Moin!
Weiter geht die Reise... Hier nochmal der erste Teil.
Auch am 16.09.2018 verlegten wir unseren Schlaf schon früh vom Hotel in den Zug. So lange es dunkel ist verpasst man ja nichts, zumal die Strecke später nochmal im Hellen und hoffentlich wachen Zustand gefahren werden sollte. Weit hatten wir es nicht von Bett zu "Bett"... Wir fuhren um 05:52h mit R209 von Brig Bahnhofplatz nach Zermatt. Der Zug stand direkt gegenüber vom Hotel auf Gleis14 bereit. Es war der Triebwagen ABDeh 4/10 2012 der MGB mit dem wir in die, bis auf wenige Ausnahmen, autofreie Stadt fuhren. Unser Ziel war in der kürze der Zeit keine Bergfahrt, sondern der Glacier-Express. In der Zeit zwischen den Zügen gab es ein leckeres Brötchen und den wolkenverhangenen Blick zum Matterhorn. Wir konnten es leider nicht sehen. Nach gut 1 1/2Stunden Rundgang im schönen Städtchen ging es wieder zum Bahnhof. Es war auch schon relativ kühl hier oben...
HGe 4/4II 2 der MGB mit GEX902 "Glacier-Express" in Zermatt
Um 08:52h ging die Fahrt im "langsamsten Schnellzug der Welt" los. Die Landschaft und die Strecke ist schon schön. Man kann die einzelnen Teilstrecken aber auch mit Nahverkehrszügen befahren. Die Mitfahrt in diesem Zug zeichnet sich vor allem durch die Audio-Erklärungen der Sehenswürdigkeiten, die gute Verpflegung und die Panoramawagen in der 1. und 2.Klasse aus. Ein Nachteil ist allerdings, dass sich die Fenster der Panoramawagen nicht öffnen lassen und Fotos dadurch fast immer irgendwo verspiegelt sind.
Bei dieser Fahrt sahen wir nun auch was von der Strecke nach Brig. Der Zug steigt von etwa 1600m wo Zermatt liegt, auf etwa 670m nach Brig hinab. Dort geht es seit einigen Jahren geradeaus weiter nach Andermatt. Bei der Fahrt im Jahr 2003 wurde hier noch die Fahrtrichtung gewechselt und über die mittlerweile zurückgebaute Strecke über Naters ausgefahren. Ab Brig steigt die Strecke wieder langsam auf etwa 1430m bis Andermatt an. Hier besteht Anschluss nach Göschenen was etwa 4Km weiter, aber 330m tiefer an der Gotthardstrecke liegt. Unsere Fahrt geht weiter über den höchsten Punkt der Strecke, dem Oberalppass. Die Strecke steigt hier auf etwa 2033m an und fällt anschließend bis Disentis/Muster um etwa 900m ab. In Disentis wechselt der Betreiber, denn hier endet das Streckennetz der MGB. Die RhB übernimmt den Zug mit einem Lokwechsel. Ab hier kommt man ohne Zahnstangen aus. Es wird auf Ge 4/4II 623 gewechselt.
Ge 4/4II 623 der RhB mit GEX902 beim Lokwechsel in Disentis/Muster
Ab Disentis geht die Strecke weiter bergab. Von etwa 1130m geht sie auf der Fahrt durch den Kanton Graubünden, u.a. mit der schönen Rheinschlucht, bis Chur auf unter 600m. Dort wechselt der Zug die Fahrtrichtung und fährt bis Reichenau-Tamins wieder auf der gleichen Strecke zurück, zweigt dann aber nach Thusis ab, wo die Albulastrecke beginnt. Hier gibt es die vielen bekannten Viadukte, wie z.B. das Landwasserviadukt (ich glaube hier sagt man "das"). Auf der Fahrt nach St. Moritz steigt die Strecke kurzzeitig nochmal auf über 1800m an, St. Moritz liegt dann, etwas höher als der Ort an dem die Fahrt startete, auf etwa 1775m.
Die Fahrt und das ständige frühe Aufstehen machte sich jetzt langsam bemerkbar. Wir hatten keine Lust mehr auf die eingeplanten etwa 90min, in denen wir etwas durch St. Moritz laufen wollten. Wir holten uns am Schalter der RhB unsere Urkunde für die Mitfahrt auf der gesamten Strecke des Glacier-Express und gingen zum Zug. Mit dem IR1160 fuhren wir zurück in Richtung Chur.
Ge 4/4III 647 mit IR1160 in St. Moritz
In Reichenau-Tamins stiegen wir in die nachfolgende S-Bahn der Linie 2 um, weil wir in Chur West aussteigen mussten, um näher an unserem Hotel zu sein.
ABe4/16 3105 als S2 bei der Abfahrt in Chur West
Der Bahntag endete schon um 19:08h nach 13Stunden und 16Minuten. Wir hatten ein Hotel gebucht, das sich ein Haus mit einer Burgerkette teilt. Hier waren wir dann auch ganz romantisch Abendessen. Zumindest der Preis war ähnlich einem romantischen Essen...
Der 17.09.2018 war der vierte und letzte Tag unseres Swiss Travel Passes. Wir schwankten bei der Planung zwischen mehreren Möglichkeiten, den Tag bis zur Abfahrt des Nightjet am Abend zu verbringen. Wir entschieden uns für einen weiteren Ausflug auf dem Streckennetz der RhB. So ging es nach einer langen Nacht um 05:44h schon wieder los. Wir fuhren mit der S1582 nach Landquart. Damit setzten wir quasi die Fahrt vom Vortag fort, denn wir stiegen nicht nur in Chur West ein, sondern auch noch in den Triebwagen, aus dem wir am Abend vorher hier ausgestiegen waren. Von Landquart ging es mit R1015 nach Davos Platz. Hier gönnten wir uns in einer Stunde Aufenthalt ein nettes selbstgemachtes Frühstück aus dem Supermarkt.
Ge 4/4III 652 mit R1015 in Davos Platz. Extra für uns machte der Zug eine "Foto-Einfahrt"... Nein, hier beim umsetzen nach der Ankunft
Hinter der Ge 4/4III 650 ging es im R1809 weiter nach Filisur. Dort sammelte uns der BEX951 "Bernina-Express" ein, mit dem wir ins italienische Tirano fahren wollten. Die 6Wagen des Bernina-Express werden dabei von Triebwagen der Baureihe ABe8/12 gezogen.
ABe8/12 3515 der RhB mit BEX951 bei der Einfahrt in Filisur. Rechts die Strecke von Davos
Auch diese Züge überwinden eine größere Steigung, das wusste ich. Das der höchste Punkt höher ist als der des Glacier-Express war mir neu, ich hatte nicht so viel darüber gelesen. Ich hatte immer den Eindruck, dass alle nur vom Glacier-Express reden, deswegen war er das Highlight. Aber relativ schnell waren wir begeistert von den Strecken, die dieser Zug befährt. Erst Albulabahn und dann ab Pontresina die Berninabahn.
Noch an der Albulalinie liegt Bergün/Bravuogn. Das Bild kannten wir vom Vortag aus dem Glacier-Express, der diesen Streckenasbchnitt auch befährt. Hier aus der zweiten von drei Ebenen
Morteratschgletscher und Piz Bernina
Der Lago Bianco bei Ospizio Bernina
Kurz hinter dem See gab es in Alp Grüm einen 16minütigen Kreuzungshalt mit Blick auf den Palügletscher
Pünktlich um 12:49h waren wir in Tirano und hatten sogar Zeit ein Paar Euro auszugeben. Es gab Pizza und Eis. Und nach einem kurzer Spaziergang ging es zurück. Um 14:25h fuhren wir mit BEX950 nach Chur. Ich hatte im Panoramawagen auf der Hinfahrt erst spät die kleinen Fenster, an den Wagenenden ohne Tür bemerkt, die sich öffnen lassen. Die Bilder der Hinfahrt sind alle durch unser Fenster vom Sitzplatz aus entstanden. Auf der Rückfahrt ging ich immer rechtzeitig ans Fenster und wechselte mich mit den anderen Reisenden ab.
Das Kreisviadukt von Brusio ist ein bekanntes Bild. Vorne biegt unser "Zugtriebwagen" ABe8/12 3509 zur Einfahrt ab
Kreisviadukt Brusio
Und nochmal von oben
Lago di Poschiavo beim Halt in Poschiavo
Den Lago Bianco kennen wir schon von der Hinfahrt
Hier in der Kurve mit Zug
ABe 4/4III 52 mit Gegenzug in Ospizio Bernina
In Ospizio Bernina liegt der höchste Punkt der Strecke. Wir sind in Tirano auf 429m losgefahren und sind hier auf etwa 2250m Höhe. Hier liegt auch die Wasserscheide zwischen Adriatischem Meer (Po) und Schwarzem Meer (Donau). Auf dem Foto mit dem Gegenzug in Ospizio Bernina stehen links LKW, dort ist ein Schild als Hinweis auf die Wasserscheide aufgestellt. Das Foto entstand auf der Seite der Adria.
Blick auf das Landwasserviadukt kurz hinter Filisur
Um 18:20h waren wir wieder in Chur. Von dort fuhren wir mit IC936 nach Zürich. Der Zug sollte planmäßig einen Panoramawagen haben. Es war aber leider eine Ersatzgarnitur bereitgestellt. Leider? Irgendwie doch nicht... In einem EW I-Park bin ich glaub ich vorher nie gefahren.
420 124 mit IC936 in Chur
In Zürich HB kamen wir pünktlich an und fuhren mit IC831 nochmal nach Zürich Flughafen. Zurück ging es mit EC192. Der Panoramawagen sollte zum Abschluss nochmal sein... Dann gab es Abendbrot vor der 10stündigen Nachtzugfahrt. Ein Schlafwagen im NJ467 nach Wien war unser nächtliches Quartier. Wie gönnten uns ein Double Deluxe im Doppelstock-Schlafwagen. 420 128 zog die 12Wagen nach Buchs SG an die Grenze zu Liechtenstein. Dort übernahmen die ÖBB-Loks 1116 126 und 1116 057 den Zug. Über den Arlberg bis Innsbruck ging es in Doppeltraktion. In Innsbruck ging die erste Lok ab und 1116 057 brachte den Zug alleine nach Salzburg, wo der Zug etwas mehr als 1Stunden Aufenthalt hatte.
1116 126 und 1116 057 mit NJ467 in Buchs SG
In Salzburg wurden die Kurswagen nach Prag und Budapest gegen die Kurswagen von Venedig getauscht und eine neue Lok vorgespannt. Um 07:50h waren wir 5min vor Plan in Wien Hbf. Die Fahrt vom letzten Hotelaufenthalt bis hier dauerte 26Stunden und 6Minuten.
1116 064 mit NJ467 in Wien Hbf
Nach der pünktlichen Ankunft waren wir rechtzeitig zur Öffnung im Tiergarten Schönbrunn. Dort verbrachten wir wieder fast 8Stunden. Danach ging es ins Hotel zum einchecken und später zum Prater, für das obligatorische Wiener Schnitzel. Schon um 20Uhr waren wir völlig fertig zurück im Hotel und schliefen ein.
Am 19.09.2018 kam nur noch die Rückreise. Wie fuhren über München nach Hannover, der Sparpreis war wesentlich günstiger.
1116 200 mit dem Zugteil RJ660 nach Bregenz, hinten 1116 229 mit Zugteil RJ260 nach München in Wien Hbf
Die 21min Übergang in München Hbf haben gereicht um ein verspätetes Frühstück zu besorgen und dann mit dem ICE538 weiter zu fahren. Wegen einer Signalstörung bei Ansbach hatte der Zug in Würzburg 29min Verspätung. Der Zugteil endete daraufhin in Hannover, der Anschluss nach Hause war weg und die Fahrt endete wie sie begonnen hatte, mit 25%-Erstattung der Fahrkarte. Willkommen zurück!