Hallo!

Überall schießen bei DSO die Projekte wie Pilze aus dem Boden ... da fällt mir doch auch was zu ein ;-)

Wir basteln uns ein Museumsbahn-ABC!

Ausgangslage:
Der wohl größte Teil der (Muba-Vereins-)Welt wünscht sich, daß mehr Nachwuchs an die Bahn kommen sollte. Gemeint ist jetzt nicht unbedingt jener mit Knipskiste bewaffnete Fuzzy-Nachwuchs, sondern der Nachwuchs der sich (später einmal) ehrenamtlich in den Dienst der ("Eisenbahn-Dienst-")Sache stellt. Ich weiss natürlich schon, dass aus Typ A auch mal Typ B werden kann ... ;-)

Meine These:
Potentielle Interessenten schreckt die Verwendung des allseits beliebten Fach-Chinesisch ab. Im Sprachgebrauch der Eisenbahn(er) wimmelt es ja nur so von Abkürzungen, Fachbegriffen und für Laien völlig unverständlichem Kauderwelsch. Die unendliche Anzahl Regeln und Verordnungen trägt ihr übriges dazu bei.

Meine Überlegung:
Je besser ich etwas erklärt bekomme, je schneller ich dann etwas kapiere, desto einfacher kann meine Begeisterung für eine Sache entstehen. Gebraucht werden also Eisenbahn-/Museumsbahn-Grundlagen in gut verständlicher Aufmachung (einfache Sprache, simple Zeichnungen) für das breite (Normal-)Publikum. Das es illustrierte, leicht lesbare Kinderbücher zum Thema Eisenbahn gibt, weiss ich wohl. Aber die können eben auch nicht alles "erschlagen". Teilweise sind Erklärungen auch, mal vorsichtig ausgedrückt, irreführend.

Der Testlauf:
Stellt Euch jetzt einmal vor, eine junge (Durchschnitts-)Familie mit Mami (34) + Papi (37) + Töchterchen (7) + Sohnemann (8) kommt in ein Eisenbahnmuseum. Alle sind durchaus interessiert, haben aber keinerlei Hintergrundwissen. Ihr habt nun das große Los gezogen und seid heute Obermuseumswärter.

Und dann kommt auch schon die erste Frage ...

"Hallo. Wir haben dort hinten so einen Kasten mit einem großen "F" drauf gesehen. Was ist das?"

Und jetzt bitte keine Antwort
- wie z.B. "Da ist ein Telefon drin" oder noch besser
- "Das ist ein F-Kasten"! ;-)

Wenig hilft es auch, wenn eine Antwort
- nur aus einem Fachbuch ab- und hier im Thread dazugeschrieben wird (man will ja nun keine Lesestunde abhalten) oder man
- zehn mal mehr Fragen aufwirft, als jene eine, die eigentlich hätte beantwortet werden sollen.

Neudeutsch würde man wohl "Keep it simple" sagen. Geht bei Euren Überlegungen einfach davon aus, dass die Leute absolut keinen Plan haben. Sie wollen auf die kleine Frage aber auch keinen 5-stündigen Vortrag über die Bahntelekommunikation der letzten 150 Jahre hören. Es gibt ja schließlich im Museum noch so viele andere Sachen zu entdecken, zu denen auch noch die eine oder andere weitere Frage kommen könnte ;-)


Bin ja mal gespannt, ob bei dem Experiment jemand mitmachen möchte!

Viele Grüsse aus dem Museum
Micha

Ok - und was willst Du nun machen? Ein Lexikon mit Erklärungen der Begriffe verfassen ?

Hallo Micha,

die Idee ist ja sicherlich nicht neu, sondern eine Fragestellung, die so alt ist wie die Museumsbahn selbst.
Was Du hier anfangen willst, ist ja das "Handbuch des Museumsbahnerklärers".
Ein solches allgemeingültig abzufassen, dürfte aber eine äußerst umfangreiche Angelegenheit werden, denn jede Museumsbahn ist anders strukturiert, und es ist immer schwierig, eine Sache in einem Museum zu erklären, die dort nicht materiell vorhanden ist.

Bedenken wir weiterhin, daß die Zeit, die ein Besucher bei einer Museumsbahn zu verweilen bereit ist, begrenzt ist (manchmal auch mit Restriktionen durch den eigenen Fahrplan verbunden), so wird man schnell merken, daß man nicht sehr weit kommen wird.

Ein paar Voraussetzungen sollten wir Fachleute stets bedenken:
1. Die Fragen des Publikums sind ernst gemeint und wollen qualifiziert beantwortet werden.
2. Die meisten unserer Besucher haben vorher noch nie eine Eisenbahn gesehen.... leider.
3. Selbst wenn sie zuvor eine Eisenbahn gesehen haben sollten: die klassischen Betriebsabläufe bedürfen auch einer Erklärung (Beispiel: es versetzt die meisten Leute in Erstaunen, daß eine Tenderdampflok gleichermaßen vorwärts wie rückwärts einen Zug ziehen kann; daß es zum Herumdrehen einer Lok besonderer Vorrichtungen bedarf, muß ja erstmal erklärt werden.).
4. Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen haben der historischen Eisenbahn einige Dinge hinzugefügt, die da nicht hingehören. Die Abgrenzung dieser zur historisch korrekten Eisenbahn ist uns bekannt, dem Publikum aber nicht und bedürfen der unaufgeforderten Erläuterung (z.B. die Tatsache, daß der heute übliche Buffetwagen keine historische Berechtigung hat, es sei denn, man betriebt einen historischen Fernschnellzug oder ähnliches).

Mit diesem Rüstzeug ausgestattet und natürlich der Detailkenntnis des vorhandenen, sichtbaren Materials, sollte es eigentlich jedem Museumsbahnmitarbeiter möglich sein, eine fundierte Führung "aus dem Hut" (oder: der Dienstmütze) zu zaubern.

Und die Frage mit dem "F-Kasten" kannst Du ja sicher am schnellsten beantworten, indem Du ihn öffnest (es sei denn, der Werkstattleiter nutzt ihn zur Bevorratung der Schnapsvorräte).

Aber auf die Detailkenntnisse hattest Du es mit dem Museumsbahn-ABC abgesehen, oder?
Das Beispiel mit dem "F-Kasten" wirft schon das Problem der Sortierung auf: findest Du ihn unter F oder unter T (in den Niederlanden hat der wirklich ein T wie Telefoon)?

Im Grunde hast Du schon Recht, daß man einem Museumserklärer (damit sollte jeder sich angesprochen fühlen, der für das Publikum als Mitarbeiter einer/s Museumsbahn/Eisenbahnmuseums erkennbar ist) eine Richtlinie in die Hand geben sollte, die die wesentlichen Dinge kurz und verständlich erklärt, denn Deine Mutmaßung des fehlenden Hintergrundwissens trifft ja auch auf viele unserer eigenen Mitarbeiter zu!
Ein solches Grundgerüst einer Museumsführung ist derzeit für die Selfkantbahn in Arbeit, bei vielen anderen Museen existiert so etwas sicher schon, wenn auch oft nicht in schriftlich fixierter Form, sondern eher als ein über Jahre einstudierter und verfeinerter Ablauf, der durch die meist stets gleichen Personen ausgeführt wird.

Deshalb sei von mir hier die Frage angefügt: wer hat denn schon einen solchen Ablauf in schriftlicher Form vorliegen?

Beste Grüße,
Martin

Hallo Martin, hallo Micha,

ich denke, wir müssten auch noch unterscheiden zwischen einer "Standardführung" und den Fragen, die nicht für jedes Museum "geeignet" sind; und ich denke, an letzteres denkt hier Micha.
Wir haben bei uns tatsächlich einen schriftlichen Führungstext, der zu 80 % unsere Exponate abdeckt. Für die spezielleren Fragen könnte daher ein solches Museums-ABC durchaus geeignet sein und den F-Kasten zum Beispiel sollten wir dann auch unter F einordnen.
Martin ist mir bekannt, aber wo kommt Micha her?

Gruß, Gert.