bahnbetriebswerk, 2 Drehscheiben und beinahe 100km eigenes Streckennetz bieten eine abwechslungsreiche Kulisse für alle Geschmacksrichtungen. Persönlich freue ich mich besonders auf die 44 2546, die wir ohne Fahrzeitenzwang am Fremdinger Berg bei 20km/h an der Reibungsgrenze zeigen möchten. Aber auch eine rangierende E63 mit Fotowagen vor den Formsignalen im Bahnhof Nördlingen oder die wunderschön in die Landschaft eingebetteten Wörnitzbrücken bei Harburg sollten ihren Reiz mit sich bringen. Im Bereich der historisch bespannten Güterzüge bieten sich hier sicherlich viele neue Motive.
SD: Nachgefragt: die 44 wird fahren? Der Flyer war da vage.
PZ: Ja, die 44 soll fahren. Womöglich wird das dann der einzige derartige Einsatz einer 44 in 2016 bundesweit - wie immer bei historischen Fahrzeugen natürlich mit dem Standard-Zusatz, sofern keine unerwarteten Schäden auftreten.
SD: Welche Frachten und welche Wagentypen sind geplant?
FW: Nachdem es sich überwiegend um Planzüge handelt, ist natürlich noch keine genaue Aussage möglich. Es gibt aber bereits Zusagen von verschiedenen Kunden, dass sie die Veranstaltung mit entsprechenden Frachten unterstützen werden. Neben privaten Wagen mit modernerem Design sind in jedem Fall auch Wagen in dunklen Staatsbahntönen fest in der Planung. Welche Frachten letztlich gefahren werden, hängt u.a. an Faktoren wie dem Wetter und damit verbunden dem Stand der Getreideernte, der Entwicklung von Schrott- und Ölpreis, ggf. anfallendem Sturmholz und nicht zuletzt an der Absatzentwicklung im Kosmetikbereich. Ich bitte also um Verständnis, dass wir derzeit noch keine genauen Angaben zum Ablauf machen können.
Die beigefügten Bilder sollen einen kleinen Einblick in das planmäßige Betriebsprogramm der BayernBahn, sowie die verwendeten Wagentypen geben.
SD: Ist denn bei diesem Vorhaben der Begriff “Plandampf“ überhaupt angebracht?
PZ: Klar ist, dass der Markenbegriff “Plandampf“ seit vielen Jahren für alles Mögliche benutzt wird, nur meist nicht mehr im ursprünglichen und besten Sinne. Wir wollen in diesem Teil des Programms tatsächlich 'original Plandampf' fahren: Züge, Trassen und Traktion sind bezahlt, die BayernBahn wickelt diesen Verkehr ab, z.T. auf der eigenen Infrastruktur. Die Diesellok bleibt während der Veranstaltung im Schuppen, der Dampf übernimmt die Traktion. Neben dem vielleicht eher philosophischen Aspekt dieser Plandampf-Definition steht aber das praktisch entscheidende, deutlich niedrigere Kostenniveau bei richtiger Anwendung dieses Grundprinzips: die Teilnehmer finanzieren hier nur die Mehrkosten durch den Dampfbetrieb. Diesen 'puristischen' Plandampf gibt es als öffentlich ausgeschriebene Veranstaltung heute nur noch sehr selten.
FW: Also, das Grundgerüst des Programms besteht aus planmäßigen, bis zu 1600to schweren BayernBahn Ganzzügen sowie die zugehörige Zu- bzw. Abfuhr der Leergarnituren mit den jeweiligen Zustell- und Rangierarbeiten bei den Kunden. Sollten die Frachten wie aktuell geplant anfallen, gibt es jeden Tag einen anderen Schwerpunkt, was sowohl die Fracht, als auch die Strecke angeht. Dabei sollen alle 4 vom Knoten Nördlingen ausgehenden Strecken befahren werden.
Ergänzend wollen wir zusätzliche Fotogüter- und Schnellzüge mit den beiden 01en einlegen, um so Dampfbetrieb vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung zu bieten.
SD: Einige der beinahe 'Monster'-Züge zu nennenden Plan-Leistungen konnte ich ja im Frühjahr selber und vorab bereits erleben. Wie sollen denn nun die zusätzlichen Foto-Züge aussehen?
FW: Auch hier wollen wir uns durchaus von anderen Anbietern unterscheiden. Es verkehren planmäßig 300 m, teilweise sogar bis 500 m lange Garnituren. Als Besonderheit planen wir, diese Ganzzüge zum Teil mit unseren ca. ein Dutzend historischen Güterwagen aus dem betriebsfähigen BEM-Bestand abwechslungsreich zu ergänzen. Neben klassischen Wagen der Gattungen Fz, Fc, K, E, G oder Ucs bietet der Kesselwagenbestand der ehem. BfB mit etwa 20 Wagen eine zusätzliche Abwechslung.
SD: Das Stichwort 'Schnellzug' klingt interessant. Was können wir da erwarten?
PZ: Neben den geplanten Schnellzügen am Samstag und Sonntag zwischen Donauwörth/Harburg und Wassertrüdingen wird vstl. am Freitag ein möglichst stilechter Schnellzug ab Gunzenhausen verkehren. Nach Halt in Treuchtlingen mit Besichtigungsmöglichkeit der 01 220 geht es über den fränkischen Jura weiter nach Donauwörth. Mit gedrehter Lok wird die Fahrt nach Nördlingen fortgesetzt . Auch hier werden die Fahrzeiten entsprechend fotogerecht angepasst.
SD: Wie sieht es denn mit der möglichen 'Ausbeute' für die Fotografen aus? Eine Dauerkritik bezieht sich immer wieder auf die Fahrzeitengestaltung bei Plan-Güterzügen.
PZ: Auch wir haben Zwänge mit unseren Zügen: auf den (durchwegs) eingleisigen DB-Zulaufstrecken müssen wir die Trassen und Fahrpläne einhalten. Auch die Kundenwünsche in Hinsicht auf die vereinbarten Zustellzeiten müssen wir selbstverständlich einhalten. Auf den beiden eigenen Strecken können wir allerdings recht flexibel viel Rücksicht auf die Belange der Teilnehmer nehmen. Auch Ortsunkundige werden bei uns ohne halsbrecherischen Fahrstil zu ihren Wunsch-Positionen kommen können.
FW: Es sind zudem entsprechende Begleitunterlagen in der Ausarbeitung, um einen ersten Anhaltspunkt zu Streckentopographie und passenden Motiven zu bieten.
SD: Ist das Museums-Bw während der Veranstaltung zugänglich, z.B. zur Besichtigung der Lokbehandlung?
PZ: Im Gegensatz zu manch anderen Veranstaltungen ist unser Museums-Bw geöffnet. Man kann sich also dort aufhalten und bei den Arbeiten zur Lokbehandlung zusehen. Neben den gewöhnlichen Öffnungszeiten steht das Bahnbetriebswerk allen Plandampfteilnehmern exklusiv von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 07:00Uhr bis 21:00Uhr offen. Bei der Nachtparade am Freitag ist zudem eine Verlängerung bis 23 Uhr vorgesehen.
SD: Patrick, Florian, besten Dank für Eure Erläuterungen sowie die zusätzlichen Bilder aus dem Ries; und natürlich viel Erfolg bei diesem Plandampf. Dank auch an die Leserschaft des Forums für's aufmerksame beachten.
Link zur Homepage des Bayerischen Eisenbahnmuseums und der Infoseite zur Veranstaltung “Fünf Tage Dampf im Ries“
[
www.bayerisches-eisenbahnmuseum.de]