Liebe Freunde der Schweizer Bahnen,
im vergangenen September war es endlich wieder so weit: Endlich konnten wir wieder einmal zu einem „richtigen“ Urlaub aufbrechen und endlich sind wir auf diese Weise wieder einmal in die Schweiz gekommen. Allerdings verlief der Urlaub etwas anders als ursprünglich geplant. Im Dezember 2020 hatten wir einen Wanderurlaub im Berner Oberland gebucht. Aber leider hat mir die Gesundheit dabei ein Bein gestellt, so dass Wanderungen leider nicht mehr möglich sind. Wir haben den Urlaub trotzdem angetreten und versucht, das Beste daraus zu machen – und ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Aufgrund meiner Gehbehinderung war es mir möglich, mich länger in der Nähe der Bahnen aufzuhalten, was ein mehr als guter Ersatz für das Wandern war. Erleichtert wurde die Angelegenheit dadurch, dass wir mit unserer Buchung den Oberland-Pass für alle Verkehrsmittel zu Land und zu Wasser sowie ein Paket von Gutscheinen für Fahrten mit Bergbahnen erhalten haben. So mussten wir nach der Anreise unseren PKW nur ein einziges Mal benutzen. Der ÖV in der Schweiz ist sehr entspannend!
Seht mal, was dabei herausgekommen ist. Dabei muss ich vorausschicken, dass für mich vieles im Bahnland Schweiz neu und spannend war, da der letzte Urlaub dort – mit Ausnahme eines Kurzbesuchs bei der RhB – an die 10 Jahre zurückliegt.
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Die Anfahrt mit dem PKW zu unserem Hotel in Leissigen verlief erheblich besser und schneller als vorhergesehen, so dass unser Zimmer noch nicht bezugsfertig war. So haben wir einen Spaziergang unternommen, bei dem uns dieser Regionalzug der BLS begegnete. Für mich war neu, dass die BLS Loks der Baureihe Re4/4“ von der SBB übernommen hat. Diese sind als 421 501ff eingereiht und mit Pendelzügen eingesetzt. Laut Internet sollen es 15 Maschinen sein, die höchste von mir gesichtete Nummer war allerdings die 421 504. Im Bild die 421 502, die ihren Zug in Richtung Interlaken schiebt. Die Wagen sehen mir aufgrund der oben eingezogenen Seitenwände aus, als ob sie früher zum SBB Swissexpress gehört hätten. Liege ich da richtig?
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Bei dem selben Spaziergang kam mir ein weiteres gern gesehenes Fotoobjekt vor die Linse: Das Dampfschiff Blümlisalp. Als am Mittelrhein aufgewachsen und in Kindertagen noch mit etlichen der dort damals eingesetzten Raddampfer vertraut, freue ich mich immer wieder, solche Schiffe zu erleben und mit ihnen zu fahren. Die Blümlisalp, die ich hier vor der Anlegestelle Beatushöhlen aufnehmen konnte, ist eines meiner Lieblingsdampfer.
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Eine kleine Überraschung gab es, als wir anschließend unser Zimmer bezogen: Es hatte einen Balkon mit herrlicher Aussicht auf den Thuner See – und natürlich auf die Bahnstrecke. Während meine bessere Hälfte die Koffer auspackte, konnte ich die ersten Züge auf Chip festhalten, so wie hier eine Re 460 mit IC nach Basel.
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Am nächsten Morgen meinte meine Frau, zuerst die nähere Umgebung erkunden zu müssen und brach zu einer Wanderung rund um Leissigen auf, die sie auch auf die relativ neue Hängebrücke führte. In dieser Zeit habe ich mir zuerst den rund 400 m entfernt liegenden Bahnhof angesehen und dann unseren Aussichtskanzel-Balkon zum Fotografieren genutzt. Im Bahnhof gab es zunächst einen weiteren IC mit Re 460 zu sehen.
Der Bahnhof Leissigen an der eingleisigen Strecke Spiez – Interlaken besitzt drei Durchgangsgleise und ein beidseitig angebundenes Rangiergleis, von dem mehrere Ladegleise abzweigen. Im Dezember 2020 entfielen alle bisherigen Halte der Regionalzüge, Reisende müssen seitdem den stündlich verkehrenden Postbus der Linie 60 Interlaken Ost/West – Spiez benutzen, der an der Bahnhofszufahrt Haltestellen besitzt. Interessant ist aber, dass trotzdem fast halbstündlich Züge in Leissigen halten. Bei fast allen Zügen gibt es in Leissigen Kreuzungen, und in den seltensten Fällen laufen die so ab, dass keiner der Züge anhalten muss.
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Ein häufig gesehenes Fahrzeug war der Doppelstock-Triebzug „MUTZ“, Baureihe 515. Einen davon konnte ich vom Balkon aus aufnehmen.
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Aus derselben Perspektive konnte ich einen weiteren IC mit einer Re 460 festhalten. Diese inzwischen auch nicht mehr ganz taufrischen Loks im Pininfarina-Design haben mir schon immer gut gefallen, und ich habe mich gefreut, dass mir während des Urlaubs etliche davon begegnet sind.
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Zu meiner großen Überraschung näherte sich aus Richtung Spiez plötzlich ein Güterzug. Der mit 420 240 bespannte Zug brachte einige beladene Vierachser aus dem zwischen Leissigen und Faulensee gelegenen Anschluss eines Steinbruchs und fuhr in das (mittlere) Überholgleis des Bahnhofs Leissigen.
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Die Lok kuppelte ab und umfuhr den Zug.
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Nachdem ein Reisezug die Strecke freigemacht hatte, passierte der Schotterzug erneut, nun in Gegenrichtung, meinen Aussichtspunkt. Später konnte ich feststellen, dass diese Leistung mehrmals in der Woche verkehrte, offenbar gerade so, wie Wagenladungen anfielen.
Nachdem meine Holde von ihrer Wanderung zurückgekehrt war, nutzten wir das warme Wetter und verbrachten den Rest des Tage im Freibad von Leissigen, immer in Sichtweite der vorbeirauschenden Züge.
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Am nächsten Tag folgte dann der erste Ausflug. Per Postauto ging es nach Interlaken Ost, wo gerade ein Pendelzug der BOB einlief. Ich habe diese Züge mehrfach beobachtet und einige Male sind wir selbst mitgefahren, Dabei fand ich bemerkenswert, dass dabei Triebwagen mehrerer Fahrzeuggenerationen bunt durcheinander gekuppelt waren. Dies ist auch auf diesem Bild zu erkennen. Der schon etwas ältere Tw 311 hat eine neue Steuerwageneinheit hintendran. Diese werden anschließend nach Lauterbrunnen abfahren. Der hintere Zugteil nach Grindelwald besteht ebenso aus Fahrzeugen verschiedener Generationen. Auch im Bild ist der auf Gleis 3 abfahrbereite Regionalzug der Zentralbahn nach Meiringen.
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Wir haben in Interlaken Ost das Schiff namens Jungfrau bestiegen (wer grinst da bei dieser Redewendung?) und sind in Richtung Brienz auf den gleichnamigen See gefahren. Während meine Frau das Schiff in Isletwald verlassen hat und weiter die Gegend auf Schusters Rappen erkundete, bin ich bis Brienz an Bord geblieben. Kurz vor dem Zielort entstand dann das Foto eine IR der Zentralbahn auf dem Weg nach Luzern.
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In Brienz bin ich gleich an Bord geblieben und wieder retour bis zur Anlegestelle Giessbach (See) gefahren. Dort war in der Zwischenzeit wieder meine Angetraute eingetroffen, so dass wir gemeinsam die Standseilbahn zum Grand Hotel Giessbach nehmen konnten.
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Unser Ziel war allerdings nicht das Luxushotel, sondern die nahegelegenen Und wirklich sehenswerten Wasserfälle. Im Hotel haben wir uns lediglich einen sehr guten Kaffee gegönnt, ehe wir zur nächsten Schiffsabfahrt wieder mit der Standseilbahn zum Brienzer See hinab gefahren sind.
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Dort kam dann auch der Höhepunkt des Tages angerauscht: Die Rückfahrt nach Interlaken haben wir mit dem Dampfschiff Lötschberg unternommen. Dieser ebenfalls sehr attraktiv aussehende Dampfer hat eine recht interessante Geschichte. Von Escher-Wyss 1914 gebaut war er nur einen einzigen Tag im Einsatz, ehe er wegen des gerade ausgebrochenen 1. Weltkriegs eingemottet und erst 1920 richtig in Betrieb genommen wurde. Danach war er, von einigen kurzen Generalrevisionen unterbrochen, bis heute durchgehend im Einsatz. So blieb ihm das Schicksal der Blümlisalp erspart, die nach ihrer Ausserbetriebsetzung 1979 rund 15 Jahre vor sich hindümpelte und um ein Haar verschrottet worden wäre.
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Der nächste Tag begann wie der zuvor, indem das Postauto uns nach Interlaken Ost brachte, wo ich zunächst den 160 002 der Zentralbahn aufnehmen konnte.
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Und wie am Vortag war der nächste Zug, der uns begegnete, der Tw 311 der BOB. Allerdings sind wir in diesen dann eingestiegen und bis Lauterbrunne mitgefahren. Nach einem Umstieg auf die Wengernalbbahn haben wir schließlich die Kleine Scheidegg erreicht.
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Diesen Bahnhof fand ich schon bei unserem ersten Besuch 1994 äußerst interessant. Hier begegnen sich die Strecken der Wengernalbbahn von Lauterbrunnen und von Grindelwald, außerdem hat hier die Jungfraubahn zum Jungfraujoch ihren Ausgangspunkt. So ist hier ständig Betrieb. Auf diesem Bild festgehalten habe ich den Panoramazug 148 der WAB, der aus Lauterbrunnen eingelaufen ist.
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Von der Station Eigergletscher hinab kommt der Tw 224 der Jungfraubahn. Seit die neue Seilbahn namens Eiger Express aus Grindelwald in Betrieb ist, gibt es keine durchgehenden Züge mehr von der Kleinen Scheidegg zum Jungfraujoch. Egal ob man mit dem Eigerexpress oder mit der WAB anreist, umgestiegen werden muss stets in der Station Eigergletscher, wo auch die neue Seilbahn ihre Bergstation hat. Ob man auf diese Weise die Verkehrsströme zu Gunsten der neuen Seilbahn umlenken will?
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Auf die in meinen Augen total überteuerte Weiterfahrt zum Jungfraujoch haben wir dieses Mal verzichtet, da uns beim ersten Besuch die Höhe nicht sonderlich gut bekommen ist. Dieses Mal hat meine Frau eine Wanderung zum Männchlichen und zurück unternommen, während ich mich am Bahnbetreib auf der Station Kleine Scheidegg erfreut habe. Meistens erleuchtet die Sonne die Szenerie, und u.a. gab es den auf höheres Verkehrsaufkommen wartenden Tw 217 der Jungfraubahn zu fotografieren.
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Immer wieder wurde die Kleine Scheidegg aber von tief hängenden Wolken heimgesucht. Kurz bevor sich wieder alles eintrübte, konnte ich einen weiteren neuen Pendelzug der JB auf der Fahrt vom Eigergletscher aufnehmen. Im Hintergrund ist die Jungfrau zu erkennen, wo ursprünglich der Endbahnhof der JB liegen sollte. Allerdings wurde die Strecke dann nur bis zum Jungraujoch gebaut.
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Zwischendurch gab es immer wieder Züge der WAB zu fotografieren, wie hier den Pano 150, der die letzten Meter auf der Strecke von Lauterbrunnen erklimmt.
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Zwar dominierten bei meinem bei der JB Besuch Triebwagen der beiden letzten Generationen. Für Bahndienstzwecke und Güterzugfahrten existieren aber immer noch einige der alten Wagen. Einen davon konnte ich auf dem Fahrt bergwärts aufnehmen.
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Dasselbe gilt auch für die WAB. Diese schickte den Tw 115 mit einem mit Baumaterial beladenen Vorstellwagen von Grindelwald herauf. Rechts daneben steht abfahrbereit der planmäßige Panoramazug nach Grindelwald.
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Damit man sieht, wo ich war, musste natürlich auch mindestens 1x das Stationsschild mit ins Bild.
Nach der Rückkehr der Gattin von ihrer Wanderung und einem Kaffee im Bahnhofsbuffet sind wir dann über Grindelwald und Interlaken Ost wieder zu unserem Hotel zurückgefahren.
Während des Urlaubs haben wir fast 400 Fotos geschossen, die alle irgendwie auch ihre Berechtigung haben. Für diesen Beitrag habe ich die rund 80 aussagekräftigsten Bilder davon ausgewählt. Da das m.E., für einen einzelnen Beitrag immer noch zu viel Material ist, werde ich daraus eine kleine Serie von 3 Teileberichten machen. Deshalb endet hier der erste Teil, weiter geht es etwas später im 2. Teil.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr dann noch dabei wäret.
Grüße aus der Pfalz
Hubert
Edit: Tippfehler
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:10:11:12:36:09.