Hallo alle miteinander!
Kommen wir nun zu Teil 2 des IG-Wagen-Treffens:
Am vergangenen Samstag konnten wir einmal ausgiebig die 900mm-spurige Molli-Bäderbahn kennenlernen. Meine letzte Visite bei dieser Bahn liegt inzwischen 23 Jahre zurück, und ich gebe zu: Auch in der Zwischenzeit hatte ich diese Bahn immer irgendwie etwas verschmäht: Kein Rollfahrzeugbetrieb, nie Triebwagenverkehr, kaum Güterverkehr, vergleichsweise moderner, wenig bimmelbahnmäßiger Fuhrpark, und dann auch noch diese „krumme“ Spurweite von 900mm! Hätte man diese Bahn (und auch Borkum) und ihren Fuhrpark bei all den Modernisierungen der letzten Jahre nicht mal nebenbei auf Meterspur umspuren können? Dann könnte man auch mal Fahrzeuge mit anderen Meterspurbahnen tauschen…
Aber ich sollte Unrecht behalten: Tatsächlich ist „Molli“ ein äußerst vielseitiger Betrieb trotz oder gerade wegen seiner zahlreichen Eigenheiten und Besonderheiten. Obwohl es sich hierbei bekanntermaßen um eine vollwertige, öffentliche Eisenbahn handelt, wird sie in ihrer Arbeit und Traditionspflege durch ehrenamtliche Kräfte und einen musealen Förderverein unterstützt. Daher möchte ich sie auch hier im Museumsbahnforum vorstellen:
Die Tour begann am Samstagmorgen am Bahnhof Kühlungsborn Ost:
Eigentlich war ein Bustransfer nach Kühlungsborn West vorgesehen, doch als kleine Überraschung wurden wir per Sonderzug mit V10C und Altbau-Personenwagen abgeholt:
Der Personenwagen 990-306 wurde 1925 von Gotha gebaut und ist ein Nachbau der bereits ab 1911 von Wismar gebauten sechsfenstrigen Oberlicht-Drehgestellwagen. Als einziger Personenwagen des Molli präsentiert er sich im schlichten DR-Outfit der 60er Jahre mit kunstlederbezogenen Sitzen:
Details an der Endbühne: Die Fliegenklatschen-Dixtür deckt im geschlossenen Zustand die obere Trittstufe ab:
Nach Ankunft in Kühlungsborn West: Die V10C 199 015-9 „Martin“ (LKM Babelsberg 250292/1962, ex Braunkohlentagebau Zwenkau) dient heute dem Förderverein als Rangierlok am Bahnhof Kühlungsborn West:
Zwei geborgene Güterwagenkästen dienen als Geräteschuppen, hier der frühere GGw 98-01-53:
…und dahinter der in Privateigentum befindliche 98-02-10:
Während drumherum bereits der Planbetrieb anläuft, wartet „unser“ Wagen darauf, mit uns am frühen Nachmittag nach Bad Doberan zu fahren:
Die Eisenbahnfreunde haben ihre historischen Güterwagen ans Tageslicht gezogen, darunter auch den Post-Gepäckwagen Nr. 82 in Länderbahnbeschriftung:
Nicht nur wegen seiner Herbrand-Drehgestelle ist der Wagen eine wahre Augenweide:
Auch nach Einstellung des Güterverkehrs hielt Molli noch einige Güterwagen für bahninterne Zwecke vor. OO-Wagen 98-03-02 wurde erst vor wenigen Jahren wieder mitsamt Bremserhaus rekonstruiert: Nachdem lange Zeit das Länderbahndesign angestrebt worden war, restauriert man die Güterwagen inzwischen wieder im DR-Look der 60er Jahre:
Zeit, mal in die Wagenhalle zu schauen:
Zum Traditionszug gehört Wagen 14, einer der kurz vor dem ersten Weltkrieg gelieferten Wismar-Personenwagen:
Aus einem überzählig gewordenen Reko-Gepäckwagen wird wieder in GGw rekonstruiert:
Die drei weiteren Personenwagen des Traditionszugs stehen im hinteren, historischen Teil der Fahrzeughalle:
…zusammen mit dem für Bahndienstzwecke mit Blechwänden ausgestatteten OOw 98-03-08:
Die Truppe beim Besichtigen der Wagenhalle, die im Vordergrund noch den alten Oberbau aufweist:
Einer der elegant eingerichteten Traditionswagen:
Zeit, einmal die Außenanlage in Augenschein zu nehmen: Der frühere Abortschuppen dient heute als Wohnhaus:
Unterdessen trifft 99 322 aus Bad Doberan ein:
Die Planzüge bestehen aus sechsfenstrigen Rekowagen, deren hässliche Gummidichtungs-Oberlichtfenster durch schwarze Zierlinien geschickt kaschiert wurden: Bei 990-101 kann man an dem außen verlaufenden Langträger erkennen, dass er mal einer der vier Ganzstahl-Personenwagen mit geschlossenen Bühnen war, die Wismar 1930 geliefert hatte. Sie ähnelten den normalspurigen Einheitswagen vom Typ Bi/BCi/Ci33:
990-315 hat zwar auch einen Reko-Neuaufbau erhalten, aber immerhin behielt er sein markantes Tonnendach mit flachen Endbühnendächern, so wie er 1928 von Wismar geliefert worden war:
99 322 setzt um:
Blick während des Wasserfassens auf die nur noch als Schaustück genutzte 99 332 (LKM 30013/1951, ex Wismut):
Das Panorama über das Bahnhofsareal Kühlungsborn West:
Der Planzug fährt aus: Schmalspur-86er meets Schmalspur-81er:
99 331 (LKM 30011/1951, ex Wismut) steht derweil im Lokschuppen abgestellt: Sie wird überwiegend für Sonderzüge und im Winter eingesetzt, da sie im engen Sommer-Taktfahrplan des Molli nicht mithalten kann:
Der Gegenzug mit Neubau-Dampflok 99 2324-4 bzw. 99 324 trifft unterdessen ein:
Blick entlang der Wagenreihe:
Die Lok beim Wasserfassen, während der Junior fasziniert zuschaut:
Mit Baujahr 2009 befindet sich diese Lok immer noch in ihrer ersten HU-Phase:
Dampf und Diesel einträchtig nebeneinander: Diesel spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, und Dampf ist hier immer noch modern…:
Gleich macht sich der Zug wieder auf den Weg nach Bad Doberan:
Auch der Denkmallok sei ein Portrait gewidmet:
Aus der Anfangszeit des „Molli“ stammt der Herbrand-Postwagen Nr. 71: Er wurde offenbar „von der Stange“ geliefert, wie man an seinen breit auseinanderliegenden, auch für Meterspur geeigneten Achsgabelstegen erkennen kann. Mit Baujahr 1886 dürfte er zu ältesten erhaltenen Schmalspurwagen (außerhalb Sachsens) überhaupt gehören und ist eines der wenigen zweiachsigen Fahrzeuge, die auf der Bäderbahn eingesetzt worden sind:
Als Caféwagen dient der als OOw 98-02-55:
Der Verkaufstresen des Bahnhofsrestaurants ist als Waggonaufbau verkleidet:
Im Güterschuppenanbau befindet sich ein kleines Museum mit Devotionalien aus der Geschichte des Molli:
Im Außenbereich findet man noch diese Feldbahn:
…und eine Signalausstellung:
Der nächste Zug ist eingefahren, und die Fahrgäste können ein- und aussteigen:
99 322 rangiert unterdessen unseren Sonderwagen an den Zug:
Gleich geht es los nach Bad Doberan, Zeit für uns, in den Zug zu steigen:
Vielleicht kommt auch 99 332 eines Tages wieder in Fahrt?
Trotz des zahlreichen Modernisierungen, die Molli in knapp 130 Dasein erlebt hat, entspricht die Kupplungsbauart immer noch dem technischen Standard von 1886: Man beachte die Dreifachkupplung bestehend aus Ketten und über dem Puffer liegendem Schraubbügel:
Das Stellwerk in Heiligendamm:
Nach der Zugkreuzung geht es in flotter Fahrt aus Heiligendamm hinaus:
Halt in der Goethestraße in Bad Doberan:
Am End- bzw. Ausgangsbahnhof angekommen:
Das Gleisfeld des Schmalspurbahnhofs:
Wir durften das Bw erkunden, was sonst nicht erlaubt wird: Rechts der alte, heute modern verkleidetete Lokschuppen, dessen rechtes Gleis einst normalspurig war für die Bahnhofs-Köf:
Die Stopfmaschine:
Eine neue Weiche wird einbaufertig vorbereitet:
Eine weitere Weiche mit rollengelagerten Zungen und untenliegendem, vertikal angeordneten Klinkenverschluss:
Auf dem Weg zur Wagenhalle, die aufgrund der örtlichen Gegebenheiten bogenförmig angelegt werden musste: Hier befanden sich früher die Umladegleise zur Normalspur:
Relativ modern wirkt die Bekohlungsanlage: Bei jedem Eintreffen in Bad Doberan werden hier die Vorräte ergänzt:
Für Gleisbauzwecke dienen diese beiden aus Braunkohletagebauen übernommenen Schotterwagen. Man beachte die Zug- und Stoßvorrichtungen:
Weitere Bahndienstfahrzeuge und Achsen stehen dahinter:
Ein altes OOw-Fahrwerk hat noch die alten Mecklenburg-Schwerinschen Achslagerdeckel:
Dieser SKL hat auch schon mal bessere Tage gesehen:
…genauso wie dieser Schotter-Beiwagen. Die gestapelten Rollwagen dienten als Bahndienstfahrzeuge bzw. waren mal dafür vorgesehen. Rollwagentransport von Normalspurwagen hat es beim Molli nie gegeben:
Reko-Packwagen 990-002 wird offenbar nicht mehr benötigt:
Auf einem weiteren Rollwagen liegt noch der alte Lokrahmen von 99 322:
Die sichtbare Dampflokachse ist nur noch Schrott:
…denn sie hat einen Speichenriss:
Nebenan fährt unterdessen ein Desiro aus nach Rostock bzw. dann weiter nach Tessin:
Der Blick in die Wagenhalle: Links befindet sich die Wagenwaschanlage:
Einige der abgestellten Personenwagen: Sie werden in der Nachsaison nicht benötigt oder sind als Schad- oder Reservewaggons hinterstellt:
996-006 ist einer der beiden auf Braunkohlentagebau-Flachwagen neu aufgebauten Neubaugepäckwagen von 2008:
Sie kommen vorrangig im Hochsommer zum Einsatz, wenn verstärkt Fahrräder zu transportieren sind:
Rekowagen 990-303 dient als Behelfs-Traditionswagen:
…und ist entsprechend hergerichtet:
…während die anderen Rekowagen von innen meist etwas dezenter aussehen:
Wie auch in Kühlungsborn steht auch in Bad Doberan ein Blech-OOw in Form des 98-03-12:
Unterdessen ist 99 324 im Bw eingetroffen:
…und ergänzt Wasser:
…und Kohle:
In der alten Werkstatt werden u. a. die Drehgestelle für den im Wiederaufbau befindlichen GGw in Kühlungsborn aufgearbeitet:
In der neuen Werkstatt von 2004 stehen die übrigen Molli-Triebfahrzeuge wie 99 323:
Einige Details der gelungenen O&K-Konstruktion von 1932:
Der Führerstand: Mit 50km/h Höchstgeschwindigkeit ist diese Bauart zusammen mit der Harzer 99 6001 die schnellste deutsche Schmalspurdampflokbaureihe:
Die Rückseite mit den markanten Schutzblenden über den Laternen – falls beim Bekohlen mal was herunterfällt:
Die Bissel-Nachlaufachse:
Die Heusinger-Steuerung:
Schwesterlok 99 321 steht gleich nebenan:
Sie ist gegenwärtig ausgeachst:
Auf der vorderen Achse ist das Taktgeber-Zahnrad für die Abtastung durch den elektronischen Tacho bzw. Drehzahlmesser erkennbar:
Zwei weitere V10C ex Tagebau Zwenkau dienen in Bad Doberan als Rangierloks: Hier die 199 016-7 „Angelika“ (LKM 250288/1962): Sie besitzt ein verbreitertes Führerhaus:
Während 199 014-2 „Otto“ (LKM 250284/1962, benannt nach dem früheren MV-Verkehrsminister) wiederum ein klassisches, schmales Führerhaus besitzt: Zwei weitere Loks dienten als Ersatzteilspender:
Die Führerhausbeschriftung mit dem markanten Molli-Logo: Das Fabrikschild ist nur ein Fotoabdruck auf einer Kunststoffplatte:
Nochmal der Blick durch die ganze Halle:
Zeit, die Rückfahrt anzutreten: 99 322 hat unseren Wagen wieder mitgebracht und obendrein noch für eine weitere Gruppe einen der beiden Salonwagen drangehängt: Im Vordergrund die doppelte Kreuzungsweiche, die aufgrund der beengten Platzverhältnisse sehr kompakt gebaut werden musste und von Hand nur schwer zu stellen ist. Daher wird sie inzwischen elektrisch angetrieben:
Nach dem Ergänzen der Vorräte setzt die Lok zurück an den Zug:
Zurück geht es durch die Goethestraße nach Kühlungsborn:
…und an der Chaussee nach Heiligendamm (andere Zugseite) entlang:
Warten auf den Gegenzug in Heiligendamm:
Kurz nachdem der Gegenzug uns passiert hat, geht es weiter:
…durch die Felder nahe an der Ostseeküste entlang:
…bis die Zugfahrt für uns wieder dort endet, wo sie morgens begonnen hat: Am Kilometerstein 12,7:
Das Bahnhofsrestaurant von Kühlungsborn Ost diente uns nun als Tagungsort:
An dieser Stelle noch mal vielen herzlichen Dank insbesondere an Jan und Robert für die tolle Tagesorganisation, die unzähligen Erläuterungen und die tiefen Einblicke in die Arbeit des „Molli“!
Am folgenden Sonntag besichtigten wir die Museums-Bw’s in Wismar und Schwerin. Mehr dazu im nächsten Teil. Bis dahin viel Spaß mit den Bildern,
schöne Grüße,
Dennis.
Mein DSO-Inhaltsverzeichnis: [
www.drehscheibe-foren.de]
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