Hallo,
hier kommt der zweite Teil der spätsommerlichen Schweiztour 2020.
Am Schluss des ersten Teils
[KLICK] hatten wir den Abend in Luzern verbracht und für den kommenden Tag zwei verschiedene Pläne bereit gelegt. Abhängig vom Wetter wollten wir uns am Morgen für einen der beiden entscheiden.
Tag 2 – Mistwetter auf beiden Seiten des Brünigpass
Am Morgen war bei einem Blick aus dem Fenster recht schnell klar: Das mit dem „Schönwetterplan“ wird heute nichts. Am vorigen Abend konnte man die Bergstation des Pilatus direkt vom Hotelzimmer aus erblicken, sodass wir eine Fahrt mit der steilsten Zahnradbahn der Welt im Falle guten Wetters eingeplant hatten. Wie dieser Ausflug hätte aussehen können, hat mein Namensvetter (User TD) kürzlich hier bebildert:
KLICK
Da dies aber nun ins Wasser (bzw. morgens eher „in den Nebel“) viel, musste der „Schlechtwetterplan“ her.
Nach dem Frühstück ging es also zunächst wieder nach Luzern, wo unser Stadler SPATZ der Zentralbahn bereits für die Rückfahrt nach Giswil vorbereitet wurde.
Wenige Minuten später ging es (dem ITF sei Dank) direkt weiter zum kurzen Sprung auf die andere Seeseite. Dort verließen wir den genutzten Voralpenexpress an der Station Luzern Verkehrshaus wieder. Den Vormittag verbrachten wir dann im Verkehrshaus und schauten uns u. a. dieses Mock-Up des Gotthard-Basistunnels an. Aus Gründen der Unfallverhütung scheint die Firma Thales extra für diesen Demonstrator neue Achszähler entwickelt zu haben, welche an der Verbindung zwischen Anschlussgehäuse und Zählpunkt völlig drahtlos arbeiten :-)
Stellvertretend für den „off-Topic“-Teil des Verkehrshauses ein Foto der ausgestellten Schlittenseilbahn aus Hornberg-Saanenmöser. Wer mehr über dieses Gefährt erfahren möchte, dem sei dieser Artikel im blaublatt empfohlen:
KLICK
Eine Halle der Sektion Eisenbahn war leider wegen Umbau geschlossen. Durch den Bauzaun konnte man lediglich den Teil einer Modellbahn - vermutlich die bekannte Gotthard-Modellbahn - erkennen, über deren Erhalt bereits an anderer Stelle diskutiert wurde. Ansonsten war in der Halle nicht viel zu erblicken.
Zurück in Luzern entstand an Gleis 13 mal wieder ein Foto des auf die Abfahrt wartenden Zuges der Zentralbahn nach Engelberg. Anders als im letzten Jahr war Luzern diesmal aber nicht das Ziel, sondern der Anfang unserer Reise über den Brünigpass.
Der Ausblick während der Fahrt mit der Zentralbahn gestaltete sich wechselhaft. Ganz und gar ungemütlich war das Wetter am Lungernersee. Rechts im Bild sieht man den Turm der Alten Kirche zu Lungern. Laut Eintrag in einer bekannten „Mitmach-Enzyklopädie“ ist der Rest der Kirche im Jahre 1887 einer Überschwemmung zum Opfer gefallen.
Kurz vor Brünig-Hasliberg wurde im Bahnhof Käppeli mit dem Gegenzug nach Luzern gekreuzt, was ich mit einer kleinen Spielerei auf den Chip bannte.
In Meiringen verließen wir den Zug und schmissen das Gepäck ins Schließfach. Bevor es nämlich nach Interlaken ging, stand noch ein Abstecher auf die im Jahr 2020 noch als eigenständige Bahn betriebene Meiringen-Innertkirche-Bahn (kurz MIB) sowie die Aareschlucht an.
Zu Fuß marschierten wir den Weg vom Bahnhof Meiringen bis zum Haltepunkt Aareschlucht West und überquerten dort die Aare. Der Zugang zum Steg über die Aare führt dabei direkt am Bahnsteigende über die MIB-Strecke. Hierfür wurde einer der kürzesten Strassenbahnbereiche (wenn nicht DER kürzeste) eingerichtet, in welchem gemäß der Schweizer Fahrdienstvorschriften u. a. auf Sicht zu fahren ist.
Der nächste Zug ließ auch nicht lange auf sich warten und so entstand bei eher bescheidenem Wetter dieses Beweisfoto beim Durchfahren des eben erwähnten Strassenbahnbereichs.
Während der Zug die Aareschlucht in einem parallelen Tunnel umfährt, kann man als gemeiner Tourist die Schlucht schon seit dem 19. Jahrhundert besichtigen. Dabei geht es teilweise recht eng zwischen den Felsen durch, wie man hier sehen kann.
Weiter südöstlich öffnet sich die Schlucht dann zunehmend und man ist dem weiterhin von oben kommenden Regen wieder etwas mehr ausgesetzt. Zum Glück gibt es ja passende Regenjacken für so ein Wetter.
Hinweisschilder machen an einer Stelle auf künstlich angelegte, ehemalige militärisch genutzte Kavernen aufmerksam, welche neben einem Zugang von der Schlucht aus auch direkt mit dem Tunnel der Bahnstrecke verbunden wurden.
Am östlichen (geografisch eher südöstlichen) Ende verlässt man die Schlucht dann doch einige Meter über dem Wasser, nur um anschließend direkt wieder bergab zur östlichen Bahnstation Aareschlucht Ost zu laufen. Die Rückfahrt ist dabei im Preis für den Eintritt mit inbegriffen (wenn man nicht eh mit entsprechenden Billets ausgestattet ist).
Der erst im Jahr 2003 in Betrieb genommene Haltepunkt Aareschlucht Ost dürfte recht weit bekannt sein, da dieser inmitten des die Aareschlucht umfahrenden Tunnels liegt und nur bei bereits eingefahrenem Zug betreten werden kann... Bahnsteigtüren der etwas anderen Art..
Trotzdem reicht es beim Einsteigen für einen „Schuss aus der Hüfte“, um dieses Kuriosum auch im Innern des Tunnels festzuhalten.
Der GTW der MIB bringt uns zurück bis nach Meiringen. Vor der Ankunft bereiten wir uns aufgrund der Verspätung von ca. 2 min und der noch notwendigen Abholung des Gepäcks auf einen recht kurzen Umstieg vor. Doch ungeplant wird es etwas gemütlicher.. der Interregio nach Interlaken Ost hat noch 10 Minuten mehr Verspätung als unser Zug. Eher ungewohnt für Schweizer Verhältnisse :-)
Aufgrund der Verspätung kommt es dann noch kurzfristig zum Gleiswechsel, da auf dem Hausbahnsteig bereits der Gegenzug nach Luzern erwartet wird. Bei schmuddeligstem Wetter fährt der Zug in den Bahnhof ein. Merkwürdigerweise besteht dieser aus einem dreiteiligen Fink sowie einem „Viersiebtel“ eines sonst siebenteiligen Adlers. Kennt hier jemand die Hintergründe zu dieser Komposition?
Vor dem Einsteigen entsteht noch schnell dieses Foto vom eingefahrenen IR nach Interlaken Ost sowie dem auf die nächste Fahrt nach Innertkirchen wartenden Triebwagen der MIB. Dazwischen liegt die Systemtrennstelle zwischen der mit 15 kV betriebenen Zentralbahn sowie der mit Gleisspannung von 1200 V ausgerüsteten MIB. Wer weiß wie lange diese Trennstelle noch Bestand haben wird. Aufgrund der Übernahme der MIB durch die Zentralbahn zum 01.01.2021 wird wohl ein Umbau der MIB auf 15 kV sowie eine Durchbindung der bisher von Interlaken aus in Meiringen endenden Züge bis nach Innertkirchen geprüft.
Vor dem Einchecken ins Hotel reservieren wir uns direkt im Außenbereich (mit Dach!) unserer Wunschlocation noch einen Platz zum Abendessen, um dort bei einer großen Portion Rösti uns für den nächsten Tag zu stärken.
Damit geht auch dieser Tag bereits zu Ende.
Für den nächsten Tag ist dann zum Glück wieder besseres Wetter (zumindest ohne Regen) angesagt. Damit steht unserer Rundtour über Brig – Göschenen – Gotthard-Südrampe – Locarno – Centovalli - Domodossola und zurück wohl nichts im Weg.
Bis dahin müsst ihr euch aber noch einige Tage bis zum dritten Teil gedulden.
Vielen Dank an dieser Stelle noch für die zahlreichen Rückmeldungen/Ergänzungen zum ersten Teil.
Viele Grüße
Tobias