Im April 2010 besuchte ich das Schmalspurmuseum der Zeleznice Srbije in Pozega. Ein paar der dort entstandenen Bilder möchte ich Euch nicht vorenthalten. Die Fahrzeuge haben alle, soweit nicht anderst angegeben, bosnische Spurweite (760mm).
Wer sich nach Serbien aufmacht, um die Museumsbahn "Sargan 8" zu besuchen, sollte auf dem Weg von Belgrad einen Zwischenstop in Pozega einlegen. Hier findet sich die Schmalspurabteilung des Eisenbahnmuseums der Serbischen Eisenbahn direkt neben den Anlagen des Normalspurbahnhofs gelegen.
Das sehr gepflegte Freigelände ist für jedermann offen und es wird kein Eintritt verlangt. Bei uns wäre das wohl eher eine Spielwiese für "Graffitykünstler".
Mein persönlicher Star der Ausstellung ist die 1922 bei Henschel unter der Fabriknummer 19472 gebaute 92-043. Die Schlepptender-Mallet wurde als Reparationsleistung an Serbien geliefert und ist die letzte erhaltene Lok ihrer Baureihe.
Das beeindruckende Triebwerk der 92-043. Man stelle sich vor, diese Lok würde irgendwann einmal wieder auf der Sargan 8 dampfen!
Ein weitere Besonderheit ist die 83-062. Sie wurde der "Partisanenlok" 83-069 nachempfunden, die 1941 im Depot Uzice mit Stahlplatten gegen leichten Beschuss gesichert wurde und den Partisaneneinheiten gegen die Besatzer diente. 83-062 wurde 1923 unter der Fabriknummer 3545 von Jung gebaut und kam als Reparationsleistung nach Serbien.
...zum Vergleich: die 1929 von der Lokfabrik Budapest unter der Nummer 4973 gebaute 83-037 in der "Normalausführung".
Mit 23 Exemplaren eher selten war die Baureihe 73. Die 73-002 war das erste Exponat des Schmalspurmuseums. Sie wurde 1907 von Krauss in Linz gebaut (Fabriknummer 5770).
Die 1911 bei Winterthur (FNr. 2162) gebaute 82-007 war eigentlich Werklok Nr. 2 in der Kupfermine in Bor. 1952 wurde sie von der JZ, die selbst fünf Loks dieses Typs hatte, übernommen und als 82-007 eingereiht.
Irgendwie stößt man auf dem Balkan in jedem Eisenbahnmuseum irgendwo auf Muskelkraftgefährte, wie hier eine 760mm Handhebeldraisine...
...oder diese Reihe an Schienenfahrrädern. (Meine Freundin meint, solch eine "Zugfahrt" täte meiner Figur auch mal ganz gut...)
Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Bild der 600mm-Fairlie-Lok "Kostolac". Die 1916 bei Baldwin unter Fabriknummer 41162 gebaute Lok kam 1941 mit deutschen Truppen nach Kostolac, wo sie in der dortigen Kohlemine eingesetzt wurde. Die zweite noch erhaltene Lok dieses Typs steht in Dresden im Museum. In Andreas Knippings Buch "Eisenbahn im Krieg" findet sich übrigens ein Bild solch einer Lok nach dem Krieg im Einsatz bei einer Memminger Baufirma. (Warum ich das erwähne? Ich bin aus Memmingen :-) )
Die erste in Serbien gebaute Lok ist die "MILAN" (600mm). Sie wurde 1882 von der Werkstatt der Erzmine Majdanpek selbst gebaut. Lediglich die Achsen und die Räder kamen aus Großbritanien.
Auch sie darf nicht fehlen: Die älteste Schmalspurlok Jugoslawiens ist "RAMA". Die 1873 bei Krauss, München (FNr. 264) gebaute Lok erhielt 1933 die Nummer 173-017, trug sie aber nie.
Auf dem Museumsgelände finden sich auch einige Güterwagen, hauptsächlich von der Linie Belgrad-Sarajevo, an der Pozega einst lag.
Leider haben die Güterwagen, bis auf einige wenige, kein Dach über dem Kopf und sind so mehr der Witterung ausgesetzt. Der graue Wagen im Vordergrund gehörte zu einem Unfallhilfszug.
Sehenswert finde ich sie dennoch.
Eine 760mm-Drehscheibe findet sich am einen Ende des Museums...
...während am anderen Ende ein Signal, ein Wasserkran und weiteres "Beiwerk" der Eisenbahn gezeigt werden.
Interessant fand ich dieses Fahrzeug mit 2t-Kran und Räumschild.
Last but not Least ein exotischer Wagen. Hierbei handeltes sich um den Salonwagen des österreichischen Kaisers Franz Josef der 1. von 1897 in der Spurweite 1000mm.
In der Vergangenheit keimten immer wieder Pläne auf, das Museum an die Schmalspurbahn "Sargan 8" zu verlegen. Vermutlich dürfte dies an den Finanzen scheitern. Sicher wäre es aber schön, wenn das ein oder andere Gefährt wieder betriebsfähig dort eingesetzt werden würde.
Ich hoffe, ich konnte Euer Interesse ein wenig wecken und falls noch Fragen sind, beantworte ich sie gerne, sofern ich kann.
Viele Grüße
Raphael