Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Tour am Dreiländereck bei Basel. Im
ersten Teil hatten wir die Kandertalbahn besucht und waren anschließend in Weil am Rhein angelangt. Heute widmen wir uns dem grenzüberschreitenden Tram nach Basel und der Birsigtalbahn.
Teil 2: Weil am Rhein – Basel – Rodersdorf – Leymen – Basel - Liestal
Nachdem wir schon die
Saarbahn von Saarbrücken nach Sarreguemines und die
Straßenbahn von Straßburg nach Kehl erkundet hatten, steht heute die nächste grenzüberschreitende Straßenbahn auf unserem Programm. Ich meine, das sind dann alle internationalen Straßenbahnen von und nach Deutschland, oder vergesse ich etwas?
Am Bahnhof von Weil am Rhein befindet sich der Endpunkt der Linie 8 der Straßenbahn Basel. Die Endhaltestelle befindet sich auf einer Brücke über dem Gleisfeld der Bahn, am Ende der Brücke gibt es eine Wendeschleife. Als die grenzüberschreitende Verlängerung der Tramstrecke 2014 eröffnet wurde, war dies der erste Bau einer grenzüberschreitenden Straßenbahnstrecke in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir werfen noch kurz einen Blick über den Bahnhof und die Gleise der Rheintalbahn, dann steigen wir ein.
Wenig später - noch vor der Grenze – steigen wir schon wieder aus. Von der Haltestelle Dreiländerbrücke laufen wir zu eben jener Brücke. Die Dreiländerbrücke verbindet Weil am Rhein mit dem französischen Huningue (Hüningen). Die Brücke wurde 2006 fertiggestellt, mit einer Gesamtlänge von 248 Metern ist sie die längste als Bogenbrücke ausgeführte Radfahrer- und Fußgängerbrücke der Welt.
Ihren Namen verdankt die Brücke dem Dreiländereck, welches wir hier sehen: links das deutsche Ufer, rechts das französische Ufer und die Landspitze in der Mitte gehört zum Basler Rheinhafen und ist schweizerisch. Das eigentliche Dreiländereck liegt vor uns in der Mitte des Rheins.
Beim nächsten Bild blicken wir rheinabwärts.
Nun wenden wir uns wieder der Straßenbahn zu. Bis zur Grenze sind es nur ein paar Schritte, hier blicken wir von der deutschen Seite auf den Grenzübergang. Im Vordergrund sehen wir die nur in Fahrtrichtung Basel bediente Haltestelle ‚Weil am Rhein Grenze‘. Da gibt es eine ganz skurrile Regelung, rechtlich gilt eine Tram bereits als in die Schweiz eingereist, wenn sich die erste Tür auf schweizerischem Territorium befindet. So können Zollkontrollen stattfinden, obwohl der restliche Fahrzeugteil noch auf deutschem Boden steht.
Das Ganze schauen wir uns jetzt auch noch von der schweizerischen Seite aus an, die Straßenbahn rechts reist gerade nach Deutschland ein. Darf ich jetzt eigentlich noch ‚Straßenbahn‘ schreiben oder müssen wir zu ‚Strassenbahn‘ wechseln?
Einigen wir uns auf ‚das Tram‘. Mit der Linie 8 fahren wir jetzt über die Grenze ins Zentrum von Basel. Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) setzen auf der Strecke Fahrzeuge vom Typ Combino ein.
Die Strecke führt zunächst durch das Hafenareal des Quartiers Kleinhüningen und das rechtsrheinische Kleinbasel…
…dann über den Rhein ins Zentrum. Wir bleiben bis zur Station Heuwaage im Tram.
Ab der Station Heuwaage fahren wir mit der Linie 10 nach Rodersdorf. Auf den ersten Blick ist das jetzt halt ein gelbes Tram und kein grünes – dabei ist die Strecke schon außergewöhnlich, denn sie gilt nach der belgisches Kusttram als zweitlängste Tramlinie Europas. Und die Strecke hat noch einen weiteren Superlativ zu bieten: sie ist die längste internationale Tramlinie.
Die heutige Linie 10 ging aus der Birsigthalbahn-Gesellschaft hervor, heute wird sie von dem Nachfolgeunternehmen Baselland Transport (BLT) betrieben. Noch immer ist die Strecke unter dem Namen Birsigtalbahn bekannt.
Das Tramnetz von Basel wird sowohl von den grünen Zügen der BVB als auch den gelben Zügen der BLT genutzt. Historisch betrachtet sind die Außenstrecken das Revier der BLT, heute sind die Strecken jedoch auch als Durchmesserlinien verknüpft.
Auf der Strecke verkehren Einrichtungsfahrzeuge, so dass wir aus dem letzten Wagen einen Blick auf die Gleise werfen können. Jetzt sind wir an der Wendeschleife bei der Station Heuwaage, früher war hier der Endbahnhof der Birsigtalbahn.
Wir verlassen nun bald das Stadtgebiet von Basel. In der Nachbargemeinde Bottmingen passieren wir dieses Schloss, das Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den wenigen erhaltenen Wasserschlössern in der Schweiz.
Der stadtnahen Abschnitt ist zweigleisig, hier wird ein 7,5-Minuten-Takt gefahren. Die Streckenführung ist unspektakulär, sie führt durch mehrere zusammengewachsene Gemeinden, weiter draußen gibt es dann Überlandabschnitte ohne Bebauung.
Die Station Flüh-Mariastein erinnert noch an einen klassischen Bahnhof. Wobei die Station schon etwas sonderlich ist, denn sie liegt weder in Flüh noch in Mariastein. Eigentlich sind wir hier in Bättwil, der Ort Flüh und das Wallfahrtskloster Mariastein liegen in einer Nachbargemeinde.
Nun wird es landschaftlich reizvoller und auch sonst interessant, denn die Strecke führt hier für knapp drei Kilometer durch Frankreich. Wir blicken jetzt vom Tram über das Leimental, in der Ferne fließt der Birsig, der der Bahn ihren Namen gab. Wir sind im Sundgau, der zum südlichen Elsass gehört.
Die Birsigtalbahn ist gut 16 Kilometer lang, der letzte Streckenabschnitt ist eingleisig. Bis zur Endstation Rodersdorf besteht ein 30-Minuten-Takt. Das Fahrtziel Rodersdorf ist nun gleich erreicht.
Rodersdorf ist eine ländliche Gemeinde mit gerade mal 1.300 Einwohnern, das Gemeindegebiet ragt weit in das französische Staatsgebiet, so sind fast 90 Prozent der Gemeindegrenze gleichzeitig Staatsgrenze. Außerdem ist der Ort auch eine Exklave des Kantons Solothurn, der ansonsten vom Kanton Basel-Landschaft umschlossen ist. Im Zentrum liegt die katholische Kirche St. Laurentius aus dem Jahr 1678.
Folgen wir nun dem Wegweiser…
…zurück zum ehemaligen Bahnhof. Die meterspurige Birsigtalbahn wurde anfangs als Dampfstraßenbahn betrieben, sie wurde 1905 elektrifiziert. Im Jahr 1910 wurde die Verlängerung bis hier nach Rodersdorf in Betrieb genommen. Mit der Integration in das Tramnetz von 1982 bis 1984 wurde in Rodersdorf eine Wendeschleife gebaut.
Die BLT setzt auf der Strecke Fahrzeuge des Typs Tango von Stadler ein. Die 80 km/h schnellen Fahrzeuge wurden zwischen 2008 und 2016 ausgeliefert, sie haben 101 Sitzplätze und verfügen über WLAN.
Diesmal fahren wir nur eine Station weit, denn der nächste Halt ist in zweierlei Hinsicht interessant: diese Station liegt in Frankreich und sie hat in meinen Augen das schönste Bahnhofsgebäude der Strecke.
Und da sind wir: Leymen im Elsass. Als die Verlängerung der Bahnstrecke bis Rodersdorf im Jahr 1910 eröffnet wurde, hieß der Ort Leimen und gehörte zum Deutschen Reich. Da ein Hügel des Jura-Nordfußes eine Streckenführung über schweizerisches Territorium verhinderte, blieb nur der Weg über Leymen. Das Deutsche Reich stimmte dieser Streckenführung nur unter der Bedingung zu, dass Leymen eine Station an der Bahnlinie erhält.
Leymen hat etwa 1.200 Einwohner, der Name des Orts und auch des Leimentals geht auf Lehmvorkommen in der Region zurück. Die Grenze verläuft in dieser Gegend im Zickzack, wie auch Rodersdorf ist Leymen zu drei Seiten vom Ausland umgeben. Die Kirche Saint-Léger / St. Leodegar stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Zurück zum Bahnhof. Das Empfangsgebäude im Fachwerkstil wurde 1997 vollständig renoviert. Leymen blieb der einzige französische Bahnhof an der Strecke, ein geplante Weiterführung der Birsigtalbahn ins französische Belfort wurde nie realisiert. Im Bahnhof Leymen finden ganztägig Zugkreuzungen statt. Wir verlassen nun Frankreich wieder und fahren zurück nach Basel.
Dort wechseln wir zum Bahnhof Basel SBB, für unser nächstes Ziel fahren wir eine Station mit dem InterRegio bis Liestal.
Die Fahrt auf der Hauensteinstrecke dauert nur 10 Minuten, hier ein Blick auf die Gleise des Rangierbahnhofs Basel-Muttenz. Beim nächsten Bild sind wir schon in Liestal, an der Weißen Fluh am Liestaler Schleifenberg grüßt eine Schweizerfahne.
Und damit sind wir am Ende von Teil 2 angelangt. In den nächsten Tagen folgt der dritte und letzte Teil, der sich dann der Waldenburgerbahn widmen wird.
Als kleines Appetithäppchen nachfolgend schon ein erster Eindruck, wie es weiter geht…
Viele Grüße
Tobias