geschrieben von: Stationsvorsteher
Datum: 14.12.20 15:13
geschrieben von: Sören Heise
Datum: 14.12.20 16:22
geschrieben von: Saxobav
Datum: 14.12.20 16:55
geschrieben von: pelzer
Datum: 14.12.20 18:42
geschrieben von: Gt2x4/4
Datum: 14.12.20 19:01
Mir ist der Artikel auch aufgefallen....
Ich kann den Artikel der NZZ leider nicht ganz lesen. Aber damals haben die Italiener diese Bahnwagen auf den San Giacomo Pass transportiert, um der Schweizer Armee zu demonstrieren, dass sie auch in der Lage wären, Kanonen da hinauf zu bringen. Denn der San Giacomo Pass ist bloss 15 Kilometer von der wichtigen Festung San Gottardo entfernt - also in Schussdistanz der Kanonen!
Die Schweizer waren richtig geschockt. Man hätte nie gedacht, dass die Italiener die Flanke der Gotthard-Festung und das Südportal des Gotthard-Eisenbahntunnels bedrohen könnten. Die gesamten Verteidigungsanlagen am St. Gotthardpass wurden daraufhin erweitert und der neuen Bedrohung aus dem Westen angepasst. Und das bloss wegen zwei Eisenbahnwagen...
Gruss Pelzer
Mussolini und die provozierenden Bahnwaggons im Hochgebirge
Unter dem italienischen Diktator Mussolini werden am Pass San Giacomo auf rund 2300 Metern über Meer zwei Eisenbahnwagen aufgestellt. Das ist eine gezielte Provokation an der Grenze und führt zu energischen Gegenmassnahmen der Schweiz – ein Blick zurück.
1930 – mitten in der faschistischen Ära des Diktators Benito Mussolini – verwirklicht der Mailänder Architekt Piero Portaluppi auf der italienischen Seite des Passes ein irrwitziges Projekt. Auf die Pfeiler setzt er einen Speisewagen und einen Schlafwagen, blau gestrichen und ausgestattet mit rotem Samt, goldenen Stuckaturen, Zentralheizung, fliessend Wasser und elektrischem Licht. «Wagristoratore San Giacomo Pescatore» nennt er die bizarre Gaststätte. Nur drei Autostunden von Mailand entfernt, soll sie Alpinisten, Ausflügler und vor allem die verwöhnte Mailänder Oberschicht in ihren Automobilen auf den Pass locken. Portaluppi schwärmt, der «Wagristoratore» liege in einer unberührten Landschaft, «reich an leuchtender Alpenflora, Nadelgehölzen, klaren Bergseen, umgeben von einer Korona von Bergkolossen, deren Gipfel majestätisch in den blauen Himmel emporragen, in einem Szenario vollkommener alpiner Schönheit».
Der Gotthard in Schussweite
Doch die extravagante Waggonherberge ist nicht bloss ein Spleen eines schwärmerischen Architekten, sondern eine gezielte Provokation mit erheblicher politischer Sprengkraft. So ist es auch kein Zufall, dass der italienische Arbeitsminister Giuseppe Bottai, Mitgründer der faschistischen Partei und Mussolini-Vertrauter der ersten Stunde, die Gaststätte zur Eröffnung im August 1930 mit einem Besuch beehrt. Der Pass ist nämlich eine strategisch bedeutsame Stelle und spielt in den militärischen Dispositionen Italiens eine wichtige Rolle. Das Val d’Ossola liegt wie ein Keil zwischen dem Tessin und dem Wallis. Das nördliche Nebental Val Formazza berührt am San Giacomo fast das Bedrettotal. Nur 14 Kilometer Luftlinie sind es vom Pass bis Airolo und zum Südportal des Gotthard-Bahntunnels. Nirgendwo sonst kommt Italien den Verkehrswegen durch und über den Gotthard so nahe. Und wer Bahnwagen auf den San-Giacomo-Pass bringen kann, der kann auch Truppen und schweres Geschütz dort hinauf transportieren. Der Gotthard liegt in Schussdistanz der italienischen Artillerie.
Was aus den Bahnwagen auf dem San-Giacomo-Pass wurde, ist nicht geklärt. Laut dem Blog Archivio Iconografico del Verbano Cusio Ossola wurden sie während des Krieges vernachlässigt und aufgegeben. Ob Partisanen sie anzündeten, als sie sich in die Schweiz absetzten, oder ob es Faschisten waren, die ihnen den Unterschlupf nehmen wollten, muss offenbleiben. Ebenso die Aussage eines später hohen Schweizer Militärs, der im Speisewagen noch 1948 als kleiner Junge eine warme Milch getrunken haben will. Irgendwann wahrscheinlich in den 1950ern verschwanden die Wagen vom Pass. Nur die rätselhaften Pfeiler zeugen noch davon, dass hier die Eroberung des Tessins vorbereitet wurde.
geschrieben von: X73900
Datum: 14.12.20 20:35
geschrieben von: leofink
Datum: 15.12.20 05:14
So macht es am meisten Sinn. Eine öffentliche Provokation und Demonstration der Leistungsfähigkeit der Strasse durch den italienischen Staat wäre ja widersinnig, wenn man gleichzeitig annimmt, dass die Strasse dem Einmarsch ins Tessin dienen sollte.Zur Kriegszeit waren diese Wagen offensichtlich kaum mehr ein Thema. Aber dass die Gotthardfestung zu dieser Zeit noch auf dem Stand des ersten Weltkriegs war ist ja kein Geheimnis. Vermutlich sollte der Artikel von 1925 eben auch die Schweizer Bevölkerung wachrütteln!
Um die „Leistungsfähigkeit der Strasse“ ging es dabei überhaupt nicht.eugenR schrieb:So macht es am meisten Sinn. Eine öffentliche Provokation und Demonstration der Leistungsfähigkeit der Strasse durch den italienischen Staat wäre ja widersinnig, wenn man gleichzeitig annimmt, dass die Strasse dem Einmarsch ins Tessin dienen sollte.Zur Kriegszeit waren diese Wagen offensichtlich kaum mehr ein Thema. Aber dass die Gotthardfestung zu dieser Zeit noch auf dem Stand des ersten Weltkriegs war ist ja kein Geheimnis. Vermutlich sollte der Artikel von 1925 eben auch die Schweizer Bevölkerung wachrütteln!
Eine Luftseilbahn ist hier verzeichnet, etwa 500m von dem langgezogenen Kasernenbau entfernt. Die Seilbahn ist die schwarze nahezu senkrechte Linie im 1.Quadranten.Grüezi
man schaue sich mals die Karten der Region an. Der Fischsee, in dessen Tal die Strasse liegt, ist praktisch rund herum von Schweizer Teritorium umschlossen. Auf dem Passo San Giacomo gab es eine Schweizer Garnison, erschlossen durch Seilbahnen. . . .
Die Talstation ist schon noch da, allerdings am Luftbild schwer auszumachen durch das begrünte Dach und die ins Gelände integrierte Bauform.Eine Luftseilbahn ist hier verzeichnet, etwa 500m von dem langgezogenen Kasernenbau entfernt. Die Seilbahn ist die schwarze nahezu senkrechte Linie im 1.Quadranten.
link
Schaltet man um auf Bildansicht, ist sie weg, die Talstation ist weg, die Bergstation noch da.
Gibt es für diese Darstellung eine Erklärung?
Hallo zusammen,... zumal ein Unterbruch des Nord-Süd-Verkehrs Italien wohl geschadet hätte.
Mit Sicherheit wird das Ganze in ein paar Jahren wieder ein historisches Wiederholungsthema sein.
Urs
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