Hallo alle miteinander!
Das verlängerte 1.-Mai-Wochenende nutzte ich zu einer Eisenbahntour ins Rheinland. Neben Ergänzungen für meine Kleinbahnarchäologie-Reihe standen auch Besuche bei Museums- und Touristikbahnen an, die ich so bislang noch nicht kannte.
Den Anfang machte am 1. Mai die bekannte Touristikbahn „Schluff“, die von den Stadtwerken Krefeld und einem Förderverein betrieben wird. Neben dem Schluff und den Resten der Krefelder Eisenbahn, auf der der Zug verkehrt, betreiben die Stadtwerke auch die meterspurige Krefelder Straßenbahn, deren kleines, beengtes Bw am Endpunkt in der Krefelder Straße in Hüls ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint:
An der Ringstraße in Hüls kam mir der bunte Zug dann entgegen:
Der Bahnübergang muss manuell gesichert werden:
Im Wald kurz vor dem Endpunkt Hülser Berg hatte ich den Zug wieder eingeholt:
Nach dem Umsetzen am Hülser Berg:
Die Reisenden verlassen den Zug:
Die Personenwagen:
Dampflok Nr. 1 vom Typ D 600 wurde 1947 von Henschel unter der Fabriknummer 29893 als Graf Bismarck XV für die gleichnamige Zeche in Gelsenkirchen gebaut und ist seit nunmehr 35 Jahren für den „Schluff“ als Lok 1 bzw. „98 8921“ mit Ölhauptfeuerung im Einsatz:
Blick ins Führerhaus mit dem vorgebauten Ölbrenner:
Wo früher die Talschenke die Besucher bewirtete, kann man bald in „luxuriösem Ambiente“ wohnen und sich über die Museumsbahn beschweren, wenn sie die Sonntagsruhe stört:
Nachdem die handbediente Schranke heruntergekurbelt ist, kann der Zug wieder ausfahren:
Zurück geht es nach Krefeld:
Am Ortseingang von Hüls:
Eisenbahn übt auch im Smartphone-Zeitalter noch Faszination auf Kinder aus:
Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Hüls: Anstelle der Löwenzahnwiese im Vordergrund zweigte hier einst die Strecke nach Kempen nach links ab:
Am Bahnhof Hüls angekommen:
Zwischen Hüls und Krefeld-Nord fährt die Bahn hinter bzw. den Industriebetrieben entlang, während die Straßenbahn parallel dazu auf der Hauptstraße zwischen Hüls und Krefeld verkehrt:
Einfahrt in den Bahnhof Krefeld-Nord:
Gleich geht es weiter nach St. Tönis:
Zuerst fährt der Zug mitten durch die Stadt:
…und dabei über die St. Töniser Straße und die Straßenbahn hinweg:
Zwischen Krefeld und St. Tönis hatte ich den Zug wieder eingeholt:
Nach der Ankunft am Endbahnhof in St. Tönis: Die Lok hat abgekuppelt und ist zum Betriebshof der Stadtwerke Krefeld zurückgefahren, um die Vorräte zu ergänzen.
Zeit, sich einmal den Wagenpark anzuschauen:
Ein Standard-Nachkriegs-G-Wagen ist dieser Fahrradwagen:
Ein Vorkriegsmodell ist dieser Fahrrad- und Dienstwagen. Er ähnelt der Bauart Dresden, hat aber ein dreiachsiges Fahrwerk:
Von der längst eingestellten Söhrebahn bei Kassel stammt Personenwagen Nr. 6, Baujahr 1912:
Das Innere des gepflegten Waggons:
Der breitfenstrige Wagen 5 (Busch 1903) stammt ebenfalls aus Nordhessen, von der benachbarten Kassel-Naumburger Eisenbahn:
Innen ist er nüchtern gehalten mit Stahlrohr-Tischen und -Stühlen:
Wagen 4 ist äußerlich identisch mit Wagen 5: Beide besaßen ursprünglich Holzdächer, die an den Enden heruntergeflanscht waren, wie man es heute noch bei baugleichen Wagen beim Hessencourrier sehen kann. Erst vor einigen Jahren wurde die bauliche Vereinfachung hin zu einfacher zu formenden Tonnendächern vorgenommen:
Im Innern dient der Wagen als Thekenwagen und Spiegelkabinett:
Wagen 3 ist eine Holzaufbau-Donnerbüchse und wurde ebenfalls vereinfachend restauriert, wie man am unschönen Toilettenfenster rechts erkennen kann: Anders als die hessischen Kleinbahnwagen, die bereits seit den späten 60er Jahren der Stadt Krefeld für Ausflugsfahrten dienen, kam dieser Wagen erst später hinzu:
Der Innenraum wirkt dezent und gediegen, hat aber so fast nichts mit der ursprünglichen Einrichtung als Reichsbahn-Einheitswagen gemein:
Das Edelstahl-Klosett entspricht heutigen Hygienestandards:
Wagen 2 ist der dritte Personenwagen ex KN:
Im Innern demonstriert er die Polsterklasse:
Zugeständnis an die heutige Zeit sind die Getränkehalter: Zwar nicht historisch, aber optisch durchaus ansprechend gestaltet und immer noch besser als Zuckerwasserflecken im edlen Sitzbezug:
Wagen 1 ist wie Wagen 6 wiederum von der Söhrebahn:
Das Innere wirkt mit den Holzlattensitzbänken noch vergleichsweise original:
Alle Wagen haben Übergänge und elektrische Kupplungen: Die Puffer sind ebenfalls gut gefettet:
Die komplette Wagengarnitur:
Die Dampflok kehrt zurück:
…und setzt sich vor den Zug:
Die Lok noch mal in voller Pracht:
Auf der Heizerseite befindet sich das Stromaggregat zum Anfahren des Ölbrenners und offenbar auch zur Zugversorgung mit Strom: Es läuft ständig mit schmälert den (akustischen) Wert der Dampflok in Augen der Puristen:
Die Beschriftung auf der Heizerseite: Die diversen Namen und Nummer der Lok wirken überkandidelt. Zumindest die Pseudo-Staatsbahnnummer auf den Stirnseiten sollte aus optischen Gründen weggelassen werden:
Auf der erneuten Fahrt nach Hüls passte ich den Zug noch mal am Gleisdreieck auf Höhe des Betriebshof der Krefelder Stadtwerke und Straßenbahn ab:
Der Dampfzug noch mal in voller Breite: Am rechten Bildrand ist noch die Reserve-Diesellok zu sehen:
Die Reservelok noch mal aus der Nähe betrachtet: Es handelt sich um Jung 13430/1962 ([
www.rangierdiesel.de])
Auf der der anderen Seite kann man die Kamera besser durch den Zaun halten und die formschöne Maschine ablichten:
Museumsbahn-Puristen mögen den Schluff ob der eingegangenen Kompromisse kritisieren, andererseits tritt diese Institution auch gar nicht mit dem Anspruch an, eine Museumsbahn zu sein. Stattdessen ist man mit dem eingeschlagenen Weg und der Trägerschaft durch ein kommunales Unternehmen anstelle eines Freiwilligenvereins offenbar seit Jahrzehnten erfolgreich und zufrieden – und das in einer überschuldeten Stadt, die sich auch noch den Luxus gönnt, die weitgehend verkehrslose Gleisinfrastruktur zu erhalten und parallel dazu ein kleines, eigenes Straßenbahnnetz zu betreiben.
Dennoch könnten einige kleine, eher kosmetische Maßnahmen das Ansehen des Schluffs in der Fangemeinde verbessern: Ergänzen des Dreiacher-G-Wagens mit Schiebetüren, Umbau des Toilettenfensters bei der Donnerbüchse auf alte Optik - und vor allem Drehen der Lok, so dass sie Rauchkammer voran in Richtung Süden fährt und bei Fotos besser ausgeleuchtet werden kann…
Weitere mehr oder weniger historische Fahrzeuge traf ich auf meiner Rheinland-Tour ebenfalls an: Hier Lok Nr. 663 (Hanomag 9591/1921) der finnischen Staatsbahn, die heute vor dem zum Hotel umgebauten früheren Bahnhof Brüggen steht:
In Brühl-Vochem kam ich am 2. Mai zufällig am Gelände der Köln-Bonner Eisenbahnfreunde ([
www.koeln-bonner-eisenbahn-freunde.de]) vorbei: Sie bewahren mehrere Dieselloks, Triebwagen, Personen- und Güterwagen, die früher auf der KBE oder benachbarten Kölner Industriebahnen eingesetzt waren:
Interessant fand ich die drei Talbot-Reko-Personenwagen aus den 50er Jahren:
Einige Güterwagen und eine kleine Deutz-Diesellok stehen noch auf dem gut eingezäunten Areal:
Blick hinüber das Bw-Areal der heutigen HGK:
Eine HGK-Class 66 zieht unterdessen mit ihrem Kesselwagenzug aus Wesseling vorbei:
…in den Bahnhof Brühl-Vochem:
…während kurz darauf eine Stadtbahn auf der Vorgebirgsbahn in Richtung Bonn ausfährt:
…und dabei von einem Gegenzug gekreuzt wird:
Etwas ruhiger geht es heutzutage in Erftstadt-Liblar zu: Hier steht noch in der Max-Planck-Straße hinter dem bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Restaurant Zug „Ville Express“ eine alte Deutz-Kleinlok ([
www.rangierdiesel.de]):
Wofür der Rucksackkasten wohl gut ist?
Am 3. Mai traf ich auf dem Weg zum Feldbahnmuseum Oekoven auf einen Bauzug, der gerade vor den alten Blöcken des Kraftwerks Neurath auf der RWE-Grubenbahn rangierte und Schwellen ablud:
Die formschöne alte Deutz-Lok Nr. 478 ([
www.rangierdiesel.de]) wollte ich mir nicht entgehen lassen. Hier als Abschluss noch einige Aufnahmen dieser Lok, die zwar noch kein Museumsstück ist, aber immerhin auch schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat:
Im nächsten Teil geht es dann weiter mit dem Feldbahnmuseum Oekoven.
Bis dahin viel Spaß mit den Bildern,
schöne Grüße,
Dennis Mellerowitz.
Mein DSO-Inhaltsverzeichnis: [
www.drehscheibe-online.de]
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